Geschichten:Goldene Zeiten - Eine Geschäftsidee: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. Februar 2014, 16:17 Uhr

»Verschwinde«, herrschte die Hauptfrau die Wache an, die am Rande des Dorfes in die Nacht spähte. Hier war ein Unterstand, eine Tenne ohne Wände, mit reichlich Heu. Hier wollte Tereka Siebenzahn aber nicht etwa ruhen - dann hätte der Wachsoldat ja bleiben können –, sondern hier wollte sie ihre Kollegen empfangen.

Quindan kam als Erster - natürlich, der ›Prediger‹ war immer pünktlich. »Tereka! Hier hast du’s aber gemütlich. Hab Gebranntes dabei. Nix da - nur für mich! Hähähä! Finger weg! Na gut: Nimm.«

Tereka ließ sich den Branntwein in die Kehle rieseln und genoss die leicht betäubende Wirkung auf ihr entzündetes Zahnfleisch. Nicht mehr lange, dann würde man sie ›Sechszahn‹ rufen müssen. Verdammte Schweinerei.

»Heyo«, meldete sich Ginaya Schwarzenberg an. »Musste erst noch diese Rowena loswerden. Die guckt jetzt nach den Latrinen, wie der Alte es befohlen hat. Verrückt, was? Ist das Branntwein?«

Die drei Hauptleute setzten sich auf Heuballen und kicherten wie Rekruten über Rowena von Fuchswalden und ihre Schrullen - ihren Rondraglauben etwa oder dass sie ›Ehre‹ als mehr betrachtet als eine Kombination von vier Buchstaben. Zusammengenommen hatten diese drei mehr Leute auf dem Gewissen, als in einer Kleinstadt wohnen – wenn sie ein Gewissen hätten. Tereka pfiff ›Solange Kor uns liebt‹ durch ihre Zahnlücken - ein bitonales Schauspiel, das für weitere Heiterkeit sorgte.

Die Bewohner von Kobernhain an diesem Ende des Dorfes, die das Gelächter hörten, verkrochen sich noch tiefer unter ihre Decken, denn schaurig war das Lachen und klang nach Mord, Brand und Tod.

»So fröhlich?« Illehardt von Rathsamshausen war nun zu den drei anderen gestoßen und brachte noch zwei weitere Hauptleute mit. Er setzte sich in den Kreis und war sofort der Tonangeber.

»Tereka hatte eine Idee, die wir mit euch allen besprechen wollte. Tereka?«

»Ja, also«, sie räusperte sich geräuschvoll, »die Lage ist mies, wie wir ja alle wissen. Es kommt nicht mehr so viel Gold wie früher rein, weil die feinen Herren in ihren Schlössern nicht mehr so viel Angst haben. Weil wir ja unsere Arbeit zu gut machen und es kein Gesocks mehr gibt. Darum zahlen die weniger.«

»Komm zum Punkt«, unterbrach Quindan sie – ein eingespieltes Team. Seit Jahren schon brachte er seine Kollegin im Gespräch wieder auf Kurs, wenn sie sich verhedderte.

»Gut, gut. Wir machen die Gefahr.«

»Hä? Wie?«, fragte ein junger Hauptmann nach, der erst kürzlich befördert worden war.

»Gute Idee«, schmunzelte hingegen Ginaya, die sofort begriffen hatte, was Tereka vorgeschlagen hatte.

»Na, wir sorgen dafür, dass die Gegend nicht zu sicher wird«, setzte Tereka nach.

»Sollen wir die Buben laufen lassen? Oder sollen wir ein paar Orks nach Hartsteen bringen?« Der junge Hauptmann war offensichtlich begriffsstutzig.

»Nein, Mann!« Tereka wurde böse und zischte verhängnisvoll. »Wir legen die Wämser ab, werfen eine Wildermarkkutte über und zündeln ein bisschen. Oder wir kitzeln ein paar Kaufleute - verkleidet wie die Wegelagerer. So eben. Und dann bibbern die Junkerärsche wieder – Verzeihung, Illo –, also die Adelsleute. Und dann zahlen sie wieder mehr.«

Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des jungen Hauptmanns aus. Er hatte die Geschäftsidee verstanden.