Geschichten:Trauer und Empörung in der Garether Mark: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 20. Juni 2007, 05:43 Uhr
Garetien trauert um den Burggrafen Sighelm von Gareth zur Sighelmsmark, der jüngst bei der als “Blutnacht” in die Geschichte der üblen Intrigen eingehenden Metzelei zu Rommilys von Mörderhand fiel.
Sighelm von Gareth ward aus den Reihen des Zedernkabinettes ausgewählt – jenem erlesenen Kreise der Garether Burggrafen, die nach altem Recht die linke Hand der garetischen Könige sind –, um an den Feierlichkeiten der Rabenmund–Bregelsaum–Hochzeit teilzunehmen, nicht nur als Verwandter des Kaiserhauses und Ältester der Runde. Denn diese aufkeimende Hoffnung, daß der durch Mißtrauen stets brodelnde und unruhige Adel der Nachbarprovinz endlich ein wenig zu Ruhe und Aussöhnung kommen werde, hegte in Garetien wohl niemand mehr als der würdige Burggraf Sighelm, der nicht nur wegen seiner Ausbildung in Wehrheim oder der großen Ogerschlacht eine Beziehung zu Darpatien pflegte, denn eine solche Beziehung unterhält wohl die Mehrzahl der Veteranen des Reiches –, sondern vor allem wegen seiner darpatischen Gattin Alruna, geborene von Mersingen-Pulverberg.
So rüstete sich der wackere Burggraf mit feinem Putz und blankem Küraß, stattete sich wie stets mit dem Wimpelchen der Freundlichkeit und Fröhlichkeit, wohlversehen auch mit Segenswünschen und Geschenken der garetischen Herrschaften, allen voran der Königin daselbst, und schwang sich in die Karosse, in der er hoffnungsvollen Herzens nach Rommilys fuhr, zurückkam jedoch mit kaltem Herz nach Schloß Neu-Sighelmsstein.
Wohl angesehen war der alte Burggraf im ganzen Königreich, hochgeschätzt sein sanfter Charakter, sein einnehmdes Wesen. “Die Weisen senken die Häupter, wo die Klugen ihn heben” war sein Wahlspruch, den er in sein Wappen nahm, nachdem die Zeit des Kriegertums für ihn vorbeigewesen war. Oft rief man ihn hinzu, und so mancher Streit wurde geschlichtet, kurz nachdem sein weißer Schopf und sein langer weißer Bart gesichtet worden waren.
Das Erbe dieses Mannes tritt nun sein Sohn Alarich Ruhmrath von Gareth zur Sighelmsmark an, in dessen Ranzen sein Vater gute Ratschläge, eine vorzügliche Erziehung zu einem garetischen Edelmanne, die Ausbildung am Rechtsseminar zu Gareth und nicht zuletzt das eigene, untadelige väterliche Vorbild gepackt hat. Burggraf Alarich, der in der Sighelmsmark schwarze Trauer angesagt hat, gilt heute schon als geeigneter Mann, die Fußstapfen des Vaters auszufüllen, ist der Endzwanziger doch bisher nicht nur mit stattlichem Äußeren, sondern auch mit scharfem Verstande und einem ausgleichenden Wesen aufgefallen. Es heißt, er gehe im Palast der Königin ein und aus, sei auch mit Erztruchseß und Erzkanzler wohlbekannt und in den höchsten Kreisen wohlgeschätzt. Im Zedernkabinett gab er seinen Einstand mit folgenden Worten: “Kaiser Reto ist mein Ahn, gewiß, doch bin ich mir bewußt, daß das allein mich nicht zu einem Edelmanne macht, verehrte Dame und geschätzte Herren. Es ist vielmehr das Streben nach gerechtem Leben eingedenk des garetischen Wesens, ritterlich und fromm, wie mein Vater es mich lehrte. Wisset, daß ich die Zeiten nicht liebe, in denen ich lebe, denn Schmerz regiert draußen im Osten und Uneinigkeit allzuoft hier, im Reich. Also will ich meine Pflicht erfüllen, diese Provinz zu erhalten und zu stärken, vor allem aber als ein Teil des großen Mittelreiches, dem ich mich von Herkunft und Erziehung höchst verpflichtet fühle. Nun aber werde ich mein Haupt senken und lauschen und lernen, was noch fehlt.”
Wohl den Sighelmsmärkern, daß sie in die Trauer um den alten die Freude über den neuen Burggrafen mischen können!
Derweil ist noch völlig ungeklärt, wie man in Gareth auf die unerhörte Tat zu Rommilys reagieren wird, da doch Schock und Staunen zuerst die Gemüter gelähmt hatten, die sich nun erhitzen. Der erste königlich Rat Garetiens, Seine Gnaden Praiodan von Luring, soll den Codex Raulis schon wohlgezückt haben, und das Zedernkabinett hat sich selten unmutig vernehmen lassen. Auch in der ganzen Provinz mehren sich die Stimmen, die nach genauer Untersuchung und Bestrafung der Mörder rufen. Vermutlich wird Burggraf Alarich von Gareth zur Sighelmsmark demnächst nach Rommilys entsandt, selbst die Umstände des Mordes an seinem Vater aufzudecken.
(BB)