Geschichten:Kabale und Hiebe - Das Vorspiel: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. Januar 2014, 22:47 Uhr
Ort der Handlung: Laskans Hain (Lassar a Yar'Ammayin)
Dramatis personae: Mah’met Bassala’ur, Freibauer im gleichnamigen Ort die Nichte der Frau Mah'mets
Mah’met Bassala’ur betrachtete sich zufrieden in der polierten Schale,
die die junge Nichte seiner Frau ihm als Spiegel vorhielt. So war er
recht gekleidet: nicht so prächtig, dass sich die raulsche Vögtin
neben ihm als graue Maus vorkommen musste, aber trotzdem wies er sich
durch seine Kleidung als Mann von Stand aus, der etwas bedeutete in
dem (zugegeben: kleinen) Ort, in dem er lebte. Und seine leicht
ergrauenden Schläfen gaben ihm den Nimbus eines erfahrenen Mannes, auf
dessen Wort man sich verlassen konnte. Er hatte recht daran getan, mit
dem Färben seines Haares noch etwas zu warten. Lange hatte er über die
richtige Kleidung für diesen Anlass nachgedacht, doch noch mehr Zeit
hatte er den Gedanken darüber gewidmet, zu welcher Tageszeit und mit
welchen Worten er sein Anliegen darbringen wollte. Das eine oder andre
unverfängliche Gespräch hatte er dafür mit den Bediensteten des Hofes
geführt, über die Angewohnheiten und Vorlieben der neuen Vögtin und
schliesslich hatte er die frühe Morgenstunde für sein Vorhaben
gewählt. Gleich, nachdem sie ihre Schwertübungen abgeschlossen haben
würde, würde er um ihr Gehör bitten.
Die Nichte seiner Frau gähnte verstohlen im Schutz der grossen Schale und er sah für einmal grosszügig darüber hinweg, dass sie damit Mühe hatte, am Morgen ausgeschlafen zu wirken. Heute wollte er sich aufs Wesentliche konzentrieren. (Und nebenbei... das schon leicht runzlige und immer missmutige Gesicht seiner Frau mochte er auch am Abend in Madas Schein nicht mehr ansehen, wieviel weniger am Morgen in Praios hellem Schein!)
Eine delikate Angelegenheit war es durchaus, die ihn heute vor Sonnenaufgang aus den Decken gelockt hatte – im doppelten Sinne delikat. Ging es doch um die besten Arangenbäume des Dorfes, die er mit einem Phexensstückchen ein für alle Mal als sein verbrieftes Eigentum bestätigt sehen wollte. Zu schade, dass er seinen Weg nicht hoch zu Ross antreten würde. Er hatte sich nach etlichem Hin und Her zwar dafür entschieden, schon weil sein kräftiggelbes Gewand auf seinem kastanienbraunen Hengst besonders gut wirkte, und auch, weil es seinen Stand unterstrich, dass er sich solch ein Pferd leisten konnte – doch gestern hatte ihm der Pferdeknecht Alenyo erzählt, dass die Stute der Vögtin rossig war. Nein, er wollte wahrhaftig nicht das Risiko eingehen, dass sein ungestümes Reittier ihn blamieren könnte, wenn es die Stute witterte.
Doch ein Gutes hatte diese Misshelligkeit, tröstete er sich: So würde er die Vögtin sicher nicht mit seinem besseren Tier brüskieren, denn die besagte Stute war ein altes Tier ausgesprochen... raulscher Zucht. Er grinste zufrieden über diese gelungene Formulierung, die auf phexische Weise das unedle Exterieur des Tieres umschrieb, und nahm den Gedanken als gutes Omen für sein Vorhaben. Wenn ihm schon jetzt unvorbereitet solche Formulierungen gelangen, müsste es doch ein leichtes sein, die Vögtin von der Richtigkeit seines Anliegens zu überzeugen.
Mah’met Bassala’ur sah aus dem Fenster gen Rahja, ja, jetzt war wohl die rechte Zeit, sich auf den Weg zu machen.
„Räum das weg“, wies er die junge Frau an und zeigte auf den improvisierten Spiegel. „Und stelle Tee und frisches Fladenbrot bereit, bis ich wieder da bin. Ich habe Dinge von grosser Wichtigkeit zu regeln heute morgen. So dass unsere Familie bald das höchste Ansehen im Dorf geniesst.“