Geschichten:Helm von Caralus dem Löwen gestohlen: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 25. Januar 2014, 06:44 Uhr
Böswillige Entstellung eines almadanischen Volkshelden durch die Novadis oder nur ein Scholarenstreich?
Punin. Noch gut eine Stunde, bevor die ersten Strahlen des Götterfürsten über die ewig eisbedeckten Gipfel des Raschtulswalls die Hauptstadt Alamadas zu allmorgendlichen Leben erwecken wollten, vernahmen die müden Wächter des Königlichen Kriegsmeninars die vertraute temperamentvolle Stimme eines der ältesten Mitglieder der Akademie. Schon früh am Morgen hatte der alte Stallmeister, Alonso Manzanares, seine Schützlinge aus den Federn gejagt, denn es galt den “Grünlingen” die Räumlichkeiten der alten Kaserne zu zeigen.
Müde tapsten und stolperten sie hinter dem viel zu munteren alten – und auch zu dieser frühen Stunde viel zu lauten – Lehrmeister her. Selbst nachdem die pfeilgeraden Strahlen des Götterfürsten bereits in die Räume fielen, mußte der alte Krieger Nackenhiebe austeilen, um die, die eingenickt waren, zum Zuhören zu motivieren. Rüstkammer, Strategieräume, Küche, Keller und Stall mußten gezeigt werden, bis sie schließlich auf dem Exerzierplatz angelangt waren und zum Tor marschierten.
“Und dort oben, da seht Ihr die Schießscharten”, wies der alte Ausbilder mit dem Finger empor und rollte kräftig die Augen, als er mit den neuen Schwerteleven vor dem Torbogen im Innenhof stand. “Sie befinden sich direkt über dem Helm des glorreichen Caralus dem Löwen. Und unter dem Helm seht ihr direkt das Wappen der Schule”, ergänzte er stolz, als er sah, wie sich die müden und eingeschüchterten Äuglein der jungen Burschen und Mädchen gen Himmel reckten.
“Kann mir denn einer von Euch sagen, wer der Große Caralus war?”, stemmt er sich die Fäuste in die Hüfte und prüfte seine Grünlinge. Aber keiner schien ihm Antwort geben zu wollen. Erstaunt blieben den Kleinen die Mäuler offen stehen, als sie das teils aus Stein teils aus Zierwaffen gearbeitete Wappen beäugten.
“Ja, schlaft Ihr denn noch oder habt Ihr Euch heute Morgen noch nicht die Ohren geputzt?”, forderte der Ausbilder seine Schüler zur Aufmerksamkeit auf. Aber die Klasse reagierte nicht. Mit weit aufgesperrten Augen, die schier das Blinzeln vergaßen, blickten die versammelten Halbstarken auf das Wappen in den Himmel.
“Bei Rondra”, donnerte Alonso. “Was soll denn diese verdummte Begafferei?”, blickte er kurz den Augen der Angesprochenen nach, um sich ihnen in gleicher Bewegung noch einmal zuzuwenden, um ein Gewitter loszulassen.
Doch als der Alte seine Herde so richtig ins Gebet nehmen wollte blieb ihm das Wort im Halse stecken. Er sprang förmlich auf seinem Absatz wieder herum, um sich das anzusehen, was er da gerade im Geiste begriffen hatte. Er mußte noch einige Male mit seinen faltigen Liedern gegen den leuchtend, frischen Himmel ankämpfen, bis er sich ganz genau davon überzeugen konnte: Der Helm Caralus‘ des Löwen war gestohlen worden, worauf Meister Manzanares wie von Sinnen nach den Wächtern schrie, um diesen die Schandtat zu melden.
Selbst für die gebrüllgewohnte Nachbarschaft schien das morgendliche Geschrei doch höchst verwunderlich, so daß es auch nicht lange dauerte, bis neben den herbeigerufenen Akademiewachen auch gleich das mithörende Volk herbeigelaufen kam. “Ein Turban! Man hat den Helm des Helden gegen einen Turban vertauscht,” schallte Dom Alonsos Stimme immerzu durch das offene Tor, wobei er nicht aufhören wollte, fortwährend mit den Fingern auf das geschändete Wappen an der Fassade der Akademie zu zeigen ...
Nachdem, ob solcher Ungeheuerlichkeit, der Stadtrichter Dom Yanturio de Cavazaro höchstselbst am Tatort erschienen war, war die Leiterin der Akademie, Rittfrau Esdenaloza, bereits dabei, die in Reih und Glied angetretenen Scholaren aller Jahrgänge im Hofe der Akademie zusammenzustauchen. Der Rittfrau war der Zorn neben ihren Ausbrüchen von den bebenden Lippen abzulesen. In ihrer Überzeugung, daß der Helm von einigen Mitgliedern des Abschlußjahrgangs gestohlen worden war, drohte sie der ganzen Akademie damit, daß die Kadetten beim nächsten gemeinsamen Ausritt weder Hosen noch Stiefel tragen dürften.
Es war den Versammelten anzusehen, daß sie sich die wunden Stellen in den südlichen Gefilden ihrer Glieder leibhaftig vorstellen konnten, war es doch eine der drastischsten Strafen der Akademie.
Neben den danach folgenden Befragungen innerhalb des Seminars, bemühten sich der Stadtrichter und dessen Büttel um die aufgebracht staunende und fluchende Nachbarschaft:
Vieles glaubten diese in der vergangenen Nacht gesehen oder gehört zu haben. Von Hufgetrappel unbeschlagener Pferde, wie die Novadis es oft mit ihren Reittieren halten, bis hin zu einer Frau die auf einem Besen, vorbeigeflogen kam, um den Helm zu stehlen, glaubten die Neugierigsten alles gesehen oder gehört zu haben. Schnell waren auch die Rufe nach Vergeltung an den Novadis der Stadt in aller Munde. Aber mehr lenkte Dom Cavazaro seine Aufmerksamkeit darauf, daß sich eine Gruppe recht zwielichtiger Gestalten in den letzten Tagen immer wieder in der Nähe der Akademie herumgetrieben haben sollte ...
(Aus dem Aventurischen Boten No. 99)