Geschichten:Bis dass dein Tod uns scheidet Teil 1: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 28. Februar 2014, 16:52 Uhr

Burg Leihenbutt, 15. Praios 35 Hal:

Simiona stand am Fenster ihres Burgpalas und sah sich den abendlichen Sonnenuntergang an, so wie sie es schon hunderte Male getan hatte. Die Szenerie hatte eine wild-romantische Idylle. Sie überblickte die Wiesen und Äcker, wo die Bauern und Knechte dabei waren die letzten Tagesarbeiten zu verrichten, vereinzelte Baumgruppen und Gehölzer und schließlich die Ausläufer des Reichsforstes ein paar Meilen im Westen, wo sich das Praiosauge gerade dem Horizont näherte. Fast könnte man meinen, dass nichts diesen Frieden zu stören in der Lage wäre.

Im Arm hatte sie ihre kleine Tochter Racalla, die nicht einmal drei Monde alt war. Die Comtessa sang ihr leise ein Schlafliedchen und wog sie dabei sanft hin und her. Sie war das einzige, was ihr von Nimmgalf noch geblieben war – ihren gemeinsamen Sohn hatte er entführt und war gemeinsam mit ihm nach Süden verschwunden. Er hatte Zuflucht in Syrrenholt bei seinem Freund Erlan gefunden, ein Ort, der außerhalb ihres Einflussbereiches lag – zum jetzigen Zeitpunkt zumindest.

Wehmütig lies sie ihre Blicke in die Ferne schweifen. Sie vermisste ihn so sehr. Seine Schritte, wenn er sich ihr vorsichtig näherte. Seine sanften Berührungen und Liebkosungen an ihrem weichen Körper. Sie stellte sich vor, seinen warmen Atem auf ihrer Haut zu spüren, wie er behutsam ihr langes Haar beiseite schob und seine Lippen in ihren Nacken drückte, dann langsam an ihrem Hals und ihrem Arm entlang wanderte, sie dann leicht an sich heranzöge und sie sich schließlich heiß und innig küssten. Sie seufzte.

Die kleine Racalla machte die Augen auf und gab ein paar empörte Geräusche von sich. „Schhht, mein Liebling – ganz ru`ig. Alles wird gut, alles wird wieder gut“, flüsterte sie ihr zu.

Das kleine Mädchen lächelte sie an. Simiona streichelte ihr sanft über die Wange. Erfreut ergriff sie mit ihren kleinen Händchen einen von Simionas Fingern – einen von vieren an ihrer linken Hand – und bestaunte ihn.

„Er wird zu mir zurückkommen, kleine Racalla. Du wirst nischt o`ne Vater aufwachsen, das schwöre ich dir!“ fuhr sie fort. Eine kleine Träne stahl sich aus ihrem Auge und lief ihre Wange hinab.

„Eines Tages wird er wieder `ier sein, und alles ist wieder so wie frü`er. Tief in mir drinnen weiß isch, dass es so kommen wird.“ Sie strich sich kurz die Träne von der Wange.

Racalla sah sie mit großen Augen an. Simiona gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Bald hatte die Kleine ihre Äuglein wieder geschlossen.

Und in Gedanken fuhr Simiona fort: „…und wenn isch dafür Dutzende von Schwachköpfen ins Jenseits schicken muss, Du wirst zu mir zurückkommen, Scherrie!“