Geschichten:Frühlingssturm - Mirls langer Kampf gegen Travadan: Unterschied zwischen den Versionen
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Ein Versäumnis, das sie nun bitter bereute. Denn sie hatte keine Ahnung, mit welcher Taktik diesem Gegner am besten beizukommen war. Deshalb würde sie sich – wenigstens zu Beginn ihres Schlagabtausches – auf das besinnen müssen, was sie selbst am besten beherrschte. Sie würde sich auf ihre Schnelligkeit verlassen und auf ihre Ausdauer. Sie würde versuchen ihren Gegner zu narren und zu foppen, um ihn aus der Reserve zu locken. | Ein Versäumnis, das sie nun bitter bereute. Denn sie hatte keine Ahnung, mit welcher Taktik diesem Gegner am besten beizukommen war. Deshalb würde sie sich – wenigstens zu Beginn ihres Schlagabtausches – auf das besinnen müssen, was sie selbst am besten beherrschte. Sie würde sich auf ihre Schnelligkeit verlassen und auf ihre Ausdauer. Sie würde versuchen ihren Gegner zu narren und zu foppen, um ihn aus der Reserve zu locken. | ||
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Version vom 23. Juli 2011, 22:11 Uhr
Obwohl das Gut des Raukenfelsers nicht weit von dem ihrer Eltern entfernt lag, wusste Mirl kaum etwas über den Edlen. Ja, wenn man es genau nahm, wusste sie nicht einmal wie er überhaupt kämpfte. Sie war leichtsinnig genug gewesen, sich ganz darauf zu verlassen, dass der Fußkampf für sie beendet sein würde, bevor sie auf Travadan von Raukenfels traf. Sie war davon ausgegangen, dass die Rondrianerin der unüberwindbare Prüfstein ihres Könnens sein würde – und dass sie sich um alle weiteren potentiellen Gegner nicht zu scheren brauchte. Genau aus dem Grund hatte sie es auch versäumt, dem Raukenfelser bei seinen bisherigen Kämpfen zuzusehen.
Ein Versäumnis, das sie nun bitter bereute. Denn sie hatte keine Ahnung, mit welcher Taktik diesem Gegner am besten beizukommen war. Deshalb würde sie sich – wenigstens zu Beginn ihres Schlagabtausches – auf das besinnen müssen, was sie selbst am besten beherrschte. Sie würde sich auf ihre Schnelligkeit verlassen und auf ihre Ausdauer. Sie würde versuchen ihren Gegner zu narren und zu foppen, um ihn aus der Reserve zu locken.
Ein letztes Mal prüfte die junge Rittfrau den Sitz ihres Kettenhemdes, dem sie den Vorzug vor der schweren Platte gegeben hatte, da sie wusste, dass das sperrige Teil sie all jener Fähigkeiten beraubte, die sie zu einer ernstzunehmenden Gegnerin machten. Dann nickte sie dem Raukenfelser zu und wollte eben ihre Ausgangsposition einnehmen, als sie auch schon mit einer Salve wohlplatzierter Schläge eingedeckt wurde. Anscheinend gehörte Travadan nicht zu der Sorte, die lange fackelte. Ihr sollte es nur recht sein!
Mirl nahm den Reigen auf, schaffte es aber nicht, sich aus der leidigen Defensive heraus zu manövrieren. Der Raukenfelser ließ nicht von ihr ab, ließ ihr keine Zeit zum Atmen, zum Überlegen oder gar zum Taktieren. Alles was sie tun konnte, war den Schaden so gering wie möglich zu halten – und auch in diesem Bestreben war sie nicht rundum erfolgreich. Das Turnierschwert ihres Gegners war bereits über ihren Rippenbogen geschrammt, hatte schmerzhaft den linken Oberschenkel gestreift und kam nun ihrer Schulter gefährlich nahe. Alles nicht dazu geeignet, ihre Stimmung zu heben.
Für einen kurzen Moment spielte die Mees-Mersingen mit dem verlockenden Gedanken die Waffen zu strecken, wie ihr Vetter es kurz zuvor getan hatte. Das hier war schließlich eine Turney und kein Kampf auf Leben und Tod. Was kostete es da schon, die Überlegenheit eines Gegners neidlos anzuerkennen? Doch dann schüttelte sie unwillig den Kopf und unternahm einen letzten Versuch das Blatt zu wenden. Mit einer gewagten Drehung tauchte sie unter dem Angriff des Raukenfelsers hinweg anstatt ihn zu parieren und ging ihrerseits zum Angriff über. Dabei störte sie sich nicht an seiner vehementen Gegenwehr, sondern ignorierte diese weitestgehend. Sie opferte den größten Teil ihrer Aufmerksamkeit den eigenen Angriffen und nicht etwa der Reaktion auf die seinen.
Zwar spürte sie, dass die Klinge des Gegners ihrem Körper mehr als einmal gefährlich nahe kam. Aber auch davon ließ Mirl sich nicht aus dem Tritt bringen. Es galt den Raukenfelser in die Bredouille zu bringen, koste es was es wolle. Wenn sie siegen wollte, durfte sie bei diesem Gegner keine halben Sachen machen. Und so begann sie endlich damit ihre Waffe nach ihrem Gusto zu führen, ließ sich nicht länger von Travadan über den Platz jagen, sondern zwang ihm stattdessen ihren eigenen Kampfstil auf, leitete ihn mit geschickten Finten mehr als bloß einmal irre, riss das Schwert dann im letzten Moment herum, wechselte die Angriffsrichtung und raubte ihm den sicheren Stand ... setzte nach, täuschte an und machte endlich die fatale Lücke in seiner Wehr aus. Mit dem Gefühl grimmer Freude im Herzen ließ die junge Adelige ihr Schwert ein letztes Mal vorzucken, sah, wie es sich zielgenau auf die Schulter seines Schwertarmes zu bewegte – und spürte dann, wie etwas sie mit brutaler Gewalt am Kopf traf.
Das Letzte was die Mirl von Mees-Mersingen sah, bevor gnädige Schwärze ihre Sinne umfing, war der staubige Boden, der mit rasender Geschwindigkeit auf sie zu gestürzt kam.
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