Geschichten:Die Südinseln-Affaire - Baron Rallerfeste verhaftet: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. Februar 2014, 16:17 Uhr

Was ist geschehen?

Feron Hadarin, Baron von Rallerfeste, erreichte Gareth am späten Nachmittag des 8. Tsa, in seiner Begleitung nur ein schmächtiger, junger Mann mit schütterem Haar und glasigen Augen. Baron Rallerfeste hatte offensichtlich keine Kosten gescheut, denn mit einer Eilkutsche heizte er durch die Gassen Gareths, verfolgt von drohenden Fäusten und den Verwünschungen derer, die seiner Kutsche hektisch ausweichen mußten, um nicht von den Pferden erfaßt zu werden. So in Eile gelangte die Kutsche vor die Kanzlei R.A., einem zweistöckigen Bau, dessen Stufen, Fenster- und Torbögen aus feinstem, rosafarbenem Marmor gearbeitet waren. Der Verschlag der Kutsche sprang auf, der hochgewachsene Baron heraus und hinter ihm das Männlein. Der Baron wies den Kutscher an zu warten, es werde wohl nicht lange dauern.

Das Männlein - der Kanzleiassessor Alrik C. Jörbard - schob sich nun vor den Baron und wies ihm den Weg. Hinter den großen Torflügeln bot sich ein gar prächtiges Bild: Der Wappensaal der Kanzlei. Allüberall zierte Schnitzwerk die Wände, Schnitzereien der Wappen aller Baronien und Grafschaften des Reiches, liebevoll bemalt die wichtigeren, hölzern die weniger wichtigen. Auf dem Boden aber befand sich das Mosaik des Kaiserwappens, das man hier anscheinend guten Gewissens mit Füßen treten darf. Vorbei an ei¬nem gelangweilten Pförtner führte Jörbard den staunenden Baron aus dem Tobrischen Gänge und Korridore entlang, Treppen hinauf und Steige hinunter, durch Türen, über einen kleinen Hof, dann wieder eine Wendeltreppe hinauf, einen weiteren Flur entlang, bis Baron Rallerfeste gewiß nicht mehr selbst zurückgefunden hätte. Dann langten sie vor eine Türe, an der das Schild prangte:

Unterkanzlei für Reichsgerichtsbarkeit Kanzleirat Narbosios von Eslamsgrund

Jörbard klopfte an und verschwand dann im Innern. Baron Rallerfeste summte ein tobrisches Tanzlied, während er sich in dem Flur umsah. Die gewölbte Decke war in einem fleckigen hellgrün getüncht, die Wände bis auf Brusthöhe mit einem blassen und stumpfen Holz getäfelt. Der Boden war mit großen Steinfliesen gedeckt. Irgendwo stand ein Stuhl an einer Wand. Gewiß fünfzehn Schritt entfernt kreuzte ein mit Perga-mentrollen schwer beladener Mann den Korridor und verschwand in einer namenlosen Tür. Um eine Ecke an der anderen Seite des Ganges bog plötzlich eine schlicht gekleidete Frau von etwa fünfundvierzig Lenzen, ein zerknittertes Schriftstück in der Hand. Sie trieb einen großen, schwerfälligen Mann vor sich her, indem sie mit dem Schriftstück herumfuchtelte und sich unablässig und recht aufgebracht über dessen Zustand des Schriftstückes ereiferte. „... Orlan, wie oft muß man euch Bauern noch erklären, wie man mit Urkunden verfahren muß? Wenn deine Hände zu groß sind, dann laß sie dir abschneiden, du Rübenzieher. Wenn das die Alte wüßte, sie würde ... Praios zum Gruße!“ sprach sie plötzlich zu Baron Rallerfeste gewandt. „Erstickt nicht am Qualm meines Bruders! Und du Orlan, lauf nicht weg, du mußt das alles noch einmal schreiben! ... “ Dann verschwanden die beiden in einem Seiten¬gang. Baron Rallerfeste hatte kaum genügend Zeit, sich zu wundern, da öffnete sich die Tür, in der Jörbard verschwunden war, und dieser winkte ihn hinein. Tatsächlich war die Luft in dem Raum dahinter unglaublich verraucht. Die blauen Schwaden hatten ihren Ursprung in der glimmenden Pfeife des bärtigen Mannes, der unter dem gegenüberliegenden Fenster an einem wuchtigen Schreibtisch saß und interessiert zu Rallerfeste herübersah.

Baron Rallerfeste betrat nun vollends den Raum, die Tür schloß sich und Jörbard blieb an der Tür, während der Baron zu dem Schreibtisch hinüberschritt. „Rondra zum Gruße,“ hob er an, doch wurde er sogleich unterbrochen. „Praios zum Gruße, verehrter Baron Rallerfeste. Wie schön, daß Ihr es nun doch noch zu Wege bringen konntet, schnell nach Gareth zu kommen. Ich hoffe doch, Ihr habt Eure Pläne für Rulat dabei? Nun, Der Reichsrat hat leider keine Zeit für Euch, aber es wollen noch ganz andere Herren Eure ungeteilte Aufmerksamkeit.“ Das sprach Narbosios von Eslamsgrund, Kanzleirat für Reichsgerichtsbarkeit, und wies dabei mit der Linken in Richtung Tür. Langsam drehte sich Rallerfeste um. Ihm war von vornherein etwas nicht ganz richtig vorgekommen ... Er hatte sich offensichtlich nicht getäuscht, denn dort warteten vier Gardisten mit gespannter Armbrust, die Bol¬zen zeigten auf Rallerfestes Herz. Zwischen den Gardisten stand ein hochgewachsener Krieger, ein langer schwarzer Umhang bedeckte seine Gestalt, ein eisgrauer Bart und die von einer roten Narbe geteilte Glatze gaben seinem Gesicht etwas furchteinflößendes. Doch letztendlich war es das grobe Schwert, auf das sich der Mann stützte, was ihn am meisten bedrohlich erscheinen ließ. Er lächelte.

„Bei Praios, Kaiser Reich und Recht! Baron Feron Hadarin, hiermit werdet Ihr verhaftet. Man wirft Euch Hochverrat und Kollaboration mit dem Feinde vor, Eure Anklage lautet auf Tod. Doch werdet Ihr im Gefängnis des KGIA sitzen, bis das Reichsgericht über Euer Urteil befindet.“ Damit stürmten weitere Soldaten den Raum, ergriffen den sich heftig wehrenden Baron von Rallerfeste - und er wehrte sich gut, denn es bedurfte der Soldaten sechse, ihn schließlich zu binden und zu entwaffnen, währenddessen die relative Unordnung der Schreibstube des Kanzleirats in ein handfestes Chaos verwandelt wurde. Dann band man dem Baron einen Sack über den Kopf und schaffte ihn nach draußen. Übel stieß man und schob man ihn durch die Gänge der Kanzlei. Doch alle Proteste nützten nichts. Irgendwann wurde er in eine Kutsche gesteckt, die sich alsbald in Bewegung setzte und fortfuhr. Die Fahrt dauerte lange, sehr lange, doch Baron Rallerfeste vermochte nicht zu sagen, ob sechs Stunden oder zwei Tage. Als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte, fühlte er sich sehr übel. Wiederum stieß man ihn vor sich her, Treppen hinunter, und wieder hinunter, bis man ihm endlich den Sack vom Kopf nahm. Sie nahmen ihm auch die Stiefel ab, desgleichen die Rüstung, das Wams und den Gürtel. Schließlich band man ihn mit einer Kette und schweren Eisenschellen an einen Ring in der Wand. Rallerfeste saß auf faulige, Stroh in einer düsteren Zelle, die zu einem Gang hin durch Gitterstäbe abgeschlossen war. Gegenüber lag eine gleichartige Zelle, und daneben noch eine, und so einen ganzen Gang entlang. Verschwitzte Wärter mit freiem Oberkörper schlugen auf die Gitterstäbe, wenn sie durch den Gang schritten, denn an diesen Stäben hingen andere Gefangene und versuchten, die Wärter wie auch die Gardisten zu greifen. Die anderen Gefangenen sahen furchtbar aus: Das Haar war lang und verfilzt, die Bärte desgleichen, viele hatten Geschwüre im Gesicht und auf den Händen, alle hatten Läuse und andere kleine Blutsauger, die zerfetzte Kleidung war starr vor Dreck und Rallerfeste konnte durchaus Bewegung auf dem Stoff erkennen. Und alle stanken. Bestialisch. Dazu schrien einige Gefangene ganz wild, offensichtlich hatte ihnen der Kerker den Verstand geraubt. Ein solches, speicheltriefendes aber glücklicherweise ruhiges Ex¬emplar teilte sich nun mit Baron Rallerfeste die Zelle. Baron Rallerfeste aber hatte nicht mehr viel Aufmerksamkeit für den Rest des Kerkers. Er hing üblen Gedanken nach und fragte sich, was er denn in der Vergangenheit falsch gemacht hatte, daß er sich jetzt hier befand. Hier? Wo war denn „hier“ überhaupt? Nicht einmal das wußte er.