Geschichten:Tsas Tränen - Feste in Moorsch: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. Februar 2014, 16:54 Uhr

7. Peraine 1030 BF, Baronie Hutt


Entlang des Dergels, dessen Ufer sumpfig und mit weitläufigen Auwäldern versehen war, erreichten sie Moorsch erst nach Einbruch der Nacht. Mit Fackeln näherte sich eine Gruppe Dörfler, angeführt von einem alten Mann in tiefblauem Ornat. Der Fackelschein spiegelte sich wider von seiner Glatze.

"Efferd zum Gruß, wer immer ihr seid und was immer Euer Begehr sei", donnerte die kraftvolle Stimme des Alten. "Mein Name lautet Efferdan von Perricum. Ich bin der Geweihte dieses Ortes und wir bitten nur darum, dass Ihr uns verschonet, denn wir besitzen nichts mehr, was wir Euch geben könnten."

"Im Namen der Zwölfe grüßen wir Euch und versichern Euch, dass wir zu Eurem Besten hier sind", setzte Bodebert von der Spitze des Zuges aus an zu sprechen.

"Dies behaupten sie alle und nehmen uns unser Hab und Gut", polterte der Efferd-Geweihte zurück und fasste seinen Dreizack fester. "Die Räuber aus dem Feidewald kommen in der Nacht und am Tage die Soldaten der Kaiserin. Und sie alle versichern uns, dass es zu unserem Besten sei!"

Bodebert schaute ratlos in die Gesichter seiner Begleiter. Dann wandte er sich wieder an den Alten vor ihnen: "Dieses Mal ist es aber die Wahrheit! Der Graf von Hartsteen, Seine Hochwohlgeboren Luidor von Hartsteen, hat diesen Schwertzug ins Leben gerufen, um die nördlichen Lande der Grafschaft und die Stadt Appelhof von den Schergen der Schwarzen Landen zu befreien. Wie es sich für den Beschützer seiner Bauern gehört, wird er nicht ruhen, bevor nicht der Landmann sich in Frieden seiner Scholle zuwenden und ohne Furcht sein Korn säen kann. Ihr mögt Euch versichern bei Ihren Hochwürden Anslind und Goswin Wildenbruch, gesandt vom Hohen Paar von Rommilys, und den Ehrwürden Celesto Custodias und Raulbrin vom Eberstamm, den Geweihten des Götterfürsten. Deshalb wiederhole ich meine Worte nochmals und versichere Euch, dass wir zu Eurem Besten hier sind."

Noch immer schaute der alte Efferdgeweihte grimmig in die Gesichter der Adligen und Geweihten. Schließlich nickte er nur kurz und sagte: "In diesem Fall sind unsere Gebete an den Herren der Wogen erhört worden. Und auch wenn wir nichts haben, was wir teilen können, so werden wir doch das geben, was wir besitzen. Seid unsere Gäste an diesem Abend!"

Mit diesen Worten wandte er sich den Dörflern zu, die aus Neugier ihre schützenden Häuser verlassen hatten. Tsaiana schaute in viele ausgemergelte Gesichter und sah einige dürre Körper, an denen eher Fetzen als Kleidung hing. Was sollten diese Menschen wohl noch zu geben haben? Bodebert befahl ein Lager aufzustellen und die Verpflegung mit den Dörflern zu teilen.

Noch während er seine Anweisungen gab, erscholl erbärmlicher Lärm aus dem Dorf. Offenbar hatten die Bewohner ihre letzten Nutztiere für dieses Fest geschlachtet, um sie mit ihren Befreiern zu teilen. Wenig später wehte der Duft von gebratenem Fleisch herüber.

Während die Soldaten gemeinsam mit den Dorfbewohnern aßen, tranken und feierten, waren die Oberhäupter der beteiligten Adelsfamilien in das Haus des Efferdgeweihten geladen worden. Die etwa fünfzehn Ritter und Ritterinnen ließen sich an einem großen, aus schwerem Holz gehauenem Tisch nieder und sahen auf die Teller mit einer kalte Fischsuppe vor sich. Nicht wenige begannen die eigenen Soldaten um die herrlichen gegrillten Ochsen- und Schweinelenden zu beneiden. Aber wie es die Höflichkeit und Sitte forderte, schwiegen sie und löffelten die efferdgefällige und ungewürzte Speise bis zum letzten Fischbrocken herunter.

Nach dem Essen erhob der Efferdgeweihte erneut seine Stimme zum Gebet: "Der mächtige Herr der Wogen und Meere möge Euren Heerzug segnen und Euch beistehen. Er strafe mit seinem Dreizack die Feinde der Bewohner dieser Lande und öffne unsere Herzen und Augen mit seiner Gnade. Er lasse seinen Segen über uns kommen und gebe uns seine Kraft!"

Nachdem die Adligen ihr "So sei es!" mehr gemurmelt als voller Inbrunst gerufen hatten, dauerte es nicht lange, bis sie den Alten verließen und sich zur Ruhe begaben.