Geschichten:Es flüstert der Burggarten: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 3. Dezember 2009, 08:30 Uhr

Burg Oberhartsteen, Ingerimm 1032 BF


Der Heiterkeit des Wetters entsprechend (wolkenloser Himmel & lauer Frühling) hatte sich der Burgherr der altehrwürdigen Schlunder Burg Oberhartsteen in den kleinen gepflegten Burggarten zurückgezogen. Zur Erholung von seiner jährlichen Maladie. Der lange Winter (Schnee noch im Phex) hatte Luidor von Hartsteen doch arg zugesetzt, nur selten hatte er Vasallen empfangen (noch seltener Familie). Seine Gattin war allein zur Ingerimmsturnei gen Eslamsgrund gereist, froh dem Krankenlager zu entkommen, dessen Kräuteraromen und Gebetsmurmeln die Stimmung drückten.

Nun saß Luidor von Hartsteen in der warmen Frühjahrssonne und las entspannt in einen versteckten Winkel zurückgezogen in der neuesten Ausgabe des Aventurischen Boten. Zu den erfreulichen Nachrichten nickte er (Warunk frei) und die weniger erfreulichen riefen ein tiefes Stirnrunzeln hervor (Haffax drohte).

Schritte ließen ihn aufhorchen und die Vögel verstummen. Zwei Knechte nutzten ihre Mittagspause, um sich heimlich in dem verlassenen gemeinten Garten ungestört zu unterhalten.

"... und sage ich zu Borfrede, Borfrede, wirklich, man muss das auch mal aus der Warte des Grafen sehen. Wenn der eigene Vetter vor Osenbrück belagert wird, weil er sich selber in die Nesseln gesetzt hat und die Pulethaner herausfordert, dann muss er selber lernen, welche Konsequenzen das hat. Ich mein, hör mal, ich sag nur Mühlingen. Da sollte dann alles klar sein, oder?"

"Aber er ist doch Familie! Man kann doch nicht einfach die eigenen Leutchen hängen lassen. Und auch wenn der Herr Hilbert von Hesindes Gaben nur mäßig zugesprochen bekommen hat, der letzte Götterlauf war ja nicht unbedingt der seine. Erst das Attentat in Breitenhain, er selbst dem Gifttod knapp entronnen, während Frau und Kinder hopps gehen. Dann der Rüffel von Seiner Hochwohlgeboren über die ungestüme Art während seiner Abwesenheit, so sauertöpfisch habe ich den Herrn Hilbert noch nie gesehen. Und jetzt, als hätte es nicht genug andere Nachttöpfchen, bricht er eine Fehde zwischen den Pulethanern und den Pfortenrittern vom Zaun."

"Soll ja sich sofort in den Windhag aufgemacht haben zur Kaiserin. Hoffentlich pustet ihm der Wind dort mal den Kopf aus."

"Und Seine Hochwohlgeboren reagiert mit keinem Wort. Gut, ich mein, er liegt nieder und das Fieber sieht man in den roten Augen, jedenfalls hat das Redwic so erzählt, der für den Medicus Wasser geholt hat. Aber auch jetzt, wo es wieder besser geht, kein Ton vom Grafen. Nix. Sitzt immer an seinem Arbeitstisch, liest Briefe und antwortet mit keiner Zeile."

"Ja, irgendwie ist er seit dem Boron so schweigsam geworden. Als er da plötzlich wieder auftauchte, wo wir doch alle gedacht hatten, der Geismar hätt ihn getötet, seitdem ist der Graf irgendwie anders. Keine drei Sätze hat er gesagt wo er war. Dann ruft ihn die Kaiserin nach Gareth und setzt ihn den Blautann vor die Nase."

"Also, meine Alrike findet den ja schnucklig. Ich hab keine Ahnung, was die alle an dem finden."

"Kaum hat wer 'nen Namen, da fliegen dann die Weiber drauf. Ist halt so. Naja, jedenfalls, auch da, nix. Keine Reaktion. Da hat ja Geismar mehr protestiert von wegen Unzuständigkeit des Reichsgerichts und so. Ehrlich, so kenne ich den Grafen nicht und das macht mir ein bisschen Angst."

"Wird schon irgendeinen Grund haben, den der Herr uns Knechten nicht sagen will. Aber komisch ist das schon. Und dann kommt auch noch der Herr Secretarius zurück, in Klamotten wo er aussieht, als hätte er ein Jahr in irgend einer Garether Gosse gelebt. Gestunken hat der, Zwölfenochmal! Und gleich zum Grafen ans Krankenbett, hat Redwic erzählt. Soll ja niemand wissen, aber Redwic hat auch gesagt, dass der Herr Secretarius dem Grafen Informationen über irgendeine Zylva gebracht hat. Und wer hinter den Meilersgrunder Aufständen gestanden haben soll."

"Ist das nicht schon ewig her? Wann war das? Vor fast zehn Jahren, oder?"

"Ja, die Zeit vergeht. Neulich hat mich meine Base Alvermine aus Wandleth besucht, und da haben wir das auch festgestellt. Hat mir übrigens auch eine Geschichte erzählt, Mensch, muss ich Dir auch erzählen..."

"Komm, langsam müssen wir zurück, sonst schilt uns Vater Praiowin wieder als faules Pack."

"Stimmt. Also, Alvermine erzählte mir, dass sie schon wieder so einen Bettelbruder in Wandleth gesehen hätte. Hat den Leuten weiße Tücher um die Waffen gebunden und was von Frieden zwischen den Menschen erzählt. Sagt, er wäre ein Thuronier und es..."

Leise verschwimmen die Stimmen und in den Gesichtszügen des Hartsteener Grafen spiegelt sich tiefer Friede. Er ist eingeschlafen.



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