Geschichten:Albernische Gäste - Teil 5: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 21. Juli 2009, 15:01 Uhr
Rondrigo saß, das Gesicht in den Händen vergraben an seinem breiten Fichtenholztisch, die Ellbogen auf das alte Holz gestützt.
“Ist alles in Ordnung?” Lineas beinahe zärtliche Stimme drang an sein Ohr und er schreckte hoch.
“Verzeih,” sagte sie. “ich wollte dich nicht erschrecken.” Sie legte eine Hand vorsichtig auf seine Schulter. Seine Augen waren gerötet, als hätte er geweint. “Was ist geschehen?”
Rondrigo strahlte nunmehr über das ganze Gesicht. “Hier, lies!”
Er reichte ihr den Brief, den ein Bote vor einer Stunde gebracht hatte. Ihre Augen huschten schnell über die Zeilen:
An Dero Wohlgeboren Rondrigo von Ahrenstedt, Vogt von Breitenhof und Ritter des Bundes zu Bewahrung der praiosgefälligen Ordnung zu Puleth
Die Zwölfe zum Gruß, Praios zuvor.
Hochgeschätzter Rondrigo von Ahrenstedt,
ich möchte mich im Rückblick auf die Festlichkeiten in Rashia’Hal für Eure geschätzte Gesellschaft und die aufschlussreichen Gespräche bedanken, wir sollten diese bei Gelegenheit vertiefen.
Nach unserer Rückkehr in Perainenfried begab sich eine interessante Begegnung, die ich Euch keinstenfalls vorenthalten möchte. Meine verehrte Angetraute und zugleich Schwester in Peraine, welche Ihr ja bereits kennengelernt habt, begab sich unmittelbar nach unserer Ankunft zum Siechenhaus, dem sie vorsteht, um nach dem Rechten zu sehen. Derweil wir in Rashia’Hal verweilten trafen an unserem Kloster zwei Flüchtlinge ein, welche, mit Verlaub, in sehr schlechtem Zustand sich befanden. Sie wurden selbstverständlich aufgenommen und im Hospiz untergebracht. Wir erfuhren recht schnell, dass es sich um Flüchtlinge aus Tobrien handelt und waren umso verwunderter als sie uns ihren Namen offenbarten.
Die bei uns aufgenommenen Flüchtlinge stellten sich uns als Khorena von Ahrenstedt und Perval von Ahrenstedt vor. Bei der Erwähnung Eures Namens viel es mir schwer ob des aufbrausenden Temperaments des jungen Perval sie davon abzuhalten sofort in Richtung Breitenhof aufzubrechen. Sie berichteten uns Sie seien Eure älteste Schwester und Euer zweitjüngster Bruder. Meiner Frau war es jedoch auf Grund Ihres Zustandes nicht möglich eine Abreise zuzulassen, so lies ich sie umgehend in meinen Gastgemächern unterbringen um ihnen meine größtmögliche Gastfreundschaft zuteil werden lassen können.
Da die Genesung schnell voranschreitet möchte ich Euch einen Vorschlag unterbreiten.
Es sei mir eine Ehr Euch für Eure Schwester und Euren Bruder mein persönliches Geleit und meine Gesellschaft für die Reise nach Breitenhof anzubieten.
Sofern Euch dies Recht sei, so bitte ich um eine kurze Antwort, sodass ich alles Nötige in die Wege leiten kann. Vor unserer Abreise werde ich Euch eine Nachricht zukommen lassen, auf dass Ihr vorbereitet seid bei unserer Ankunft.
Richtet Linea bitte unsere besten Grüße aus.
Hochachtungsvoll
Cordovan vom Greifener Land zu Perainenfried
Junker zu Perainenfried
Sie umarmte Rondrigo überschwänglich. “Das sind ja fantastische Neuigkeiten!” Er
lachte fröhlich und erwiderte die Umarmung. In der Tat war das die besten
Nachrichten seit langem.
Ra’oul hatte die verbliebene Zeit genutzt und sich feine, frische Kleidung aus seinem Wagen bringen lassen, mit dem er nach Greifenfurt gekommen war. Frisch gewaschen und neu verbunden wartete er bereits ungeduldig auf Lyn. Ein Lächeln stahl sich wieder auf sein Gesicht, als sie endlich zu Tisch erschien.
“Lasst uns unseren Krug erheben und der Herrin Travia danken, dass wir an diesem Abend mit so vorzüglichen Gästen und ebenfalls erlesenen Speisen gesegnet sind.”
Rondrigo war aufgestanden, um seinen Pflichten als Gastgeber nachzukommen und ein paar Worte zu sprechen.
“Es ist schon eine Weile her, dass wir hier so viele edle Damen und Herren bewirten durften und es ist mir eine rechte Freude. Wie ihr seht wird in den kommenden Tagen das Gut Breitenhof ausgebaut. Die Strassen werden instand gesetzt und eine Holzpalisade wird errichtet werden. Ich bitte darob das Chaos ein wenig zu entschuldigen. Wir trinken auf meine charmanten Gäste an diesem Abend und auf den Heldenmut des Barons von Orkenwall, dessen Pflichterfüllung und Treue uns allen ein leuchtendes Vorbild sein soll.”
Rondrigo nahm einen Schluck und auch seine Gäste tranken aus den schlichten Pokalen. Man hatte das beste Geschirr aus dem Schrank geholt, aber es ließ sich natürlich nicht mit silbernen Pokalen, oder weißem Porzellan vergleichen, doch vor allem Ra’oul schien dies heute Abend überhaupt nicht zu stören.. Es war schlicht, aber sauber.
Die Küchenhilfen trugen nun Brot und Fleisch in dampfenden Schüsseln auf und man begann zu essen.
Rondrigo ergriff noch einmal das Wort. “Es gibt da noch eine frohe Kunde.” Er grinste breit, was Linea zu gefallen schien, denn obwohl sie den Junker nun schon eine Weile kannte; so hatte sie ihn noch nie erlebt.
“Ich habe heuer ein Schreiben vom Herrn Cordovan vom Greifener Land erhalten. Ich lernte ihn vor einem Götterläufen auf dem Kriegsrat zu Weihenhorst kennen. Er schreibt, dass im Kloster seiner Gemahlin zwei Flüchtlinge aus Tobrien angekommen sind. Sie seien in jämmerlichem Zustand gewesen und hätten eine lange Reise hinter sich gehabt. An sich nichts Außergewöhnliches, aber es handelt sich dabei um....,” er stockte kurz um Luft zu holen, “meine älteste Schwester und meinen jüngeren Bruder.”
Linea drückte die Hand Rondrigos und strahlte nun auch über das ganze Gesicht. “Hurra, duas ist ja herrvorragend. Glickwunsch main Freundt! Das freut misch wirklisch von ganzäm Herz’n. Heutä ist wahrlisch ain gutär Tag!”
Rondrigo nickte. “Ich will nachher noch einen Antwortbrief aufsetzen und den Herrn vom Greifener Land samt seiner Gemahlin hierher einladen!”
Die anderen Anwesenden gratulierten auch der Höflichkeit entsprechend zu dieser unerwarteten und höchst erfreulichen Nachricht.
“Sobald Ra’oul wieder ein bisschen besser bei Kräften ist, werden wir auch die Ausbildung fortsetzen.”
Der Junker von Silberblick schmunzelte als er diese Worte hörte, sagte aber nichts, während Ra’oul sich keine Blöße geben wollte. “Mir geht’s gut! Wegän mir können wir glaich morgän wieder anfangän, odeär auch heutä schon.”
Linea widersprach knapp: “Ich denke, dass wird noch ein paar Tage warten können. Es wäre unsinnig zu riskieren, dass die Wunden nur halb verheilt sind, wenn die nächsten hinzu kommen. Dennoch könnten wir ja morgen ausreiten – das müsste Ra’oul schon wieder schaffen.”
Der Nebachote kicherte leise. “Ich kann immär reitän! Sonst wäre ich ja kain Näbachote!”
Lyn konnte sich bei diesen Worten ein Lächeln nicht verkneifen, denn auch wenn sie die Doppeldeutigkeit dieser Worte geflissentlich übersah, war der Stursinn Ra’ouls eines der Attribute an diesem Mann, was sie am meisten faszinierte. Schnell fing Lyn sich wieder. “Ein Ausritt ist eine wunderbare Idee. Es gibt doch kaum eine bessere Möglichkeit, sich dieses schöne Land näher anzusehen.” An Ra´oul gewandt fuhr sie fort. “Von Euren Reitkünsten habe ich ja schon viel gehört. Sind diese nicht der Grund, weshalb ihr zur Zeit, nun sagen wir mal, leicht gehandicapt seid?” Dabei versuchte sie krampfhaft ernst zu bleiben, wusste sie doch, dass sie damit Ra´oul an einer sehr empfindlichen Stelle gepackt hatte. Doch als sie sein entsetztes Gesicht sah, konnte sie nicht anders als lauthals loszulachen. Ra’oul gab sich jedoch nocht nicht geschlagen. “Ja, genau diesä Raitkienste habä isch äs zu verdankän, dass es nischt noch schlimmer ist, sondern dass ich nur die paar Kratzär abbekommen habe. Da drieben sitzt är, där misch hier ärst in ein Bixse zwang mit der sisch nischt ainmal ein Troll hätte bewägen kennen. Danach quetscht är misch noch in ainen Sattel, in dem man sisch noch wenigär bewegen kann und als wäre das nischt schon genug. Drickt er mir aine viel zu langä Lanze in die Hand und raitet misch ainfach niedär. Dabei wusste isch ja noch nischt ainmal, ob isch überhaupt richtig heroum saß.Pah, abär wir Nebachotän halten mehr aus, als so einen klainen Bums!” Mit gespielter Wut reckte er die gesunde Faust in Richtung Cyberian. Der Junker schaute aber nur unschuldig drein und hielt entwaffnet die Hände von sich weg, bevor sie alle in das Gelächter einstimmten.