Greifenfurt:Von den Schwarzpelzen: Unterschied zwischen den Versionen
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Doch soll eine Geschichte anschaulich machen, wie es um die Greifenfurter und die Orks bestellt ist: | Doch soll eine Geschichte anschaulich machen, wie es um die Greifenfurter und die Orks bestellt ist: | ||
(...) An einem Tag bot sich mir ein grausiges Spektakel, als ich in Finsterrode Halt machte, dort die Nacht zu verbringen. Es war später Nachmittag, als eine Horde junger Leute, die zur Vogeljagd ausgezogen war, johlend und juchzend ins Dorf Einzug hielt, in ihrer Mitte einen Ork, den sie mit ihren Gürteln gefesselt hatten. Sie hatten den Schwarzpelz aufgegriffen, als er sich vor ihnen in einem Gehölz zu verbergen suchte, offenkundig hatte die Kreatur seine Horde verloren und suchte sich nunmehr auf eigene Faust durchzuschlagen. Es war kein besonders imposanter Vertreter seiner Art, er schien mir noch jung, wie ich ob der wenigen Narben zu deuten wagte. Auch war er nicht besonders kräftig und durch Entbehrungen angeschlagen. Kurz und gut, es war kein Wunder, daß es den Jungen und Mädchen gelungen war, den Schwarzpelz ohne große Gegenwehr in ihre Gewalt zu bringen. Mit Knüffen und Püffen trieben sie den Ork in die Mitte des Dorfplatzes, wo sie ihn mit flugs herbei gebrachten Stricken an die Dorflinde banden. Derweil die Dörfler von ihrem Tagwerk herbeieilten, den seltenen Fang zu bestaunen. Gut drei Stunden beließ man den Schwarzpelz dort, der starrenden, ihm wenig freundlich gesonnenen Menge ausgeliefert. Einiges hatte der Ork zu erdulden, und auch wenn er die Flüche und Verwünschungen, die mannigfach auf ihn niederprasselten, kaum verstanden haben wird, sprach doch der Haß in den Mienen der Leute Bände. Allerlei Knüffe mußte er hinnehmen, man bespuckte und trat ihn voller Wut. Er indes reagierte auf all das nicht. Ich vermag nicht zu sagen, ob es Gleichmut war oder ob er die Prozedur apathisch über sich ergehen ließ. Schließlich ward man des Spieles müde und überließ ihn seinem Schicksal. | (...) An einem Tag bot sich mir ein grausiges Spektakel, als ich in [[Greifenfurt:Baronie_Finsterrode|Finsterrode]] Halt machte, dort die Nacht zu verbringen. Es war später Nachmittag, als eine Horde junger Leute, die zur Vogeljagd ausgezogen war, johlend und juchzend ins Dorf Einzug hielt, in ihrer Mitte einen Ork, den sie mit ihren Gürteln gefesselt hatten. Sie hatten den Schwarzpelz aufgegriffen, als er sich vor ihnen in einem Gehölz zu verbergen suchte, offenkundig hatte die Kreatur seine Horde verloren und suchte sich nunmehr auf eigene Faust durchzuschlagen. Es war kein besonders imposanter Vertreter seiner Art, er schien mir noch jung, wie ich ob der wenigen Narben zu deuten wagte. Auch war er nicht besonders kräftig und durch Entbehrungen angeschlagen. Kurz und gut, es war kein Wunder, daß es den Jungen und Mädchen gelungen war, den Schwarzpelz ohne große Gegenwehr in ihre Gewalt zu bringen. Mit Knüffen und Püffen trieben sie den Ork in die Mitte des Dorfplatzes, wo sie ihn mit flugs herbei gebrachten Stricken an die Dorflinde banden. Derweil die Dörfler von ihrem Tagwerk herbeieilten, den seltenen Fang zu bestaunen. Gut drei Stunden beließ man den Schwarzpelz dort, der starrenden, ihm wenig freundlich gesonnenen Menge ausgeliefert. Einiges hatte der Ork zu erdulden, und auch wenn er die Flüche und Verwünschungen, die mannigfach auf ihn niederprasselten, kaum verstanden haben wird, sprach doch der Haß in den Mienen der Leute Bände. Allerlei Knüffe mußte er hinnehmen, man bespuckte und trat ihn voller Wut. Er indes reagierte auf all das nicht. Ich vermag nicht zu sagen, ob es Gleichmut war oder ob er die Prozedur apathisch über sich ergehen ließ. Schließlich ward man des Spieles müde und überließ ihn seinem Schicksal. | ||
Als die Dunkelheit hereinbrach, kehrten die Menschen auf den Dorfplatz zurück. Auch aus benachbarten Weilern eilte man herbei, das bevorstehende Schauspiel zu schauen. Ein jeder trug ein Bündel Holz mit sich, das sie zu einem Haufen aufschichteten. Bänke und Tische wurden auf die Straße gestellt, einige brachten Speisen und eine rollte gar ein Faß Bier herbei. Auch sah ich, daß nicht einer ohne Waffen war, Langdolche, Spieße und grobe Knüttel, gleich ob Mann oder Frau, ob jung oder alt. Selbst die Kinder mit Ausnahme der Kleinsten hatten mitgebracht, was sie an Waffen aufzubringen hatten. | Als die Dunkelheit hereinbrach, kehrten die Menschen auf den Dorfplatz zurück. Auch aus benachbarten Weilern eilte man herbei, das bevorstehende Schauspiel zu schauen. Ein jeder trug ein Bündel Holz mit sich, das sie zu einem Haufen aufschichteten. Bänke und Tische wurden auf die Straße gestellt, einige brachten Speisen und eine rollte gar ein Faß Bier herbei. Auch sah ich, daß nicht einer ohne Waffen war, Langdolche, Spieße und grobe Knüttel, gleich ob Mann oder Frau, ob jung oder alt. Selbst die Kinder mit Ausnahme der Kleinsten hatten mitgebracht, was sie an Waffen aufzubringen hatten. | ||
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''Aus den Erzählungen des fahrenden Ritters Danilo ter Gerven zu Barbenau aus dem Bornland. | ''Aus den Erzählungen des fahrenden Ritters Danilo ter Gerven zu Barbenau aus dem Bornland. | ||
Bis auf den heutigen Tag ist die Orkengefahr präsent, auch wenn die einstmals besetzten Gebiete Greifenfurts und Weidens stolz als befreit verkündet wurden. Doch die Angst vor den Schwarzpelzen ist in den Herzen der Menschen tief verwurzelt. Zwar ist der Heerbann der Schwarzpelze zerschlagen, und man darf hoffen, daß sie sich so schnell nicht noch einmal zusammenschließen werden, doch bedeuten ihre Raubtrupps, die von Zeit zu Zeit unbarmherzig das Land heimsuchen, eine ernste Bedrohung für die nur leidlich geschützten Bauern, für Reisende und vor allem für die Händler aus dem Svellttal und aus Weiden, die über die nur schwach patrouillierten Straßen und Pässe kommen. | Bis auf den heutigen Tag ist die Orkengefahr präsent, auch wenn die einstmals besetzten Gebiete [[Greifenfurt:Markgrafschaft_Greifenfurt|Greifenfurts]] und [[Herzogtum_Weiden|Weidens]] stolz als befreit verkündet wurden. Doch die Angst vor den Schwarzpelzen ist in den Herzen der Menschen tief verwurzelt. Zwar ist der Heerbann der Schwarzpelze zerschlagen, und man darf hoffen, daß sie sich so schnell nicht noch einmal zusammenschließen werden, doch bedeuten ihre Raubtrupps, die von Zeit zu Zeit unbarmherzig das Land heimsuchen, eine ernste Bedrohung für die nur leidlich geschützten Bauern, für Reisende und vor allem für die Händler aus dem Svellttal und aus Weiden, die über die nur schwach patrouillierten Straßen und Pässe kommen. | ||
In etlichen dieser Banden haben sich einstige Soldaten des Whassoi zusammengefunden, respektable Kämpfer, furcht- und skrupellos, zudem von blindem Haß auf die Menschen beseelt. Solchen gefährlichen Mordbuben können allein die Barone mit ihren Bewaffneten beikommen, für eine Bürgerwehr ist der Kampf aussichtslos. | In etlichen dieser Banden haben sich einstige Soldaten des Whassoi zusammengefunden, respektable Kämpfer, furcht- und skrupellos, zudem von blindem Haß auf die Menschen beseelt. Solchen gefährlichen Mordbuben können allein die Barone mit ihren Bewaffneten beikommen, für eine Bürgerwehr ist der Kampf aussichtslos. | ||
Für Händler bedeutet dies, daß man sich nur mit schwerer Bedeckung und in großen Zügen über den Finsterkamm oder auf den Weg über die weidener Straße, den Nôrrnstieg wagen kann. Kleine Kaufleute können sich das nicht leisten, die Waren aber werden durch den großen Aufwand, der betrieben werden muß, so teuer, daß man sich oftmals fragen muß, ob der Handel überhaupt lohnt. | Für Händler bedeutet dies, daß man sich nur mit schwerer Bedeckung und in großen Zügen über den [[Greifenfurt:Finsterkamm|Finsterkamm]] oder auf den Weg über die weidener Straße, den Nôrrnstieg wagen kann. Kleine Kaufleute können sich das nicht leisten, die Waren aber werden durch den großen Aufwand, der betrieben werden muß, so teuer, daß man sich oftmals fragen muß, ob der Handel überhaupt lohnt. | ||
(M. Schwefel) | (M. Schwefel) |
Version vom 4. März 2013, 23:30 Uhr
Dem Schwarzpelz bringen die meisten Greifenfurter nur eines entgegen: blinden Haß!
Die Schwarzpelze waren es, die das Land verheert haben, den Leuten Brot und Auskommen raubten, Menschen verschleppt, gefoltert und getötet, als Sklaven mißbraucht oder als Opfer ihren blutgierigen Götzen dargebracht haben. Den Orken folgt der Gestank von Feuer und Blut, sie gelten als Synonym für Elend, Hunger und Tod.
Was Wunder, daß selbst schon kleinen Kindern dunkler Haß die Mienen verzerrt, kommt man auf den Schwarzpelz zu sprechen, und die Hand der Bäuerin zu ihrem Messer eilt.
Doch soll eine Geschichte anschaulich machen, wie es um die Greifenfurter und die Orks bestellt ist:
(...) An einem Tag bot sich mir ein grausiges Spektakel, als ich in Finsterrode Halt machte, dort die Nacht zu verbringen. Es war später Nachmittag, als eine Horde junger Leute, die zur Vogeljagd ausgezogen war, johlend und juchzend ins Dorf Einzug hielt, in ihrer Mitte einen Ork, den sie mit ihren Gürteln gefesselt hatten. Sie hatten den Schwarzpelz aufgegriffen, als er sich vor ihnen in einem Gehölz zu verbergen suchte, offenkundig hatte die Kreatur seine Horde verloren und suchte sich nunmehr auf eigene Faust durchzuschlagen. Es war kein besonders imposanter Vertreter seiner Art, er schien mir noch jung, wie ich ob der wenigen Narben zu deuten wagte. Auch war er nicht besonders kräftig und durch Entbehrungen angeschlagen. Kurz und gut, es war kein Wunder, daß es den Jungen und Mädchen gelungen war, den Schwarzpelz ohne große Gegenwehr in ihre Gewalt zu bringen. Mit Knüffen und Püffen trieben sie den Ork in die Mitte des Dorfplatzes, wo sie ihn mit flugs herbei gebrachten Stricken an die Dorflinde banden. Derweil die Dörfler von ihrem Tagwerk herbeieilten, den seltenen Fang zu bestaunen. Gut drei Stunden beließ man den Schwarzpelz dort, der starrenden, ihm wenig freundlich gesonnenen Menge ausgeliefert. Einiges hatte der Ork zu erdulden, und auch wenn er die Flüche und Verwünschungen, die mannigfach auf ihn niederprasselten, kaum verstanden haben wird, sprach doch der Haß in den Mienen der Leute Bände. Allerlei Knüffe mußte er hinnehmen, man bespuckte und trat ihn voller Wut. Er indes reagierte auf all das nicht. Ich vermag nicht zu sagen, ob es Gleichmut war oder ob er die Prozedur apathisch über sich ergehen ließ. Schließlich ward man des Spieles müde und überließ ihn seinem Schicksal.
Als die Dunkelheit hereinbrach, kehrten die Menschen auf den Dorfplatz zurück. Auch aus benachbarten Weilern eilte man herbei, das bevorstehende Schauspiel zu schauen. Ein jeder trug ein Bündel Holz mit sich, das sie zu einem Haufen aufschichteten. Bänke und Tische wurden auf die Straße gestellt, einige brachten Speisen und eine rollte gar ein Faß Bier herbei. Auch sah ich, daß nicht einer ohne Waffen war, Langdolche, Spieße und grobe Knüttel, gleich ob Mann oder Frau, ob jung oder alt. Selbst die Kinder mit Ausnahme der Kleinsten hatten mitgebracht, was sie an Waffen aufzubringen hatten.
Alsdann wurde das Feuer entzündet und die Menschen bildeten einen Ring um den Dorfplatz. Der Schwarzpelz wurde losgebunden und mit ein paar Hieben auf die Menge zugetrieben. Nur steif vermochte der Ork sich zu bewegen, er taumelte mehr als daß er ging. Lauernd betrachtete er die Menge, fletschte leicht die bedrohlichen Fänge. Ein Aufschrei ging durch das Volk und eine junge Frau sprang hervor und versetzte dem Schwarzpelz einen Stich mit ihrem Spieß. Brüllend vor Schmerz warf der Ork sich herum, stürzte sich mit bloßen Händen auf seine Peinigerin. Doch da war schon der nächste heran, sein Schlag traf wuchtig seine Schulter. Wütend suchte der Schwarzpelz sich mit gebleckten Zähnen der Angreifer zu erwehren, die immer zahlreicher und frecher auf ihn eindrangen. Er vermochte es nicht zu verhindern, daß sie ihn auf den Zirkel zutrieben, wo ihm ein wahrer Spießrutenlauf bevorstand. Man prügelte ihn unter Verwünschungen entlang der Reihe, wie ein Hagelschauer prasselten die Schläge auf ihn nieder. Unheimlich flackerten die Schatten der aufgebrachten Menge im Schein des Feuers, das den Marktplatz in glutrotes Licht tauchte. Verbissen suchte der Ork dem Ansturm standzuhalten, schlug mit seinen scharfen Klauen nach den Dörflern, biß und spuckte, was er nur konnte. Einmal schien es, als könnte es ihm gelingen, den Wall zu durchbrechen, doch dann traf ihn ein Schlag in die Kniekehle, der ihn zu Boden zwang. Verzweifelt versuchte er sich aufzurappeln. Unter Aufbietung seiner letzten Kräfte versuchte er in den Kreis zurückzukriechen, dem Feuer entgegen, wohl um dort einen würdigeren Tod zu suchen. Doch ein Steinwurf traf ihn an der Schläfe, daß er zu Boden ging. Unter den wuchtigen Hieben dutzender Knüppel fand er schließlich sein Ende. Den Leichnam aber warf man unter Gejohle in die Flammen und wendete sich alsdann dem Festmahl zu, daß man für diesen Anlaß gerichtet hatte (...)
Aus den Erzählungen des fahrenden Ritters Danilo ter Gerven zu Barbenau aus dem Bornland.
Bis auf den heutigen Tag ist die Orkengefahr präsent, auch wenn die einstmals besetzten Gebiete Greifenfurts und Weidens stolz als befreit verkündet wurden. Doch die Angst vor den Schwarzpelzen ist in den Herzen der Menschen tief verwurzelt. Zwar ist der Heerbann der Schwarzpelze zerschlagen, und man darf hoffen, daß sie sich so schnell nicht noch einmal zusammenschließen werden, doch bedeuten ihre Raubtrupps, die von Zeit zu Zeit unbarmherzig das Land heimsuchen, eine ernste Bedrohung für die nur leidlich geschützten Bauern, für Reisende und vor allem für die Händler aus dem Svellttal und aus Weiden, die über die nur schwach patrouillierten Straßen und Pässe kommen.
In etlichen dieser Banden haben sich einstige Soldaten des Whassoi zusammengefunden, respektable Kämpfer, furcht- und skrupellos, zudem von blindem Haß auf die Menschen beseelt. Solchen gefährlichen Mordbuben können allein die Barone mit ihren Bewaffneten beikommen, für eine Bürgerwehr ist der Kampf aussichtslos.
Für Händler bedeutet dies, daß man sich nur mit schwerer Bedeckung und in großen Zügen über den Finsterkamm oder auf den Weg über die weidener Straße, den Nôrrnstieg wagen kann. Kleine Kaufleute können sich das nicht leisten, die Waren aber werden durch den großen Aufwand, der betrieben werden muß, so teuer, daß man sich oftmals fragen muß, ob der Handel überhaupt lohnt.
(M. Schwefel)