Geschichten:Wochen der Entscheidung - Wissen und Nichtwissen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 22. März 2011, 18:33 Uhr
Gräflich Feidewald, Reichsstraße, 26. Phex 1032 BF
Hoerwahrd Raul von Schwingenfels erwachte mit dröhnenden Kopfschmerzen. Ein fahler Lichtschein fiel von der Decke herab. Er schaute sich um und stöhnte auf. Es war kein Alptraum gewesen. Man hatte ihn in diese Zelle gesperrt. Er war Gefangener der Familie Windischgrütz.
Hoerwahrd wusste nicht, wie die Windischgrützer von seiner Abreise erfahren hatten, aber spielte das jetzt überhaupt eine Rolle? Nachdem seine Familie in Form Hadrumirs zusehends den Unmut des Grafen auf sich gezogen hatte, war Hoerwahrd als Steuereintreiber unhaltbar geworden – erst recht nachdem Schwingenfelser Soldaten die Pfalz Puleth für die Kaiserin erobert hatten. Truppen, welche dieser verfluchte Hundsfott Hadrumir in seiner gekränkten Eitelkeit dem Grafen vorenthalten hatte. Doch Hoerwahrd hatte sich gewappnet. Im Verborgenen hatte er ein kleines Vermögen angehäuft. Dies wollte er nun nutzen und so hatte er sich mit seiner Frau Davina und den Kindern davon gemacht. Ein Stich durchfuhr ihn – seine Frau war bei dem Überfall getötet worden. Überhaupt – der Überfall! Auf der Reichsstraße hatten Windischgrützer Soldaten die Familie aufgegriffen. Hoerwahrd war nur ein mäßiger Schwertkämpfer, aber er hatte sich mit seinen Kindern Leomar Halwin und Emer Durindra und seiner Frau den Angreifern gestellt. Leomar und Davina hatte dies das Leben gekostet. Hoerwahrd hatte einen Schlag auf den Kopf bekommen und war erst in dieser Zelle wieder erwacht. Tränen standen ihm in den Augen, als er an seine Frau und seinen Sohn dachte.
Die Kerkertür wurde geöffnet. Hoerwahrd erkannte nicht, wer zu ihm in die Zelle trat. „Ihr seid Hoerwahrd von Schwingenfels, nicht wahr? Der Steuereintreiber dieses Krämers aus Feidewald?“ Hoerwahrd nickte. „Ich bin Odilbert von Windischgrütz und Euer momentaner Gastgeber.“ Hoerwahrd schluckte und zwang sich zu fragen: „Was ist mit meinen Kindern geschehen?“ Seine Stimme versagte dabei fast ihren Dienst. Odilberts Gesicht zeigte ein wölfisches Grinsen. „Euer Ältester ist tot. Aber Eure Töchter und der Jüngste sind ebenfalls meine Gäste.“ Hoerwahrd kamen erneut die Tränen. Wie hatte dies nun passieren können. „Aber, nun wart doch die Contenance! Wir haben wichtige geschäftliche Dinge zu besprechen!“ sprach Odilbert scharf. Er warf Hoerwahrd eine Mappe zu. „Dies sind Eure Aufzeichnungen über die Steuereinnahmen. Ich war so frei, sie aus der Kutsche mitzunehmen.“ Hoerwahrd schaute auf. „Interessant finde ich hierbei, dass Ihr offensichtlich in Hutt und Rabensbrück Steuern eingenommen habt. Aus sicherer Quelle weiss ich jedoch, dass diese Krämerseele aus Feidewald niemals Steuern aus diesen Baronien eingenommen hat.“ Hoerwahrd blickte ungläubig. Wie konnte dieser Grützer ihm nur so schnell auf die Schliche kommen? Odilbert nahm die Erkenntnis in den Augen des Schwingenfelsers wahr. „Also, wo ist das Geld?“ Hoerwahrd räusperte sich. „Ich weiss nicht, wovon Ihr sprecht.“ Odilbert lächelte böse. „Haltet mich nicht zum Narren!“ „Ich weiss wirklich nicht, wovon Ihr sprecht!“ beharrte Hoerwahrd. „Zu schade! WACHE!“ sprach Odilbert mit bedauerndem Gesichtsausdruck. „Aber ich denke, dass Ihr Euch bald daran erinnern werdet.“
Etwa zwölf Stunden später
„Verflucht, ich hatte erwartet, dass er aufgeben würde.“ schimpfte Odilbert. Der Folterknecht trat zu ihm. „Herr, Ihr müsst Geduld haben. Wir brauchen Zeit!“ Odilbert schüttelte energisch den Kopf. „Mein lieber Reto, Zeit ist genau das, was wir leider nicht haben. Aber ich habe da eine Idee.“ Odilbert trat an die Folterbank heran und beugte sich zu Hoerwahrd herab. „Mein lieber Hoerwahrd, mir will es so erscheinen, dass Euch Eure Lage noch nicht wirklich bewusst ist.“ „Ich weiss von nichts!“ schrie Hoerwahrd. Odilbert lachte auf. „Nun, ich denke, es wird Zeit, andere Mittel einzusetzen.“ Er wandte sich an den Folterknecht. „Bring mir seine Tochter! Mal sehen, ob er immer noch so halsstarrig ist, wenn wir sie auf die Folterbank spannen.“ „NEIN!“ verhallte der Ruf Hoerwahrds im Verlies.