Geschichten:Reichsstraße zwischen Hartsteen und Darpatien: Unterschied zwischen den Versionen

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K (Rechtschreibung)
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Die vier schwergepazerten Soldaten stiegen wieder auf ihre Pferde. Sie
Die vier schwergepanzerten Soldaten stiegen wieder auf ihre Pferde. Sie
sicherten eine große klobige Reisekutsche, in der ein hagrer Mittvierziger
sicherten eine große klobige Reisekutsche, in der ein hagerer Mittvierziger
mit Kneifer auf der dürren Nase gerade eine stattliche Truhe schloß.
mit Kneifer auf der dürren Nase gerade eine stattliche Truhe schloß.


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"Ja, Kerl, und jetzt holst Du Deinen Vater her, er wird wohl noch da liegen,
"Ja, Kerl, und jetzt holst Du Deinen Vater her, er wird wohl noch da liegen,
wo wir ihn nach seinen frechen und dreisten Worten abgestellt haben, und
wo wir ihn nach seinen frechen und dreisten Worten abgestellt haben, und
wiederholst ihm was Du vor zwei Stunden schon gesagt hast."
wiederholst ihm, was Du vor zwei Stunden schon gesagt hast."


Der Junge rannte in die Wohnstube, und ein lautes Stöhnen und Ächzen wurde
Der Junge rannte in die Wohnstube, und ein lautes Stöhnen und Ächzen wurde
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Unterdessen zerrte einer der Soldaten eine schwangere Frau, sie mochte wohl
Unterdessen zerrte einer der Soldaten eine schwangere Frau, sie mochte wohl
etwa sechszehn Götterläufe zählen, aus ihrem Haus auf den Dorfplatz und
etwa sechzehn Götterläufe zählen, aus ihrem Haus auf den Dorfplatz und
stieß sie mit einem schweren Stiefeltritt zu Boden. Ein weiterer Tritt traf
stieß sie mit einem schweren Stiefeltritt zu Boden. Ein weiterer Tritt traf
das heulende Mädchen in die Seite.
das heulende Mädchen in die Seite.


"Die kleine Hure wollte das hier behalten!", und warf dem Hauptmann ein
"Die kleine Hure wollte das hier behalten!", und warf dem Hauptmann eine
silberne Halskette sowie einen goldenen Armreif zu. "Kann die Steuern kaum
silberne Halskette sowie einen goldenen Armreif zu. "Kann die Steuern kaum
zahlen und will dann das behalten!"
zahlen und will dann das behalten!"
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freut sich immer kleine Hexchen zu verbrennen!", gröhlte der Grünwams.
freut sich immer kleine Hexchen zu verbrennen!", gröhlte der Grünwams.
Hoerwahrd von Schwingenfels blickte das Mädchen kalt an, und dann schaute er
Hoerwahrd von Schwingenfels blickte das Mädchen kalt an, und dann schaute er
zum Dorfschulze, der kreidebleich auf den Schmuck starrte.
zum Dorfschulzen, der kreidebleich auf den Schmuck starrte.


"Wo das ist, ist noch mehr. Bauer, wir schauen selber nach", zischelte der
"Wo das ist, ist noch mehr. Bauer, wir schauen selber nach", zischelte der

Version vom 31. Juli 2007, 19:18 Uhr

Die vier schwergepanzerten Soldaten stiegen wieder auf ihre Pferde. Sie sicherten eine große klobige Reisekutsche, in der ein hagerer Mittvierziger mit Kneifer auf der dürren Nase gerade eine stattliche Truhe schloß.

"Los, Ettel!", rief er seinem Kutscher zu, "Wir haben heute gute Ernte gehabt!"

Dem Hauptmann in grünem Wams, gestärkt mit dornenartigen Nieten, gab er ein Zeichen, dass der Troß in Richtung Stadt aufbrechen solle. Ein Grunzen und Nicken, sowie einige barsche Befehle, daraufhin schreckten die dösenden Gäule auf und setzten die Kutsche mit einem Ruck in Bewegung. Metallisches Klimpern wurde aus ihrem Innern laut. Hoerwahrd von Schwingenfels, erster gräflicher Steuereintreiber Hartsteens, schien sichtlich zufrieden.


--- eine Stunde zuvor ---


"Aber hohe Herren...", stotterte der schlaksige Sohn des Dorfschulze, "Ihr ward doch erst vor zwei Stunden hier!"

"Ja, Kerl, und jetzt holst Du Deinen Vater her, er wird wohl noch da liegen, wo wir ihn nach seinen frechen und dreisten Worten abgestellt haben, und wiederholst ihm, was Du vor zwei Stunden schon gesagt hast."

Der Junge rannte in die Wohnstube, und ein lautes Stöhnen und Ächzen wurde laut. Eine Frauenstimme begann zu weinen und wenig später trat der weißhaarige Dorfschulze gestützt auf seinem Sohn und seiner Magd vor die Kutsche Hoerwahrds.

Der hagere Mann lehnte sich leicht aus seiner mit rotem Samt und weichem Plüsch gefütterten Kutsche und tätschelte dem Alten die ergraute Wange. "So, Eichbert, jetzt ist die Frist rum. Ich hoffe, Du hast alles besorgt, worum ich Dich gebeten habe."

Zusammen mit einem Schwall Blut flüsterte der Dorfschulze: "Ich habe Euren Befehl erfüllt." Schmerz, aber auch ein letzter Hauch von Stolz und Würde spiegelte sich in seinem blauen Gesicht.

"Das werden wir sehen", und mit einem Pfiff rief er den Grünwams zu sich: "Geh, sieh nach, ob sie alles abgegeben habe. Der neue Graf erwartet, dass man seine Abgaben pünktlich erledigt. Zumal der Wegtaler, das Kerzengeld und die Wassersteuer jedes atmende Wesen des Dorfes betrifft. Auch den dort!", und wies auf den sabbernden Krüppel, der sich vor Schmerzen auf dem Boden wandt. Blut rann aus seinem Mundwinkel, die Augen schauten verdreht ins Nichts und die Unterschenkel wiesen einen Winkel auf, der sonst eher an einem Gelenk zu erwarten war.

"Sicher bezahlt das Dorf für den Abschaum!"

Unterdessen zerrte einer der Soldaten eine schwangere Frau, sie mochte wohl etwa sechzehn Götterläufe zählen, aus ihrem Haus auf den Dorfplatz und stieß sie mit einem schweren Stiefeltritt zu Boden. Ein weiterer Tritt traf das heulende Mädchen in die Seite.

"Die kleine Hure wollte das hier behalten!", und warf dem Hauptmann eine silberne Halskette sowie einen goldenen Armreif zu. "Kann die Steuern kaum zahlen und will dann das behalten!"

"Aber das ist doch das Geschenk von Alrik! Zum TRAviabund!" heulte sie auf.

"Halt Dein Mundwerk, Hexe! Sonst holen wir den Inquisitor Custodias! Der freut sich immer kleine Hexchen zu verbrennen!", gröhlte der Grünwams. Hoerwahrd von Schwingenfels blickte das Mädchen kalt an, und dann schaute er zum Dorfschulzen, der kreidebleich auf den Schmuck starrte.

"Wo das ist, ist noch mehr. Bauer, wir schauen selber nach", zischelte der Steuereintreiber giftig. Mit einer abfallenden Armbewegung gab er dem Hauptmann einen abgesprochenen Befehl. Dieser trat zum Dorfschulzen und schlug mit seinem eisenbeschlagenen Handschuh tief in die Magengegend des Alten. Mit einem tiefen Stöhnen glitt der Mann zu Boden. Starr stand der Junge neben seinem sich windenden Vater, angstvoll schaute er zu den Rittern, die wie Bluthunde auf das nächste Zeichen warteten.

"Das bedeutet Strafgelder, saftige Strafgelder. Morgen holen wir dann alles Vieh ab. Es gehört ja sowieso dem Grafen von Hartsteen. Der Ertrag aus dem Verkauf auf dem Viehmarkt in Gareth wird die hier entstandenen Kosten decken."

Einen kurzen Augenblick hielt der Beamte inne, bevor er an seine Ritter gewandt fortfuhr: "Los, durchsucht die Häuser. Hier sind wir noch lange nicht fertig!"