Geschichten:Demission und Nachberufung - Gerüchteküche: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. Januar 2014, 21:41 Uhr
Grafenpalas zu Hirschfurt, im Travia 1034 BF
»Und, was macht die Gerüchteküche?« fragte Coswin von Streitzig seinen Schreiber, als er mit diesem im Speiseraum des Grafenpalas zusammensaß. Für gewöhnlich speiste der Seneschall eher allein, entweder vor oder nach den Bediensteten, ganz wie es seine Zeit erlaubte, doch zuweilen trug es sich wie heute zu, dass er sich zum Essen unter seine Untergebenen mischte. Die meisten hatten das Mahl, eine einfache Suppe mit Bohnen, Speck und gerösteten Brotkrumen, bereits beendet und gingen wieder ihrem Tagwerk nach, Meister Allensbacher und eine Hand voll weiterer Diener saßen jedoch noch im Raume, derweil eine Magd bereits die leeren Schüsseln von den verlassenen Plätzen abtrug.
Allensbacher wischte sich mit dem Handrücken einige Krümel des Brotes, von dem er gerade abgebissen hatte, ab, hob dann den Blick und fragte seinerseits. »Ihr meint die Vakanz des Reichsgerichts? Oder die nichtmehrige Vakanz in Leihenbutt?«
Coswin grinste, als das Wort Leihenbutt fiel. Pflichtbewußt hatte er – wenngleich nicht unbeabsichtigt mit einiger Verspätung – nach Gareth mitgeteilt, bis zur Neubelehnung einen Verwalter in der Baronie eingesetzt zu haben, doch die Krone hatte sich nicht allzuschnell gerührt. Glücklicherweise, wie er selbst fand, denn ein Vogt von gräflichen und damit letzten Endes seinen Gnaden war ihm weitaus angenehmer als irgendein Baron aus möglicherweise auch noch hohem Hause, der seinen eigenen Kopf durchzusetzen versuchte. Und so hatte nun geraume Zeit der Ritter Rondred von Derrelsbach jene Baronie verwaltet und sich dabei weitaus besser geschlagen, als Coswin erwartet hatte.
»Leihenbutt«, so entgegnete der Seneschall der Waldsteiner Lande denn auch. »interessiert mich erst dann wieder, wenn es dorten zu Zwischenfällen kommt oder die neubelehnte Kanzleischranze sich hier blicken lässt. Nun ist es ja leider wieder ein Hirschfurten geworden. Aber eigentlich meinte ich, wie Ihr Euch schon gedacht habt, in erster Linie das Reichsgericht.«
»Gerüchte gibt es dieser viele, aber je heißer sie gekocht werden, desto ungarer sind sie zumeist. Sertis wird wohl hoch gehandelt, auch Ochs und Firunslicht.«
Coswin seufzte. »Jaja, der Hilbert. Eine Mirhamionette sondergleichen. Fehlte mir noch, dass es den erwischt. Und Firunslicht ist doch eigentlich Darpate; und der Ochs irgendwie auch, solange wie der auf dem Arvepass war. Alles nichts wirklich neues. Und Weyringhaus?«
»Wenig zu hören. Andererseits sitzt er selbst dicht genug dran, allein sein Name ist Reputation genug für den Posten.«
»Das Rad beginnt sich ohnehin erst kurz vor Toresschluß richtig zu drehen. Kandidanten, die man zu früh setzt, werden nur allzuoft als erste vom Spielfeld gefegt.« Der Seneschall griff nach dem Wasserkrug und schenkte sich noch einmal den Becher voll.
»Da mögt ihr recht haben.« Allensbacher erhob sich, strich das Gewand glatt und die Krümel herunter.
Nachdenklich verharrte der Seneschall an seinem Platz, den Wasserbecher auf halben Wege zum Mund in der Hand erhoben, derweil alle anderen Bediensteten an ihre Arbeit zurückhasteten. Der Winter würde es zeigen, vorher würden die letzen Karten nicht ausgespielt. Und dann würde man sehen, wer am Ende den Stich machte. Der erste Teil seines Planes war bereits aufgegangen; der Pfalzgraf zu Gebaldsberg, immerhin ein Anverwandter, hattte gleiche Meinung signalisiert. Jetzt hieß es abwarten. Seufzend stellte der Coswin den Becher zurück auf den Tisch und langte nach der Suppenkelle, um sich eine weitere Portion aufzutischen; sehr zur Verwunderung der Dienstmagd, die soeben mit Eimer und Scheuerlappen eintrat, um das aufzuwischen, was vom Speisen übrig blieb.
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Besuch im Kloster St. Ancilla | ▻ |