Geschichten:Grauen am Darpat - Neue Allianzen: Unterschied zwischen den Versionen
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Am Darpatbogen pfiff der herbstliche Wind aus dem Raschtulswall über die weiten Ebenen. Nach einem langen und milden Sommer war es nun der Jahreszeit entsprechend empfindlich kalt und windig geworden. In der abendlichen Dämmerung bildeten sich kleine weiße Schaumkronen auf der Wasseroberfläche des Darpats und unruhige Strudel vermochten es wohl, den unkundigen Flussfischer in Efferds launische Tiefen zu ziehen. Wo der Fuß des Felsens, auf dem die ehemalige [[Perricum: | Am Darpatbogen pfiff der herbstliche Wind aus dem Raschtulswall über die weiten Ebenen. Nach einem langen und milden Sommer war es nun der Jahreszeit entsprechend empfindlich kalt und windig geworden. In der abendlichen Dämmerung bildeten sich kleine weiße Schaumkronen auf der Wasseroberfläche des Darpats und unruhige Strudel vermochten es wohl, den unkundigen Flussfischer in Efferds launische Tiefen zu ziehen. Wo der Fuß des Felsens, auf dem die ehemalige [[Perricum:Zollburg Felsentor|Zollfeste Felsentor]] errichtet war, sich in des Wassers Weg stellte, versprühte der Darpat seine Gischt in der Brandung. Unruhig tänzelten hier die kleinen Wellen auf der Wasseroberfläche hin und her, versuchten sie noch sich an dem Fels vorbeizuschlängeln, so wurden sie doch immer wieder von der Strömung gegen die Klippen gedrückt und vergingen in feinen Wassertropfen, die einem feuchten Nebel gleich die Uferböschung des Darpats hinaufzogen und die Burg in einem traurig graues Tuch einhüllten. | ||
Weiter oben, innerhalb der alten grauen Steine, die seit Jahrhunderten auf den Darpat hinunterblickten, war es ruhig und kalt. Der Burghof war verlassen; nur ein einsamer Waffenknecht, vom feinen Dunst umhüllt, stand an seine Hellebarde gelehnt am Tor. Auch in der Burg selbst war es still. Das Gesinde hatte sich nach dem Abendmahl in seine Unterkünfte zurückgezogen. Einige wenige saßen noch in der Küche zusammen und umringten die letzten Reste des Feuers, das für das Mahl entfacht worden war. Bei fahlem Laternenlicht wurden die letzten Pferde gestriegelt, der Hof noch einmal ausgekehrt und einige Vorbereitungen für den nächsten Morgen getroffen. | Weiter oben, innerhalb der alten grauen Steine, die seit Jahrhunderten auf den Darpat hinunterblickten, war es ruhig und kalt. Der Burghof war verlassen; nur ein einsamer Waffenknecht, vom feinen Dunst umhüllt, stand an seine Hellebarde gelehnt am Tor. Auch in der Burg selbst war es still. Das Gesinde hatte sich nach dem Abendmahl in seine Unterkünfte zurückgezogen. Einige wenige saßen noch in der Küche zusammen und umringten die letzten Reste des Feuers, das für das Mahl entfacht worden war. Bei fahlem Laternenlicht wurden die letzten Pferde gestriegelt, der Hof noch einmal ausgekehrt und einige Vorbereitungen für den nächsten Morgen getroffen. |
Version vom 25. Dezember 2009, 20:10 Uhr
Zollfeste Felsentor – Ende Ingerimm 1032 BF
Am Darpatbogen pfiff der herbstliche Wind aus dem Raschtulswall über die weiten Ebenen. Nach einem langen und milden Sommer war es nun der Jahreszeit entsprechend empfindlich kalt und windig geworden. In der abendlichen Dämmerung bildeten sich kleine weiße Schaumkronen auf der Wasseroberfläche des Darpats und unruhige Strudel vermochten es wohl, den unkundigen Flussfischer in Efferds launische Tiefen zu ziehen. Wo der Fuß des Felsens, auf dem die ehemalige Zollfeste Felsentor errichtet war, sich in des Wassers Weg stellte, versprühte der Darpat seine Gischt in der Brandung. Unruhig tänzelten hier die kleinen Wellen auf der Wasseroberfläche hin und her, versuchten sie noch sich an dem Fels vorbeizuschlängeln, so wurden sie doch immer wieder von der Strömung gegen die Klippen gedrückt und vergingen in feinen Wassertropfen, die einem feuchten Nebel gleich die Uferböschung des Darpats hinaufzogen und die Burg in einem traurig graues Tuch einhüllten.
Weiter oben, innerhalb der alten grauen Steine, die seit Jahrhunderten auf den Darpat hinunterblickten, war es ruhig und kalt. Der Burghof war verlassen; nur ein einsamer Waffenknecht, vom feinen Dunst umhüllt, stand an seine Hellebarde gelehnt am Tor. Auch in der Burg selbst war es still. Das Gesinde hatte sich nach dem Abendmahl in seine Unterkünfte zurückgezogen. Einige wenige saßen noch in der Küche zusammen und umringten die letzten Reste des Feuers, das für das Mahl entfacht worden war. Bei fahlem Laternenlicht wurden die letzten Pferde gestriegelt, der Hof noch einmal ausgekehrt und einige Vorbereitungen für den nächsten Morgen getroffen. Im Herrenhaus hingegen waren fast alle Lichter gelöscht. Der Herr des Hauses war bereits zu Bette gegangen, zu schwer hatte heute einmal mehr das Leid vergangener Tage auf seinen Schultern gelastet. Wenige Zimmer weiter war vom Gang aus durch die Türritzen noch ein warmes rotes Leuchten zu erkennen. Eingewickelt in einen wärmenden Wollmantel saß hier zu später Stunde noch des Junkers Schwester an ihrem Sekretär. Ihr Blick schweifte kurz aus dem Erkerfenster hinaus, über den sich weit unter ihr windenden Darpat und in die Ferne nach Gnitzenkuhl, wo die Kreatur wohl zuletzt gesichtet worden war. Gerücht oder Wahrheit? Welches von beidem es nun sein sollte, vermochte sie nicht zu sagen, doch war es ihres Bruders Wunsch, Vorsorge und Vorkehrungen zu treffen und keine mögliche Bedrohung unbeachtet zu lassen.
Kurz überflog sie den vor ihr liegenden Brief, den sie innerhalb der letzten Augenblicke verfasst hatte, und war zufrieden mit sich. Als sie die Kerze unterhalb der Siegelwachsschale entzündete, um das Wachs zu erhitzen, was normalerweise noch einen Augenblick dauerte, fügte sie die letzten Zeilen in den Brief: "Ob es sich nun, Euer Wohlgeboren von Kelsenstein, tatsächlich um die Kreatur handelt, vermag ich nicht zu sagen. Doch werden auch bei uns die Fischer und Obstbauern am Ufer des Darpats immer unruhiger und ängstlicher. So wünscht mein Bruder der Sache nachzugehen und will in vier Tagen mit seinen Knechten aufbrechen und rahjawärts dem Darpat folgen. So denn auch Euch Neugier und rondrianischer Eifer zu Taten drängt, wünscht mein Bruder Euch zu benachrichtigen, dass auch Ihr herzlich eingeladen seid, Euch dem Ritt anzuschließen."
Mit den traditionellen Grußworten schloss sie das Schreiben und siegelte den Brief. Noch am gleichen Abend verließ der Bote, die Depesche in der Satteltasche, die Zollfeste in Richtung Kelsenburg.