Geschichten:In Waldstein nichts Neues Teil 4a: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 29. März 2011, 05:56 Uhr

In Waldstein nichts Neues (Teil 4a)


Alt-Gareth, Taverne Rollender Taler: Es war der Abend des 12. Efferd. Im Hinterzimmer des kleinen Gasthauses hatten sich wie üblich an mehreren Tischrunden Boltanspieler versammelt, was in dieser Gegend von der Stadtgarde nur mit zwei zugekniffenen Augen toleriert wurde. Der Wirt Travian brachte gerade eine neue Runde von vier Humpen Bier an einen zentralen Tisch, wo bereits seit zwei Stunden Spieler verschiedenster Couleur eine Serie von heißen Boltanpartien ausfochten. Mit dem Rücken zum Eingang saß ein Mann mittleren Alters namens Fredbald Wiesener, der einen recht ordentlichen Eindruck machte, seiner Tracht nach zu schließen war er ein Garether Händler. Links neben ihm saß eine Frau Anfang Dreißig, Salima genannt, mit kurz geschorenen, dunklen Haaren und einem rauen Lederwams, eine Söldnerin. Auf dem nächsten Platz saß ein in edle Stoffe gekleideter Herr, Waldemar Korninger mit Namen, wohl einer der reicheren Bürger und Patrizier der Stadt. Einen Platz weiter sah man einen jungen Adligen in einem dunkelblauen, aber schon leicht durchgeschwitzten Brokathemd, mit Namen Junker Leomar von Zweifelsfels zu Zweiflingen, der schon ein beachtliches Sümmchen an Golddukaten vor sich aufgetürmt hatte, offenbar war ihm Phex in den letzten Partien hold gewesen. An dem letzten Platz, dem einzigen der vom Wirt nicht mit einem neuen Humpen, sondern einem Gläschen Wein versorgt wurde, saß eine junge Frau mit langen blonden Haaren, der man im Gegensatz zu den anderen keinerlei Nervosität anmerken konnte, denn im Topf, d.h. in der Mitte des Tisches, befand sich inzwischen eine stattliche Summe von einigen Dutzend Dukaten.

Der Wirt stellte die Humpen ab und ging nach kurzem anerkennendem Kopfnicken des ein oder anderen Spielers wieder. Karten wurden umsortiert, manch einer nahm einen guten Zug, und selbst ein beiläufiger Beobachter konnte die überaus angespannte Situation am Tisch förmlich spüren, denn diesmal schienen alle ein gutes Blatt zu haben, oder zu bluffen, was durchaus nicht unüblich war. Waldemar wandte sich gerade an die junge Dame: „Werte Comtessa, Ihr seid am Zuge. Wollt ihr aussteigen oder den Einsatz erhöhen?“

Die angesprochene Frau blickte noch ein paar Herzschläge lang in ihre Karten, dann lächelte sie und sah den älteren Herren an. „Aber selbstverständlisch werde isch er’ö’en, Monsieur. Das ste’t wo’l außer Frage. Bei einer Summe von über fünfzisch Dukaten werde isch doch keinen Rückzie’er machen.“ Sie griff in ihre Handtasche und holte erneut fünf Golddukaten hervor, denn ihr bereitgelegtes Gold war bereits komplett in den Topf gewandert.

„Voila! Isch er`ö`e um weitere fünf Dukaten. I`r seid am Zuge, Monsieur Wiesener. Dem Angesprochenen liefen kleine Schweißperlen von der Stirn. Er hatte zwei Herzöge und zwei Drachen. An sich nicht schlecht, aber die anderen würden auch gute Karten haben, sonst wären sie nie so hoch gegangen. Zudem hatte er heute schon einiges verloren.

„Es tut mir sehr leid, meine Teuerste, aber ich muss leider passen. War nett mit Euch gespielt zu haben.“ Er stand auf: „Meine Damen und Herren, guten Abend!“ und verließ die Schankstube.

Die nächsten beiden Spieler erhöhten selbstbewusst um den geforderten Betrag. Als der Junker Leomar an der Reihe war, überschlug er kurz seine Chancen: sein Blatt war hervorragend. Vier Asse, von fünfen im Spiel. Dies zu schlagen war nahezu unmöglich. Er war ein gewiefter Spieler und wusste, dass er bisher nicht nur Glück gehabt hatte. Mit einem selbstsicheren Lächeln legte er fünf von seinen fast 50 vor ihm aufgetürmten Dukaten in den Topf. „Ich ziehe nach, und erhöhe den Einsatz noch mal um 10 Dukaten, selbstverständlich nur, wenn keiner von Euch, verehrte Mitspieler, gegen diese kleine Limitüberschreitung Einspruch erhebt.“ Er blickte erwartungsvoll in die Runde.

„Keine Einwände!“ antwortete die Söldnerin.

„Einverstanden!“ sagte der Herr Korninger.

Die drei blickten die Comtessa an. Sie schien zu überlegen. „Nun wie wäre es, das Limit völlig aufzu’eben? Dies widersprischt zwar den `iesigen `ausregeln, aber der Wirt schuldet mir noch einen Gefallen, so das wir, so denke isch, für dieses eine höchst interessante Spiel diese Regel einmal ignorieren können.“ Ein kurzer Seitenblick zum Wirt Travian wurde durch ein kurzes Kopfnicken seinerseits bestätigt. Die anderen willigten ein, wenn auch etwas zögerlich. „Nun denn, Eure ze`n Goldstücke, `err Junker,“ sie legte zehn Dukaten in die Mitte, „und des Weiteren er`ö`e isch um dies `ier!“ und fügte dann einen Horasdor hinzu.

Die anderen staunten nicht schlecht. „Verdammt, da muss ich passen! War nett mit euch gespielt zu haben.“ rief die Söldnerin Salima und verlies leicht verärgert den Raum.

Herr Korninger war nun an der Reihe. Er war dank seines recht guten Blattes recht siegessicher, so langsam kamen ihm aber doch Zweifel. „Zunächst die 30 Dukaten um gleichzukommen, und dann erhöhe ich den Einsatz noch mal um 20 Dukaten!“ Er legte einen kleinen, doch prall gefüllten Beutel in die Mitte. „Das sind genau 50. Ihr könnt gerne nachzählen!“

„Nicht nötig!“ antwortete der Junker zu Zweiflingen und schob um im Spiel zu bleiben zunächst 40 Dukaten in die Mitte, was seinen Stapel komplett aufzehrte und er an seine Reserven gehen musste. Er atmete tief durch. Eigentlich wäre es das Vernünftigste jetzt zum Sehen zu erhöhen, doch vermutlich könnte er einen einer seiner beiden Mitspieler noch weiter hochtreiben, wenn er Unsicherheit vortäuschte.

„Gut, da.. dann we..werde ich auch noch mal er…höhen!“ stotterte er absichtlich und streifte sich langsam einen goldenen Ring mit einem kleinen eingefassten Rubin vom Finger und legte ihn in die Mitte. „Der ist gut und gerne seine 50 Dukaten wert. Ich bringe es zwar kaum übers Herz, doch ich erhöhe um diesen Betrag. Zieht einer mit?“ Er blickte die Comtessa an.

Ihre Gesichtszüge waren nach wie vor absolut entspannt, lediglich die linke Augenbraue zog sie bei dem Ring für einen kurzen Moment hoch. Sie zögerte noch.

„Wenn Ihr dem nicht nachkommen könnt, Comtessa, solltet Ihr wohl besser passen, nicht war?“ sagte der Junker siegessicher.

„Nischt so voreilig. Isch werde nachkommen.“ Sie griff sich in den Nacken und löste mit geschickten Fingern den Verschluss ihres Smaragdcolliers und legte es in die Mitte.

„Das `ochzeitsgeschenk meines Mannes.“ sagte sie. „I`r könnt es gerne überprüfen, meine `erren, es ist sage und schreibe 600 Golddukaten wert.“ Sie lehnte sich entspannt zurück.

Die beiden Herren betrachteten staunend das überaus kostbare Schmuckstück. Der Herr Korninger tupfte sich mit seinem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. „Eine wunderschöne Frau wie Ihr, liebste Comtessa, die selbst das Hochzeitsgeschenk ihres Mannes aufs Spiel setzt, muss ein Blatt auf der Hand haben, welches selbst mein volles Haus mit drei Magiern und zwei Türmen aussticht. Ich passe!“ sagte er, warf seine Karten offen hin und verabschiedete sich, denn dies würde definitiv das letzte Spiel des Abends sein.

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