Geschichten:Verschollene Eber: In den Kosch - Gastfreundschaft: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 21. Juli 2009, 15:00 Uhr
Aus dem Schloss eilte auch ein älterer Herr in teurer Kleidung. Überrascht blickte er den Prinzen Edelbrecht an, doch hatte er sich schnell wieder gefangen und verbeugte sich vor den Gästen. „Mein Prinz“, wandte er sich an den Sohn des Fürsten, „es ist mir eine Freude, euch auf dem Erlenschloss willkommen zu heißen. Ich bin Ellerding vom Erlenschloss, der treue Haushofmeister eures Bruders. Steigt doch von euren Rössern und kommt herein ins Warme. Die Stallknechte werden sich um eure Reittieren kümmern und die Köche werden euch ein gutes Mahl bereiten. Wäre Wildbret nach eurem Geschmack?“
Das Lachen des Erbprinzen war schallend, als er dem Mann fest in die Augen sah: „Wahrlich, ich könnte wohl alles verspeisen, was man mir aufzutischen dächte, so lange es nur vor Hitze dampft. Aber ich werde mir das Wildbret mit Freuden und besonderem Genusse einverleiben. Und wenn es noch ein gutes Maß Gewürzwein oder heißen Mets hat, dann werde ich über die Gastfreundschaft des Schlosses noch in vielen Monden Loblieder singen.“
Lyeria fasste zuerst das Schloß, dann den herausgeputzten Hausmeier ins Auge, schüttelte unmerklich den Kopf über dessen Kleidungsstil und blieb sonst ruhig. Sie wollte sich lieber umsehen, ob hier am Tatort noch irgendwelche Indizien vorhanden waren. Um überhaupt irgendeinen Erfolg erzielen zu können, brauchten sie aber den Beistand der Götter und so würde sie mit Antara im gemeinsamen Gebet Borons Unterstützung erflehen und um Durchhaltevermögen beten. Nachdem sie angekommen waren, nahm Antara ihr die Zügel ab und brachte das Pferd in den Stall, bevor Timokles reagieren konnte. Dieser wandte sich bald an Lyeria. "Boron zum Gruße, lasst uns die traviagefällige Gastfreundschaft von Erlenschloß annehmen und nach drinnen gehen. Lange genug waren wir den Unbilligkeiten der Reise ausgesetzt. doch lasst mich zuerst Euer Pferd..." Als er bemerkte, dass Antara das Pferd bereits zu den Stallungen brachte, griff er stattdessen zu den Zügeln zweier anderer Edelmänner und ging damit drei Knechten zur Hand, die auf die Anweisung Timokles' mittlerweile aus den Betten gestiegen waren, und sich nun um die Rösser der Ankömmlinge kümmerten.
Der Haushofmeister verneigte sich erneut "Euer Wunsch ist mir Befehl. Aber steigt doch ab und kommt herein. Ich werde das Essen im warmen Kaminzimmer servieren lassen." Dabei öffnete er die Arme und schloß die ganze Reisegesellschaft dabei ein. Dann wandte er sich kurz um und gab einige Befehle an die wartenden Diener. Stallknechte eilten herbei und nahmen die Pferde in Empfang. Dann wandte sich Ellerding erneut an den Prinzen. "Ich selbst werde euch eure Gemächer zeigen, dort könnt ihr euch dann frisch machen falls es euch beliebt, während das Gesinde das Essen vorbereitet." Andere Diener kamen heran um die übrigen Gäste in Empfang zu nehmen und zu ihren Quartieren zu führen.
Der Rittmeister wandte sich Edelbrecht zu und fasste nach den Zügeln von ANSCHÜTZ, der ihn mit einem lauten Schnauben begrüsste. "Mein Prinz, rund um das Schloss herum ist alles in bester Ordnung, die Wachen sind sehr aufmerksam und verrichten ihren Dienst trotz der Kälte brav und eisern. Alles ist ruhig. Ich kümmere mich besser persönlich um Euer Ross."
'Diesen Prinzen konnte wahrlich nicht erschüttern', dachte Anselm für einen Moment.
"Wohlan, so werden wir sehen, was der Abend erbringt." Anselm ritt ebenso heran und führte schließlich sein Streitroß zu einem Stallburschen. Schnell gab er diesem einige Anweisungen bzgl. seines Pferdes und ließ auch dessen Marotten nicht aus, welche einem Unbekannten das Pferd sicherlich schwerer handhabbar machten, aber ihm selbst eher zum Vorteil gereichten. Währenddessen lockerte er selbst den Sattel und schnallte die Packtaschen ab und hängte diese sich selbst über die Schultern. 'Fürwar', dachte er sich mal wieder, 'ein Knappe wäre sicherlich hilfreich'. Sodann schritt er dem Haupthaus entgegen.
Im Inneren des Schlosses stieg eine wohlige Wärme entgegen - was für eine Wohltat nach der eisigen Kälte der eiligen Anreise. Im Gegensatz zum efeuumrankten äußeren Gemäuer war es innen meist mit wohlig gemütlichem Holz vertäfelt.
Der Haushofmeister geleitete die Gäste in einen Kaminsaal, in dessen Mitte eine lange Tafel platziert war. Im Kamin passelte ein einladendes Feuer. An den Wänden hingen Gemälde mit Naturszenen, dazwischen gesellten sich sorgsam präparierte Tiere - oftmals exotische uns merkwürdige Geschöpfe. Man erkannte einen Nachtwind, mehrere scheinbar spielende Murmeltiere, den Kopf eines Säbelzahntigers und diverse seltsame Wesen, die wie eine wilde Mischung aus Hasen, Böcken und anderem Kleinwild wirkten.
Die Tafel war noch weitgehend leer, man hatte einzig eilig einige Kelche angerichtet und drei Karaffen mit heißem Würzwein bereitgestellt. Dazwischen brannten einige Kandelaber und tauchten den Raum in ein sanftes Licht.
Der Junker von Pechackern ließ sich nicht lange bitten und ergriff einen Kelch und nahm sich etwas von dem leckeren Gewürzwein. Nachdem er den ersten Schluck genommen hatte betrachtete er die ausgestellten Geschöpfe ein wenig eingehender und verwickelte einen etwaigen weiteren Interessierten in einen kleinen Gedankenaustausch.
Der Wehrmeister war abgesessen, führte, die Stallburschen abwehrend, Onyx selber in den Stall und kümmerte sich um ihn, wie er es immer tat. Das Packpferd hatte er an die Stallburschen übergeben. Nachdem das Pferd versorgt war, ging Thorben über den Hof auf den Palas zu und schaute sich automatisch die Wehranlage an. Analysierte ihre Schwachpunkte und nahm die Positionen der Wachen in sich auf. Müde und hungrig war er schon, aber das Verschwinden des Erbprinzen ließ ihm keine Ruhe, so daß er den Weg zum Palas nicht fortsetzte, sondern sich in Richtung Tor bewegte, um jetzt schon mit der dortigen Wache zu sprechen.
"Praios zum Gruße, Soldat!" sprach er den Torwächter schon auf 5 Schritt Entfernung an. "Ich bin Thorben von Hammerschlag. Sag er mir, hatte er selbst Wache als der Prinz und seine Gemahlin verschwanden oder wer hatte Wache und wo war es selbst? Was weiß er über die Vorgänge?"
"In der Tat, Wehrmeister, ich hatte in der Nacht zum 12. Travia Sternendienst. Tags zuvor waren, wenn ich das so sagen darf, hier die Niederhöllen ausgebrochen. So viele Gäste hatten wir noch nie - allerlei Leute von Nah und Fern waren dem Aufruf der Fürstinmutter gefolgt und wollten dem Erbprinzlichen Paar Ratschläge zur Überwindung ihrer Kinderlosigkeit geben. Vom frühen Morgen bis in den Abend tummelten sich hier hunderte Angroschim und Menschen auf dem Gelände... wir hatten alle Mühe sie in Schach zu halten. Ich war gerade damit beschäftigt das letzte paar Ratgeber, das am Abend zuvor dem erbprinzlichen Paar ihre Aufwartung gemacht hatte, vom Gelände der Menagerie zu vertreiben ... da sah ich von weitem eine Kutsche durch das Tor preschen. Schnell danach wurde klar, dass es sich um die geschlossene Kutsche des Erbprinzen selbst handelte."
Der dickliche Hellebardier bemühte sich darum möglichst gründlich seine Meldung abzugeben, doch in seiner Stimme lag ein Hauch Kummer und Scham.