Geschichten:Das Erbe des Vaters 2: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 24. Mai 2011, 17:34 Uhr

Travia 1028 BF Gut Hommern

Als Samia von Hommern Beydendorf erreichte, waren nur weniger Einwohner auf der Strasse. Überall wurde sie freundlich und höflich gegrüßt. Samia erwiderte die Begrüßung und ritt zum Haus ihres Bruders Samiel. Ihr Bruder, der sie wohl hatte kommen hören, eilte aus dem Haus um sie zu begrüßen. “Schwester, was führt Dich zu mir.“ Samia sah seine geröteten Augen und konnte sich lebhaft vorstellen, dass sie ähnlich mitgenommen aussah. “Nichts Wichtiges, Bruder.“, beruhigte sie ihn. “Ich bin nur dabei ein paar von Vaters alten Unterlagen durchzusehen. Dabei bin ich auf merkwürdige Zahlungen an einen Mann namens Goswin gestossen. Kennst Du den Mann?“ “Goswin? Er ist Jäger und wohnt mit seinem Ziehsohn am Waldrand.“, Samiel wies in Richtung Süden. “Eigentlich gehört sein Haus schon nicht mehr zu Beydendorf, aber Vater hat ihn wohl für die Abgabenabrechnung diesem Dorf zugewiesen.“ Samia nickte, “Wahrscheinlich ist es nur eine kleine Unstimmigkeit, aber ich will das klären.“ Samiel nickte. Seine Schwester schwang sich wieder aufs Pferd, winkte ihm zu und ritt in die gewiesene Richtung.

Etliche hundert Schritt vom Dorfrand begann der Wald. Am Rande, zwischen den Bäumen stand ein einsames Haus. Samia ritt langsam näher. Die Bewohner schienen das kleine Haus gut in Schuss zu halten. In einem kleinen Pferch grasten einige Ziegen und Schweine. Neben der Haustür stand eine halbschritthohe, hölzerne Statue. Samia konnte problemlos Firun, den Gott der Jagd darin erkennen. Sie stieg vom Pferd und band es an. Sie hob die Hand um zu klopfen, hielt aber inne. Wieder fegten ihre Gedanken von Erpressung durch den Kopf. Mochte es gefährlich sein diesen Mann zu den “Pachtzahlungen“ zu befragen? “Firun zum Gruße, Euer Wohlgeboren“, erklang es hinter Samia. Erschrocken fuhr sie herum. Vor ihr stand ein Mann und lächelte sie freundlich an. Sie musterte ihn. Der Mann mochte etwa 50 Götterläufe alt sein. Sein Haar war schwarz, durchsetzt von wenigen grauen Strähnen. Sein Gesicht braungebrannt, die Augen waren von fröhlichen Fältchen umkränzt. “Ich bin Goswin, ich diene eurem Bruder als Jäger.“ Er deutete eine Verbeugung an. Samia fasste sich, “Das trifft sich gut, ich bin auf der Suche nach euch.“ Goswin nickte, “Darf ich euch in meinem bescheidenen Heim zu einem Becher Wasser einladen? Der Ritt wird euch erschöpft haben.“ Ohne die Antwort abzuwarten, trat er an ihr vorbei, öffnete die Tür und ging ins Haus.

Samia folgte ihm und blieb noch im Türrahmen stehen. Die Stube des Hauses war voller seltsamer Dinge. An den Wänden hingen etliche, alte Waffen, auf einem alten Schrank standen kleine, merkwürdig anmutende Statuen. Mehrere kleine Pfeifen und ein geöffneter Tabakbeutel lagen daneben. Auf dem Tisch lag ordentlich gestapelt mehrere Bücher. Eines lag aufgeschlagen daneben. Samia war erstaunt. Das Haus eines Jägers hatte sie sich anders vorgestellt. Hingen in solchen Räumen sonst doch Tierschädel und Felle an den Wänden. Goswin zog einen Stuhl zurück und wies lächelnd darauf. Samia nahm das Angebot an und setzte sich. Wie sollte sie das Gespräch beginnen? Der Mann konnte lesen, war offensichtlich weiter auf Dere herumgekommen als sie selbst. Sie fühlte sich plötzlich furchtbar allein gelassen.

“Ihr kanntet meinen Vater?“, begann sie verlegen. Goswin nickte und schaute aus dem Fenster. “Ja, das tat ich.“ Samia wartete, doch Goswin fügte nichts hinzu. “Woher kanntet ihr ihn?“ “Ich bin hier geboren, Euer Vater ebenfalls. Hommern ist nicht groß, irgendwann läuft man sich über den Weg.“, Goswin zuckte mit den Schultern. “Mir scheint, ihr habt viel erlebt...“, Samia deutete auf die Wände voller Waffen. Goswin schien ihre Geste nicht zu bemerken, “Ja, wir sind in unserer Jugend viel herumgekommen in Aventurien...“ Samia schaute Goswin verwundert an. Wir? Wen meinte er? Goswin bemerkte die Pause und schaute zu Samia. Sie erkannte in seinen Augen, dass er den letzten Satz bedauerte. Er senkte den Blick. Samia versuchte zu verstehen, doch ihr Verstand lies sie im Stich.

“Ich weiss nicht genau wer ihr seid und was ihr mit meinem Vater erlebt hat.“, Samia wurde ungehalten. “Aber ich weiss, dass mein Vater bis zu seinem Tode jeden Götternamen einen Dukaten an euch zahlte, kurz vor seindem Tode sogar zwölf und ich will wissen, warum er dies tat.“ Goswin schaute sie an. Sein Blick schien ihr traurig zu sein. “Das kann ich euch nicht sagen.“, antwortete er leise aber bestimmt. Samia sprang auf, der Stuhl kippte hinter ihr um und schepperte auf den Boden. Goswin blieb reglos sitzen. “Ich bin die Junkerin von Hommern, ihr seid mein Untertan und ich befehle euch, mir den Grund für diese Zahlung zu nennen.“ Goswin stand nun ebenfalls auf, trat einen Schritt auf sie zu und schaute ihr fest in die Augen. “Vor vielen Jahren schwor ich eurem Vater einen Eid vor Firun und Travia. Es tut mir leid, aber ich kann und will diesen Eid nicht brechen.“ Samias Mund öffnete und schloss sich. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Ein Eid vor Travia war heilig. Sie senkte den Kopf, von Goswin würde sie nichts erfahren. Sie drehte sich langsam und ging zur Tür. Ein leises “Es tut mir leid“ hörte sie kaum, als sie die Hütte des Jägers verlies.



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Texte der Hauptreihe:
5. Tra 1028 BF
Kapitel 2
Kapitel 1


Kapitel 2

Kapitel 3
Autor: Goswin