Geschichten:Keilholtzer Neuordnung - Versöhnung im Garten: Unterschied zwischen den Versionen

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|Titel=Versöhnung im Garten
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|Reihe=Keilholtzer Neuordnung
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|Teil=7
|Teil=8
|Vor=Geschichten:Keilholtzer Neuordnung - Ein wilder Märker
|Vor=Geschichten:Keilholtzer Neuordnung - Ein wilder Märker
|Zurück=Geschichten:Keilholtzer Neuordnung - Alte Zweige
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|Datum=14.03.1036
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Version vom 29. Oktober 2013, 05:44 Uhr

Kressenburg, Mitte Efferd 1036 BF

Mit einem Lächeln hatte Wulfhart die Nachricht über das Eintreffen seines Bruder entgegen genommen und war sogleich in den Burghof hinab geeilt um ihn zu begrüßen. Dort angekommen sah er nur den altbekannten Packesel den Roderich zu reiten pflegte. Auf seinen fragenden Blick hin wieß ihn der Stallknecht wortlos den Weg und formte dabei mit seinen Händen einen Spitzhut über dem Kopf. Wie Wulfhart erwartet hatte fand er seinen Bruder im Garten der Burg, wo der Peraine-Geweihte angeregt mit dem Hofmagus seines Sohnes diskutierte. Beim Näherkommen glaubte er sie über eine Knolle aus der bornischen Heimat des Magiers reden zu hören, doch unterbrachen sie ihr Gespräch als sie den Ritter kommen hörten.

"Meister Wasjeff, wenn es keine Umstände macht," sagte Wulfhart ohne in seiner Stimme den Zweifel aufkommen zu lassen, dass es sich nicht um einen Befehl handeln könnte, "würde ich meinem Bruder gerne gebührend und in Ruhe wilkommen heißen."

Der Magier schien einen Moment wegen der Greifenfurter Direktheit irritiert zu sein, fing sich jedoch sogleich wieder als er merkte, dass Wulfhart es durchaus ernst meinte. "Natierlich Eier Wohljeboren. Eier Gnaden, wenn es Eich beliebet wierde ich mich freien unser Jespräch zu ejnem späteren Zejtpunkt in mejnem Turmzimmer zu vertiefen." Mit einer schnellen Verbeugung vor den beiden Keilholtzern zog sich der Norburger diskret zurück.

Wulfhart wartet einige Augenblicke bis die Schritte des Magiers über den Burghof verhallt waren. Dann schlos er seinen Bruder herzlich in die Arme. "Du weißt gar nicht, wie sehr ich mich freue, dass du meiner Einladung gefolgt bist!"

"Aber das war doch selbstverständlich." Der hagere Geweihte lächelte milde und klopfte dem älteren Bruder sacht auf die Schulter. "Wann erlebt man schon einmal, dass ein geliebter Mensch ein zweites Mal geboren wird. Du siehst um Jahre jünger aus wenn ich das sagen darf. Die junge Dame scheint dir wohl zu tun."

"Fang du nicht auch noch an!" Gespielt genervt verdrehte Wulfhart die Augen und nahm einen Schritt Abstand. "Du glaubst nicht, wie meine Söhne mich deswegen bereits aufziehen. Immerhin haben sie ihren alten Gockel von einem Vater lange nicht verliebt gesehen und jetzt wiehern sie bei jeder Gelegenheit wie die Pferde."

"Lass sie erst einmal in unser Alter kommen, dann werden sie es besser verstehen, Bruder. Es wird mir auf jeden Fall eine Ehre sein dich nach Dreihügeln zu begleiten und der Zeremonie beizuwohnen. Nur leider", sprach er weiter während er entschuldigend die Schultern hob, "war es Brunhilde und den Kindern nicht möglich mitzukommen. Meine Bruni ist wieder von Tsa gesegnet und wird in wenigen Wochen niederkommen. Die anderen sind ja auch noch so klein und der Weg recht weit, da wollte ich deine Reisegesellschaft nicht noch zusätzlich belasten."

Forschend sah Wulfhart den Bruder an. "Du versteckst sie noch immer in deinem Kloster als wären es Bastarde. Du weißt, dass du das nicht musst Roderich! Sie sind Teil der Familie und wir hätten uns gefreut wenn sie mit ihrem Lachen die Kressenburg erfüllt hätten."

"Sind sie das?" Die Augen des Sub-Priors wurden eine Spur traurig. "Ich entsinne mich des Briefes von Onkel Bogumil noch sehr gut. Niemals wollte er eine dahergelaufene Bauerntochter und ihre Bälger in der Familie willkommen heißen. Ich habe nicht gehört, dass er seine Meinung diesbezüglich geändert hatte."

"Das wird er wohl auch nicht. Aber das ist auch nicht länger von Belang." Mürrisch wischte Wulfhart mit der Hand durch die Luft. "Bogumil hat den Bogen einmal zu oft überspannt. Ardo und ich haben ihm letztens in Grambusch zurechtgestutzt und jetzt mag er mit seiner Brut im Finsterkamm versauern. Wir haben uns von ihm losgesagt. Ich bin jetzt das Oberhaupt des Hauses Keilholtz."

"Das kommt, nun, sehr überraschend." Roderich machte große Augen und sah seinen Bruder mit neu gewonnenem Respekt an. "Ich hätte ehrlicherweise nicht damit gerechnet, dass ich diesen Tag noch erleben würde. Natürlich hat es mich recht wenig gekümmert, denn meine Position in der Kirche hat mich immer vor Onkel Bogumils Machtansprüchen geschützt. Aber Vater und du hattet nie für mich und Bruni Partei ergriffen, Wulfhelm ist gar bis in die Wildermark geflüchtet um seinem Zugriff zu entfliehen. Woher der plötzlich Sinneswandel? Die Weisheit des Alters?" Fast schelmisch blickte der sonst so ernste Geweihte auf die grauen Strähnen im schwarzen Haar seines Bruders.

"So kann man es nennen." Grinsend fuhr sich Wulfhart durch die Haare, denn ihm war die Anspielung nicht entgangen. "Eigentlich war Ardo der Mann hinter der ganzen Sache. Seine Machtposition als Baron zusammen mit seinem Unwillen sich weiterhin aus dem Finsterkamm bevormunden zu lassen haben auch mich nachdenklich werden lassen. Als Bogumil dann auch noch meine Lisande für seine Pläne haben wollte, hat das für mich das Fass zum Überlaufen gebracht."

"Die Kinder sind eines Mannes höchstes Gut." Einen Augenblick schaute Roderich sinnend gen Nordosten in den nahen Reichsforst, wo irgendwo versteckt das kleine Peraine-Kloster lag aus dem er angereist war. "Ich verstehe dich nur zu gut Bruder und ich freue mich, dass es endlich soweit gekommen ist. Bogumil und sein Festhalten an Patriarch Boromils merkwürdigen Ansichten haben die Familie fast zerstört. Jetzt aber ist der faulige Zweig abgeschnitten und neue Triebe können an seiner statt sprießen."

"So ist es. Und mit Brunhilde und euren Kindern will ich gerne dabei anfangen." Fest sah Wulfhart dem jüngeren Bruder in die Augen. "Ich nehme deine Frau und die Kinder als vollwertige Mitglieder des Hauses Keilholtz in die Familie auf. Ihnen sollen alle Rechte und Pflichten zuteil werden, die ihnen aufgrund ihrer edlen Geburt gebühren. Sie sollen unser Wappen tragen und keine Kränkung gegen sie soll durch die Familie ungesühnt bleiben."

"Das ist ein großzügiges Angebot Wulfhart und ich danke dir dafür. Tatsächlich ist es das, was ich mir bereits vor sieben Jahren von Vater und Onkel Bogumil erhofft hatte." Der Geweihte war gerührt, dass ihm die Erfüllung seines weltlichen Lebenswunsches hier so plötzlich und unvermittelt ermöglicht wurde. "Bruni wird sicherlich im Kloster bleiben wollen. Sie hat Wehrheim nie vergessen können und braucht die Ruhe und Abgeschiedenheit. Aber die Kinder sind noch jung. Sie werden das Kloster kaum vermissen und sollen die Möglichkeit bekommen mehr aus ihrem Leben zu machen als die Äcker des Klosters zu pflügen. Sicherlich ist es ein Peraine gefälliger Dienst, aber nicht jeder ist dafür geschaffen." Roderich hob den Blick zur Burg und fasste seinen Stecken fester. "Ich werde es mit Brunhilde besprechen wenn ich von deiner Vermählung heimgekehrt bin. Bis dahin lass mich darüber nachdenken. Ich bin mir sicher, dass es deinen Nichten und Neffen gefallen würde durch die Gänge der Kressenburg zu tollen. Doch nun würde ich mich sehr darüber freuen, wenn du mich endlich zum Begrüßungstrunk laden würdest."

"Sehr gerne Bruder." Lachend wand Wulfhart sich zum Burghof um und ging voran. "Ugrimm hat schon Anweisung bekommen das Starkbier anzuzapfen. Das bringt dich schonmal wieder in Übung, denn mir ist zu Ohren gekommen, dass meine zukünftige Schwiegermutter für die Feierlichkeiten Wagenladungen voll Zwergenbräu erhalten hat."