Geschichten:Familienbande 6: Unterschied zwischen den Versionen
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Es herrschte eine ungewöhnlich düstere Stimmung in der guten Stube des Rittergutes derer von Keilholtz. [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Ardo von Keilholtz|Ardo]] hatte den fremden Schlitten mit dem Wappen seiner Familie bereits gesehen als er zum Tor herein geritten war, doch hatte er bis jetzt noch keine Gelegenheit gefunden sich danach zu erkundigen. Seine Großmutter [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Gunelde von Zweifelfels|Gunelde]] hatte ihn gleich ins Haus gezogen, während der alte Stallknecht sich eilig um sein Pferd bemühte. Nun saß er hier am guten alten Steineichentisch, der noch die Kerben aus Ardos Kinderzeit trug und wartete darauf, dass sein Großvater und sein Vater eintrafen. | Es herrschte eine ungewöhnlich düstere Stimmung in der guten Stube des Rittergutes derer von Keilholtz. [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Ardo von Keilholtz|Ardo]] hatte den fremden Schlitten mit dem Wappen seiner Familie bereits gesehen als er zum Tor herein geritten war, doch hatte er bis jetzt noch keine Gelegenheit gefunden sich danach zu erkundigen. Seine Großmutter [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Gunelde von Zweifelfels|Gunelde]] hatte ihn gleich ins Haus gezogen, während der alte Stallknecht sich eilig um sein Pferd bemühte. Nun saß er hier am guten alten Steineichentisch, der noch die Kerben aus Ardos Kinderzeit trug und wartete darauf, dass sein Großvater und sein Vater eintrafen. | ||
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„Willkommen zu Hause mein Sohn. Wir haben gehört, dass du mit dem Prinzen im Kosch warst um seinen Bruder und dessen Frau zu suchen. Sind die Herrschaften denn wohlauf? Habt ihr die Strauchdiebe fangen können?“ | „Willkommen zu Hause mein Sohn. Wir haben gehört, dass du mit dem Prinzen im Kosch warst um seinen Bruder und dessen Frau zu suchen. Sind die Herrschaften denn wohlauf? Habt ihr die Strauchdiebe fangen können?“ | ||
„Ja Vater. Wir haben die Queste glücklich abschließen können. Praios sei Dank gab es nicht wirklich eine Entführung. Die Geschichte war eher ein aus dem Ruder gelaufener Scherz einiger mit dem Erbprinzenpaar eng befreundeter Edler. Dennoch war es am Ende ein Wettlauf gegen Boron, da Firun die Koscher Berge dieser Tage fest im Griff hält. Doch davon später mehr. Ich habe gesehen, dass wir Familie zu Besuch haben. Wer hat sich denn bei diesem Firunswetter die Mühe gemacht zu uns zu kommen?“ | „Ja Vater. Wir haben die Queste glücklich abschließen können. Praios sei Dank gab es nicht wirklich eine Entführung. Die Geschichte war eher ein aus dem Ruder gelaufener Scherz einiger mit dem Erbprinzenpaar eng befreundeter Edler. Dennoch war es am Ende ein Wettlauf gegen Boron, da Firun die Koscher Berge dieser Tage fest im Griff hält. Doch davon später mehr. Ich habe gesehen, dass wir Familie zu Besuch haben. Wer hat sich denn bei diesem Firunswetter die Mühe gemacht zu uns zu kommen?“ | ||
Wieder breitete sich unangenehmes Schweigen am Tisch aus. Einer blickte zum anderen bis die Großmutter ihrem Mann schließlich einen Stoß in die Seite gab, dass dieser sprechen sollte. | Wieder breitete sich unangenehmes Schweigen am Tisch aus. Einer blickte zum anderen bis die Großmutter ihrem Mann schließlich einen Stoß in die Seite gab, dass dieser sprechen sollte. | ||
„Nur wenige Stunden vor dir ist [[Greifenfurt:Heiltrug von Budenhog|Heiltrud]] mit ihrer Tochter [[Greifenfurt:Ulmia von Keilholtz-Budenhog|Ulmia]] auf den Hof gefahren. Wir haben bis ebend mit ihr geredet. Wie es scheint hat sie es auf Burg Keilholtz bei diesem Herdan Lucius nicht mehr ausgehalten. Sie hat einen Bediensteten mit einem Schmuckstück bestochen, damit er ihr heimlich den Schlitten vorbereitet und Herdans Bluthunde ablenkt. Dann hat sie Ulmia genommen und ist hierher gefahren, weil sie nicht wusste wohin sie sonst gehen sollte. Jemand anderes hätte sie wohl auch nicht aufgenommen und sie direkt wieder zu Herdan zurückgeschickt.“ | „Nur wenige Stunden vor dir ist [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Heiltrug von Budenhog|Heiltrud]] mit ihrer Tochter [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Ulmia von Keilholtz-Budenhog|Ulmia]] auf den Hof gefahren. Wir haben bis ebend mit ihr geredet. Wie es scheint hat sie es auf Burg Keilholtz bei diesem Herdan Lucius nicht mehr ausgehalten. Sie hat einen Bediensteten mit einem Schmuckstück bestochen, damit er ihr heimlich den Schlitten vorbereitet und Herdans Bluthunde ablenkt. Dann hat sie Ulmia genommen und ist hierher gefahren, weil sie nicht wusste wohin sie sonst gehen sollte. Jemand anderes hätte sie wohl auch nicht aufgenommen und sie direkt wieder zu Herdan zurückgeschickt.“ | ||
Nachdenklich strich sich Ardo durch die Haare. Die Situation war verzwickt und bereitete ihm einige Kopfschmerzen. Wenn die beiden Frauen wirklich ausgerissen waren, dann war Herdan Lucius sicherlich mehr als wütend darüber. Es gab seit Jahren Gerüchte darüber, dass Heiltrud Burg Keilholtz lieber heute als morgen verlassen wolle, nachdem Herdan Baron von Finsterkamm geworden war. Doch hieß es immer, dass Herdan hätte Ulmia immer als Faustpfand dabehalten um sicherzustellen, dass Heiltrud immer wieder zurückkam. Ohne Frage war das keine schöne Situation, aber Baron Herdan war kein Mann mit dem man es sich leichtfertig verdarb. Deswegen hätte es auch nie jemand gewagt zu Heiltruds Gunsten zu intervenieren. Doch nun war sie Herdan aus eigener Kraft entkommen und saß mit ihrer Tochter im Gästezimmer. Hier waren Tatsachen geschaffen worden die man nicht mehr rückgängig machen konnte. | Nachdenklich strich sich Ardo durch die Haare. Die Situation war verzwickt und bereitete ihm einige Kopfschmerzen. Wenn die beiden Frauen wirklich ausgerissen waren, dann war Herdan Lucius sicherlich mehr als wütend darüber. Es gab seit Jahren Gerüchte darüber, dass Heiltrud Burg Keilholtz lieber heute als morgen verlassen wolle, nachdem Herdan Baron von Finsterkamm geworden war. Doch hieß es immer, dass Herdan hätte Ulmia immer als Faustpfand dabehalten um sicherzustellen, dass Heiltrud immer wieder zurückkam. Ohne Frage war das keine schöne Situation, aber Baron Herdan war kein Mann mit dem man es sich leichtfertig verdarb. Deswegen hätte es auch nie jemand gewagt zu Heiltruds Gunsten zu intervenieren. Doch nun war sie Herdan aus eigener Kraft entkommen und saß mit ihrer Tochter im Gästezimmer. Hier waren Tatsachen geschaffen worden die man nicht mehr rückgängig machen konnte. | ||
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Wulfhart hatte den Ausführungen seines Sohnes mit grüblerischer Miene zugehört. Nachdenklich rieb er sich mit den Fingern am bärtigen Kinn, bis er schließlich nach einem Blick auf seinen Vater zu einem Entschluss kam. | Wulfhart hatte den Ausführungen seines Sohnes mit grüblerischer Miene zugehört. Nachdenklich rieb er sich mit den Fingern am bärtigen Kinn, bis er schließlich nach einem Blick auf seinen Vater zu einem Entschluss kam. | ||
„Es wird mir nicht leicht fallen Lisande ziehen zu lassen. Du und deine Schwester seid alles was mir von [[Greifenfurt: | „Es wird mir nicht leicht fallen Lisande ziehen zu lassen. Du und deine Schwester seid alles was mir von eurer [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Holdwiep von Gugelforst|Mutter]] geblieben ist. Ich gebe zu, es ist mir damals sehr schwer gefallen dich so früh ziehen lassen zu müssen und ich hätte Lisande gerne um so länger bei mir behalten. Es wird still werden auf dem Hof ohne ihr Lachen. Doch es sei, denn es ist der beste Weg. Gerade wenn wir uns Herdan zum Feind machen und Bogumil uns aus der Familie ausstößt, werden wir jeden Freund brauchen den wir in der Mark finden können. Denn diesen Affront kann und wird uns Herdan niemals durchgehen lassen.“ | ||
Gerührt von diesen Worten stand Ardo auf, ging um den Tisch herum und drückte seinen Vater voller Rührung an sich. In all den Jahren der strengen Erziehung und der Trennung hatte er Ardo seine väterliche Liebe nie so sehr spüren lassen wie mit diesen wenigen Worten und als Ardo bald nach dem Tod seiner Mutter zur Knappenschaft gegeben wurde, da hatte er es nicht recht verstanden und sich seinem Vater lange Zeit entfremdet gefühlt. | Gerührt von diesen Worten stand Ardo auf, ging um den Tisch herum und drückte seinen Vater voller Rührung an sich. In all den Jahren der strengen Erziehung und der Trennung hatte er Ardo seine väterliche Liebe nie so sehr spüren lassen wie mit diesen wenigen Worten und als Ardo bald nach dem Tod seiner Mutter zur Knappenschaft gegeben wurde, da hatte er es nicht recht verstanden und sich seinem Vater lange Zeit entfremdet gefühlt. | ||
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„Es mag wohl sein, dass [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Bogumil von Keilholtz|Bogumil]] und [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Herdan Lucius Keilholtz|Herdan]] uns zürnen werden. Doch werden sie uns nichts anhaben können. Wir sind eine Familie, wir halten zusammen. Wenn sie der Meinung sind, dass sie nicht mehr dazu gehören wollen, dann sollen sie auf Burg Keilholtz sitzen bis ihr Zweig verdorrt ist. Doch unser Zweig wird ewig blühen!“ | „Es mag wohl sein, dass [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Bogumil von Keilholtz|Bogumil]] und [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Herdan Lucius Keilholtz|Herdan]] uns zürnen werden. Doch werden sie uns nichts anhaben können. Wir sind eine Familie, wir halten zusammen. Wenn sie der Meinung sind, dass sie nicht mehr dazu gehören wollen, dann sollen sie auf Burg Keilholtz sitzen bis ihr Zweig verdorrt ist. Doch unser Zweig wird ewig blühen!“ | ||
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Version vom 4. Mai 2011, 11:12 Uhr
Dramatis Personae:
- Ardo von Keilholtz ä.H.
- Bernhelm von Keilholtz ä.H.
- Gunelde von Zweifelfels
- Wulfhart von Keilholtz ä.H.
Es herrschte eine ungewöhnlich düstere Stimmung in der guten Stube des Rittergutes derer von Keilholtz. Ardo hatte den fremden Schlitten mit dem Wappen seiner Familie bereits gesehen als er zum Tor herein geritten war, doch hatte er bis jetzt noch keine Gelegenheit gefunden sich danach zu erkundigen. Seine Großmutter Gunelde hatte ihn gleich ins Haus gezogen, während der alte Stallknecht sich eilig um sein Pferd bemühte. Nun saß er hier am guten alten Steineichentisch, der noch die Kerben aus Ardos Kinderzeit trug und wartete darauf, dass sein Großvater und sein Vater eintrafen.
Mit lauten Knarzen öffnete sich die Tür, als Bernhelm und Wulfhart eintraten. Vom Alter bereits leicht gebeugt, doch noch immer staatlich anzusehen und mit ungebrochenem Geist, ließ sich Großvater Bernhelm auf die Bank nahe am Kamin fallen. Wulfhart setzte sich gleich neben ihn und eröffnete das Gespräch.
„Willkommen zu Hause mein Sohn. Wir haben gehört, dass du mit dem Prinzen im Kosch warst um seinen Bruder und dessen Frau zu suchen. Sind die Herrschaften denn wohlauf? Habt ihr die Strauchdiebe fangen können?“
„Ja Vater. Wir haben die Queste glücklich abschließen können. Praios sei Dank gab es nicht wirklich eine Entführung. Die Geschichte war eher ein aus dem Ruder gelaufener Scherz einiger mit dem Erbprinzenpaar eng befreundeter Edler. Dennoch war es am Ende ein Wettlauf gegen Boron, da Firun die Koscher Berge dieser Tage fest im Griff hält. Doch davon später mehr. Ich habe gesehen, dass wir Familie zu Besuch haben. Wer hat sich denn bei diesem Firunswetter die Mühe gemacht zu uns zu kommen?“
Wieder breitete sich unangenehmes Schweigen am Tisch aus. Einer blickte zum anderen bis die Großmutter ihrem Mann schließlich einen Stoß in die Seite gab, dass dieser sprechen sollte.
„Nur wenige Stunden vor dir ist Heiltrud mit ihrer Tochter Ulmia auf den Hof gefahren. Wir haben bis ebend mit ihr geredet. Wie es scheint hat sie es auf Burg Keilholtz bei diesem Herdan Lucius nicht mehr ausgehalten. Sie hat einen Bediensteten mit einem Schmuckstück bestochen, damit er ihr heimlich den Schlitten vorbereitet und Herdans Bluthunde ablenkt. Dann hat sie Ulmia genommen und ist hierher gefahren, weil sie nicht wusste wohin sie sonst gehen sollte. Jemand anderes hätte sie wohl auch nicht aufgenommen und sie direkt wieder zu Herdan zurückgeschickt.“
Nachdenklich strich sich Ardo durch die Haare. Die Situation war verzwickt und bereitete ihm einige Kopfschmerzen. Wenn die beiden Frauen wirklich ausgerissen waren, dann war Herdan Lucius sicherlich mehr als wütend darüber. Es gab seit Jahren Gerüchte darüber, dass Heiltrud Burg Keilholtz lieber heute als morgen verlassen wolle, nachdem Herdan Baron von Finsterkamm geworden war. Doch hieß es immer, dass Herdan hätte Ulmia immer als Faustpfand dabehalten um sicherzustellen, dass Heiltrud immer wieder zurückkam. Ohne Frage war das keine schöne Situation, aber Baron Herdan war kein Mann mit dem man es sich leichtfertig verdarb. Deswegen hätte es auch nie jemand gewagt zu Heiltruds Gunsten zu intervenieren. Doch nun war sie Herdan aus eigener Kraft entkommen und saß mit ihrer Tochter im Gästezimmer. Hier waren Tatsachen geschaffen worden die man nicht mehr rückgängig machen konnte.
„Wenn ich das richtig sehe haben wir zwei Möglichkeiten. Entweder wir schicken sie umgehend wieder zurück oder weiter zu ihrer Familie. Dann stehen wir vor Herdan mit reiner Weste da und haben von der Familie nichts zu befürchten. Oder wir nehmen sie in Travias Namen als Gast auf. Dann ist sie hier vor Herdan sicher doch wir werden wahrscheinlich von Großonkel Bogumil zu hören bekommen. Er wird sich sicherlich auf Herdans Seite stellen. Du weißt Großvater, dass dein Bruder nie gut auf dich zu sprechen war und eine erneute Provokation dazu führen könnte, dass er die Familie gänzlich gegen uns aufbringt.“
„Dessen bin ich mir bewusst Ardo.“ Bernhelms herrische Stimme mochte in diesem Moment nicht zu seiner zerknautschten Mimik passen. „Letztlich hat Heiltrud wohl schon für uns entschieden als sie zu uns flüchtete. Wir können sie nicht wieder vor die Tür setzen wie einen räudigen Hund. Sie und Ulmia gehören zur Familie. Auch wenn die auf Burg Keilholtz das anders sehen mögen, so wie Herdan es getan hat geht man innerhalb einer Familie nicht miteinander um. Mein Bruder mag das Oberhaupt sein und ich habe viele Anstrengungen unternommen unser Verhältnis in den letzten Jahren wieder aufzubessern. Aber seit Herdan dort ist lässt sich mit niemandem mehr reden. Meine Neffen und Großneffen hat er unter seiner Kontrolle und auch Bogumil tanzt nach seiner Pfeife. Dabei ist dieser Herdan nicht mal aus dem älteren Haus sondern nur ein angenommenes Balg des jüngeren.“ Voller Verachtung spie Bernhelm in seinen Spucknapf. Was die Familie anging hatte er immer eine andere Meinung als sein älterer Bruder gehabt. „Wir werden für die beiden sorgen und sie hierbehalten solange sie Travias Schutz von uns erbitten. Und wer weiß, vielleicht findet sich noch eine andere Lösung für dieses Problem“, fügte er mit einem Blick auf Ardo und Wulfhart brummelnd hinzu.
Bevor Vater und Sohn dazu etwas sagen konnten mischte sich Gunelde wieder in das Gespräch ein.
„Das ist zwar sehr edel gedacht Bernhelm und ich möchte Heiltrud und ihre Tochter genausowenig vor die Tür setzen wie du. Doch wird das für uns trotzdem nicht leicht werden. Ich denke da weniger an Herdan und Bogumil als vielmehr daran, dass wir zwei Mäuler mehr zu stopfen haben. Peraine weiß, dass der Hof nicht viel abwirft. Gerade genug, damit ihr zwei euch standesgemäß kleiden könnt. Hätten wir Ardo damals nicht zur Knappenschaft nach Kressenburg gegeben und würde er jetzt nicht bei der Greifin Dienst tun, dann hätten wir kaum genug Silber um die Kosten von Haus und Hof zu decken. Denkt auch daran, dass Lisande langsam in ein Alter kommt, da wir vermehrt auf ihre Ausbildung acht geben müssen. Lesen und schreiben bringe ich ihr bei und auch alles was sie für den Haushalt braucht. Aber das Kind ist aufgeweckt. Es wäre eine Schande und Verschwendung wenn wir sie hier auf dem Hof behalten und sie damit der Möglichkeiten berauben würden, die sich ihr in der Stadt bei einem erfahrenen Lehrmeister bieten würden. Auch müssen wir langsam daran denken, dass das Kind irgendwann eine Aussteuer benötigt, so sie nicht ewig hier im Haus bleiben soll.“ Ardos Vater ließ ein lautes Schnaufen vernehmen. „Ich weiß, dass du es nicht gerne hörst Wulfhart. Aber unsere Truhen sind leer und es reicht kaum um über den Winter zu kommen. Mit zwei weiteren Essern im Haus werden wir auch in zwanzig Götterläufen nicht genug ansparen können um das Kind zu verheiraten.“
Ardo war aufmerksam geworden als die Sprache auf seine kleine Schwester kam. Natürlich musste für sie gesorgt werden doch hatte er sich nicht ausgemalt, dass es so schlecht um das Rittergut stehen könnte. Bei seinen bisherigen Besuchen war davon nie die Rede gewesen. Doch glücklicherweise hatte er eine passende Lösung für die Probleme parat die Gunelde aufgeworfen hatte.
„Da hätte ich einen Vorschlag werte Großmutter. Ich habe auf der Reise mit seiner prinzlichen Durchlaucht den Edlen zu Pechackern kennengelernt. Er ist ein Neffe von Urgroßonkel Lucardus und ein repektabler Ritter und Ehrenmann. Junker Anselm trägt sich mit dem Gedanken einen oder mehrere Pagen und Knappen auf seine Burg zu nehmen. Ich bin mir sicher, dass er Lisande gerne aufnimmt wenn ich ihn darum bitte. So würde sich die zusätzliche Belastung durch Tante Heiltrud und Base Ulmia für den Hof in Grenzen halten und Lisande bekäme eine einer Hofdame oder Ritterin geziehmende Ausbildung. Was sagts du dazu Vater?“
Wulfhart hatte den Ausführungen seines Sohnes mit grüblerischer Miene zugehört. Nachdenklich rieb er sich mit den Fingern am bärtigen Kinn, bis er schließlich nach einem Blick auf seinen Vater zu einem Entschluss kam.
„Es wird mir nicht leicht fallen Lisande ziehen zu lassen. Du und deine Schwester seid alles was mir von eurer Mutter geblieben ist. Ich gebe zu, es ist mir damals sehr schwer gefallen dich so früh ziehen lassen zu müssen und ich hätte Lisande gerne um so länger bei mir behalten. Es wird still werden auf dem Hof ohne ihr Lachen. Doch es sei, denn es ist der beste Weg. Gerade wenn wir uns Herdan zum Feind machen und Bogumil uns aus der Familie ausstößt, werden wir jeden Freund brauchen den wir in der Mark finden können. Denn diesen Affront kann und wird uns Herdan niemals durchgehen lassen.“
Gerührt von diesen Worten stand Ardo auf, ging um den Tisch herum und drückte seinen Vater voller Rührung an sich. In all den Jahren der strengen Erziehung und der Trennung hatte er Ardo seine väterliche Liebe nie so sehr spüren lassen wie mit diesen wenigen Worten und als Ardo bald nach dem Tod seiner Mutter zur Knappenschaft gegeben wurde, da hatte er es nicht recht verstanden und sich seinem Vater lange Zeit entfremdet gefühlt.
„Es mag wohl sein, dass Bogumil und Herdan uns zürnen werden. Doch werden sie uns nichts anhaben können. Wir sind eine Familie, wir halten zusammen. Wenn sie der Meinung sind, dass sie nicht mehr dazu gehören wollen, dann sollen sie auf Burg Keilholtz sitzen bis ihr Zweig verdorrt ist. Doch unser Zweig wird ewig blühen!“