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Version vom 23. März 2011, 08:24 Uhr
Von Burgen und Dörfern, Wohnhäusern und Höfen
Trutzig ragen die festen Türme und Mauern der Adelsburgen empor, thronen stolz auf den Hügeln, künden vom Widerstandswillen derer, die dort leben. Kein Baron in Greifenfurt, der nicht eine Burg sein eigen nennt, Zeichen der Adelsherrschaft, vornehmlich aber Schutzwall in Zeiten der Bedrängnis.
Wenig wohnlich sind diese Festen, dafür um so wehrhafter. Diese Burgen bieten in Zeiten der Not all jenen Schutz, die bar jeden festen Unterschlupfes sind, und während der Orkkriege weilten mancherorts mehrere hundert Menschen über Wochen in den Mauern, die sonst kaum mehr als einen Haushalt von 20 - 30 Leuten beherbergen.
Zu allgegenwärtig ist die Gefahr durch Orken und anderes Gezücht, als daß man es sich erlauben könnte, sich etwas mehr Bequemlichkeit zu verschaffen, indem man große Fenster in die Mauern bricht oder die Wehranlagen mit Ziertürmchen versieht. Auch wenn man bisweilen neidvoll auf die Schlößchen der edlen Verwandtschaft in anderen Teilen des Reiches blickt.
So zieht es mancher Edle denn auch vor, friedlichere Zeiten auf seinem herrschaftlichen Gutshof zu verbringen, wo er weniger zugig, unbequem und finster ist, und die Verwaltung der Burg einem Vogt zu überlassen.
Nur wenige nennenswerte Weiler gibt es im Greifenfurtschen, in mancher Baronie leben im größten Dorf gerade 300 Seelen. Zumeist aber findet man sich in kleinen Weilern zusammen, wo vier oder fünf Familien beieinander leben. Befestigt sind die wenigsten dieser Siedlungen: Palisaden und Gräben instand zu halten ist teuer und zeitaufwendig; Zeit, die man zum Bestellen der Felder braucht. Doch findet sich überall dort, wo weder die Burg des Herren, noch ein natürlicher Unterschlupf nahe sind, Wehrtempel, eine Besonderheit im Greifener Land, die man sonst allein noch in manchen Gegenden Weidens findet.
Statt eines kuppelgeschmückten Baus findet man in der Mitte eines Dorfes oder in der Nähe mehrerer Anwesen auf exponiertem Hügel einen trutzigen Tempelbau - daß es einem anmutet, es mit einem Haus der Rondra zu tun zu haben. Doch handelt es sich in der Regel um Perainetempel oder solche, die zugleich mehreren der Zwölfe gewidmet sind, mauerbewehrt und turmbestückt, groß genug, der Bevölkerung des Umlandes in Zeiten der Not Schutz zu bieten. Eine Handvoll Bewehrter kann einen solchen Bau gegen den Ansturm der Feinde halten. Dort hält man auch Glocken oder große Hörner bereit, in Zeiten der Gefahr alle zu warnen.
Stein und Holz beherrschen die Bauweise der Häuser und Höfe: Fachwerk vornehmlich, aus kräftigen Eichenbalken, Weidflechtwerk und festgefügtem Lehm, aber auch niedrige Bruchsteinhäuser, die sich eng an einen Hang ducken, den Herbst- und Winterstürmen trotzend. Vor allem die Bauernhäuser der weniger Wohlhabenden sind auf diese Art und Weise gefertigt, mit einem Dach, das sich fast bis auf den Boden zieht. Das Dach besteht aus gebündeltem Schilfrohr oder hölzernen Schindeln, in letzterem Falle zusätzlich mit Erde bedeckt, damit das Haus besser dem rauhen Klima zu trotzen vermag. Solche Behausungen wirken bisweilen wie Erdhöhlen, wenn sich das Häuschen eng an die Flanke eines Hügels schmiegt, das erdbedeckte Dach von Gras und Gesträuch überwuchert.
Oft bietet so ein Haus allen Bewohnern zugleich Schutz, gleich ob Mensch oder Tier. Ein Teil ist als Stube für die Menschen abgetrennt, das ganze Leben einer Familie findet ausschließlich in diesem einen Raum statt. Da heißt es nicht zimperlich zu sein. Einzig niedrige Wände aus Flechtwerk sorgen für ein wenig private Sphäre. Im restlichen Teil des Hauses ist das Vieh untergebracht. lediglich durch eine Holzwand von der Stube getrennt. Zwar mag ein an besseres gewohnter Reisende ob solcher Behausung die Nase rümpfen, doch wissen die Einheimischen die Wärme der Tiere zu schätzen, auch weiß man seinen wertvollsten Besitz, das Vieh, gerne in sicherer Obhut.
Größere Höfe hingegen, wie die Gutshöfe der Adeligen oder der wohlhabenderen Freibauern, unterscheiden sich nur wenig von solchen, wie man sie aus Garetien kennt: Mehrflügelige Anwesen in Fachwerkbau bzw. aus festgefügtem, verputztem Stein, umfriedet von einer festen Mauer, bisweilen gar durch einen Wehrturm geschützt.
Auf solchen Gütern lebt zumeist eine ganze Sippe, Großeltern, Eltern, all ihre Kinder mit ihren Familien, Tanten und Onkel mit ihrem Anhang dazu, selbstredend auch Knechte und Mägde. Es braucht viele Hände, einen großen Hof zu bestellen und auf wen könnte man besser vertrauen, als die eigene Familie?
Steinhäuser sind den wohlhabenden Menschen in den Städten und größeren Weilern vorbehalten, die die vielen Handwerker bezahlen können, die man zum Bau eines solchen Hauses baut. Zwei- und dreistöckig flankieren sie die engen Gassen, und der Magistrat sieht es gern, wenn solch festgefügte Heimstätten das Bild der Stadt prägen, sind sie doch weit besser wider den Roten Hahn gefeit, eine allfällige Gefahr in den eng gebauten Städten. Nichstdestotrotz sind auch in Greifenfurt die meisten Häuser in der weit billigeren Fachwerkbauweise errichtet. Ja, wenn der Rat wie in anderen Städten Steuerfreiheit als Prämie für den Steinbau aussetzen würde, dann würde mancher es sich anders überlegen.
Die Ärmsten, gleich ob in den Städten oder auf dem Land, müssen sich mit hölzernen Katen und Buden begnügen. Die Ritzen in den Wänden notdürftig mit Lehm abgedichtet, zieht es in den engen, dunklen Stuben dennoch erbärmlich, und heizen kann man auch nicht recht, denn nur die wenigsten verfügen über einen gescheiten Kamin. So wundert es nicht, wenn viele der Armen heftig mit dem Husten zu kämpfen haben, doch was soll man schon tun wider all das Elend.
(M. Schwefel)