Geschichten:Rachedurst Teil 2: Unterschied zwischen den Versionen
K (Textersetzung - „[[Kategorie:Geschichten 10275 BF“ durch „[[Kategorie:Geschichten 1027 BF“) |
VerschiebeBot (D | B) K (Seiten Attribute ergänzt) |
||
Zeile 53: | Zeile 53: | ||
|Vor=[[Geschichten:Rachedurst Teil 3|Teil 3]] | |Vor=[[Geschichten:Rachedurst Teil 3|Teil 3]] | ||
}} | }} | ||
{{#set:Erstellt am=2006-09-11T12:14:15}} | |||
{{#set:Seitenersteller ist=Benutzer:Hartsteen|Hartsteen}} |
Version vom 22. März 2011, 18:29 Uhr
Teil II: gräfliche Pfalz Zwingzahn, Reichsgau
Der Knappe zerrte die Plattenteile an Armen und Beinen fest und reichte schließlich dem Junker von Firunshöh den Wappenrock, um ihn über den Kettenpanzer zu streifen. Es klopfte deutlich hörbar an der Tür der Kammer.
Radulf prüfte schnell den Sitz des Kettenhemdes, sowie der Arm- und Beinschienen. „Tretet ein!“ erklang schließlich seine laute Stimme.
Die Tür öffnete sich knarrend und Vicarius, der jüngere Bruder des Junkers trat ein. Seine blonden Locken fielen ihm ungezügelt über die Schultern, vom Flaum der letzten Tage war auf seinem Kinn nichts mehr zu sehen.
„Bei Rondra! Mein großer Bruder in voller Rüstung. Willst du zur Jagd reiten und fürchtest den Keiler, oder warum hast du den Harnisch angelegt?“ Der scherzhafte Unterton in den Worten des jungen Mannes brachten Radulf immer wieder zum Lachen.
Der Gerüstete bedeutete seinem Knappen mit einer kurzen Handbewegung sich zurück zu ziehen.
„Nein, kleiner Bruder. Der Graf hat befohlen, dass wir noch heute gen Perricum aufbrechen.“ Vicaruis schreckte zusammen. „Warum hast du mir nichts gesagt?“ Seine Überraschung wich Verärgerung.
„Was soll der Herr von mir denken, wenn alle zur Abreise bereit sind, nur ich nicht? Ich werde sofort...“ Er drehte sich um und wollte aus der Kammer stürzen, als die Hand seines Bruders ihn am Arm zurück hielt.
„Was ist los mit dir Radulf, lass mich.“
Die dunklen Augen Radulfs fixierten das Gesicht des jungen Mannes und Ernst sprach aus seiner Miene. „Du wirst nicht mitkommen. Seine Hochedelgeboren hat verfügt, dass du hier verweilen und dem Pfalzvogt bei der Verwaltung helfen wirst.“
Die letzten Worte schienen den Jüngling noch mehr zu erzürnen.
„War er nicht zufrieden mit meiner Schwertkunst? Habe ich gefehlt? Oder war meine Etikette nicht ausreichend?“ Er bestürmte Radulf mit Worten, als würde sein Leben davon abhängen.
„Nein, mein Bruder. Nichts dergleichen. Herr Bernhelm war von dir bis jetzt recht angetan. Dennoch hat er nun mal so entschieden und es steht uns in Praios Namen nicht zu, diese Anordnung zu hinterfragen.“
Vicarius seufzte, in seinen Augen flackerte hell die Ungeduld seiner Jugend.
Radulf packte den Jüngling und schüttelte ihn kurz. „Kein Grund zum Verzagen. Du kannst sich auch hier beweisen. Natürlich ist das nicht so ruhmreich, wie mit dem Grafen zu reiten, aber wenn er dir immer wieder kleinere Aufgaben zuweist, die du genau, getreu und vor allem zuverlässig erledigst, dann wird er früher oder später dich auch zu wichtigeren Dingen berufen. Vertrau mir.“
Vicarius schien zwar ein wenig beruhigt, aber die Enttäuschung wollte aus seinem Gesicht nicht weichen. Mit gesenktem Haupt und einem verächtlichen Schnauben drehte er sich von seinem älteren Bruder ab und stapfte aus dem Raum. Die Holztür fiel mit einem dumpfen Schlag ins Schloss.
Radulf betete, die Herrin Hesinde möge seinem Bruder Einsicht und Weisheit schenken und dennoch verstand er Vicarius Enttäuschung nur zu gut. Doch mit der Zeit würde er es verstehen.
(T. Baroli, M. Gundlach, S. Trautmann, A. Zdralek)