Geschichten:Höhere Gerechtigkeit - Teil 5: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 21. Juli 2009, 14:58 Uhr

Das Pferd rannte mit stampfenden Hufen auf Ritter Wolfward von Schroffenstein zu. Schild und Schwert erhoben erwartete er den Angreifer von links. Der Junker von Firunshöh holte zu einem vernichtenden Schlag aus und im allerletzten Moment sprang Wolfward vor dem heran preschenden Pferd auf die andere Seite – die Seite der Waffenhand seines Feindes. Von Firunshöh wollte seinen Hieb herum reißen und drehte sich schnell im Sattel, doch der Greifenfurter war einen Herzschlag schneller. Um ein Haar hätte ihn das Pferd nieder getrampelt, doch daran verschwendete er in diesem Augenblick nicht einen Gedanken.

Mit einem schnellen Streich traf er den Dienstmann des Pfalzgrafen zu Reichsgau in die Seite und warf ihn von seinem Pferd. Der Hieb hatte das Kettengeflecht aufgerissen, hatte aber das Fleisch darunter unversehrt gelassen.

Von Firunshöh krachte wie ein Sack Weizen zu Boden und wälzte sich im Dreck. Schwer atmend wankte Wolfward heran und brach in die Knie, denn seine Beine hatten unter dem qualvollen Ächzen der Hüfte nachgegeben.

„Haltet durch, Wolfward!“ rief Khorena von Ahrenstedt vom Rande ermutigend. „Die Götter sind mit Euch!“

Cordovan hatte die Hände zu Fäusten geballt und starrte genauso angespannt wie seine Kameraden auf den Kampfplatz. Jetzt würde die Entscheidung fallen.

Mit allerletzter Kraft bäumte sich der Junker von Firunshöh auf. Sein Schild war beim Sturz endgültig geborsten; also packte er das Schwert mit beiden Händen. Unter lautem Geschrei stürzte er sich auf seinen Gegner und hackte den Schild des Greifenfurters mit einem wütenden Hieb entzwei. Wolfward wäre beinahe umgestürzt, rappelte sich aber, sein zweites Schwert als Gehstock nutzend nun auf.

Hastig zog er die zweite Klinge blank und stolperte einen Schritt zurück. Von Firunshöh setzte nach, doch auf diesen Augenblick hatte der Greifenfurter gewartet. Mit einem wilden und eher ungezielten Hieb seiner schwachen Hand fegte er die Klinge des Gegners zur Seite. Mit zwei Schwerten zu fechten war nie seine Spezialität gewesen und er verlor die Klinge sogar. Doch für einen kurzen Moment war der Hartsteener ungedeckt. Von Schroffenstein trieb die Spitze seines altehrwürdigen Schwertes, das ihm schon so lange Jahre gute Dienste leistete durch die Kehle seines Kontrahenten.

Heißes Blut spritzte aus der tödlichen Wunde und der Hartsteener stürzte röchelnd auf die Knie. Der Korbronner zog sein Schwert zurück und bereite seinem Gegner mit einem beidhändigen mächtigen Streich, der tief in die Schulter des Sterbenden fuhr, ein Ende.

Leblos sackte der Körper des Junkers von Firunshöh nach vorne, das Schwert entglitt sogleich seinen kraftlosen Händen.

Kaum war der Kampf beendet, da eilten auch schon die Gefährten des Krobronner Ritters herbei um sich um ihren Freund und Kameraden zu kümmern.

Eldwin stützte ihn, während Khorena der Edlen Linea von Travesried half Verbände und Kräutertinkturen herbei zu schaffen.

Rondrigo von Ahrenstedt lächelte stolz. „Die Götter haben uns ihren Willen gezeigt. Die Anschuldigungen des Junkers von Firunshöh waren falsch. Möge Boron seine Seele bei sich aufnehmen und ihr Frieden schenken.“

„.... und möge Praios geben, dass er in seinem nächsten Leben ein besseres Leben hat.“ Fügte Gar’wain noch immer vom Kampf ergriffen an.

Das Götterurteil war beendet und einige Knechte machten sich daran die Ordnung wieder herzustellen, indem sie die Rösser zurück in den Stall brachten.

Ritter Wolfward von Schroffenstein wurde ins Haus gebracht und zügig versorgt. Auch wenn er ein paar Wochen sicherlich noch angeschlagen sein würde, so hatte er das Gefecht dennoch im Großen und Ganzen gut überstanden.

„Härr von Schrottenfain,“ kniete Gar’wain stolz vor dem alten Ritter, „isch bitt Eusch, als Kriegär wurdä isch von einär Darpatin geboren mit ainem Nebachotän als Vatär. Noch nie fühlte isch mich irgändwo zuhausä. Doch von nun an soll dies andärs sain. Nachdäm ich Euch kämpfän sah, bin isch mähr dänn jä von meinem Endtschluss überzeugt und meschte auch ein Rittär der Mark, ein Rittär des stolzän Graifenfurts werden, denn hier soll main Haim sain. Wolldt Ihr mir die Ähre gebän und der Rittär sein, nachdem isch einst fragtä, als isch in dieses Haus kam und misch ausbildän?“

Der alte Ritter lächelte bei diesen Worten und gab seine Zustimmung. „Von nun an sollst Du Greifenfurter sein!“

Nach diesem feierlichen Moment wandte sich Cordovan an Rondrigo: „Was geschieht nun mit dem Leichnam? Sollen wir ihn hier begraben?“

„Er soll mit dem Harnisch und dem Schwert auf dem Anger begraben werden. Ein Boronsrad soll errichtet und eine kleine Holztafel, die seinen Namen und seine Titel trägt soll dort angebracht werden. Er fiel im rondragefälligen Zweikampf und auch wenn er ein Schurke war, so hat er diese letzten Ehren verdient.“

Cordovan stimmte zu. „Das denke ich ebenso. Ich werde mich darum kümmern.“

„Ich danke dir.“ Rondrigo wandte sich ab und begab sich in das Gutshaus. Für den Kriegsrat waren noch einige Vorbereitungen zu treffen.


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