Geschichten:Freiersfüsse - Teil 1: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. Januar 2014, 22:22 Uhr
Dramatis Personae:
- Ardo von Keilholtz ä.H., Baron von Kressenburg
- Mechthild von Kieselholm, Knappin des Barons von Kressenburg
- Perval Gurvan von Wehrheim, alter Praiosgeweihter
- Baraya von Weiden-Harlburg-Streitzig ä.H., Schwester des Barons der Hollerheide
- Gwendolyn Adina Veliria von Durrnwangen, Hofdame Barayas
- Greifgolda Luminifera Ucuria von Mersingen, Kanzlerin von Baliho
- Ifirdane Alwen Hahnbrück von Blauenbinge, Edle zu Hahnbrück
- Firre Hadamar, Ifirdanes Knappin
- Torandir Weyhenrath, Ifirdanes Waffenknecht
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Baronie Schneehag, Markgrafschaft Heldentrutz, Herzogtum Weiden
Ende Travia 1033 BF
In der Küche des kleinen Rasthauses herrschte helle Aufregung. Vor einer halben Stunde war eine Schar hochedler Reisender in Begleitung eines sehr alten Praios-Geweihten in den Hof geritten und hatte Quartier für die Nacht verlangt. Jetzt stand die Wirtin Kopf bei dem Versuch, nicht nur ein Dutzend Pferde im viel zu kleinen Stall unterbringen zu lassen, sondern auch eine den Gästen angemessene Mahlzeit zuzubereiten. Hektisch scheuchte sie ihre Knechte und Mägde umher, während sie selbst anfing, einige irdene Schalen aufzureihen.
Die Edlen hatten sich derweil im Schankraum an einem Tisch in der Nähe des Feuers niedergelassen. Perval von Wehrheim, der dem Feuer am nächsten saß, wurde von Baraya und Greifgolda flankiert. Neben der Baroness der Hollerheide hatte sich die Edle von Hahnbrück nieder gelassen, während ihr gegenüber der Baron aus Greifenfurt neben Greifgolda Platz genommen hatte. Am weitesten vom wärmenden Feuer entfernt hockten die beiden Knappinnen, Barayas Hofdame und Ifirdanes Waffenknecht.
Der Praios-Geweihte wirkte etwas mitgenommen und murmelte fortwährend wie kalt ihm sei. Thorandir folgte einem hastigen Wink seiner Herrin, nahm zwei Scheite von einem kleinen Stapel neben der Feuerstelle und schürte die Flammen. Auch die versammelten Adligen genossen die Wärme, war es gegen Abend auf ihrem Ritt doch schon empfindlich kühl geworden. Trotz des Feuers hatten noch immer keiner von ihnen seinen Mantel abgelegt, als die Wirtin schließlich mit einem vollen Tablett aus der Küche kam. Mehrere Töpfe mit heiß dampfendem Eintopf standen darauf, welche die Frau mit geübten Handgriffen vor den Edlen auf dem Tisch plazierte. Gleich hinterdrein kamen zwei Mägde und stellten Krüge mit Gerstenbräu dazu.
Genießerisch hörte man Perval bald schon die Soße schlürfen und während der Geweihte für den Moment in seiner eigenen kleinen Welt weilte, entsponnen sich am Tisch die Gespräche. Die junge Mechthild schockte die Knappin Ifirdanes mit vielen altklugen Weisheiten darüber, wie es war eine Ritterin zu sein und trumpfte mit allen möglichen und unmöglichen Geschichten auf, bis Thorandir sie neckend auf einen Fehler aufmerksam machte, was Mechthild rot anlaufen und abrupt verstummen ließ. Firre konnte sich ein helles Lachen nicht verkneifen. Doch danach stupste sie ihre Gesprächspartnerin herzhaft unter dem Tisch an und versuchte mit ihren langen Locken sich einen Bart übers Gesicht zu legen, um auch Mechthild wieder zum Lachen und Scherzen zu bringen, was ihr auch fast sofort gelang. Mechthild ahmte sie nach und weil sie gleich den ganzen blonden Zopf über Mund und Oberlippe legte, stellte sie eine recht gute Immitation eines vollbärtigen Zwergen dar.
Doch auch die hohen Herrschaften unterhielten sich angeregt.
“Der Eintopf ist wirklich gut. Aber glaubt mir, unsere Kressenburger Biersuppe sucht überall Ihresgleichen. Immerhin ist es ein zwergisches Rezept und wenn bei denen etwas mit Bier zu tun hat, kann man sich darauf verlassen, dass es schmeckt.” Genießerisch verzog Ardo die Lippen, als schmecke er das heimatliche Essen auf seiner Zunge. “Cousinchen, erinnerst du dich noch daran? Ich meine mich zu entsinnen, dass wir den einen Sommer beim Vogt auf der Burg eingeladen waren. Da gab es fast jeden Tag Biersuppe.” Greifgoldas Gesichtsausdruck war bei dieser Erinnerung weniger begeistert als der des Barons. Mit Mühe konnte sie ein kleines Schaudern unterdrücken und rang sich gequält ein unbestimmtes Kopfnicken ab.
Auch Baraya schaute ein wenig sauertöpfisch drein. Nicht nur, dass ihr das laute Schlürfen des Geweihten auf den Nerv fiel. Auch das zunehmend vertraute Miteinander zwischen Ardo und Greifgolda weckte langsam aber sicher ihren Argwohn.
“Wohlschmecken!”, war alles gewesen, was man aus dem Mund der Edlen aus Hahnbrück bislang vernommen hatte. Die Tatsache, dass sie die Perricumerin an ihrer Seite beim Ritual in Reichsend nicht als Gegnerin erkannt hatte, nagte noch immer an ihr. Inbrünstig hatte sie versucht, den Choral zu schmettern und dabei verzweifelt den alten Mann gestützt, derweil sie den Blick fest aufs Umland heftete, auf der Suche nach irgendwelchem Gesträuch, das sich merkwürdig benahm. Das der Feind in den eigenen Reihen auftauchen würde, trotz des Geweihten nahebei ... bei Rondra, wer hätte das gedacht.
Vorsichtig hob sie den Blick und musterte die Runde. Mit einem feinen Grinsen im Gesicht nahm Ifirdane die missmutige Miene der Hofdame Barayas wahr. Sicher war ihr das alles nicht fein genug und sie stand nicht im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Allerdings hatte es sie verwundert, dass die Göre ihre kleinen Fingerchen bislang noch gar nicht in Richtung des Greifenfurter Barons gereckt hatte. Sonst versuchte sie doch allerorten ihre Reize zu erproben und die Männer wie Tölpel dastehen zu lassen. Vermutlich war sie durch die Anwesenheit Greifgoldas ihrer Einzigartigkeit beraubt, wobei ... Ifirdanes Blick wanderte zu der Wehrheimer Abgängerin hinüber. Sie war zwar ... ansehnlich, nun gut, zugegebenermaßen mehr als das, aber auch irgendwie ... spröde. Da, wo sie selbst mit den Rittern herzlich über irgendwelchen Unsinn herumalberte, schien die blonde Frau einfach nie aus sich heraus gehen zu wollen - oder zu können? Wahrscheinlich war es das, was dazu führte, dass man in ihr immer den Kumpel sah, doch ehelichen würde man wohl eher Greifgolda. Ärgerlich registrierte sie, dass Varena Böcklin und Torandir Weyhenrath ganze Arbeit geleistet hatten. Jetzt brütete sie auch schon darüber, wie man es anstellte, jemanden passenden zu finden. Aber nicht mit ihr!