Geschichten:Sommer auf Rosskuppe - Nachbesprechung: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 25. Januar 2014, 00:27 Uhr
Grenzreiterlager in der Baronie Donfanger
Mitte Ingerimm 1033 BF
Dramatis Personae
- Ardo von Keilholtz ä.H., Baron von Kressenburg
- Urion von Reiffenberg, Rittmeister der Mark
- Mechthild von Kieselholm, Knappin des Barons von Kressenburg
- Praiolin von Reiffenberg, Merans und Baradurs Sohn
- Rondrian von Reiffenberg, Rondrageweihter, Urions Bruder
Urion trat aus dem Zelt und wartete kurz bis sich Ardo, Rondrian und Mechthild zu ihm gesellt hatten. Dann grüßte er und begab sich zurück zu dem Zelten wo Praoilin schon auf sie wartete. Kurz nachdem sie sich gesetzt hatten brachten drei Soldaten mehrere Töpfe und Teller mit Fleisch und Waldpilzen.
Urion bot den Gästen zuerst an. „Nehmt ruhig, schmeckt wie richtiges Soldatenessen, ein wenig fad, aber es reicht zum Überleben.“ Er griff in seine Satteltasche und zog einen kleinen Beutel hervor und öffnete ihn. Er entnahm einen faustgroßen weißen Brocken und zückte sein Messer. Dann schabte er leicht über das Salz und lies die Krümmel auf die Pilze fallen. „Es ist eigentlich der Salzstein für die Pferde, aber ein wenig Würze bekommt man schon rein.“ Und dann reichte er das Salz und das Messer an Mechthild weiter.
Die Knappin verzog unwillig die Lippen. Ihr war deutlich anzusehen, dass sie das Viehsalz nicht als geeignete Nahrungsergänzung für sich betrachtete. Mit Mühe überwand sie sich aber es dem Rittmeister gleich zu tun, wollte sie doch vor den Männern und vor allem vor dem jüngeren Praiolin nicht als verweichlicht dastehen. Der Salzstein machte die Runde und verschwand schließlich wieder in Urions Satteltasche.
Rondrian hatte jedem nochmal Bier nach geschenkt, während Praiolin das Feuer wieder angefacht hatte. Ardo ließ sich ohne langes Zögern Fleisch und Pilzbeilage schmecken. Dank seiner traviafrommen Mutter war er schon seit seiner Kindheit gute Küche und reichliche Portionen gewohnt und ließ sich auch von der einfachen Umgebung im Grenzreiterlager nicht in seinem Appetit zügeln. Dankend nahm er auch von Rondrian den Bierhumpen entgegen und schilderte Urion zwischen den Bissen seine Eindrücken von der Einsatzbesprechung.
„Ich bin wirklich mal gespannt, wie von Bärwitz die Befehle umsetzen wird. Bei der Befehlsausgabe hatte ich den Eindruck, dass er mit den Vorgaben überfordert gewesen ist. Die Fragen zu Unklarheiten kamen vom Jungingen. Sicherlich kann man von Bärwitz Unerfahrenheit vorwerfen. Viel schwerwiegender erscheint mir aber, dass er nicht den Eindruck vermittelt, an diesem Zustand etwas ändern zu wollen. Ganz zu schweigen davon, dass er die ihm persönlich übertragenen Aufgaben das Lager betreffend einfach delegiert hat, so als ginge ihn der Zustand seiner Einheit nichts an. Ich glaube ihm ist nicht bewusst, dass dies nicht nur der Grund für eine verminderte Wehrfähigkeit der Einheit ist, sondern dass dies auch erheblich Auswirkungen auf seine Karriere haben kann. Man sollte ihm bewusst machen, dass er für Erfolg und Misserfolg seiner Soldaten persönlich zur Rechenschaft gezogen wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er seinen Rang als Offizier gefährdet sehen will. Bei Praios, er ist Greifenfurter! Er sollte wissen, dass man den Schwarzpelz nicht dadurch besiegt, indem man Verantwortung delegiert!“
Rondrian nickte: “Recht hast du, Ardo. Ich habe immer gesagt, dass von Bärwitz nur den Offizier spielt. Und ihr habt es ganz richtig ausgedrückt, er ist nicht gewillt zu lernen. Er führt mit der Autorität seines Dienstgrades, hält sich für zu fein, selbst Hand anzulegen. Statt mit gutem Vorbild voran zu gehen verlässt er sich auf seine Unteroffiziere und hat Glück, dass er einen alten Hasen wie von Jungingen hat. Habt ihr bemerkt wie er bei unserem Eintreffen um einen Feldgottesdienst gebeten hat. Ich glaube fest daran, dass es ihm darum ging einfach nur vor uns den Eindruck entstehen zu lassen, es ginge ihm um seine Soldaten. Dabei frage ich mich, ob er ernsthaft glaubt, dass mein geistlicher Beistand das einzige ist, was der Einheit fehlt. Den Unteroffizieren mache ich keinen Vorwurf, sie tun was sie immer tun. Egal ob guter oder schlechter Offizier. Sag mal, wo hat von Bärwitz eigentlich sein Offizierspatent gemacht? Wehrheim existiert ja nicht mehr.“
Urion dachte kurz nach und antwortete: „Von Bärwitz wurde im Horasreich ausgebildet. Nachdem wir Wehrheim verloren hatten, wurden einige junge Kadetten dort hin geschickt. Aber an der Akademie liegt es sicherlich nicht. Auch der Leutnant der Dritten war dort. Es liegt wohl eher in der Person.“
Ardo zog die Nase kraus als das Horasreich erwähnt wurde. „Da mag ich dir zustimmen Urion. Mein jüngster Onkel war in jungen Jahren einmal im Lieblichen Feld gewesen. Soweit ich mich seiner Geschichten entsinnen kann, ist es dort unten allgemein nicht sehr gut um die praiosgefällige Ordnung bestellt. Die Akademie mag gut genug sein, aber es gibt dort auch Ablenkungen und Gedankengut die den Charakter eines jungen Kadetten nachaltig beeinflussen können.“
„Was die Befehlsausgabe betrifft, so werden wir erst Klarheit haben, wenn wir uns morgen die Befehlsausgabe des Leutnants anhören. Was die Nachfragen angeht, Ardo. Wäre ich an der Stelle des Leutnants gewesen, hätte ich zu diesem Zeitpunkt zumindest zwei Punkte angesprochen. Zum einen hätte ich auf jeden Fall nachgefragt, wann die Ablösung durch das Regiment geplant ist. Dementsprechend könnte ich dann auch mit Zeitaufschlag meine Planungen hinsichtlich der Ablösung machen. Zum anderen hätte ich noch zur Feindlage etwas mehr Informationen gefordert. Schwarzpelz ist wie ihr wisst nicht gleich Schwarzpelz. Woher hat der Truppenführer diese Info außer von Spähern, die bereits am Feinde sind. Da würde ich fragen, wie man mit diesen Verbindung aufnehmen kann, damit man frühzeitig über Anzahl und Stärke informiert wird oder eventuell selber schon Aufklärung den Pass hoch ansetzt. Beides lässt sich sicherlich mit Unerfahrenheit begründen, ich aber erwarte von meinen Offizieren, dass sie mitdenken. Was die Aufklärung angeht, kann es sein, dass der Leutnant es morgen früh befiehlt. Warten wir es ab.“
Der Keilholtzer nickte nur bestätigend wärend er die letzten Pilze auf die Zinken seiner Gabel piekste. Weitere Worte über den Leutnant waren tatsächlich überflüssig, würde doch die Übung am Folgetage alles offenbaren, was sie zu wissen hatten.
„Doch nun lasst uns diese Runde beenden und uns zur Ruhe begeben. Wir werden morgen in aller Frühe geweckt, da die Reiter ihren Ausgangspunkt mit Beginn der Dämmerung erreichen sollen. Die Nacht wird kurz genug.“