Geschichten:Einer, um Haffax zu schlagen: Unterschied zwischen den Versionen
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Er überflog die Zeilen und stieß einen tiefen Seufzer aus: „Unter dem Banner Garetiens, aber das ist undenkbar, euer Erlaucht. Bedenkt die Ochsenbluter Urkunde.“ | Er überflog die Zeilen und stieß einen tiefen Seufzer aus: „Unter dem Banner Garetiens, aber das ist undenkbar, euer Erlaucht. Bedenkt die Ochsenbluter Urkunde.“ | ||
„Ja, mein lieber Reto, all das habe ich bereits erwogen und noch mehr.“ Auf einen Wink seiner Gemahlin reichte Prinz Edelbrecht ihm ein weiteres älteres und vergilbtes Schriftstück, während sich Irmenella ein wenig aufrichtete. | „Ja, mein lieber Reto, all das habe ich bereits erwogen und noch mehr.“ Auf einen Wink seiner Gemahlin reichte [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Edelbrecht vom Eberstamm|Prinz Edelbrecht]] ihm ein weiteres älteres und vergilbtes Schriftstück, während sich Irmenella ein wenig aufrichtete. | ||
„Dies hat man uns zugespielt. Lest und ihr werdet verstehen, warum die Mark einen geeigneten Kandidaten gegen Haffax braucht. Wir schlagen den kgl. Rat mit seinen eigenen Mitteln. Wenn er meint, dass er uns unter die garetische Knute zwingen kann, dann hat er sich gewaltig geschnitten. In den nächste Wochen werde ich in Begleitung des Prinzen nach Perricum reisen, um mich eingehend mit dem dortigen Markgrafen zu beraten. Ihn betrifft dieser garetische Affront schließlich genauso. Ihr habt also bis zu meiner Rückkehr Zeit, einen geeigneten Kandidaten zu finden.“ | „Dies hat man uns zugespielt. Lest und ihr werdet verstehen, warum die Mark einen geeigneten Kandidaten gegen Haffax braucht. Wir schlagen den kgl. Rat mit seinen eigenen Mitteln. Wenn er meint, dass er uns unter die garetische Knute zwingen kann, dann hat er sich gewaltig geschnitten. In den nächste Wochen werde ich in Begleitung des Prinzen nach Perricum reisen, um mich eingehend mit dem dortigen Markgrafen zu beraten. Ihn betrifft dieser garetische Affront schließlich genauso. Ihr habt also bis zu meiner Rückkehr Zeit, einen geeigneten Kandidaten zu finden.“ |
Version vom 11. Juni 2012, 09:43 Uhr
Markgräfliche Residenz, Reichsstadt Greifenfurt, Efferd 1035 nach Bosparans Fall
Reto von Schattenstein, der Heermeister der Mark, saß in einem großen Sessel am Kamin seines Arbeitszimmers und blickte scheinbar gedankenverloren in die lodernde Glut. Links vom Sessel stand der große eicherne Kartentisch, auf dem ein großer Stapel Briefe, Meldungen und Papiere lagen. Neben dem Flackern des Feuers war nur das schmauchende Geräusch zu vernehmen, wenn Reto an seiner Pfeife zog. Langsam stieg der Rauch auf und sammelte sich unter Decke zu einem dichten Schwaden.
Er hatte ein Bein auf einen Schemel gelegt. Leichte aber erträgliche Schmerzen zogen sich durch Knochen und Muskeln. Zwar hatte sich gleich nach der Schlacht am Stein der Leibarzt der Greifin um die Verwundung gekümmert, aber dennoch würde es noch Wochen dauern, bis Fleisch und Knochen ausgeheilt waren. Er sann darüber nach, ob es nicht doch besser gewesen wäre, das Angebot dieser Magistra anzunehmen und das Bein auf hesindegfällige Weise zu heilen. Aber er verwarf den Gedanken wieder, denn es wäre dem Herren Praios und der Herrin Rondra nicht würdig gewesen, Auch diese Narbe würde er mit Stolz tragen, war sie doch der Beweis seines Sieges über den verräterischen Tilldan von Nebelstein.
Es klopfte leise an der Tür und sein Sekretär betrat den Raum. „Herr Reto, ihre Erlaucht, die Markgräfin wünscht Euch zu sprechen. Ihr sollt Euch umgehend im Jagdzimmer der Residenz einfinden. Seine Hoheit Prinz Edelbrecht wird auch zugegen sein.“
Reto erhob sich schwerfällig und stützte sich dabei auf einen Gehstock, der dem verletzten Bein die notwendige Entlastung verschaffte, um gut gehen zu können. „Gut, danke Trappenstiel, ich mach mich auf den Weg. Seid so gut, schafft hier Ordnung.“ Und er wies auf den Eichentisch. „Die Sachen kommen zurück zur „Wacht am Finsterkamm“. Und wenn ich zurückkomme, möchte ich den Bericht der Grenzreiter haben. Nachdem wir am „Stein“ eine ganze Schwadron verloren haben, will ich so schnell wie möglich einen adäquaten Ersatz.“
Dann hinkte er aus dem Raum.
Mit einem vernehmlichen Klopfen an die schwere Eichentür kündigte er sein Kommen an. Ein livrierter Diener öffnete und Reto von Schattenstein trat ein. Am kleinen Tisch mit den Greifenintarsien dicht neben dem Kachelofen saß die Greifin nebst Gatten. Man konnte Ihrer Erlaucht bereits ansehen, dass sie zur Freude aller Märker bereits wieder guter Hoffnung war. Ein leichtes Bäuchlein wölbte sich unter ihrem Kleid. Dennoch war sie wie stets die Beherrschtheit in Person und dafür bewunderte Reto sie, die in so jungen Jahren bereits die Verantwortung für diese gefährdete Provinz des Mittelreiches übertragen bekommen hatte.
Reto verneigte sich tief. „Erlaucht haben nach mir geschickt.“
„Mein lieber Reto, erhebt Euch. Nehmt Euch einen Stuhl und setzt Euch zu uns. Ich sehe, euer Bein ist noch nicht wohl?“
„Meinen Dank Erlaucht, nein, noch nicht ganz, aber ich will nicht klagen, es wird von Tag zu Tag besser.“ Reto zog den Stuhl heran, setzte sich und nahm einen Becher Wein entgegen, den ihm der livrierte Diener eifrig anreichte.
„Nun, mein Lieber. Ihr wisst, dass der Erste Königliche Rat Garetiens im nächsten Ingerimm zum großen Kabinett nach Schloss Auenwacht geladen hat. Das Politische könnt Ihr getrost uns überlassen, aber ich brauche einen Märker, der die vereinten Truppen der Mark, Garetiens und Perricums in die Schlacht gegen den Erzverräter Haffax führen kann. Und, Reto, jemanden, der zumindest die Aussicht dafür bietet, Haffax schlagen zu können.“ Die Greifin reichte Reto ein Stück Pergament, an dessen unterem Ende er das kgl. Siegel erkannte.
Er überflog die Zeilen und stieß einen tiefen Seufzer aus: „Unter dem Banner Garetiens, aber das ist undenkbar, euer Erlaucht. Bedenkt die Ochsenbluter Urkunde.“
„Ja, mein lieber Reto, all das habe ich bereits erwogen und noch mehr.“ Auf einen Wink seiner Gemahlin reichte Prinz Edelbrecht ihm ein weiteres älteres und vergilbtes Schriftstück, während sich Irmenella ein wenig aufrichtete.
„Dies hat man uns zugespielt. Lest und ihr werdet verstehen, warum die Mark einen geeigneten Kandidaten gegen Haffax braucht. Wir schlagen den kgl. Rat mit seinen eigenen Mitteln. Wenn er meint, dass er uns unter die garetische Knute zwingen kann, dann hat er sich gewaltig geschnitten. In den nächste Wochen werde ich in Begleitung des Prinzen nach Perricum reisen, um mich eingehend mit dem dortigen Markgrafen zu beraten. Ihn betrifft dieser garetische Affront schließlich genauso. Ihr habt also bis zu meiner Rückkehr Zeit, einen geeigneten Kandidaten zu finden.“
„Das werde ich tun Erlaucht, auch wenn ich meine Person bereits heute aus dem Kreise ausschließe. Ich bin zu alt und ich glaube, dass es ebenfalls Sinn macht, in naher Zukunft nach einem Nachfolger Ausschau zu halten. Verzeiht meine Direktheit, aber es ist nicht Furcht oder Feigheit die meine Entscheidung beeinflusst. Es wäre überzogen zu behaupten, ich könnte es zum jetzigen Zeitpunkt noch mit Haffax aufnehmen. Selbst in meinen besten Jahren wäre dies nahezu unlösbar gewesen.“
Über das Gesicht der Greifin huschte ein Schmunzeln, während sie ihrem Gatten, der sich bei den Worten des Heermeisters aufgerichtet hatte, sanftdie Hand auf die Schulter legte. "Das ziemt sich nicht, mein Lieber. Auch weiß ich dich weit lieber in meinem und der Kinder Schatten, als dass ich es dulden würde, dass du die Märker Heere befielst. Letzteres können sicherlich auch andere, unseren Schutz zu gewährleisten, sollte nur einer der Besten leisten.
Ein kurzer Blickwechsel, ein leichtes Nicken des Prinzen, dann lehnte sich Edelbrecht wieder entspannt zurück, nur um kurz darauf erneut aufzufahren: "Aber wenn..."
Die Greifin verzog gequält das Gesicht und betastete den sich hervorwölbenden Bauch: "Oh, mein Herz, ich..."
Bevor der Heermeister auch nur die Brauen hatte wölben können, kniete der Prinz bereits neben seiner Gemahlin, hielt ihre Hand und legte fürsorglich die andere auf das Ungeborene. Die Greifin zwinkerte dieweil über die Schulter des Knienden den Heermeister an, der sich auf dieses Geheiß hin ächzend aufrichtete und hinkend entfernte. Der Prinz schien indes alle Ambitionen auf Aventure vergessen zu haben... zumindest für diesen Abend.