Geschichten:Zwei Häuser, eine Familie - Antrittsbesuch: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 25. Januar 2014, 06:31 Uhr
Dramatis Personae:
- Greifwin Treuherz Keilholtz - Baron zu Eslamsroden
- Ifirnia Rondralieb Keilholtz - eine jüngere Schwester
- Ardo von Keilholtz - Baron zu Kressenburg
- Phexian von Kieselholm - sein Vogt und Schwertvater
Baronie Kressenburg, auf der Kressenburg
Ardo und Phexian hatten den Salon gerade erst betreten als Schritte auf dem Gang die Ankunft der Nachbarn ankündigte. Einen Augenblick später öffnete Ugrimm die große Flügeltür und bat die Eslamsrodener herein. Baron Greifwin schritt voran, seine Schwester folgte ihm auf den Fuss. Die Geschwister waren in etwa gleich groß, doch wirkte Ifirnia wegen ihrem zwar sehr weiblichen, doch gut durchtrainierten Körperbau deutlich größer. Während Greifwins Blick offen durch den Raum wanderte, hielt seine Schwester die Lider bedeckt und ließ Ardo von dem Moment an wo sie sein Wappen erkannt hatte nicht mehr aus den Augen. Der Kressenburger Baron schritt ihnen entgegen, reichte Greifwin die Hand und verbeugte sich höflich vor Ifirnia.
„Greifwin, edle Dame, seid mir in Travias Namen willkommen. Darf ich euch vorstellen, Phexian von Kieselholm, mein ehrenwerter Schwertvater und Vogt von Kressenburg. Ein Amt, welches er unter der letzten Baronin erhielt, bis zuletzt für die Markgräfin ausübte und auch weiterhin in meiner Abwesenheit inne haben wird.“
Greifwin verneigte sich leicht in die Richtung des Vorgestellten. „Erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen, Euer Hochgeboren. Erlaubt mir im Gegenzug, Euch meine Schwester Ifirnia vorzustellen, die Ihrerseits in meiner Zeit als Junker als meine Vertreterin fungiert hat und diese Aufgabe bis auf weiteres fortführen wird.“
Ifirnia deutete eine knappe Verbeugung an, machte jedoch keine Anstalten, selbst das Wort zu ergreifen. Ihre Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammengepresst, während sie aus grüngrauen Augen Ihre Gegenüber stechend musterte.
Während der Begrüßung kam Ardo nicht umhin, den erschöpften Zustand seiner Gäste zu bemerken. Weidensee lag zwar kaum mehr als zwei Tagesritte entfernt, aber im Phex konnte selbst diese Strecke in der Mark mit erheblichen Strapazen verbunden sein.
„Eure Reise war sicherlich nicht sehr gemütlich wenn man das Wetter bedenkt. Darf ich etwas zu Trinken anbieten bevor das Abendessen serviert wird? Etwas warmen Wein? Oder einen Brannt aus Waldbeeren? Ansonsten haben wir auch noch Bier. Die Kressenburger Zwerge brauen ein wirklich hervorragendes Dunkles, welches dem Ferdoker in nichts nachsteht.“
„Nun, ob der Stunde würde ich zum Bier neigen. Dabei diskutiert es sich besser. Und für den Abend können wir auf einen Krug des Gastgeschenks zurückgreifen…“, erwiderte Greifwin, während er eine flache Ledertasche auf dem Tisch platzierte. Er warf einen Blick in Richtung seiner Schwester, die jedoch noch immer ihren entfernten Verwandten mit Blicken durchbohrte.
Auf Ardos Wink hin eilte der Kammerdiener fort um wenige Minuten später mit dem Gewünschten wiederzukehren, um es vor den Anwesenden auf dem Tisch zu plazieren.
„Danke Ugrimm. Jetzt geh bitte in die Küche und gib Bescheid, dass wir zwei Gäste haben. Danach wirst du für den Baron und seine Schwester zwei Zimmer herrichten lassen. Bis zum Abendessen wünschen wir nicht mehr gestört zu werden.“
Der Angesprochene verbeugte und entfernte sich eilfertig und schloss sorgsam die Tür hinter sich als er den Raum verließ.
„Sehr schön.“ Ardo hob sein Humpen und prostete seinen Gästen zu bevor er einen tiefen Schluck nahm. Sein Blick ruhte vor allem auf Ifirnia, die er noch nicht kannte und nach ihrer eher reservierten Begrüßung versuchte einzuschätzen. „Ich freue mich dass ihr hier seid. Es gibt viel zu besprechen.“
Auch die Weidenseer erhoben die Humpen zur Erwiderung. „Und wir danken für die Gastfreundschaft. Wie mir scheint, habt Ihr Euch in der kurzen Zeit schon gut eingerichtet.“, antwortete Greifwin. „Aber Ihr habt natürlich recht. Dann gehen wir mal in medias res. Zum ersten: Bezüglich unserer Idee einer Feier bei der Turnei habe ich mir erlaubt, einen Rohentwurf einer Einladung zu verfassen.“ Er zog ein Pergament aus der Ledermappe und schob es in Richtung Ardos. „Wir werden nur wenig Zeit zur Vorbereitung haben, aber es wird reichen müssen.“ Greifwin nahm einen tiefen Zug aus dem Humpen. „Ich werde die Vorbereitungen Ifirnia überlassen müssen, denn Seine Exzellenz von Nebelstein hat mich zum Hoftag auf Pfalz Weißenstein beordert…“
Ifirnia räusperte sich. „Was sollst denn gerade…“, hob sie an, doch Greifwin warf ihr einen finsteren Blick zu und fiel ihr ins Wort.
„Das bringt mich unter erheblichen Zeitdruck, ist aber nicht zu ändern. Darum weiter zu den deutlich wichtigeren Angelegenheiten. Die Götter haben es gefügt, das gleich zwei Mitglieder der Familie Keilholtz…“, er warf seiner Schwester, die bei diesen Worten in ihren Humpen schnaubte, einen weiteren finsteren Blick zu, „… zu Baronen erhoben wurden, und das auch noch in benachbarten Baronien.“ Er wendete sich halb seiner Schwester zu bevor er weitersprach: „Auch wenn es zwischen unseren Häusern in der Vergangenheit… Unstimmigkeiten… gegeben hat, so würde ich dies als Zeichen werten, diesen Zwist hinter uns zu lassen. Ich hatte bisher weder Zeit noch Gelegenheit, mich mit den Büchern der Baronie auseinanderzusetzen, aber mir scheint es eine Reihe von wechselseitigen Interessen zu geben. Mir fallen da auf Anhieb Korn und Brand für Kressenburg und Bier für Eslamsroden ein, von Bodenschätzen ganz zu schweigen. Weshalb wir uns früher oder später auch um die… Straße… Gedanken machen müssen. Abhängig davon, ob es gelingt, die Wildermark im Osten unter Kontrolle zu bringen, wäre längerfristig ein neuer Weg ins Garetische wünschenswert…“, Greifwin nahm einen weiteren Zug aus seinem Humpen und blickte wieder zu Ardo. „Aber das sind spinnerte Ideen für die Zukunft. Habt Ihr etwas Konkreteres?“
Aufmerksam folgte Ardo den Ausführungen seiner Gäste. Ifirnias kleine Ausbrüche registrierte er dabei mit verhohlener Neugier. Dass ihr als Tochter des jüngeren Hauses eine Zusammenarbeit mit ihm nicht gefiel, konnte er sich denken. Greifwin war es gelungen ähnliche Vorurteile nach anfänglicher Reserviertheit rasch abzulegen, deswegen blieb ihm die Hoffnung, dass seine Schwester mit der Zeit ähnlich denken würde. Als der Eslamsrodener geendet hatte blickte Ardo kurz zu Phexian, der ihm zunickte und schob ihm das Pergament zu. Mit einem Räuspern beugte er sich dann.
„Ich kann dem nur zustimmen. Unsere Familie hat nach Generationen endlich wieder einen Status erreicht, der unser Wort in Greifenfurt gewichtig werden lässt. Es ist nun an uns zu entscheiden, wie wir mit dieser neuen Verantwortung umgehen, sowohl Greifenfurt als auch die Familie betreffend.“ Der Blick von Ardos grünen Augen ruhte nun auf Ifirnia. Mit Greifwin hatte er sich bei den Erhebungsfeierlichkeiten schnell verständigt, aber dessen Schwester schien nicht so einfach von der alten Feindseeligkeit zwischen den Häusern ablassen zu wollen. „Diese Möglichkeit sollten wir nicht dadurch leichtfertig verspielen, indem wir uns wie Almadaner verhalten und Feindseeligkeiten pflegen, die zwar ihre Ursachen und Berechtigung haben mögen, die aber weder uns noch Greifenfurt zum Vorteil gereichen. Wir müssen diese Möglichkeiten jetzt nutzen, so lange der Ork sich ruhig verhält, denn wir wissen nicht wie lange uns dieser Frieden erhalten bleibt. Greifwin hat bereits einige Aufgaben angesprochen die es zu meistern gilt und gemeinsam wird uns das viel besser gelingen als allein und gegeneinander.“ Mit einem gewinnenden Lächeln schloss Ardo, doch konnte er auf den ersten Blick keine Veränderung in Ifirnias Mimik erkennen. „Auch ihr werdet hoffentlich bald erkennen, dass wir hier in Kressenburg das ältere Haus deutlich besser repräsentieren, als es die Querköpfe im Finsterkamm jemals könnten.“ Ohne sich nachhaltig entmutigen zu lassen wandte er sich nun wieder Greifwin zu.
„Greifwin, du hast da einige Dinge angesprochen, die durchaus überlegenswert sind. In der Tat ist Kressenburg zum Teil davon abhängig Mehl und Getreide zu importieren. Unsere Äcker sind zwar fruchtbar, doch zu klein und können in einem guten Jahr so gerade die Bevölkerung ernähren. Auf der anderen Seite haben wir Einiges an handwerklichen Erzeugnissen zu bieten, die in der Mark Ihresgleichen suchen. Eslamsroden ist als zweitgrößte Stadt natürlich ein wichtiger Markt für uns, aber...“
In das kurze Zaudern hinein, erhob der alte Vogt kurz seine Stimme um den Satz zu vervollständigen. „... es ist nun einmal so, dass die Wege östlich der Kressenburger Grenzen nicht mehr zu den sichersten gehören.“
Mit einem Nicken quittierte Ardo den Einwurf seines Schwertvaters. „Es ist fürwahr gefährlich geworden unsere Waren zu den großen Märkten der Mark zu schicken. Zumeist wurde deswegen zuletzt der Umweg über Königsgau nach Greifenfurt in Kauf genommen, da immer mehr Gerüchte über zwielichtiges Gesindel aus Eslamsroden die Runde machen. Hier gilt es schnell und hart durchzugreifen. Der Handel mit Eslamsroden macht für Kressenburg nur dann einen Sinn, wenn die Sicherheit unserer wertvollen Waren gewährleistet ist.“
Schnell nahm Ardo einen kleinen Schluck aus seinem Bierkrug um die vom Reden trockene Kehle wieder anzufeuchten.
„Leider nur zu wahr“, antwortete Greifwin. „Als Junker habe ich daran auch nur wenig tun können. Und das waren nicht nur einfache Räuber, sondern Plünderer aus der Wildermark. Zweimal hatten wir das Gesindel sogar direkt in Weidensee. Ich fürchte, das wird mein vordringlichstes Problem für die absehbare Zukunft werden. Aber da rechne ich auf die Hilfe der Familie…“
Mit schneidender Stimme fiel ihm Ifirnia ins Wort: „Glaubst Du nicht, Bruder, das unsere Schwester etwas jung für eine derartig große Herausforderung ist?“
Greifwin verdrehte die Augen. „Ich halte große Stücke auf Praiadne, Schwesterherz, aber natürlich will ich keineswegs sie auf die Jagd schicken. Vielmehr dachte ich an die Schroffensteiner. Das ist eine der Aufgaben, mit denen ich Firngrimm betraut…“
„Du bezeichnest diesen Emporkömmling als Familie?“, fuhr Ifirnia erneut dazwischen. „Reicht es nicht, dass Sigane offenbar den Verstand verloren und sich einem Bürgerlichen an den Hals geworfen hat? Musst du dem…“
Krachend fuhr Greifwins Faust auf den Tisch, während er sich erhob. „Genug!“ Alle Wärme war aus Greifwins Stimme gewichen, Zornesflecken waren auf seinen Wange zu sehen. Aus zusammengekniffenen Augen starrte er seine Schwester an. „Ich dulde nicht, dass Du Dich unseren Gastgebern oder mir gegenüber derartig ungebührlich benimmst. Ich“, er legte viel Gewicht in dieses Wort, „bin der Baron zu Eslamsroden, und das wirst du respektieren! Familie ist Familie, und wenn Sigane ihn will, gehört Algrimm für mich dazu. Wenn du damit ein Problem hast, dann wirst du das nicht in der Öffentlichkeit ausbreiten!“
Wütend starrte er auf seine Schwester herab, der es, wie es schien, tatsächlich die Sprache verschlagen hatte. Irritiert blinzelte sie einige Male, als hätte sie Schwierigkeiten, ihren Bruder richtig zu sehen, während es in ihrem bleichen Gesicht arbeitete. Drückend breitete sich Stille aus.
Ardo bemühte sich, ein leichtes Lächeln zu unterdrücken. Die Familienzwistigkeiten waren scheinbar nicht nur ein Problem des älteren Hauses, auch im jüngeren lag offenbar einiges im Argen. Als sei nichts geschehen stellte er den Humpen beiseite und fuhr fort: „Das bringt uns dann zum nächsten Punkt, den Straßen. Bis zum Abzweig über Praiostann und Halwill nach Weidensee sind die Straßen meines Erachtens gut genug ausgebaut. In Kressenburg ist man von jeher auf gute Handelswege angewiesen gewesen, allerdings betrifft das im Moment eher die Wege zu den Minen, sowie nach Greifenfurt und Quastenbroich. Die angestrebten erweiterten Handelsbeziehungen zwischen unseren Baronien würden natürlich bedingen, dass man auch den bisherigen Nebenstraßen zukünftig erhöhte Aufmerksamkeit schenkt. Doch im Moment...“, wieder machte Ardo eine Pause und leerte den inzwischen ohnehin fast leeren Krug zur Gänze, „...im Moment sollte die Organisation des Festes unsere ganze Aufmerksamkeit erhalten. Hier werden wir die Gelegenheit haben nicht nur der Mark sondern auch den zum Turnier zahlreich erscheinenden Gästen zu zeigen, dass mit der Familie Keilholtz wieder zu rechnen ist. Natürlich ist es auch wichtig auf dem Hoftag Flagge zu zeigen. Die Mark will wohl vertreten sein, wenn für das Reich Entscheidungen gefällt werden. Wenn du erlaubst, Greifwin, so wird mein Vater an meiner statt mit dir reiten. Seit dem Tod meiner Mutter hat er Kressenburg kaum mehr verlassen und eine Reise wird ihm sicher dabei helfen einmal auf andere Gedanken zu kommen.“
Während Ardo sprach, stürzte Greifwin den Inhalt seines Humpens herunter. Langsam war die Zornesröte aus seinem Gesicht verschwunden und nur ein leichtes Zittern in seiner Stimme zeugte noch von seinem Ausbruch. Er warf einen warnenden Blick in Richtung seiner Schwester, die jedoch noch immer nicht zu reagieren schien. „Es wird mir eine Ehre sein! Wie ich hörte, wird auch Prinz Edelbrecht den Meister der Mark begleiten. Da kann ein weiterer erfahrener Kämpe nicht schaden…“ Während er den leeren Humpen beiseite schob, blickte er ein weiteres Mal zu seiner Schwester, in deren Mundwinkel es verdächtig zuckte.
„Doch kommen wir zurück zum Fest. Das Turnier bietet natürlich einen hervorragenden Rahmen dafür. Zuvorderst bleibt sicherzustellen, dass alle Gäste ausreichend verköstigt werden. Ich bezweifle, dass selbst die großen Kornkammers Eslamsrodens ausreichen werden den Hunger, und ganz zu schweigen den Durst, aller Gäste zu stillen. Wir werden uns also bei unseren Nachbarn umschauen müssen wer einen Teil zu dem Fest beitragen kann und dort einkaufen. Wie die Kosten zu tragen sind, darüber müssen wir uns noch mit dem Hexenhainer absprechen.“
„Zumal ich über den Zustand der Lager noch keinen Überblick habe, denn die… Zeit ließ es nicht zu, dass ich die Eslamsrodener Burg aufsuchen konnte…“ antwortete Greifwin, bevor ihn ein Schnauben Ifirnias unterbrach. Mit einem schiefen Lächeln fuhr er fort: „Aber dieses kleine Problem wird meine Schwester sicher ohne Schwierigkeiten lösen. Ich hoffe nur, dass wir rechtzeitig vom Reichskongress zurückkehren werden. Mein Weg hat mich bislang nie in den Windhag geführt, aber ich hörte, die Pfalz sei nur über den Großen Fluss gut zu erreichen. Das stimmt mich für die Rückreise nicht gerade hoffnungsvoll. Ein Mond ist da recht wenig Zeit, doch mag uns die Anwesenheit des Prinzen da zum Vorteil gereichen…“
Er wandte sich an seine Schwester, die sich inzwischen wieder darauf verlegt hatte, Ardo giftig anzufunkeln: „Da wir Weidensee vermutlich verlieren werden, kannst Du das Fest nutzen, die Lager weitestgehend zu leeren. Firngrimm sollte bis zu Deiner Rückkehr die Sache in Eslamsroden soweit geregelt haben, dass Du damit keine Probleme haben dürftest. Und nein“, kam er ihrem erneuten Ausbruch zuvor, „ich habe Weidensee keineswegs bereits aufgegeben. Aber ich bin Realist und lieber auf das Schlimmste vorbereitet.“
Greifwin blickte zu Ardo: „Im schlimmsten Fall sollten wir überlegen, ob es nicht sinnvoll ist, die Feier im nächsten Jahr stattfinden zu lassen. Ob nun zur Turnei oder zu einem anderen Zeitpunkt. Ein weiterer Punkt, den wir mit dem Hexenhainer klären müssen. Und auch unsere gemeinsame Verwandtschaft dürfen wir nicht vergessen.“ Er lächelte gezwungen in Richtung seiner Schwester. „Vielleicht kann das dazu beitragen, die alten Zwistigkeiten zwischen unseren Häusern beizulegen…“
„So ist es Greifwin!“ Den Geschwistern mit seinem leeren Krug zuprostend stimmte Ardo dem letzten Punkt entschieden zu. „Blut ist noch immer dicker als Wasser und wir sollten diese Praiosgegebene Verbundenheit zwischen uns nicht länger mit alten Geschichten belasten. Greifenfurt hat weit dringendere Probleme die es zu bekämpfen gilt, die Zwölfe seien meine Zeugen.“ Die Sympathie die er Greifwin entgegen brachte, ermöglichte es dem Kressenburger auch dessen Schwester trotz ihrer offensichtlichen Antipathie weiterhin unverändert freundlich anzuschauen.
„Wenn ich dir in irgendeiner Weise behilflich sein kann was Weidensee angeht, so lass es mich wissen. Ich weiß wie sehr es mich schmerzen würde Neue Gerbaldslohe für meine Familie zu verlieren, auch wenn es nur ein einfaches Rittergut ist. Wo unsere Wurzeln liegen, daran hängt auch unser Herz.“
Den leeren Krug zwischen den Händen haltend beugte Ardo sich vor als er weitersprach. „Ich denke was die Feierlichkeiten angeht, wird es sich wirklich nicht vermeiden lassen diese ins neue Jahr zu verschieben. Vielleicht sollten wir dann eher einen Termin nach der Ernte Ende Travia ins Auge fassen. Das gibt uns genügend Zeit sämtliche Vorbereitungen in Ruhe zu treffen und nichts überstürzen zu müssen. Schließlich wollen wir mit diesem Fest Praios danken, dass er uns diese Gnade zu Teil werden ließ. Deswegen ist mir sehr daran gelegen, dass wirklich alles perfekt wird.“ Er machte ene kurze Pause und schien einen Moment über etwas nachzusinnen. Nach einem Seitenblick auf Ifirnia stahl sich ein verschmitztes Lächeln auf Ardos Lippen und ein Hauch von Belustigung schwang in seiner Stimme mit als er weitersprach. „Was das Turnier angeht so denke ich, dass wir diese Gelegenheit trotzdem nicht verstreichen lassen sollten um gemeinsame Stärke zu zeigen. Solltest du auf der Rückreise aufgehalten werden und es nicht rechtzeitig zurück schaffen, so wird es mir eine Ehre sein, an der Seite deiner Geschwister auf den Turnierplatz zu reiten. Wie könnten wir unsere neue Verbundenheit besser zeigen?“
Bei den letzten Worten des Barons öffnete sich leise die Tür des Zimmers und der Diener, der zuvor die Getränke gebracht hatte trat ein. Mit einem Wink gab der Kressenburger ihm zu verstehen, dass er reden konnte. Der Diener verbeugte sich tief und machte dann eine einladende Geste in Richtung der Tür. „Hohe Herrschaften, das Abendmahl ist angerichtet und bereit serviert zu werden.“
Ardo blickte fragend zu Greifwin, der ihm mit einem Nicken zu verstehen gab, dass man das Gespräch auch bei Tisch fortsetzen konnte. „Sehr gut Ugrimm. Richte der Küche aus, dass wir anfangen können. Ich führe unsere Gäste selbst in den Speisesaal.“
Der Kressenburger erhob sich und bat Greifwin, Ifirnia und Phexian mit einer Handbewegung ihm zu folgen. Sie gingen drei Türen weiter und betraten einen größeren Saal. An der Stirnseite befand sich ein großer Kamin in dem ein Feuer prasselte. Mittig war eine lange Tafel aufgestellt, um diese herum einige gepolsterte Stühle. Eingedeckt war für vier Personen, edles Silberbesteck und Zinnpokale, wobei Ardo den Geschwistern aus Weidensee bedeutete die Plätzen zu seiner Linken und Rechten einzunehmen. Die wenigen Minuten bis aufgetan wurde hatten die Gäste Zeit sich genauer im Raum umzusehen.
An den Wänden hingen große Banner. An der Stirnseite über dem Kamin das persönliche Wappen Ardos, an den Seiten die Wappen Kressenburgs und der Familie Keilholtz. Die Wand am unteren Ende der Tafel war mittig geteilt von der Tür durch die der Saal betreten wurde. Dort hingen auf der einen Seite ein Banner welches ein grünes vierblättriges Kleeblatt auf weißem Grund zeigte und eine lange Stoffbahn auf der ein wenig verzweigter, aber weit zurück reichender Stammbaum eingezeichnet war.
Bevor ein genauerer Blick möglich war kamen schon zwei Mägde mittleren Alters herein und plazierten mit einem Knicks einen gut gefüllten Teller vor jedem der Sitzenden. Der Geruch der aufstieg verriet den Wildschweinbraten. Auch wenn außer Salz und einigen Waldkräutern keine Gewürze benutzt worden waren, roch es sehr verlockend. Als Beilage waren Waldpilze um das Fleisch drappiert und mit einer angedickten Biersoße verfeinert. „Nun denn, dann lasst es euch schmecken.“