Geschichten:Im Gänsemarsch - Abseits des Trubels: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 24. Januar 2014, 21:48 Uhr

Hoch erhobenen Schwanzes kam Orpheus aus der Sattelkammer und reckte sich genüsslich nach Katzenart. Krallen scharf wie frisch abgezogene Klingen bohrten sich dabei tief in den Untergrund aus gestampfter Erde und kleinen Kieseln. Die Nacht wurde einzig durch das halbrunde Madamal erleuchtet. Schwarz und samtig glänzend reflektierte das Fell den sanften Schein und imposant wölbte sich sein Katzenbuckel dabei. Dummes Volk reagierte bisweilen verstört auf ihn, und jagte ihn weg- doch was kümmerte ihn das, den König der Schatten. Hier war er, bereit für die Nacht und die Abenteuer die sie ihm bescheren mochte. Unternehmungslustig zuckten die Schnurrhaare vor und seine bernsteingoldenen Augen durchmaßen neugierig den Hof und den anschließenden Garten. Fiepen, Zirpen, Rascheln…nichts als kleines Getier. Da hier diese kläffenden Köter zur Jagd gehalten wurden war er bislang nur wenigen seiner Art über den Weg gelaufen. Wer wollte sich auch sein Revier mit stinkenden und dummen Hunden teilen? Sollten die sich doch um die Plagegeister kümmern, die in hübscher Regelmäßigkeit über Speisekammern und Speicher her fielen. Ihm war etwas anderes beschieden, denn er war ja klug. Jaja, sein Mensch war auch hier und würde seinen Spaß haben! Also sollte Orpheus nun seinerseits schauen nicht zu kurz zu kommen. Dieser Duft- wo war noch gleich sein Urspung? Seine Nase hatte ihn schließlich aus einem lieblichen Traum geholt, in dem er seine letzte Eroberung noch einmal durchlebt hatte…dieser Duft. Die Erinnerung daran ließ ihn rascher wach werden und so folgte er ihm zielstrebig auf die gegenüber liegende Hofseite, wo die Verheißung immer greifbarer zu werden schien. Auf Böcken aus Stein und Holz waren lange Tafeln aufgebaut. Dort war er am Ziel angelangt! Mit einem eleganten Satz sprang er auf eine von ihnen wo man das schmutzige Geschirr sammelte bis es in die Zuber und Wannen zum Waschen kam. Verzückt betrachtete er die Köstlichkeiten und sein Bauch rumorte bei dem Anblick. Braten oder Geflügel? Was sollte er nehmen? Einerlei, er würde mit dem Braten anfangen, Geflügel konnte er jederzeit selbst in weit zarter Form jagen. Die Mägde hatten keine Zeit sich um ihn zu kümmern, und zu der späten Stunde waren die kleinen Küchenmädchen schon längst erschöpft in der Bettstatt. Doch so wie er seinen Mensch kannte würde es wieder einmal einen überhasteten Aufbruch geben, und bis dahin wollte er so viel in seinem Bauch haben wie nur möglich!

Eben war ein prächtiger schwarzer Kater über den Hof stolziert als sei es der Seine, um sich dann völlig ungeniert an den Essensresten gütlich zu tun. Recht hatte er! Schade war es um das köstlich zubereitete Mahl. Selbst die abgenagten Knochen würden noch einige satt machen.

Schmunzelnd betrachtete Anshelm von Mistelstein aus sicherer Entfernung das imposante Tier. Auch das abendliche Treiben im Innern des städtischen Anwesens nahm scheinbar nun so richtig Fahrt auf. Kichernd hatten sich eben zwei Menschen in die Büsche geschlagen. Zum Glück hatten Sie ihn nicht gesehen. Weder ihm noch den rahjaseeligen Beiden hätte er das gewünscht. Ruhe war es was er suchte, oder nein, wohl eher…ja was eigentlich? Irgendetwas hatte ihn nach draußen gezogen.

Eine leichte Brise kam auf und er streckte mit geschlossenen Augen die Nase in den Wind und sog prüfend die Luft in den Körper. Der groß gewachsene Mann genoss es wie der Wind spielerisch jetzt über das fein geschabte Kinn hinein in die gelockten Haare fuhr und sie zauste. Endlich etwas Frische! Der Tag war schwül genug gewesen. Der Erbe der Herrschaft Natternhöh seufzte sehnend auf. Wäre er nur jetzt in Perricum! Wie zur Bestätigung kam ein Wispern aus dem Geäst und er wähnte sich fast in den verwunschenen Rahjagärten am Perlenmeer wo er nun sicher noch anregende Gesellschaft und mehr finden könnte. Aber nein, hier war er, inmitten dieser feinen Gesellschaft, lächelte jede Dame an die glaubte seine Aufmerksamkeit erregen zu müssen, und führte belanglose Gespräche über Dinge die ihn nicht im Geringsten interessierten. Seine Gestalt war von Rahja wahrlich gesegnet, doch sie hatte ihm eine Vorliebe für das starke Geschlecht und nicht die holde Weiblichkeit in die Wiege gelegt. Kein einfaches Los, wenn man zwar liebende, aber auf Enkel erpichte Eltern hatte, die verzweifelt nach einer passenden Braut Ausschau hielten.

Musik wie Stimmengewirr wehten zu ihm herüber, während er so im Schatten eines Baumes stand und weiter in Ruhe darauf wartete, dass er ungesehen in sein Zimmer entschwinden konnte. Mit dem Wein war nicht gegeizt worden, bei Rahja! Sein Kopf war leicht geworden, doch er hatte weder den deutlichen Avancen von der kleinen Rotfurtschen Frucht, noch den feinen Anspielungen von Josmine von Alxertis Taten folgen lassen, sondern zog sich wie Üblich geschickt aus der Affäre ohne die Damenwelt allzu brüsk vor den Kopf zu stoßen.

Nachdem die Tischordnung aufgehoben und der Tanz eröffnet worden war , kam bald ausgelassene Feierstimmung auf. Doch nicht nur an der barönlichen hohen Tafel wurde gelacht, sondern auch weiter entfernt, wo die Gäste aus den Nachbarbaronien saßen und teils bedächtig, teils im Überschwang ein Wiedersehen zelebrierten oder neue Bande knüpften. Die beginnenden Tänze schließlich waren es gewesen, die ihm die Gelegenheit verschafft hatten sich in den Garten des Anwesens zu verziehen. Seine Eltern waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als das sie sein Verschwinden registriert hätten. Seine Mutter blühte auf, waren doch zahlreiche Nachbarn zugegen die sie lange nicht gesehen hatte! Natürlich tat sie das nicht aus purer Freude, dazu kannte er sie zu gut. Auch die Blicke der Adligen, die während der Unterhaltung bisweilen auf ihm geruht hatten sprachen Bände. Natürlich ging es um eine mögliche Heiratskandidatin für ihn! Mochte Rahja dafür Sorge tragen dass ihm eine dieser prüden Darpatierinnen erspart bliebe. Dann lieber eine die Rahjas Freuden wenigstens selbst genoß.

Olblodor hingegen ließ sich von den drallen Mägden Wein holen, und war die Frau nicht geschickt genug, fand sie sich während des Reichens des Trunkes unversehens auf seinem Schoß wieder, wo er sie entweder herzhaft an sich drückte oder seine Hand gar an unschicklicheren Stellen zu liegen kam.

Er liebte seine Mutter wirklich, für eine Frau besaß sie ein erstaunliches Gespür für Farben und Harmonien. Ihre Bilder und Skulpturen aus Ton geformt waren eine wirkliche Offenbarung. Aber dieser halsstarrige und grobschlächtige Mann, der sich hier wieder einmal gehen ließ- in ihm widersetzte sich einiges in diesem den Vater zu erkennen. Gegensätzlicher konnte man wohl kaum sein. Darum fand er sich wohl hier draußen wieder und zog es vor die Karaffe guten Weines in Ruhe zu genießen, bevor er sich Boron anempfahl.



Sein erster Beutezug war leicht gewesen. Keiner hatte ihm Aufmerksamkeit geschenkt, wie auch, wenn man bedachte, dass die wenigsten der Angestellten alle der angereisten Pagen, Mundschenke, Zofen und sonstigen Bediensteten der adligen Herrschaften kannten. Zudem war er wohl gekleidet. Ein Geschenk einer seiner „Gönnerinnen“, wie er die Damen zu nennen pflegte, die seine Aufmerksamkeit durchaus zu entlohnen wussten.

Doch jetzt durchkreuzte ein Mann seine Pläne. Was wollte er so alleine hier draußen? Die Hoffnung, dass er hier nur auf seine Angebetete wartete hatte er inzwischen aufgegeben. Er trank den guten Tropfen wohl lieber alleine aus- ob er reich war? Nun gut, vielleicht war dies nur eine weitere gute Gelegenheit, wer wusste dies schon so genau?


„Oh sieh an, hierher ist also der edle Tropfen entführt worden! Dort drinnen musste ich darben wo hier draußen das Fest weiter geht!“ Die Stimme des jungen Mannes war sehr angenehm, wie seine Gestalt ebenso. Überrascht ob der plötzlichen Anrede drehte sich Anshelm rasch um.

Erstaunlich weiche Züge für einen Mann dieser Statur konnte er sehen. An Größe kam er fast der des Ritters gleich, wenn er auch weitaus zarter gebaut war. Sein braunes Haar war mehr als schulterlang und mit einem blauen Seidenband im Nacken zusammen gefasst. Angetan in kostbare Stoffe in dunklem blau, edlen Schuhen aus glänzend braunem Leder, und einem Gürtel, dessen Schnalle Kunstschmiede erblassen läßt wie Anshelms geschultes Auge sehr schnell registrierte. Das helle Seidenhemd unterstrich noch die geschmeidige Art wie er sich bewegte und passte hervorragend zu seiner Augenfarbe. Sollte ihm Rahja für die ertragenen Stunden voll langweiliger Konversation etwa noch eine Entschädigung zukommen lassen, fragte er sich. Abwartend schauten ihn die hellen Augen seines Gegenübers an, belustigt, dass es ihm gelungen war den Adligen zu überraschen wie es schien.

„Nun, die 12e zum Gruße…Hoher Herr. Ich bin untröstlich, dass scheinbar die Festgesellschaft seitdem ich nach draußen ging im Übermaß dem guten Rebensaft derart zugesprochen hat, dass für euch nichts mehr übrig ist.“ Schalk und Ironie sprachen dabei sowohl aus seinen Worten, wie auch der übertriebenen Verbeugung, die er nun vollführte.

Lucan musste schmunzeln. Ein Mann mit Humor stand hier wohl vor ihm, noch dazu weder volltrunken noch tumb. Interesse begann sich zu regen. Allerdings blieb er vorsichtig. In seinem Metier musste man sich immer selbst der nächste sein.

„Ich hoffe doch ihr nehmt mein bescheidenes Angebot an: diese Karaffe soll die Eure sein!“ erbot sich Anshelm lächelnd.

„Ich will nicht nachtragend sein, und Euer Angebot annehmen.“ Entgegnete daraufhin Lucan, und trat nun vollends zu dem Mann heran. Wie stets zu solchen Festen umgab ihn ein feine Brise teuren Duftwassers. Die Damenwelt zog so etwas magisch an, waren sie doch meist von arroganten Männern umgeben die meinten alleine ihre Anwesenheit müsse ausreichen um die holde Weiblichkeit zum Schmachten zu bringen. Während der braun gelockte Ritter, wie viele Götterläufe wollte er wohl alt sein, den Rebensaft eingoß, unterzog er ihn einer gründlichen Musterung. Er gab sich keine Mühe dies zu verheimlichen. Es brachte nichts ein, wenn man nicht klar machte wo man stand. So hatte er es schon immer gehalten.

„Nun, ich hoffe, was ihr gesehen habt gefällt Euch?“ gab dann auch sein Gegenüber schmunzelnd Antwort auf seine unverschämt neugierige Art. „Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass ich noch hier stehe- aus dem Saal bin ich nämlich aus eben jenem Grund geflohen, da man mir zu viel der Aufmerksamkeit schenkte!“ Er hob auffordernd die Rechte um ihn zum Trunke zu ermuntern.

„Trinkt ruhig! Leider habe ich keinen zweiten Becher, ich … dachte nicht, dass ich hier draußen Gesellschaft bekommen würde.! Auf Euer Wohl…wie war noch gleich Euer Name? Der meinige ist Anshelm von Mistelstein…“

Er ließ den Mann gerade noch so zu Ende reden, bevor er seine weinbenetzte Lippen auf dessen verlockenden Mund drückte. Die Erdmutter meinte es heute aber auch zu gut mit ihm!


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Ron 1036 BF
Abseits des Trubels
Stimmen und Gedanken


Kapitel 6

Autor: Nicole R.