Geschichten:Der OZR und der Siegestempel: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. März 2011, 13:56 Uhr


Serafin trifft Gerion auf dem ersten Hof von Schwertwacht, wo dieser gerade die Übungen der Ordenskameraden begutachtet und auch ein wenig das gute Wetter genoß. "Ah, Gerion, gut das ich euch hier treffe! Ich vernahm von dem Projekt, das der Adel plant, um den Sieg an der Trollpforte gebührend zu feiern. Es geht da um einen Tempel, zu Ehren und Dank den...", ein Blick in das Gesicht von Gerion und dem hochweisen Herrn wurde schnell klar, das dieser genau wußte was in Garetien geschah und eigentlich war dies auch kein Wunder. "Natürlich wißt ihr davon! Also, da dieser Tempel leider vom Adel angestrebt wird und ich denke, da kommen genügend Gelder zusammen, sollten wir uns überlegen, ob wir uns an solch einem Projekt beteiligen. Es ist nicht gut sich in solche Sachen mit hineinziehen zu lassen, die so hart an der Grenze der Politik liegen. Wie mir von einigen Leuten in der Baronie zu Ohren kam, ich denke JEMAND wollte das wir diese Informationen erhielten, hat der Baron von Gallstein schon Kontakt zum Staatsrat aufgenommen und es scheint auch, als würde der Bau dazu benutzt interne Adelssachen auszutragen. Ich denke wir sollten uns hier raushalten und allerhöchstens eine Spende für diesen Bau abgeben, aber dies muß dann noch mit seiner Exzellenz abgesprochen werden, deswegen wollte ich erst hören, was ihr so dazu sagt.".

Gerion schaut den älteren Kameraden erst etwas betroffen an, scheinbar so, als habe er so etwas wie einen wunden Punkt des Ritters getroffen. "Nun, Serafin, deswegen wollte ich wirklich nachher zu Adran. Denn immerhin bin ich ja Wächter von Garetien" und ein dunkler Schatten huscht dem Ordensmitgründer über das Gesicht. "Es macht wirklich nur wenig Freude hier nach dem Rechten zu sehen. Das sind tiefe Gewässer, Serafin! Und ein falscher Schritt könnte uns alles kosten. Wie gerne wäre ich an der Stelle von Typh... Rondrastolz. Er weiss wenigstens an der Grenze, wer seine Feinde sind."Gerion sinnt einen kurzen Moment nach "Aber nein, mit den Darpartiern hätte ich dann doch lieber nichts zu tun. Unsere Aufgaben sind nun einmal sehr schwer und verantwortungsreich." Wieder hält er einen kurzen Moment inne. Dann schaut er den alten Magier direkt ins Gesicht: "Aber im Grunde meines Herzen bin ich für einen solchen Tempel. Ihr werdet mich vielleicht verlachen, aber wenn wir ihn bauen, dann ist es wie ein Versprechen an die Zwölfe. Dass wir unser Werk weiterführen, und nicht den Status quo akzeptieren. Aber ich will auch wissen, was Adran darüber denkt. Immerhin ist er unsere Stimme und unser Haupt."

Gerade als Serafin sich zum Gehen wenden will, fängt Gerion allerdings noch mal zum Sprechen an: "Wir sollten es uns mit dem Adel in Garetien nicht unnötig verscherzen. Sie dulden uns zwar inzwischen, aber ich denke dem einen oder anderen sind wir ein Dorn im Auge. Wir können es uns nicht leisten gross aufzutreten, aber verstecken sollten wir uns auch nicht. Ich denke, Adran wird da den richtigen Mittelweg schon finden... müssen. Denn am Ende werde ja wahrscheinlich ich unseren Entschluss vor dem Staatsrat vortragen."

Serafin dreht sich noch einmal zu Gerion um, in seinem Gesicht kann man nun deutlich den Ausdruck von Sorge erkennen. "Gerion, wir müssen niemanden beweisen das wir für die Götter streiten. Kein noch so prunkvoller Bau kann die Götter erfreuen, wenn dahinter ein ganz anderer Gedanke, als die Lobpreisung der Ewigen steht. Hütet euch in diesen Strudel der Macht einzutreten, nicht das Ansehen beim Adel darf bei uns im Vodergrund stehen. Legt diesen Gedanken schnell beiseite, denn die Wacht die ihr erhalten habt ist nicht weniger gefährlich als die Wacht an den schwarzen Landen. Ihr müßt gegen ein Gift bestehen, gegen das kaum ein Mensch gefeilt ist. Macht, egal wie sie sich uns nähert, ob durch Schmeichelein, Neid und Mißgunst, oder durch scheinbare Freundschaftsdienste ist sehr gefährlich, denn sie verändert uns langsam, aber sehr tiefgründig. Achtet auf euch Gerion.", damit wandte sich der alte Magier ab und so mancher auf dem Hof hatte den Eindruck, als ginge der hochweise Herr gebeugter als sonst.

Nachmittags auf Schwertwacht, Gerion klopft sachte gegen eine stabile Holztür. "Herein" ertönt eine gedämpfte Stimme von innen. Wenige Sekunden später steht Gerion vor Adran von Bredenhag, der sich zu einem Gebet in seine Gemächer zurückgezogen hat. Da beide alleine sind, rückt Gerion sofort mit der Sprache raus, so wie damals als Adran noch ihr Hauptmann war uns sie in die Schlacht geführt hatte. Das lag inzwischen schon fast zwei Jahre hinter ihnen, oder waren es drei? Die Zeit verstreicht schnell, und manchmal findet man sich vor einem Leben mit einer Vergangenheit wieder, die man nicht erwartet hätte, selbst in den kühnsten Träumen nicht. "Adran, was hälst Du von diesem Siegestempel? Vorhin sprach ich mit Serafin drüber, er schien mir nicht sehr angetan. Aber denkst Du nicht auch, dass wir nicht einfach ruhig bleiben sollten und wenigstens dem Staatsrat eine Reaktion von uns mitteilen. Immerhin soll der Tempel zum Gedenken der Gefallenen gebaut werden, und viele von unseren Freunden gehören dazu."

Schwer atmet Adran aus, bevor er antwortet. "Zum Gedenken der Gefallen?? Ja, zum Gedenken der Gefallen würde ich selbst die Schaufel in die Hand nehmen und unseren Kameraden ein Monument bauen, wie es auf Dere kein zweites geben würde.... Doch nach allem was ich gehört habe, soll es ein Temepl sein, der 'unseren' Sieg verkünden soll..... Unseren Sieg... Pah! Welchen SIeg bitte schön?? Hier schau!" damit geht Adran zu seinem Schreibtisch rüber und holt ein Dokument hervor, welches er Gerion reicht. "Diesen Schrieb habe ich von WUlfensforst erhalten. Die Lage in Tobrien ist fatal. Die dortigen Truppen unserer Verbündeten sind stark dezimiert, unterernährt, schelcht ausgerüstet und z.T. äußerst demoralisiert. Vielleicht sollte der Herr Staatsrat denen einmal erläutern, daß wir damals an der Trollpforte gesiegt hatten......" Etwas beruhigter fährt er dann fort: "Ich bin ebenso gegen diesen Tempelbau wie Serafin, wenn es darum geht ihn als Siegestempel zu errichten. Doch bin ich auch dafür, daß wir den Göttern für Ihren Beistand danken sollten auch wenn wir ihnen im Kampf gegen ihren Feinden weit besser dienen könnten, als hier im freien Garetien einen Bau zu errichten. Wie schaut es denn aus? Weißt DU wo genau der Tempel errichtet werden soll? An der Front wäre er um einiges besser aufgehoben und moralisch weitaus effektiver als hier im gesicherten Hinterland."

Gerion schaut Adran ernst an. Er zögert einen kurzen Augenblick, lang genug, dass Adran sein Zögern bemerkt, fährt aber unvermittelt fort: "Adran, ich sage es frei heraus, ich bin für dieses Projekt. Und denke jetzt nicht, ich sage das, weil ich Garether bin und mich Garetien zutiefst verbunden fühle. Du kennst die Lage in den Finsteren Landen, ich kenne sie. Und uns beiden fehlt die Hoffnung dieses Schandmal in kurzer Zeit von Dere zu brennen, wie wir es uns wünschen und den Zwölfen schuldig sind. Der Krieg hat an den Reserven gezehrt, die Aliierten sind sich uneins in vielen Fragen. Allein das harsche Vorgehen der Liebfelder gegen das Seeräubervolk, völlig übermotiviert, und bestimmt aus einem politischen Kalkül heraus. Du siehst, wir sind auf einen langfristigen Krieg hinausgelaufen, und solche Kriege gewinnt der, der die beste Moral hat. Selbst wenn wir alles Geld in die Rüstung steckten, Tobrien würde nicht befreit. Das schmerzt auch mich."

Er holt Luft und setzt neu an: "Der Tempel, wo er auch stehen möge,wäre ein Symbol, eine Tat für die Götter und eine Tat für die Menschen. Der Tempel gibt uns neue Hoffnung und Zuversicht, und in mir erweckt er grossen Zorn. Nicht, weil er gebaut werden soll, sondern weil er ein Versprechen für die besetzen Lande ist." Gerion geht sichtilich bewegt auf und ab, hält einen Moment ein und blickt Adran fest ins Gesicht: "Adran, wir können diese Sache nicht unkommentiert an uns vorüber gehen lassen. Du triffst die Entscheidung, und Du weißt ich bin Dir loyal. Der Orden muss an dieser Stelle ein Zeichen setzen, muss Stellung beziehen. Deswegen bin ich hier, Adran, welche Antwort geben wir dem Staatsrat?"

Lange mustert Adran seinen alten Freund undKampfgefährten, bevor er zur Antwortansetze. "Du willst ein Zeichen Gerion? Du willst dem Staatsrat eine Antwort geben zu können? Gut, dann höre mir zu. Die Garetier tun nichts um den Sieg, für den sie diesen Tempel bauen wollen herbeizuholen. Sie freuen sich in der Sicherheit der Distanz zum Feind und streiten einander wegen ein bisschen Marmor, oder Mehl. Kaum einer von denen denkt auch nur im geringsten an den Feind und wie man ihn besiegen kann, geschweige denn handelt auch um unseren Aliierten beizustehen. Würe man den Tempel an der Grenze errichten, dort wo der Zweifel jeden Tag die Menschen heimsucht und stets am Abendtisch geladen ist, dann würde ich vielleicht dem Bau zustimmen und eine gehörige Spenede und Männer zur Verfügung stellen. Abso so.... So sage ich: Nein! Würden wir jetzt etwas für den Tempel spenden, so würden wir manchen Spender enttäuschen, der uns sein Geld gab im Glauben daran, daß wir alles tun würden um die Wacht zu halten und den Feind zu bekämpfen. Daher sage ich auch hier: Nein! Und würden wir nun etwas Spenden, würden wir uns in Mitten der politischen Intrigen des garetischen Königreiches stürzen, aus dem wir uns raushalten wollen. Daher sage ich hier: Nein! Und schlußendlich würden unsere eigene Kameraden den Glauben an uns und unsere Sache verlieheren, wenn sie an der Fron erfahren würden, daß wir hier ienen Prachtbau unterstützen würden, selbst aber keine weiteren Mittel haben ihnen auch nur einen Schrein, oder eine Statur zu ermöglichen. Daher sage ich auch zum vierten male: NEIN! Wenn Du dem Staatsrat aber eine Nachricht geben möchtest, dann sag ihm, daß wir unserer Aufgabe und unseres Grundsatzes gemäß die Wacht über das Reich und somit über Garetien und den Bauplatz halten werden, auf daß der Bau ungestört von statten gehen kann!"

Gerion schaut Adran mit versteinertem Gesicht an, keine Regung deutet irgendeine Gefühlsregung an. Er räuspert sich leicht, bevor er Adran zur Antwort ansetzt: "Zu Befehl, Euer Exzellenz. Ich werde Eure Befehle zur besten Zufriedenheit ausführen. Bitte wegtreten zu dürfen". Es ist nur zu deutlich, dass der Wächter der Wacht Garetien überhaupt nicht erfreut über den Verlauf dieses Gespräches ist. Nachdem er Adrans Gemach verlassen hat eilt er schweren Schrittes in seine Stube. Einige Momente geht er auf und ab, kämpfend um seine Selbstbeherrschung. Nach einiger Zeit hält er plötzlich inne, geht zur Tür und ruft einem der Novizen zu: "He, Novize, laufe und hole den Novizen ya Mangerisya, aber sofort! Er müßte bei seinen Studien in der Bibliothek sein. Nun eile Dich schon!"

Mit raschem Schritte eilte Horatio durch die dunklen Gänge, und hielt einen Moment vor der Tür des Wächters stehen, den er noch weniger leiden konnte als den nervigen und boshaften Koch. Immerhin hatte dieser Mann sein Ansehen von anfang an heruntergezogen, wegen ihm konnte Seine Exzellenz ihn nicht ausstehen. Er atmete tief durch und klopfte an die Tür. Ein dumpfes "Herein" erscholl. Horatio öffnete die Tür und betrat das karge Zimmer. Gerion stand am Fenster und blickte in den dunklen Abend, drehte sich nicht um, begrüßte den Novizen nicht. Etwas verloren stand Horatio und erwartete die gewohnten Anfeindungen des Wächters, auch erwartete er, dass man ihn nun doch entgültig in die Wacht Firunslande versetzte, wie die Gerüchte, die sich hartnäckig hielten, seitdem er auf Schwertwacht angekommen war nicht aufhörten zu erzählen.

Fast schien es, dass die Zeit still stand, von draussen floßen Abendgeräusche in die schmale Kammer des Wächters. Das Pfeifen des Windes, von ferne zog ein Gewitter auf und langsam setzte der Regen ein. Die Kerze auf dem Tisch, die den Raum spärlich beleuchtete, flackerte im Luftzug, und ließ die Schatten an der Wand tanzen. Gerion drehte sich um, und musterte den Magier von oben bis unten. Er war ihm auf Schwertwacht kaum über den Weg gelaufen, und wenn, dann hatte er meistens schlechte Laune. Aber die Küche scheint ihm gut bekommen zu sein, schoss es ihm durch den Kopf. "Novize,.." er hielt einen Moment ein und besann sich auf die nun bevorstehende Arbeit. Dazu brauchte er diesen Mann. Also hieß es diplomatisch bleiben, bei aller Antipathie. "Novize ya Mangerisya, sagt, habt Ihr Euch schon auf Schwertwacht eingelebt?" Horatio blieb die Luft weg. Mechanisch flossen seine Worte über die geschickte Zunge. "Nun, hoher Herr, es ist kein Luxushotel, aber ich bin hier aus Demut vor den Zwölfen und weil ich meine Pflicht wahrnehme. Da schadet der Verzicht auf ein wenig Luxus nicht. Aber deswegen habt Ihr sicherlich nicht nach mir schicken lassen, mit Verlaub." "Nein, wirklich nicht. Novize, ich brauche Euch zum Diktat. Setzt Euch, nehmt die Feder und schreibt." Gerion begann im Raum auf und ab zu gehen.

"An seine Exzellenz Praidan von Luring, erster königlicher Rat Garetiens,..."

Horatio blickte erstaunt auf, kommentierte aber nicht. Eifrig schrieb er weiter:

"Eure Exzellenz, in allen Landen, in allen Dörfern und Städten spricht man von Eurem göttergefälligen Begehren den Zwölfen ob ihrer gnädigen Hilfe wider den zwölfmalverfluchten Spährenschänder einen güldenen Tempel zu errichten, zur Lobpreisung ihrer Allmacht und ewigen Gnade. Euch gebührt Ehre und Ehrfurcht, da Ihr den Willen der Zwölfe erkanntet und auf Ihren Fingerzeig dieses Opfer bringet. Leider muss ich Euch mitteilen, dass der Orden des heiligen Zorns der Göttin Rondra Euch nicht mit Gold und Geschmeide unterstützen kann. Denn in diesen unsicheren Tagen richtet sich unsere ganze Kraft in die Wacht unseres Reiches, dass das Böse nicht ausbreche und keinen Einfluß ausübe auf die guten Menschen, die unter dem wohlgefälligen Auge des Götterfürsten stehen. Unsere Brüder aber im besetzten Tobrien harren unserer Hilfe, denn jeder Tag, den sie unter dem Joch der Daimonen stehen, ist ein Beleidigung wider die zwölfgerechte Weltenordnung. Einzig bleibt uns Euch unsere Hilfe beim Bau und bei der Wacht des Baues anzubieten. Die Kraft und den Glauben aufrechter Kämpfer sei Euch zugesichert und zugesagt, das höchste Gut eines jeden Dieners der Göttin Rondra.

Euch begleite stets das Wohlwollen der Zwölfe!

Gerion Sturmfels, Wächter des OZR, Ritter von Eslamsgrund, Träger des Greifensterns (silber)"

Gerion hielt ein und blickte den Magier direkt an. "Lauft und bringt diesen Schrieb an Seine Exzellenz von Bredenhag. Er soll wissen, was ich nach Gareth schreibe. Und dann sattelt ein Pferd und bringt es noch heute an den Staatsrat. Macht schon, worauf wartet Ihr noch!"



Autor: Hartsteen, A. Zdralek



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