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===Aufruf des Dreischwesternordens===
===Aufruf des Dreischwesternordens===
''OT: Liebe Mit-Briefspieler, wir würden uns freuen, wenn ihr auf eurem Lehen unseren Armenzug empfangen würdet (sei es positiv beschenkend oder von Hof jagend) und noch viel mehr, wenn ihr mit uns dazu eine Geschichte verfassen könnet. Unsere Reiseroute wird demnach ein wenig von Euren Meldungen abhängen. Wer mit uns schreiben mag, melde sich bitte bei uns!''


{{Brief
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Version vom 4. Dezember 2013, 09:26 Uhr

Familienplanung

nach Bärenauer Vorbild:

  • Rondrik Ulfried (*1033 BF)
  • Emer Hesine (*1034 BF)
  • Rainmund Nadrian (*1035 BF)
  • Tsatalia Jalga (*1036 BF)
  • Phexiane Ardare (*1037 BF)
  • Halwin Praiodan (*1038 BF)

Rondras Weg

Verbindung zum mystischen unter Burg Sturmwacht schaffen.

Armenzug

Darbendes Volk

02. Peraine 1036 BF, Armenhaus der Stadt Bärenau

Simian, füll noch mehr Wasser in den Kessel.“, betrübt betrachtete Schwester Tsalieb den Inhalt des Kochtopfes, in welchem sie die Tagesration für die Bedürftigen zubereite. Der junge Novize folgte den Anweisungen der Geweihten.

„Noch mehr Wasser, mein Freund.“, sie rührte weiter den Getreidebrei, welcher mittlerweile sehr dünnflüssig war. „Und ein letzten Schuss Wasser. Mein guter, lieber Schüler – was hat der Krieg für Unglück über uns gebracht. Wir haben nicht annähernd genug um auch nur den Grundbedarf zu stellen.“

„Herrin, die Zeiten werden besser, die Fehde ist vorbei, der Graf…“, seine Worte klangen eher ernüchternd, denn aufmunternd. „Der Graf, die Barone, der Niederadel – sie scheren sich einen Dreck um ihr Volk. Anstatt den Hungernden zu helfen, verbieten sie lieber eine Kirche. Unerhört.“, es passierte selten, dass Schwester Tsalieb sich über Politik äußerte.

Tsalieb ließ Tropfen des Breis vom Kochlöffel laufen. „Das ist kein Essen, das ist ein Getränk. Es reicht nicht, um die hungrigen Mäuler, und es werden von Tag zu Tag mehr, zu stopfen.“ Simian half den Kessel in den Speiseraum zu tragen.

Eine Schar ausgemergelter Menschen füllten diesen Raum und weitere Massen drängten sich am Eingang. Kriegsversehrte, alte Leute, kleine Kinder, allesamt erschöpft und am Ende ihrer Kräfte. Eine Schale in der Hand haltend stellten sie sich an, um dennoch ein wenig Nahrung zu erhalten. Schwester Tsalieb füllte einem jeden einen kleinen Löffel auf, mehr hatte sie nicht anzubieten.

Simian unterdessen stand ihr hilfreich zu Seite. „Ucurinai erzählte mir, als ich das Getreide aus dem Peraine-Tempel abholte, dass Bruder Eslam eine Reise getätigt hatte. Gar schlimmes berichtete er von den Zuständen in Horeth, Gassel und Dorp. Dagegen soll es uns in Bärenau gut gehen.“

„Was erzählst Du da Simian, uns geht es nicht gut.“, erwiderte die Geweihte. „Ich weiß Schwester, ist das nicht grausam. Bruder Eslam gedenkt sich an Baronin Iralda zu wenden.“

„Und was soll sie tun? Ich denke nicht, dass einer der noch so feinen Adligen in der derzeitigen Situation irgendetwas ändern kann, vielleicht auch gar nicht ändern will. Sie sind beschäftigt mit ihrem Standesdünkel, ihre Burgen aufzubauen und um Posten zu schachern. Nein, die Baronin wird uns nicht helfen. Der Adel wird uns nicht helfen.“

Simian schaute sie bekümmert an, während ihm eine Träne über seine Wange lief. „Mein lieber Schüler, am Ende des Regenbogens gibt es für jeden ein wenig Glück. Doch ich denke dem Glück müssen wir, die Geweihten der jungen Göttin, nachhelfen. Ich werde mich mit meinen Brüdern und Schwestern des Ordens der drei guten Schwestern von den Feldern treffen. Es ist an der Zeit, dass wir handeln. Für das Volk, für Hartsteen.“

Hunger in Aldenried

06. Peraine 1036 BF, Kloster Tannenheim, Klosterlande Tannenheim in der Baronie Aldenried

"Es tut mir leid, ihr guten Leute, aber mehr können wir euch heute nicht geben. Kommt morgen wieder, dann kann ich wieder etwas austeilen!" Bruder

Perainfried, der Kellerer musste sich lautstark Gehör verschaffen unter den Leuten, die noch mit leerer Schale vor ihm standen und ihn aus hungrigen Gesichtern anblickten. Zwei seiner Mitbrüder halfen ihm den leeren kessel und Brotkörbe einzupacken und in das Kloster zurück zu bringen, vor dem das arme Volk zur Speisung zusammengekommen war und sich jetzt seufzend langsam wieder verstreute.

Besorgt schüttelte Perainfried den Kopf. Täglich kamen mehr Bittsteller und gleichzeitig hatte das Kloster immer weniger an Eingängen milder Gaben zu verzeichnen. Der vergangene Winter war hart gewesen und fast sämtliche Vorräte verbraucht. Schon jetzt mussten sie alles direkt verwerten, was Felder, Wälder und Gärten schon jetzt hergaben. Das war nicht viel und auch wenn die Ernte bisher für dieses Jahr vielversprechend zu werden versprach so waren doch noch Monate bis dahin zu überbrücken, überlegte er, während er einen der Körbe in Richtung Vorratskammer zurück trug.

"Vater Owilmar!", rief er den Abt des Klosters an, gleich als er ihn sah, und drückte den Korb eine Novizen in die Hand. Owilmar von Schroeckh, der Abtgeweihte von Tannenheim, drehte sich zu ihm herum und sah dem ihm entgegen eilenden Kellerer lächelnd entgegen. "Bruder Perainfried. Was kann ich für euch tun?" "Vater Owilmar, ich weiß bald nicht mehr was ich tun soll. Jeden Tag haben wir mehr arme Menschen, die vor unseren Mauern um eine Schale Suppe, einen Apfel oder einen Kanten Brot betteln. Aber wir haben so wenig zu geben. Wir haben ja selbst kaum noch etwas, dass ich bei einigen der älteren Brüder schon fürchte die geringen Mahlzeiten könnten sie zu sehr schwächen und für Krankheiten anfällig lassen." Der Abtgeweihte nickte bedächtig und zog ein fast schmerzlich zu nennendes Gesicht. "Ja ich verstehe euer Anliegen, Bruder. Doch wir können nicht mehr geben als uns die drei Schwestern überlassen um es weiter zu schenken." "Könnten wir nicht unseren Mitschwestern und -brüdern in den anderen Klöstern um Beistand bitten?" "Hm, das könnten wir, aber ich bezweifele, dass sie selbst mehr zu geben haben. Wir könnten aber...", er versank kurz im stillen Brüten. "Äh, wir könnten was, Vater?" "Hm? Oh, äh ich dachte nur gerade an etwas. Eine Möglichkeit.... Bruder könntet ihr bitte Bruder Travidan sage, dass ich mich nach Aldengrund begebe?" "Zum Baron also? Ja, das werde ich dem Bruder Prior natürlich ausrichten. Denk ihr...?" "Ich hoffe es und bete darum, Perainfried. Ich bete."


Burg Aldengrund, Baronie Aldenried

"Das mett nich!", verkündete Rondrik lautstark und verzog das Gesicht, das man meinen könne, er müsste auf einer Löwnzahnwurzel herumkauen. Widerwillig wandte er den Kopf weg von dem Teller vor sich und ließ den Löffel daneben auf den Tisch fallen. "Will Basdede!" "Ach, Rondrik. Das schmeckt sehr wohl.", versuchte seine Mutter es begütigend und machte ihm vor, in dem sie von seiner Brotsuppe kostete. Die Suppe war mit dem hart gewordenen Brot der vergangengen Woche zubereitet und mit einfachen Kräutern wie Liebstöckel und Petersilie gewürzt. "Nein, mett nicht! Will Basdede!", rief der Junge nur um so lauter, nahm den Löffel und schlug damit in die Suppe vor sich, so dass der Inhalt überall verspritzt wurde. Felans Augenbrauen zuckten, als er seinen ältesten Sohn finster anblickte. Dann erhob er sich langsam, wobei er seinen Lehnstuhl nach hinten schob. "Junger Mann, es wird Zeit, dass du lernst was es heißt Privilegien zu genießen und deren Verlust zu erleben." Er schritt um den Tisch herum, schnappte sich seinen Sohn und hielt das strampelnde Kind eingeklemmt unter dem Arm fest. "Felan, was...", versuchte Jalga ihren Gatten zum Einhalten zu bewegen. "Nein, das muss er lernen. Wer seine Suppe in Zeiten, in denen genügend Volk, hungert nicht essen will und sie sogar verschwendet, muss halt ohne Suppe zu Bett gehen. Nur so lernt er jedes Stück Brot zu schätzen, dass die Herrin Peraine uns schenkt." Mit diesen Worten brachte er den Jungen, der inzwischen auch das Schreien aufgegeben hatte, da er merkte, dass er damit bei seinem Vater rein gar nichts bewirkte als diesen noch zorniger zu machen, in seine Kammer und stellte ihn in sein Bettchen.

"So, und hier bleibst du, bis du gelernt hast Respekt vor den Speisen zu zeigen, die Du genießen darfst. Nachdem du dich entschuldigt hast darfst du die Suppe aufessen. Vorher gibt es auch nichts anderes. Ich werde nachher wiederkommen und dich dazu befragen.", sagte er dem Kind, das ihn mit großen Augen anstarrte. Ohne weitere Worte drehte er sich um, verließ den Raum und schloß die Türe. Er seufzte. Ob der Junge wohl verstand, warum es ihn so sehr erregte? Vermutlich nicht, aber er würde wenigstens lernen widerspruchslos sein Essen zu essen und nicht mehr so achtlos damit umgehen. Als Felan zurückkehrte hatten seine Gattin und die anderen Kinder bereits die Mahlzeit beendet. Doch ein weiterer Gast war in den Speisesaal getreten. Felan erkannte den Abtgeweihten von Tannenheim sofort und seufzte innerlich. Für Dinge, die auf Politik hinausliefen, empfand er heute überhaupt keinen Willen. Dennoch straffte er sich innerlich und setzte ein Lächeln auf.

"Euer Gnaden? Ich hatte heute nciht mit euch gerechnet? Ich hoffe etwas erfreuliches führt euch zu mir?" "Leider, euer Hochgeboren, ist der Anlass eher ernster Natur." "Nun denn, dann setzt euch doch bitte zu uns. Etwas zu essen oder trinken?", bot Felan ihm an, während erihm eine Sitzgelegenheit zur Verfügung stellte. "Danke nein, euer Hochgeboren, aber Essen udn Trinken sind es, weswegen ich gekommen bin." "Ahja?" "Ja genau. Ich bin sicher ihr wisst, dass manche Menschen nach dem strengen Winter einige Probleme haben, was die Nahrungsversorgung angeht." "Das ist nicht an mir vorübergegangen. Wie ihr seht tafeln wir selbst nicht eben üppig." "Wenn es euch schon so trifft,", setzte Owilmar nach, ", was denkt ihr wohl wie schlimm es das einfache Volk getroffen hat? Jeden Tag, den die Zwölfe werden lassen, kommen mehr zu uns und erflehen etwas zu Essen. Doch unsere Mittel sind erschöpft, die Kammern leer und die Ernte läßt noch auf sich warten. Und dank der Umstände wird auch von dieser wohl nicht so viel bleiben, dass den armen Menschen lange geholfen werden kann." Felan nickte und seufzte erneut innerlich. Er selbst hatte bereits einen Gutteil der zu erwartenden Ernte im vorraus verkaufen müssen um sowohl laufende Kosten als auch die zu erwartenden Steuern und Brautgeld der Kaiserin zu begleichen. "Ich verstehe worauf ihr hinauswollt, aber wenn ihr glaubt ich könnte euch viel helfen, ohne langfristig der Bevölkerung wieder zu schaden muss ich euch enttäuschen: jeder Heller, den ich jetzt den Leuten jetzt abnehme, um euch zu unterstützen, wird ihnen doch selbst fehlen und sie selbst zu Bettlern. In Circulus daimoni, oder wie die Bosparaner das auszudrücken pflegten." "Nun, da habt ihr natürlich nicht Unrecht. Aber euer Hochgeboren, euer Standesgenossen..ich bin sicher es gibt einige die weniger gebeutelt wurden von den Schicksalsschlägen der letzten Götterläufe und somit vielleicht etwas für die gute Sache beitragen könnten. Könntet ihr nicht vielleicht..?", fügte er vorsichtig an. "Ihr meint ich soll in Garetien mit dem Betteltopf herumgehen?" "So habe ich das nicht gemeint, euer Hochgeboren. Aber vielleicht möget ihr an ihre ritterliche Tugend der Mildtätigkeit erinnern, zumal wenn ihr hier eine Hungersnot und hohe Armut habt es nur eine Frage der Zeit ist, bis es in die nachbarschaftlichen Grafschaften übergeht und die Leute dort erhoffen zu erbetteln, was sie hier nicht mehr bekommen." "Ein nicht ungewichtiges Argument, wenn ich vor der Gefahr warne bald von einem Bettelmob wie weiland in gareth konfrontiert zu werden. Hm.", überlegte er kurz. "Nungut, ich bin bereit mich der Sache anzunehmen. ich werde in mich gehen und euch alsbald dazu etwas mitteilen lassen. genügt euch das vorerst?" "Vollauf, euer Hochgeboren! Mehr zu erhoffen wäre mir nicht in den Sinn gekommen.", unterstrich der Abtgeweihte wie erfreut er über bereits diese Geste der Hilfe erfreut war. Derweil werde ich gleiches tun und mit meinen Brüdern des Dreischwestern-Ordens versuchen eine Zusammenkunft zu erwirken um auch von dieser Seite unser Anliegen zu forcieren." "Tut dies. Möge wahrhaft die drei Schwestern über unserem Ansinnen ihre Hände halten: zu gut weiß ich was dem alten Wilbur Hornbrecht von Krolock widerfahren ist. Das sollte uns allen eine stetige Mahnung sein..."

Ein freundschaftlicher Brief

gegeben zu Burg Aldengrund, Baronie Aldenried am 17.Peraine 1036 nach dem Fall des tausendtürmigen Bosparan

An Ihro Hochgeboren,

Iralda von Ochs zu Bärenau
 
 
 
 
Liebe Freundin,

meine Gattin läßt mich euch und den Kindern sowie eurem überaus geschätzten Gatten unsere besten Grüßen bestellen. Wir hoffen ihr erfreut euch bester Gesundheit und dass auch in eurem Lehen alles zum Best angenommenen eingerichtet ist. Mich selbst plagt nach wie vor das Bein, das mir der Sichelaue Rondra '35 so trefflich zerschmettert hat. Doch ich will mich nicht beklagen, denn ich trage diese Verwundung mit ebensolchen Stolz, wie ich auf meine Familie blicke. Die Kinder gedeihen prächtig. Die kleine Emer Hesine fragte, kaum vieler Worte mächtig, auch, wann wir wohl die gute Ochsen-Tante wieder sehen würden. Ich hoffe ihr versteht es so wie es gemeint ist: als herzliche Zuneigung eines Kindes zu einem verehrten Vorbild.

Doch möchte ich euch nicht allein wegen der Höflichkeit belästigen mit Geschichten aus unserem Leben. Allgemein bessert sich die Lage bei uns im guten Hartsteen, auch wenn die Last der von uns geforderten Summen aus der Kaiserresidenz schwer lastet. Doch vielleicht ist auch euch bereits zur Kenntnis gelangt, dass wir durchaus nicht überall erfolgreich sind. Klagen wurden mir vorgetragen, vor allem von dem Heiligen Orden der drei guten Schwestern von den Feldern, der in den Klosterlanden Tannenheim nach wie vor vielen Landlosen aber auch ansässigen Menschen Hilfe leistet doch damit auf die Dauer an die Grenzen seiner Kapazitäten gelangt.

So kam ihr Abtgeweihter Owilmar von Schroeckh zu mir und bat um meine Hilfe, die ich ihm nicht verwehren wollte, aber deren Umfang mir zur Verfügung zu stellen kaum in großen Maße möglich ist. So wende ich mich an euch, als Nachbarin und gute Ritterin, der die Tugend der Mildtätigkeit nicht unbekannt ist, und hoffe ihr seid bereit dieses mehr als dringende Problem anzugehen, um unserem Volk die höchsten Nöten zu nehmen,

Dazu bitte ich euch am 14. Ingerimm 1036 BF im Kloster Tannenheim einer Zusammenkunft der hiesigen Geweihten des Dreischwesternordens beizuwohnen, um dort selbst die Möglichkeiten, die sich uns öffnen, zu erörtern.
 
 
 
 
in hoffnungsvoller Erwartung eurer Zusage

Felan Rondrik von Schallenberg von Praios und der Kaiserin Gnaden,

Baron zu Aldenried in Hartsteen

Versammlung in Tannenheim

14. Ingerimm 1036 BF Kloster Tannenheim, Klosterlande Tannenheim in der Baronie Aldenried


Die Praiosscheibe schien für diesen Perainemorgen überraschend warm und so manche Blüte streckte bereits, wenn auch noch geschlossen, den Kopf aus dem Erdreich den Strahlen entgegen. Es war als wolle der Götterfürst darselbst das Zusammentreffen segnen, in dem er sich in milder Stimmung zeigte. Ob dieses Gedankens innerlich beschwingt sprang Baron Felan von seinem Roß in den Kies vor dem Eingang zum Innersten des Klosters und übergab die Zügel des Pferdes seiner Knappin, die es in Richtung der Stallungen führte, wohin sie einer der Brüder des Dreischwesternordens geleitete. Er drehte sich gerade um, um wieder in Richtung des Portals zu gehen, wo ihn der Prior des Klosters erwartete, als er hinter sich bemerkte, wie eine weitere Gruppe von Reisenden eintraf. An den Farben erkannte er, dass es seine Nachbarin war, Iralda von Ochs, die Baronin zu Bärenau. Er entschloß sich auf sie zu warten und ihr den Steigbügel halten, nicht als Zeichen der Untergebung, sondern als Zeichen persönlicher Freundschaft. Sie lächelte ihn an, und er reichte ihr die Hand, um ihr herab zu helfen.

"Die Zwölfe zum Gruße, Hochgeboren. Es freut mich, dass wir gemeinsam ankommen. Nicht mehr könnte es Symbol sein, wie wir gemeinsam für das Wohl der Grafschaft und seiner Bewohner einstehen, als dass wir gemeinsam uns zum Rat begeben.", meinte er mit einem ebensolchen Lächeln, dass man schon fast staatsmännisch hätte nennen mögen, wenn Felan nicht selbst eher ausgesehen hätte, als würde er sich eben sehr bemühen so auszusehen. Das blieb natürlich auch der Bärenauerin nicht verborgen, doch gelang es ihr diesen für ihn typischen Manierismus zu übergehen. "Das will ich doch hoffen. Ich musste schon zu eindringlich erfahren, was es heißt, wenn man diesen Dingen nicht mit der nötigen Vehemenz nachgeht.", erwiderte sie ihm, während sie sich gemeinsam, geleitet vom Prior-Bruder Travidan zum Versammlungsraum geleiten ließen.

Man hatte das Refektorium des Klosters zu diesem Zweck ausgewählt, ein mit Holz getäfelter Raum, der durch einen Kamin beheizt wurde. Ein Kreis von Stühlen um eine Tafel war aufgestellt worden, an dessen Kopf der Gastgeber, Abtgeweihter Owilmar von Schroeckh, stand und sich mit seiner Bärenauer Amtskollegin Anglinde Buchweiz vom Kloster des Neuanfangs unterhielt. Außerdem war der Hüter der Saat zu Bugenhog, Rukus von Hartsteen, der Meister der Ernte Perainian von Schwingenfels, der Bärenauer Stadtgeweihte Eslam Dinkelkorn und die Tsa-Geweihte Tsalieb Butterweck, Leiterin des Armenhauses zu Bärenau, anwesend. Gerade der Hüter der Saat und der Meister der Ernte hatten sich schon 1032 BF mit einem besonderes eindringlichen Aufruf um das einfache Volk vom Lande verdient gemacht, als es den kirchlichen Bann jenen gleich welchen Standes androhte, die sich Peraineungefällig an Feldern und Bevölkerung vergriffen. Zwar hatte das schlimmeres verhinderen können, doch die Taten zuvor und immer noch die Nachwirkungen der Angriffe aus den schwarzen Landen machten die Situation schon schiwerig genug. Man machet sich gegenseitig bekannt und plauschte einen Moment, ehe der Abtgeweihte von Tannenheim in die Runde zusammenrief.

"Werte Schwester und Brüder im Glauben, eure Hochgeboren.", eröffnete Owilmar die Versammlung, verneigte sich vor den Anwesenden und wies mit freundlicher Geste die Plätze, Rukus und Perainian rechts und links von sich, Felan und Iralda jeweils daneben nachfolgend die anderen Teilnehmer nach Stand folgend. "Ich freue mich, dass wir in dieser Runde nicht nur als Orden und Kirche zusammengekommen sind, sondern auch den Stand der Edlen begrüßen dürfen. Dies sind wahrhaft schwierige Zeiten und um so mehr ist es von Nöten, dass wir zusammenstehen, jeder nach dem Amt, dass uns die Zwölfe zugestanden haben, um unsere Pflichten und Rechte zum Wohl von Körper und Seele der Leidenden im Reich zu vereinen.", begann er seine Rede.

"Wohlgesprochen, euer Gnaden,", gab Dinkelkorn beifällig dazu. "Doch mir scheint wir werden mehr benötigen als nur den geistigen Segen. So nehme ich doch an ihr habt bereits eine Idee, wir wir unsere Möglichkeiten nutzen können, um das uns allen am Herzen liegende Ziel auch zu erreichen, das, wenn ich wohl so voraussetzen darf, vor allem darin liegt das leibliche Wohl der Bevölkerung wieder herzustellen und in erster Linie den Hunger zu besiegen." Er blickte den Abtgeweihten erwartungsvoll an.

"Das ist korrekt. Ich habe mir erlaubt bereits darüber mit ihro Gnaden Buchweiz darüber zu korrespondieren. Und hernach habe ich seine Hochgeboren von Schallenberg dazu konsultiert...." Er sah den Baron an und dieser nickte zustimmend. "...und ihn davon überzeugt, dass uns wie in Mühlingen oder weiland in Krolocksaue, Zustände drohen, die nicht nur kurzfristig Schaden zufügen." Die Baronin zu Bärenau war die Erinnerung an die rebellierenden Bauern sichtlich unangenehm und Owilmar ging schnell darüber hinweg als er fortfuhr. "Also kamen wir zu dem Ergebnis, dass wir uns dagegen wappnen müssen und beweisen sollten, dass es möglich ist etwas zu tun."

"Hrmhrm.", räusperte sich Rukus von Hartsteen. "Ihr habt aber immer noch nicht gesagt, wie dies aussehen soll." Perainian von Schwingenfels nickte, um anzuzeigen, dass er dies auch gerne erfahren wollte.

"Ja dazu komme ich..." "Euer Gnaden, lasst mich es doch bitte darlegen.", bat Felan von Schallenberg und der Abtgeweihte deutete mit einer Hand an, dass er gerne erläutern möge.

"Wir sind im Gespräch dazu übereingekommen, dass wir selbst wenig Mittel haben. Gerade die Baronien Bärenau und Aldenried haben in der Vergangenheit sehr gelitten, nicht nur durch den schwarzen Heerzug, sondern auch durch die unselige Grafenfehde und dazukommende Begleitumstände wie Raubritter und anderes Kroppzeug." Deutlich merkte man ihm an, dass er gerade die Raubritter, wie Geldor von Kallerberg, als Scharte an seinem Stand empfand, die es auszuwetzen galt. "Durch die Steuer des Blautanns und nun folgende Zahlungen für Heeresfolge und Brautgeld der Kaiserin sind unsere Truhen nicht nur leer, sondern wir selbst auch auf absehbare Zeit nicht in der Lage größere Summen aufzubringen."

"Verzeiht Hochgeboren, ich möchte keine falschen Vorwürfe machen, aber gibt es nicht auch Möglichkeiten vielleicht unnötiges einzusparen...", wagte Perainian von Schwingenfels einzuwerfen. "Gerade wo nun die Fehde beendet ist könntet ihr vielleicht eure militärische Präsenz einschränken und dadurch sparen."

"Ja, euer Hochwürden, aber bedenkt bitte, dass ich diese auch gegen den Feind Haffax in Marsch setzen werde. Würde ich diese entlassen müsste ich noch mehr Landwehr aufstellen lassen. Ich denke nicht, dass dies in eurem Sinne wäre, wenn ich jetzt die Leute füttere mit dem gesparten Gold, nur um sie in einen Krieg gegen die unseligen Horden des schwarzbeseelten Feindes zu schicken, in dem Veteranen auf deren Seite fechten, nicht wahr?"

"Dem kann ich nicht widersprechen..."

"Und außerdem.", ergriff Iralda von Ochs das Wort. "Denke ich, dass wir selbst im besten Falle nicht genug Gold aufbringen könnten. Auch in anderen Baronien Hartsteens steht es nicht zum Besten, wie mir Schwester Tsalieb und Bruder Eslam berichteten. Ich muss dabei nicht einmal an Reichsgau oder Feidewald verweisen wo Krieg und Fehde tiefe Spuren hinterlassen haben. Also was habt ihr im Sinn, Hochgeboren?"

"Nun, seine Gnaden von Schroeckh und ich kamen zu der Überzeugung, dass es notwendig wäre uns an diejenigen zu wenden, die nicht so sehr vom krieg geplagt hatten, die aber durchaus fürchten dürfen, wenn die Plage des Hungers und der Not sich über die Grenzen Hartsteens nach außen verlagern könnte, wenn es hier zu schlimm wird. Immerhin waren wir bisher ein Bollwerk gegen Feinde von außen. Sollten wir durch innere Probleme in Chaos versinken würden davon auch die anderen garetischen Grafschaften betroffen sein, da diejenigen, die besonders leiden, sich dorthin begeben würden, wo sie eher erwarten dürften etwas holen zu können, und das sicher nicht mehr in friedlicher Manier."

"Ihr wollt also in Eslamsgrund, Reichsforst und so weiter um Hilfe bitten?"

"So ist es. Wer so großzügig für das Geschenk an die Kaiserin spenden kann, der wird doch sicher auch in der Lage sein den Ärmsten der Armen etwas abzugeben. So ist es doch des Ritters Pflicht sich der Mildtätigkeit zu erinnern, die eine der Rittertugenden ist."

"Und ihr meint nicht es könnte von außen als Schwäche betrachtet werden, wenn man so darstellt, dass ihr nicht selbst in der Lage seid euren Einwohnern zum Überleben zu helfen?", warf der Hüter der Saat mit skeptischer Miene ein."

"Ja, das schließe ich nicht aus, aber ist nicht der stärker, der eingestehen kann, dass es einen Mißstand gibt, als derjenige, der diesen zu verschweigen versucht. Wie oft haben wir selbst uns doch darüber ereifert, wenn einer der Edlen seine Pflichtenmit Verweis auf die Ehre vernachlässigte aus Furcht, er könne darob weniger geschätzt werden? Und wenn wir zur Erkenntnis bringen, dass dies auch ein Signal nach außen ist, dass die Stärke des Königreiches darin liegt, dass wir nicht in Mißgunst zueinander stehen, sondern bereit sind innere Probleme auch gemeinsam zu lösen, bevor sie zu Problemen für alle werden, dann bin ich sicher, dass es einen allgemein positiven Anklang finden wird."

"Zumindest dürfte niemand dieses noble Ansinnen in Zweifel ziehen, wenn wir einen offiziellen Segen der Kirchen von Tsa, Peraine und Travia dafür aussprechen.", warf die Äbtissin Anglinde Buchweiz ein.

"Hrmhrm, und ihr wollt also von Ort zu Ort reisen und Adel, Kirche und Bürger um eine Spende bitten, habe ich das recht erfasst?", fragte Perainian, der sich wohl nur langsam für die Idee erwärmen konnte.

"Ja, so ist es.", bestätigte Felan.

"Und dürfte ich dazu anregen die Alriksritter zum offiziellen Schutz des Bittzuges zu erklären?", gab Iralda von Ochs ihren Gedankengang dazu. "Damit würden wir nicht nur unseren Teil leisten können, sondern dürften auch durch das in der nahen Vergangenheit erworbene Ansehen des Ritterbundes nutzbringend einsetzen: der begleitende Klerus würde das Einsammeln der Spenden und ihre Verwaltung übernehmen, damit nicht der Anschein erregt wird, es könnte durch den Adel veruntreut werden, und der Stand könnte seinen Schild über den Zug halten, um damit gleichsam die ritterliche Tugend zu repräsentieren und den Schutz vor Räubern und anderem Gelichter, dass dem Anliegen schaden wollen könnte, gewährleisten."

"Ah, eine formidable Idee, werte Iralda!", rief Felan begeistert aus und auch die anderen Teilnehmer nickten zustimmend, wenn auch nicht immer ohne Zweifel, ob des Gelingens.

"Aus meiner Sicht spricht nichts gegen, aber vieles dafür es zu versuchen. Mit dem Segen der drei göttlichen Schwestern sollten wir es angehen.", fasste es Rukus von Hartsteen zusammen.

Abt Owilmar sah sich in der Runde um. "Darf ich das als allgemeine Zustimmung aufassen? Gut, dann sollten wir uns in die weiteren Details vertiefen. Der Aufruf des Dreischwesternordens in Hartsteen soll erklingen, noch bevor die Ernte die Kornkammern erreicht hat."

Aufruf des Dreischwesternordens

OT: Liebe Mit-Briefspieler, wir würden uns freuen, wenn ihr auf eurem Lehen unseren Armenzug empfangen würdet (sei es positiv beschenkend oder von Hof jagend) und noch viel mehr, wenn ihr mit uns dazu eine Geschichte verfassen könnet. Unsere Reiseroute wird demnach ein wenig von Euren Meldungen abhängen. Wer mit uns schreiben mag, melde sich bitte bei uns!


Edle Garetier, stolze Perricumer, wackere Greifenfurter! Höret den Worten der drei guten Schwestern!
 
 
 
 
Im Namen der gütigen Göttin Peraine,

Hüterin der Pflanzen und Tiere, Herrin des Ackerbaues und der Viehzucht, Wissende der Heilkunst und Kräuterkunde, Bewahrerin des Lebens


Im Name der treuen Göttin Travia,
Herrin des Heimes und des wärmenden Herdfeuers, Wächterin des Ehebundes, der Familie und der Gastfreundschaft, Schützerin der Schwüre


Im Namen der jungen Göttin Tsa,
Patrona der Erneuerung, Hüterin von Geburt und Neubeginn, Die ewig Junge

ruft der Heilige Orden der drei guten Schwestern von den Feldern auf, den Landeskindern in der Grafschaft Hartsteen zu helfen.

Viel Leid ist unseren Brüdern und Schwestern widerfahren seit jenem Tag, als der schwarze Heerzug unvorstellbaren Schrecken verbreitete. Die Schlachtfelder getränkt vom Blut der tapferen Garetier, die den Feind stellten und ihm vor Puleth eine erbitterte Schlacht lieferten.

Die Felder verbrannt von der Feuersbrunst, verwüstet von sogenannten Kriegsfürsten und durchtriebenen Räubern.

Wenn nicht jetzt, wann dann! Im Namen der guten drei Schwestern appellieren wir an die Ritterlichkeit und ihre Tugenden, die einem jeden aufrechten Adligen etwas bedeuten sollten.

Gebt den gebeutelten Hartsteener Bürgern und Bauern Hoffnung, seid barmherzig und und mäßigt Euch selbst zugunsten der Bedürftigen.

Unter dem Schutze des Garetischen Bundes der Ritter in Angedenken des tugendhaften Königs Alrik werden wir am 5. Praios 1037 unsere Wallfahrt beginnen.

So auch ihr die ritterlichen Tugenden in Euren Herzen traget, spendet für die Armen und Bedürftigen.

Die Kirche der Peraine, Travia und Tsa wird es Euch danken.
 
 
 
 
Gegeben am 23. Ingerimm 1036 BF zu Kloster Tannenheim


Owilmar von Schroeckh
Abtgeweihter der Herrin Peraine zu Tannenheim

Rukus von Hartsteen
Hüter der Saat zu Bugenhog

Perainian von Schwingenfels
Meister der Ernte

Eslam Dinkelkorn
Peraine-Geweihter der Stadt Bärenau

Anglinde Buchweiz
Äbtissin der Herrin Travia im Kloster des Neuanfangs

Schwester Tsalieb
Geweihte der Herrin Tsa und Leiterin des Bärenauer Armenhauses

Myrica Tsajane Lilienthal
Priesterin der Herrin Tsa im Kloster des Neuanfangs

Leuerich von Krolock

Ordensbruder der Herrin Peraine im Kloster des Neuanfangs

Hesindes Weg

Hesindes Weg - Kätzchen

Es war ein lauer Sommerabend im Rondra des Jahres 1036 nach Bosparans Fall und den Tag über schon sehr warm gewesen, so dass Felan nun die Kühle des Abends nutzte seine Zeit mit der Familie zu verbringen. Seine Frau war schon wieder hochschwanger und er saß neben ihr und sah dabei zu, wie sie Rainmund Nadrian in ihrem Armen wog, der friedlich in ihrem Armen schlummerte, während ihnen zu Füßen Rondrik Ulfried und Emer Hesine herumkrabbelten. Wäre es keine Burg gewesen, in der sie sich befanden, man hätte es fast für eine Bauernidylle halten können. Und gerade dafür, dass sich Jalga so persönlich um ihre Kinder kümmerte und diese nicht wie eine lästige Pflicht an Ammen und Kindermädchen abgab machte sie so anziehend für ihn. Unwillkürlich musste Felan lächeln, als er sich ausmalte kein mit Sorgen belasteter Baron zu sein, sondern das einfache Leben eines Bauern zu führen.

In diese friedliche Szene polterte es auf der Treppe und Felan seufzte leise, da er wieder nur das Schlimmste annahm, als er seinen Vetter und Hauptmann seiner Wache Perval von Schallenberg, wie stets in tadellos sauberer Rüstung eintreten sah.
"Entschuldigt die Störung, Hochgeboren."
"Schon gut, was gibt es denn, Perval?"
"Nun, das sind zwei Kinder, in etwas jämmerlichen Zustand, wenn ich anmerken darf."
"Na und? Ich habe hier derer drei!", versuchte Felan zu scherzen, doch entlockte damit Perval nur ein gequältes Lächeln und seiner Frau ein Augenverdrehen.
"Nun..hrmhrm..sie meinen, sie wären Nichte und Neffe, ihrer Hochgeboren."
"Neffe? Nichte? Sollte ich einen unbekannten Bruder haben?", wandte er sich ratlos an seine Frau, die nur mit den Schultern zuckte. "Perval..."
"Verzeiht, ich weiß was ihr einwenden wollt und ich hätte sie als Hochstapler fortgeschickt und euch gar nicht belästigt, aber sie gaben mir diesen Ring."
Perval machte einen Schritt nach vorne und legte Felan das Schmuckstück in die offen ausgestreckte Hand. Felan besah ihn näher und stellte verblüfft fest, dass es sich dabei in der Tat um ein absolut gleich aussehendes Stück Juwelierskunst handelte, dass dem Ring, den er selbst am Finger trug, ähnelte wie ein Ei dem anderen.
"Großtante Salissa...", murmelte Felan, als er eine Gravur im Innenteil des Ringes entzifferte. "Perval lass die Kinder eintreten."

Kurz darauf betraten zwei Kinder den Raum. Jalga schnappte hörbar nach Luft, denn ihr Aufzug hatte, wenn auch von wohl ursprünglich guter Qualität, sichtbar unter diversen Anstrengungen gelitten, teils verdreckt, teils an Säumen und Aufschlägen gerissen, als hätten sie eine lange Strecke Weges zu Fuß hinter sich gebracht ohne geeignete Nachtlager oder Wechselkleidung zur Verfügung zu haben. Dennoch sprach die Haltung und ein gewisser Stolz in den Augen der Zwei Bände und ließen bereits eine Herkunft erahnen, die besseres gewohnt war.
"Die Zwölfe zum Gruße und Travia zum Dank, euer Hochgeboren.", waren die ersten Worte des Mädchens, die mit fester Stimme sprach, während ihr Bruder Haltung wahrend und mit erhobenen Kinn neben ihr Stand. Dem zum Kontrast standen ihre bescheidenen und ehrerbietigen Worte gegenüber. "Ich erbitte euer Gehör und appelliere an eure Gnade, sowie ich euch um Verzeihung bitte euch in einem so unangemessen scheinenden Aufzug gegenüber zu treten."
"Dir ebenso die Zwölfe zum Gruße, mein Kind. Egal was dich herführt, es soll dir hier bei Travia nichts geschehen und an nichts mangeln. Doch nun berichte mir. Du behauptest du seiest meine Nichte...?"
"Mit Verlaub, euer Hochgeboren, ich behaupte dies nicht nur: ich bin die Tochter eurer Cousine 2. Grades, die selbst die Großnichte eures Großvaters war: ich bin Haldana von Schallenberg und dies ist mein Bruder Cereborn. Unsere Eltern waren Travidana und Romin, geachtete Vertreter der Zunft Magie im Sinne der weisen Göttin Hesinde. Und ihr habt den Ring unserer Mutter erhalten, wie sie es uns einst sagte, dass wir es tun müssten."
"Nun, ich glaube euch, denn mir scheint du bist aufrecht, Mädchen.", meinte Felan, nachdem er sich erst geräuspert hatte, da ihn die Rede Haldanas weniger verwundert als an eine nur leicht verhohlene Rüge erinnert hatte, als habe er eines der elementarsten Dinge des Adels vergessen. Zudem konnte er ein leichtes Verziehen des Mundes nicht unterdrücken, als sie erwähnte, dass ihre Eltern Magier seien. "Dennoch..darf ich fragen, was euch herführt? Wo ist eure Mutter und euer Vater? Seid ihr...in Geldnöten? Dann wisset dass wir selbst nicht viel..."
"FELAN!", unterbrach ihn Jalga scharf und mit empörtem Gesichtsausdruck einer Mutter, die einfach Mitleid mit den Kindern empfand. "Ja hrm, ich meinte ja nur..." Felan errötete etwas darüber, dass ihm als erstes nur dieser Beweggrund eingefallen war und ärgerte sich zugleich darüber zu Recht gescholten worden zu sein. Doch an diesem Moment wurde Felan auch offenbar, dass er einen wunden Punkt bei den Kindern getroffen hatte, denn die Stimme des Mädchens zitterte leicht, als sie antwortete und Tränen standen in den Augen des Jungen, der wirkte als hätte er diese schon lange zurückgehalten.
"Unsere Mutter und unser Vater sind den gleichen Personen zum Opfer gefallen, die schon unseren Großvater gemordet haben: unredliche Paktierer mit Kreaturen wider die Zwölfe." Sie senkte den Kopf, so dass ihr Haare in das Gesicht fielen. "Sie hatte uns von der Familie hier berichtet und wir wussten nicht wohin wir sonst gehen sollten. Unter den Collega unserer Eltern hätte sich ihr Mörder befinden können und..." Ihre Schultern erzitterten und Tränen tropften zu Boden. Jalga sprang auf, drückte Rainmund ihrem verblüfften Ehegatten in den Arm und ging in schnellen Schritten zu den Kindern, um sich vor sie zu knien und beide in den Arm zu nehmen.
"Ihr werdet hier bei uns bleiben. Wir werden uns um euch kümmern und ihr werdet hier in Sicherheit sein.", versuchte sie die Kinder zu beruhigen. Ihren Mann, der noch etwas hatte sagen wollen brachte sie mit einem Blick dazu den bereits geöffneten Mund wieder zu schließen und lediglich ergeben zu nicken, während seine Frau sich um die Kinder kümmerte.

Hesindes Weg - Cui bono

1.Boron 1036 BF, Burg Aldengrund, Freiherrlich Aldengrund

"Verbrennen! Alle miteinander, verdammtes Pack! Kam noch nie etwas Gutes von diesem Einhorn-Gesindel! Sie hat vollkommen Recht!" Lautstark echauffierte sich der Baron mal wieder, kurz nachdem er vom Ansinnen der Altgräfin Perricums erfahren hatte, die Nandus-Kirche verbieten zu wollen. "Sollen sie sich zu den Erzdämonen scheren!"

"Wenn nicht eben diese dabei ihre Hand im Spiel haben..."

"Was..?" Felan drehte sich herum. Er hatte mal wieder laut vor sich hin monologisiert, während er am brennenden Kamin stehend in seinem Arbeitszimmer auf der Burg den Bericht gelesen hatte und nicht bemerkt, dass seine junge Nichte Haldana den Raum betreten hatte. "Was soll das heißen?", vervollständigte er die Frage mit einem Stirnrunzeln. Seine Nichte hatte eine Ausbildung in der Magie erhalten, womit er seit jeher wenig anfangen konnte. Zudem noch im horasischen Reich, was schon per se dafür bekannt war ein Hort von Verrätern und Personen mit merkwürdigen Ideen zu sein. Nicht ohne Grund kamen auch viele Nandus-Geweihte aus dieser Region Aventuriens. Hatte sie etwa auch dort umstürzlerische Ideen gelehrt bekommen?

"Nun, das was ich sagte, hochgeborener Herr Onkel. Dass ich nicht glaube, ernsthaft der Nandus-Kirche eine Schuld zugesprochen werden kann."

"Aha, und warum nicht? Schließlich sind es Vertreter dieser Kirche, die zu Aufruhr wider die ZWÖLFgöttliche Ordnung aufrufen und die ketzerischen Ideen eines Yesatan von Eslamsgrund...", Felan spuckte ins Feuer bei Nennung dieses Namens,"...beim Volk verbreiten."

"Das ist de facto korrekt, nur ich frage cui bono?", gab das einen halben Schritt kleinere Mädchen zurück.

"Cui..was?"

"Cui bono..Bosparano für 'Wem nützt es.'"

"Das ist doch offensichtlich: das Volk will sich der Ordnung entheben, wie eh und je um den Adel zu knechten, lässt sich dabei von daimonokratischen Ideen verführen, um hernach einige Dukaten mehr im Geldbeutel zu behalten! Gerade diese verfluchten städtischen Pfeffersäcke ist doch ihr Seelenheil egal, wenn nur mehr in der Börse klingt!"

"Das mag ad primo so erscheinen, aber wenn man ad secundo die Frage vertieft, was die Folgen sind ergibt sich eine andere Antwort."

"Und du meinst..", versucht Felan verwirrt dem Gedankengang zu folgen.

"Ja, euer Hochgeboren: allein denjenigen nutzt es, die ein Interesse daran haben Garetiens Stärken in seine Schwächen zu wandeln: die seit altersher guten Beziehung zwischen den Ständen von Land und Stadt mit dem Adel, der sie schirmt und schützt und auch seinen Sorgen Rechnung trägt. Doch wenn dieses Verhältnis nachhaltig gestört würde, ja sogar das einfache Volk den Adel verjagen würde, was würde geschehen..?"

Felan fühlte sich ein wenig an die Praios-Schule seiner Jugend erinnert und suchte nach einer Antwort. "Wir, ich meine der edle Stand, könnten das Volk nicht mehr beschützen?"

"So ist es. Und wer hat ein Interesse daran das Volk wehrlos vorzufinden, mit den Göttern und Halbgöttern entzweit?" Felan dämmerte es langsam. "Die Dämonenanhänger...ah ich verstehe. Du meinst es könnte irgendwie mit dem Erzverräter Haffax zusammenhängen?"

"Wenn nicht direkt mit ihm so sollte er sich zumindest insgeheim die Hände reiben. Jeder Bauer der jetzt erschlagen wird, jeder Ritter der aus Furcht nur noch Ruinen vorzufinden zurückbleibt, wenn er sein Heim zur Schlacht verlassen sollte, jeder Tort, der einem Kaufmann angetan wird weil man glaubt jetzt sei der Zeitpunkt zur Abrechnung gekommen, ist eine Stärkung der Kräfte des von den Göttern verdammten und eine Schwächung unserer."

"Du meinst also...?", regte er sie an ihren Gedanken fortzuführen.

"Ja, dass wir uns eher auf das Wort einer Esmeria Darando della Tenna und ihrem Aufruf zuwenden sollten, als die Kirche zu vertreiben und damit noch mehr Zorn beim ungebildeten Volk hervorzurufen, dass nicht versteht, warum es getan wird. Wenn sich eine Geweihte ihrer Position so eindeutig wider die Aufrührer stellt dann sollte klar sein, dass die Kirche als solches nicht hinter dieser Ketzerei steht. Es hat schon immer Abweichler gegeben. Manche brachten gute neue Ideen, aber viele mussten auch auf den rechten Pfad zurückgeführt werden."

"Hmhm, ich kann dir nicht völlig widersprechen. Nur dennoch dürfte klar sein, dass wir nicht ungesehen an diesen Ereignissen und den Worten, die gesagt wurden und die das Volk vergiftet haben, vorbeigehen können."

"Auch dem stimme ich zu, doch ein Verbot halte ich für ungeeignet, ja sogar hielte ich es nur für neuen Nährboden, der Märtyrer schafft und nur noch mehr den Widerstand anregt.", erwiderte sie nickend.

"Ich verstehe...", sinnierend musterte Felan das Mädchen, dass die Enkelin seiner rebellischen Großtante Salissa war, die ihn mit großen grünen Augen anblickte, in ihrem grünen Kleid, den sittsam gefalteten Händen, und dem langem, hinter dem Kopf zu einem Zopf gebundenen Haar. Dieses Mädchen hatte ihn gerade auf eine Art und Weise belehrt, wie er es sich kaum von einer Geweihten angehört hätte, ohne trotzigen Widerspruch zu leisten. Doch etwas in ihrer Art ließ ihn innehalten und den Worten nachdenklich lauschen. "Nun, ich denke du hast mich überzeugt und ich schließe mich deiner Meinung an. Die Nandus-Kirche muss gewarnt werden und unter Beobachtung gestellt werden, aber ein Verbot werde ich nicht unterstützen."

Ein Lächeln huschte über das Gesicht Haldanas und ließ ihre Augen strahlen.

Blutige Tatzen

Luchsaffaere

Stadt Kaiserhain, Stadtanwesen der Barone von Puleth, 3.Efferd 10XX


Der Mann trat leise durch die Tür in den Raum und beobachtete im Türrahmen verharrend den Baron an seinem Schreibtisch. Die Feder in der Hand des Barons kratzte über das teure Pergament, sich leicht auf die hervorgereckte Zunge beißend wie ein junger Praiosschüler, und verunzierte es mit wilder Tintenschmiererei in dem Bemühen seine Gedankengänge zu Papier zu bringen. Seine Hochgeboren schrieb ein Buch über seine Reise in die Lande der Ungläubigen im Süden. Es war sehr deutlich zu erkennen, dass der Schreiber mit der Feder auf dem Kriegsfuß stand. Der Mann im Türrahmen räusperte sich.

"Euer Hochgeboren?"

Felan hob den Kopf. Er hatte nicht gemerkt, wie sein Vogt den Raum betreten hatte. "Ja, Retobrecht?"

"Hochgeboren, da ist ein Mann...", sagte dieser und deutete eine verbeugung an, in der er sich unterbrach.

"Soso, ein Mann.,", meinte Felan mit hochgezogener linker Augenbraue. "Retobrecht, du stammelst doch sonst nicht so herum."

"Nun, es ist etwas delikat fürchte ich, Herr Baron."

"Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, Retobrecht. Ich habe ja das Gefühl du wolltest mir mitteilen meine Mutter hätte eine unschickliche Affäre."

"Euer Hochgeboren! Niemals...!", fuhr Retobrecht Ferlinger schockiert und errötend auf. Doch Felan winkte ab. "Ein Scherz, nur ein Scherz...ach herrje ich fürchte die Zeit im Süden hat meine Manieren abschleifen lassen. Also was ist nun mit dem Mann?"

"Äh..nunja...", druckste der Mann herum."Er sagt er sei der Sohn von eurem Onkel."

"Onkel Ulfried?", rief Felan entgeistert aus und warf die Schreibfeder auf den Tisch. "Also das hätte ich dem nun wirklich nicht zugetraut."

Pulether Ritter

  • Felan Rondrik von Schallenberg
  • Wulfger von Schallenberg
  • Efferdane von Wulfensteyr
  • (Bocksbert von Stolzenfurt)
  • Haldan von Stolzenfurt
  • Malvina Cella von Schroeckh
  • Perainalf von Schroeckh-Wulfensteyr
  • Horwart von Schroeckh
  • Toban von Schroeckh
  • Perala von Schroeckh
  • Ludowald von Schroeckh
  • Voltan von Kallerberg
  • Herbald von Wertesteg
  • Howarth von Wertesteg
  • Herbald der Jüngere von Wertesteg
  • Alissa von Schallenberg
  • Perval von Schallenberg
  • Ulfwin von Schallenberg-Zoltheim
  • Trondumir von Schallenberg
  • Alwene von Schallenberg
  • Lechdan von Quintian-Quandt