Geschichten:Frühlingssturm - Weiden gegen Rabenmark: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 21. Juli 2009, 14:59 Uhr
Lanzelund von Weiden-Harlburg-Streitzig. Ein Weidener also. Welfert hob die Lanze zum Ehrengruß, um sie dann auf dem Sattel abzustützen. "So dann Hochgeboren, lasst uns schauen, wer dem Finale würdig."
Ein frostiger Wind kam auf und ließ die schwarzweiße Kuvertüre des Norburger Riesen wild aufwehen und die Fahnen und Banner der Ritter flattern. Ein Knecht führte das Ross am Zaumzeug an die Schranke, als das falsche Tier unvermittelt nach der Hand des Knechts schnappte. Dieser wusste wohl um die tückische Eigenheit der Mähre, da er eilends seine Finger außer Reichweite zog und einen Schritt zurücktrat.
'Ach je, ein Rabenmärker und Ränkeschmied', Lanzelund blickte hinüber zu seinem nächsten Gegner. Ein wenig war ihm ungehaglich. Mit Raben umgab er sich nicht gern, immerhin wußte jeder, dass sie vom Tod kündeten und Menschen, die sich im Leben so viel mit dem Tod beschäftigten, mussten einfach grundlegend was mißverstanden haben. Er mochte solche nicht, er mochte die Rabenmark nicht, unheimlicher Name das und überhaupt: wie hatte Rohaja nur Todesdienern Land geben können? Er verstand das nicht. Aber er verstand sein Handwerk und auf dieses konzentrierte er sich nun. Sehr intensiv, denn dann musste er sich nicht weiter mit dem Mersinger und seiner Herkunft befassen und das war besser. Schnell wollte er diesemal die Entscheidung, sich schnell der Gegenwart des Rabenmärker entledigen.
Vom Donnern der Pferdehufen begleitet, prallten die beiden Baroneaufeinander. Welfert war von der schieren Wucht des Treffers überrascht. Zwar amüsierte er sich über die gängigen Vorurteile, dass der Weidener von Stand am liebsten Orks jagt und kam einmal seiner eisernen Kluft entstiegt, doch hatte er nicht diese Humorlosigkeit erwartet, mit der ihn Lanzelund aus dem Sattel hob. Zwar konnte er sogar noch den Sattelknauf ergreifen, doch dem Sog seiner Plattenrüstung hatte er nichts entgegenzusetzen. Krachend stürzte er rücklings zu Boden, schlug schwer auf und blieb schlitternd liegen. Der Aufprall raubte ihm die Luft, so dass er sich aufbäumte, um seine Lungen mit Luft zu füllen. Es dauerte einige Herzschläge, ehe Knappe und Knecht an seiner Seite waren, um ihren Herrn aus seiner misslichen Lage zu helfen. Denn die schwere Platte drückte Welfert nieder und erschwerte es ihm, sich eigenständig zu erheben. In dieser entwürdigenden Position hatte er sich lange nicht mehr befunden. Dieser dreimal verfluchte Lanzelund. Schließlich hatte man ihn wieder aufgerichtet und seine Fassung kehrte zurück. Ein kaltes Lächeln stahl sich in Welferts Gesicht, als er zum Weidener emporblickte.
"Meinen Glückwunsch Hochgeboren, Eure Bewegungen sind flüssig und geübt, wie die eines wahren Ritters. Noch mehr Fortüne im Finale." Dann wandte er sich ab und lächelte den Zuschauern freundlich zu. Noch während er die Hand zur Empore hob, zischte er zwischen den Zähnen hindurch: "Denn lediglich Glück war es, dass Euch beistand in diesem Geplänkel. Wäre dies ein echter Kampf, weiltet Ihr bereits bei den Toten."
Lanzelund sonnte sich im Gefühl des Sieges, im Applaus des Publikums und - dessen war er sicher - der Bewunderung des anwesenden Weibsvolkes. Welferts erste Worte entlockten ihm dann auch ein geschmeicheltes Lächeln. Der nachgeschobene und deutlich leiserer Satz hingegen traf den Weidener völlig unvorbereitet.
Er erstarrte in der Bewegung und warf Welfert einen ungläubigen, um nicht zu sagen, verdadderten Blick zu, blinzelte und beugte sich dem Rabenmärker zu. "Wie meinen? Habe ich das gerade richtig verstanden? Zweifelt Ihr die Rechtmässigkeit des Ausgangs der Tjoste etwa an?", fragte er wohl vernehmlich.
Seine Sängerin derweil bekam große Augen, der heisere Unterton ihres Herrn war ihr nicht entgangen und das konnte nur eins bedeuten: Ärger.
"Ich? Aber nein. Wie kommt Ihr denn auch so eine sonderbare Idee? Haben die Geister der Toten Eure Sinne verwirrt?"
"Wovon redet Ihr, Mann?", Lanzelunds Gesichtsfarbe wechselte ins rötliche. "Sagtet Ihr eben nicht, in einem echten Gefecht wäre ich nun tot und allein Glück ermöglichte mir den Sieg?"
Unverständnis zeigte sich auf dem Gesicht des Mersingers, als er in seiner Bewegung inner hielt und sich pikiert umwandte. "Ich fürchte, der schwere Wein ist seiner Hochgeboren zu Kopf gestiegen." Die hochgezogenen Brauen gingen einem verstehenden Nicken voraus, dass von einem, nun gnädigen Lächeln begleitet, mehr den Zuschauern galt.
"Wein? Blödsinn, ich habe keinen Wein getrunken, nicht vor der Tjost!" Der Baronett beruhigte sich weider ein wenig und begann zu grinsen. Dann wandte er sich dem Publikum zu und meinte aufgeräumt. "Aber es ehrt mich, wenn seine Hochgeboren der Meinung ist, ich könnte ihn selbst benebelt von Wein, den ich nichtmal getrunken habe, aus dem Sattel heben. Das schmeichelt mir nun doch ein wenig. Lassen wirs dabei bewenden, Herr Welfert, mein Knappe Meriyan wird Euch später eine Amphore mit gutem aranischen Wein bringen, er möge Euch die Niederlage versüssen." Damit drehte verbeugte sich Lanzelund erneut in Richtung des Publikums und wollte sich zum Gehen wenden.
"Nicht", fragte Welfert, der schon seit dem Morgen getrunken hatte, mit weingeschwängertem Atem. "Dann hat Euch wohl Geisterflüstern genarrt. Aber den lieblichen Wein empfange ich gerne."
"Bestens also und er bekomme Euch Wohl, Herr Welfert!", sprach Lanzelund und marschierte zufrieden vom Feld.