Geschichten:Hartsteener Herbst - Elf Ratsherren: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
VerschiebeBot (D | B) K (Textersetzung - „{{#set:Erstellt am=(.*)}} {{#set:Seitenersteller ist=(.*)}}“ durch „“) |
||
Zeile 61: | Zeile 61: | ||
|cat1name= | |cat1name= | ||
}} | }} | ||
Version vom 25. Januar 2014, 08:38 Uhr
Ratssaal der Reichsstadt Hartsteen, 29. Efferd 1030 BF
Stipen Hauberker verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte die Kaiserin es wagen uns einen neuen Ratsmeister vorzusetzen? Es war doch Recht und Brauch, dass der Stadtrat einen Ratsmeister wählte, der dann durch die Kaiserin bestätigt wurde. Nur in Zeiten größter Not war es hin und wieder üblich dieses Verfahren, wie nun geschehen, auf den Kopf zu stellen und den Stadtrat zum Abnicken eines vorgeschlagen Stadtvogtes zu veranlassen.
Eine Notsituation fürwahr! Diese Erkenntnis schoss der Gastherrin Junivera Breitenbach durch den Kopf, als sie an den armen ermordeten Adhemar von Hartsteen-Beisweil dachte. Immerhin zeigt die Kaiserin damit deutlich, dass ihr Einfluss in Hartsteen noch nicht ganz gebrochen war.
Doch die Wahl dieses Stadtvogtes war doch schier eine Frechheit! Waffenherrin Isweine Dragenwacht konnte ihre Empörung und ihren Zorn kaum zurückhalten. Wer war denn dieser Frankward von Hirschenrode schon? Ein Ritter aus dem Feidewald, der sich nicht besonders hervorgetan hatte in den letzten Jahren.
Und dann auch noch ein bekannter und glühender Parteigänger Geismars von Quintian-Quandt, dachte Iber Eckelsfelder, der Siechenherr der Stadt, spöttisch.
Damit dürfte es mit der politischen Neutralität der Stadt vorbei sein. Gerberod Klausentrift, Marktherr und Handlesmagnat, sinnierte mit düsterem Blick über die Zukunft der Stadt nach. Was für eine Katastrophe!
Ludewigja Sagersbold betrachtete den drahtigen, kräftigen Frankward mit geschürzten Lippen. Er war in der Grafschaft bekannt für sein heißes Gemüt. Er war einer jener Leute, die Streit vom Zaune brachen und Köpfe einschlugen, nur um ein wenig Abwechslung in sein Tagwerk zu bringen. Und seine Gier nach wertvollen Trophäen, seien sie Gold, seien sie Geschmeide, seien sie Frauen, war weithin berüchtigt. Ihr schauderte.
Noch immer vollkommen perplex starrte Siren Goldacker auf das Dokument, dass Frankward dem Rat vorgelegt hatte. Es ließ keinerlei Zweifel zu. Gesiegelt und unterschrieben von Rohaja höchstselbst.
Welche Möglichkeiten hätten wir schon, uns gegen den kaiserlichen Ratschluss zu wehren? Kalman Anstett ging die Optionen durch. Die Kaiserin war schwach. Selbst wenn man Frankward von Hirschenrode nun einfach vor die Tür setzen würde, würde es Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis eine politische Reaktion mit eventuellem machtvollem Nachdruck überhaupt erfolgen würde.
Es wäre aber doch wohl in der Tat ein Affront sondergleichen, sich über den kaiserlichen Ratschluss hinwegzusetzen. Wir wären dann kaum anders als diese Raubritter und Banditen der Wildermark. Geschlagen stellte Alrik Wunsteln sein Weinglas auf den Tisch.
Und auch Efferdane Kleinzicht zuckte schließlich mit den Schultern. So ist es geschrieben, so soll es geschehen.
Einzig Xerber Zandor von Quintian-Quandt ließ ein breites Lächeln auf dem alten, schrumpeligen Gesicht nicht vermissen. Endlich hatte die Kaiserin eingesehen, welcher Familie der Einfluss in der gesamten Grafschaft zusteht und die Bestallung Frankwards von Hirschenrode zum Stadtvogt war deutliches Zeichen für die kaiserliche Gewogenheit, die die Familie Quintian-Quandt zweifelsohne verdient hatte.
Mit vergnügtem Schnaufen nahm der alte Eichmeister der Stadt zur Kenntnis, wie alle anderen Ratsmitglieder nach und nach einknickten und Frankward von Hirschenrode in seinem Amt bestätigten.
Die Stadt Hartsteen hatte einen neuen Ratsmeister.