Geschichten:Rachedurst Teil 3: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Teil I: Gräfliche Pfalz Zwingzahn, Reichsgau, Grafschaft Hartsteen'''
'''Teil III: Burg Mor’Tres, Baronie Gallstein, Grafschaft Eslamsgrund – gut eine Woche später'''


Bereits seit einer ganzen Stunde saß Bernhelm von Wetterfels reglos an seinem breiten Tisch aus Kiefernholz und starrte auf das Schriftstück in seinen Händen. Schließlich legte er den Papierbogen behutsam auf die lederne Mappe, aus der er ihn genommen hatte. Seine rechte Hand tastete kurz nach dem schweren Kelch und fand ihn auch, um ihn zügig zu seinem Mund zu führen.
Claudio di Conserrano lächelte abschätzig. Er führte sein Rapier schnell, umging die Klinge des Gegners und beseitigte sie mit einem Schlag, um mit einem flinken Ausfall zuzustoßen. Das stumpfe Ende bohrte sich in die Brust seines Gegners. Dieser fluchte und rieb sich die getroffene Stelle auf seinem verstärkten Wams. „Das ist einfach keine Waffe, Herr! Gebt mir mein Breitschwert und ich werde Euch beweisen, dass ich kein Versager bin!
Die Tür öffnete sich leise und der Junker von Firunshöh trat ein. Er glättete seinen Wappenrock und räusperte sich leise.
„Ihr hattet nach mir rufen lassen, mein Gebieter?“
Der Graf reagierte langsam und sah schließlich auf. „Recht so, trete er doch näher.“
Wiederum vergingen einige Momente des Schweigens bis Bernhelm sich von seinen Gedankenspielen lösen konnte. „Unser höchst geschätzter Freund aus Greifenfurt hat uns geantwortet und in seinem Brief finden sich äußerst aufschlussreiche Details. Doch mich dünkt, dass man sich darum erst später kümmern sollte. Der Spitzel, den Ihr aufgetrieben habt, hat mir ebenfalls sehr delikate Dinge berichtet.“ In der Stimme des Grafen schwang eine Note mit, die für von Firunshöh schwer zu deuten war.
„Was gedenkt Ihr zu tun, mein Herr, wenn Ihr mir die Frage erlauben würdet?“ Die Neugier des Junkers war geweckt worden, denn auch er brannte seit der unseligen Begegnung mit den Pulethanern vor den Toren der gräflichen Pfalz zu Wetterfels, auf eine passende Gelegenheit sich zu revanchieren.
Mit einem Mal erhob sich der sonst schwerfällig wirkende Graf von seinem hochlehnigen Stuhl. Seine Augen leuchteten lebhaft und die Ader an seinem Hals war vor Aufregung dick geschwollen. „Wir sitzen jetzt schon Monde herum und zermartern uns den Schädel, wie wir es diesen Schurken mit gleicher Münze heimzahlen können. Ich sind es leid, nur herum zu hocken und politische Eventualitäten abzuwägen!“ Die Stimme des Grafen verwandelte sich in ein bedrohliches Knurren. „Der Reichsbehüter bestallte mich nicht zu seinem Lehnsmann, weil ich stets wartete und meinen Tatendrang im Zaum hielt!“
Der Junker verneigte sich respektvoll. „Ihr habt natürlich Recht, mein Herr, aber überlegt doch, ob wir nicht...“
„Genug von diesem Unfug!“ fiel Bernhelm seinem Untergebenen harsch ins Wort. „Ruft unsere Ritter zusammen, sattelt die Rösser, noch heute werden wir aufbrechen! Sagt Eurem Bruder Vicarius, dass er in der Zeit unserer Abwesenheit meinem Vogt bei der Verwaltung der Pfalz zur Hand gehen soll.“
Die letzte Lethargie schien binnen einem Herzschlag von Wetterfels abgefallen zu sein. Die alte Kraft, die ihn auf den Schlachtfeldern der Vergangenheit von Sieg zu Sieg geführt hatte, schien wieder durch seine Adern zu pulsieren und seinen Geist mit Leben zu erfüllen.
Radulf von Firunshöh nickte beflissen und drehte sich zackig um, um sofort den Befehl seines Dienstherren auszuführen, als die Bassstimme des Pfalzgrafen wieder durch den hohen Raum tönte: „Ach Junker, noch etwas.“
Der Angesprochene hielt inne, drehte sich erneut um und verneigte sich knapp. „Wie kann ich Euch noch zu Diensten sein?“
„Sollte dieser Spitzel nicht Recht behalten mit seinen Behauptungen, wisst Ihr doch, dass mich das äußerst ärgerlich und ungehalten stimmen könnte.
Junker von Firunshöh schluckte schwer und versicherte dem Grafen eilig, dass alles bestimmt so sein würde, wie der Spion es berichtet hatte. Dann verließ er mit hastigen Schritten das Arbeitszimmer.


Claudio zog ein Spitzentaschentuch aus seinem Ärmel und fächerte sich damit ein wenig Luft zu. Er seufzte.


„Ein Breitschwert? Mein Bester, sollte ich eines Tages in die Verlegenheit kommen einen Ochsen schlachten zu müssen, dann komme ich auf dieses Werkzeug vielleicht zurück. Stilvolles Klingespiel und elegante Gefechte kann man mit solch grobem Schlachtgerät wohl kaum erreichen. Es heißt ja auch Kampfeskunst und nicht Kampfgetrampel, oder?“


Der Krieger resignierte. „Wenn Ihr meint, Herr, dann ist es sicher so.“


'''weiter mit [[Geschichten:Rachedurst Teil 2|Teil 2]]'''
Claudio entließ ihn aus seiner Pflicht und tupfte sich das Gesicht ein wenig ab. Die Kämpfer des Barons waren sicher alles tapfere und gute Kämpfer, aber sie waren viel zu tumb, um jemals die Kunst des Fechtens zu erlernen. Und als Partner für Übungsstunden taugten sie auch nicht.
Frustriert machte Claudio sich auf zu seinen Räumen. Es gab hier keine höfischen Bälle, kein gepflegtes Parlieren im Salon bei einer Tasse Tee und passable Gegner für anspruchsvolle Gefechte waren auch rar. Die Götter mussten sehr zornig auf ihn sein. In seinen Räumen angekommen legte er die Waffe zur Seite und zog die wattierte Fechtweste aus.
 
In diesem Moment bemerkte er den Brief auf seinem massiven Schreibpult. Neugierig griff er nach dem Schriftstück, durchtrennte das Siegel und öffnete das Schreiben. Seine Augen überflogen hastig die Zeilen; gierig sog er die Lettern in sich auf.
 
Der Pfalzgraf von Reichsgau hatte vor einer Woche seine Festung verlassen, um gen Osten zu reiten. Da braute sich einmal mehr etwas zusammen.
 
Claudio verfluchte sich, dass seine jüngsten Bemühungen bezüglich des Grafen noch nicht ausgereift waren, aber ein verfrühter Versuch hätte wohl alles zunichte gemacht. In letzter Zeit lief gar nichts mehr wie geplant. Erst stocherte der Junker von Breitenhof in der Attentatssache herum und steckt seine Nase in Dinge, die ihn nichts angehen sollten und jetzt das. Claudio erinnerte sich an die Begegnung mit dem Greifenfurter Pulethaner.
 
Claudio hatte sehr viel Glück gehabt, dass er ein Opferlamm parat hatte, welches er dem resoluten Ritter hatte vorwerfen können. Er hoffte nun, dass dieser Rondrigo von Ahrenstedt und seine Gefährten von den Pulethanern den Köder auch endgültig gefressen hatten. Wenn sie Verdacht schöpften, konnte das bitter ausgehen. Und auch Alena, die Tochter des Gallsteiners war nun zu einem unkalkulierbaren Risiko geworden.
 
„Nun werden wir sehen, was der werte Graf von selbst auf die Beine stellen kann.“ sagte er gedankenverloren zu sich selbst. Konnte Bernhelm wirklich so dumm sein, direkt ins Herz seiner Feinde zu reiten, um dort zuzuschlagen? Die Nebachoten würden ihn sicherlich zermalmen.
Natürlich wollte Claudio aus erster Hand erfahren, was da vor sich ging. Er machte sich sogleich daran, ebenfalls ein Schreiben aufzusetzen. Er würde wieder einige Dukaten investieren müssen, um in Nebachot einen Kontaktmann aufzutreiben. Vielleicht lag er auch falsch und der Graf führte etwas ganz anderes im Schilde.
 
Grübelnd lehnte er sich zurück und schloss die Augen, während er sanft seine Schläfen massierte. Warum nur, musste auf einmal alles aus dem Ruder laufen?
 
 
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[[Kategorie:Geschichten Hartsteen|Reichsgau]]
[[Kategorie:Geschichten Hartsteen|Reichsgau]]
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Version vom 11. September 2006, 12:23 Uhr

Teil III: Burg Mor’Tres, Baronie Gallstein, Grafschaft Eslamsgrund – gut eine Woche später

Claudio di Conserrano lächelte abschätzig. Er führte sein Rapier schnell, umging die Klinge des Gegners und beseitigte sie mit einem Schlag, um mit einem flinken Ausfall zuzustoßen. Das stumpfe Ende bohrte sich in die Brust seines Gegners. Dieser fluchte und rieb sich die getroffene Stelle auf seinem verstärkten Wams. „Das ist einfach keine Waffe, Herr! Gebt mir mein Breitschwert und ich werde Euch beweisen, dass ich kein Versager bin!“

Claudio zog ein Spitzentaschentuch aus seinem Ärmel und fächerte sich damit ein wenig Luft zu. Er seufzte.

„Ein Breitschwert? Mein Bester, sollte ich eines Tages in die Verlegenheit kommen einen Ochsen schlachten zu müssen, dann komme ich auf dieses Werkzeug vielleicht zurück. Stilvolles Klingespiel und elegante Gefechte kann man mit solch grobem Schlachtgerät wohl kaum erreichen. Es heißt ja auch Kampfeskunst und nicht Kampfgetrampel, oder?“

Der Krieger resignierte. „Wenn Ihr meint, Herr, dann ist es sicher so.“

Claudio entließ ihn aus seiner Pflicht und tupfte sich das Gesicht ein wenig ab. Die Kämpfer des Barons waren sicher alles tapfere und gute Kämpfer, aber sie waren viel zu tumb, um jemals die Kunst des Fechtens zu erlernen. Und als Partner für Übungsstunden taugten sie auch nicht. Frustriert machte Claudio sich auf zu seinen Räumen. Es gab hier keine höfischen Bälle, kein gepflegtes Parlieren im Salon bei einer Tasse Tee und passable Gegner für anspruchsvolle Gefechte waren auch rar. Die Götter mussten sehr zornig auf ihn sein. In seinen Räumen angekommen legte er die Waffe zur Seite und zog die wattierte Fechtweste aus.

In diesem Moment bemerkte er den Brief auf seinem massiven Schreibpult. Neugierig griff er nach dem Schriftstück, durchtrennte das Siegel und öffnete das Schreiben. Seine Augen überflogen hastig die Zeilen; gierig sog er die Lettern in sich auf.

Der Pfalzgraf von Reichsgau hatte vor einer Woche seine Festung verlassen, um gen Osten zu reiten. Da braute sich einmal mehr etwas zusammen.

Claudio verfluchte sich, dass seine jüngsten Bemühungen bezüglich des Grafen noch nicht ausgereift waren, aber ein verfrühter Versuch hätte wohl alles zunichte gemacht. In letzter Zeit lief gar nichts mehr wie geplant. Erst stocherte der Junker von Breitenhof in der Attentatssache herum und steckt seine Nase in Dinge, die ihn nichts angehen sollten und jetzt das. Claudio erinnerte sich an die Begegnung mit dem Greifenfurter Pulethaner.

Claudio hatte sehr viel Glück gehabt, dass er ein Opferlamm parat hatte, welches er dem resoluten Ritter hatte vorwerfen können. Er hoffte nun, dass dieser Rondrigo von Ahrenstedt und seine Gefährten von den Pulethanern den Köder auch endgültig gefressen hatten. Wenn sie Verdacht schöpften, konnte das bitter ausgehen. Und auch Alena, die Tochter des Gallsteiners war nun zu einem unkalkulierbaren Risiko geworden.

„Nun werden wir sehen, was der werte Graf von selbst auf die Beine stellen kann.“ sagte er gedankenverloren zu sich selbst. Konnte Bernhelm wirklich so dumm sein, direkt ins Herz seiner Feinde zu reiten, um dort zuzuschlagen? Die Nebachoten würden ihn sicherlich zermalmen. Natürlich wollte Claudio aus erster Hand erfahren, was da vor sich ging. Er machte sich sogleich daran, ebenfalls ein Schreiben aufzusetzen. Er würde wieder einige Dukaten investieren müssen, um in Nebachot einen Kontaktmann aufzutreiben. Vielleicht lag er auch falsch und der Graf führte etwas ganz anderes im Schilde.

Grübelnd lehnte er sich zurück und schloss die Augen, während er sanft seine Schläfen massierte. Warum nur, musste auf einmal alles aus dem Ruder laufen?


weiter mit Teil 4


(T. Baroli, M. Gundlach, S. Trautmann, A. Zdralek)