Geschichten:Bis dass dein Tod uns scheidet Teil 4: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 30. Juli 2007, 12:07 Uhr

Teil 4: Bis dass der Tod uns scheidet

Baronie Hirschfurten, Grafschaft Reichsforst, 18. Praios 35 Hal: Ruhig rollte das Gefährt über den schmalen Grafschaftsweg von Syrrenholt nach Samlor, gezogen von einem paar schlichter, aber umso eifriger Warunker Braunen, die in gemächlichem Trab voranschritten. Die direkte Verbindung zwischen den Baronien Syrrenholt und Hirschfurten in der Grafschaft Reichsforst hatte an Qualität verloren, denn Plünderer und Räuber verhinderten in diesen wirren Zeiten jede Ausbesserung. Dennoch hatte Baron Erlan von Zankenblatt zu Syrrenholt seinem Freund und Standesbruder Baron Nimmgalf von Hirschfurten zu Leihenbutt eine rustikale Kutsche zugestanden, damit der Baron von Leihenbutt mit seiner neuen Liebsten Aidaloê von Gorsingen möglichst bequem zu seinem alten Oheim Radulf von Hirschfurten, dem Familienoberhaupt derer von Hirschfurten nach Samlor reisen konnte, wo die mächtige Trutzburg Trollhammer, der Stammsitz der alten garetischen Familie, hoch oben in den unwegsamen Rakula-Hügeln wie ein Bollwerk gen Himmel ragte. Die beiden adligen Herrschaften saßen nun in der Kutsche, neben dem Gefährt ritten drei Bewaffnete des Barons von Syrrenholt sowie zwei Schützen der Junkerin von Ferinstein. Nimmgalf hielt Aidaloês zarte Elfenhand fest in seiner, die sich warm und stark und zuversichtlich anfühlte. Doch mittlerweile kannte die Junkerin von Ferinstein die Gefühle ihres Liebsten. Denn immer noch befürchtete er, dass ihm seine verfemte Ehefrau nach dem Leben trachtete, ohne Skrupel und Moral. Und das zehrte an den Nerven des ritterlichen Barons. Sie fühlte, dass er sich hier – geradezu im offenen Gelände – ob eines möglichen Anschlages sorgte und streichelte mit ihrer freien Hand sein Bein. “Nimmgalf, Liebster...“ versuchte ihre sanfte Elfenstimme zu ihm vorzudringen, da er doch abwesend oder eher wachsam aus dem Kutschenfenster starrte. “.. sei unbesorgt, bald haben wir Samlor erreicht.”

Plötzlich ging ein Ruck durch das Gefährt, Nimmgalfs Hand ruckte instinktiv zu seinem Schwert, die Kutsche kam zum Stehen und plötzlich sahen Aidaloê und Nimmgalf wie der Kutscher vom Bock fiel – ein Pfeil steckte in seinem Hals. “Bleib ihm Wagen!” raunte der Ritter seiner Holden zu und sprang aus der einengenden Kutsche, zog in derselben Bewegung noch seine Waffe. Aidaloê wusste nicht, was sie tun sollte, nestelte nach ihrem verzierten unterarmlangen Dolch. Sie hatte schon einmal einen Überfall überlebt.

Schon bald hatten die Angreifer die Kutsche erreicht. Schwerter klirrten aufeinander, Schmerzensschreie gellten durch die Szenerie. Einer der syrrenholter Soldaten wurde vom Pferd geschossen. Nimmgalf überblickte die Lage: Plünderer, Rechtlose. Ein Räuber, gedrungen, unerbittlich und stark, sprang vor und drosch auf den Edelmann ein, sich eines raschen Sieges gewiss. Doch ihm war nicht bewusst, wen er vor sich hatte. Nimmgalf hob den Säbel zur Parade, wehrte den Angriff gekonnt ab. Er sah das Feuer der Gier in den Augen seines Gegners, täuschte elegant einen Schlag von rechts, führte dann im hohen und schnellen Bogen die blitzende Klinge seines schweren Reitersäbels aus feinstem Maraskanstahl von links und trennte ihm die Seite auf. Der Räuber taumelte, fasste sich an die Hüfte, Blut an seinen Händen – ein weiterer Schlag Nimmgalfs traf ihn in den Nacken und sterbend brach er zusammen. Nimmgalf drehte sich um, wehrte einen weiteren Hieb ab. Dann sprang er vor und schwang sich auf das Pferd des erschossenen Soldaten. Gekonnt ließ er es in die Höhe steigen, dabei drängte er zwei weitere der Wegelagerer von der Kutsche weg. Dies war ihm die liebste Art zu kämpfen, denn den Reiterkampf beherrschte er nur allzu gut. Ein mörderischer Hieb spaltet einem der langsam zurückweichenden Schurken den Schädel.

“Unfähiges Pack!” dachte sich Nimmgalf. “So was wäre wohl unter Simionas Niveau! Also nur gewöhnliche Wegelagerer.” Mit einer gewissen Zuversicht hieb er weiter auf die Verbrecher ein.

Aidaloê saß in der Kutsche, unschlüssig, was sie tun sollte. Da wurde die Tür aufgerissen, ein dreckstarrender ausgemergelter Bandit griff herein. “So, mein Mäuschen, du bringst uns Kohle!” und wollte sie herauszerren. Sie schrie auf, versuchte sich zu wehren, doch der Dolch fiel zu Boden, sie war nicht stark genug.

Nimmgalf hörte den Schrei, einen Moment lang war er unaufmerksam, einen Moment zu lang. “AIDALOÊ!” schrie er. Dann spürte er den Schmerz. Er ächzte schwer, ein Nagelknüppel hatte ihm eine Wunde in der Seite gerissen. Nur seine Ausbildung half ihm, sich seinem neuen Gegner, der ihn von der Seite attackiert hatte, zu stellen. Die Schmerzen unterdrückend, ließ er seine Klinge tanzen und schlug dann blitzschnell wie eine todbringende Viper zu. Die scharfe Klinge durchtrennte dem Kerl die Gurgel. Der Rechtlose sank in sich zusammen, stöhnend, die Augen verdrehend.

Aidaloê schrie noch einmal, stemmte ihre Füße an die Kutsche, wehrte sich. Diesmal nicht! Diesmal nicht! Der Bandit gab nicht nach – doch plötzlich riss etwas in ihr! All ihre Kraft entlud sich in einem einzigen Schlag, glühende Funken stoben nach allen Seiten, der Räuber wurde von einem unsichtbaren Hieb gepackt und rücklings fort geschleudert. Krachend fiel er einige Schritt weiter auf den Boden und dort blieb er liegen. Schwer atmend, erschöpft sank die Junkerin auf der Schwelle der Kutsche zusammen, hielt sich mühsam am Rahmen fest, schloss kurz die Augen. Nimmgalf sprang vom Pferd und eilte zu ihr, mehr humpelnd als laufend. Zwei Schritt vor ihr raunte er: “Aidaloê”, und sank zusammen, die Hände an seine Hüfte gepresst, wo das Blut zu Boden rann. Aidaloê sah auf. “Nimmgalf!” entfuhr es ihr. “Oh, ihr Götter, lasst das nicht zu!”

Die Halbelfe raffte sich auf, stürzte nun aus der Kutsche auf ihren Geliebten zu. Die Räuber waren bezwungen und einer der Bewaffneten kam näher zur Kutsche. Nur dieser Soldat war noch unverletzt, einer der Schützen lag blutend am Boden, aber würde wohl durchkommen. “Wir müssen...“ meinte der bullige Mann und wollte zur Eile drängen.

Doch Aidaloê wehrte ab. “Hol mir meinen Medizinkasten.” Sie besah sich die Wunde. Sie sah böse aus. Aidaloê war keine ausgebildete Medica, aber sie verstand grundlegendes von der Wundheilung. Sie hob den Kopf, auch wenn ihre Gedanken rasten, musste nun schnell gehandelt werden. Sie fragte den Bewaffneten: “Wie weit ist es noch, bis Samlor? Was ist mit dem Kutscher? Was ist geschehen?”

Die Fragen prasselten nur so auf den Waffenknecht ein, doch er antwortete gehorsamst. “Noch etwa 5 Meilen, Herrin. Der Kutscher ist tot, bei Boron. Diese Räuber stellten uns einen Hinterhalt. Sie waren mehr als wir, doch wir wurden nicht zuletzt dank der Hilfe des Barons mit ihnen fertig. Drei unserer Gefährten sind ebenfalls tot, Herrin. Verfluchtes Verbrecherpack!”

Aidaloê erhielt ihren Medizinkasten und mit flinken Fingern kramte sie nach Verbänden, Ringelblumensalbe und Brannt. Nimmgalf atmete und er war auch bei Bewusstsein – doch die Wunde blutete, war rissig und dreckig. Sie musste gewaschen werden, um Wundbrand zuvorzukommen. // Mein Liebster, warum du? Warum du, mein strahlender Ritter?// flehte die Junkerin von Ferinstein stumm und bat die Göttin Peraine um Hilfe bei ihrem Werk. Rasch hatte sie mit dem Brannt die Wunde gereinigt und einen Verband mit Ringelblumensalbe darüber gelegt. Doch sie brauchte einen Heiler. Wie um Hilfe suchend sah sie sich um.

Ihr Blick fiel auf ihren Schützen, der sich so gerade wieder hochgerappelt hatte. “Du lenkst die Kutsche, dein Pferd wird mitgeführt. Spute dich, wir müssen so schnell wie nur möglich Samlor erreichen.” Der Waffenknecht half Nimmgalf in das Gefährt, auch wenn dieser zuerst Hilfe abgelehnt hatte.

“Es geht schon, ich habe schlimmere Wunden erlitten, Liebste.” Doch diesmal hatte die sonst schüchterne Halbelfe ihren Kopf durchgesetzt – zu sehr machten ihr die Sorgen um ihren Geliebten zu schaffen. Und schon kurz darauf raste die Kutsche über das Land, verlangte von den Pferden alles, was sie geben konnten, denn es galt Samlor zu erreichen. Dort beim alten Baron von Hirschfurten gab es einen Medicus, der Nimmgalf helfen konnte.

Als sich die Sonne dem Horizont entgegen neigte, sah Nimmgalf zum ersten mal nach langer Zeit wieder die Zinnen der gewaltigen Festung derer von Hirschfurten aus den Hügeln hervor ragen. Kaum eine Macht könnte dieses Bollwerk ankratzen, doch er wusste, dass er auch dort nicht auf Dauer sicher sein könnte, nicht solange Simiona noch ihre Fäden zog.


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