Geschichten:Brautgeld - Fast ein Dutzend Kinder: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 28. Februar 2014, 17:00 Uhr

Firun 1036 BF, Burg Ox

Genervt vergrub der Reichsvogt sein Gesicht unter den Händen. Durch die große Halle der Burg Ox tönte das Geschrei von fast einem Dutzend Kindern, seine eigenen, seine Enkel, seine neuen Neffen und Nichten. Jetzt wurde es Abend und alle waren vom vielen Spielen übermüdet und entsprechend quengelig.

Er erinnerte sich noch an die vergangenen Familienräte mit Giselda, Tabur und Anaxios. Seine damaligen Bastarde waren ebenso wenig eingeladen, wie seine jetzige Frau Korhilda. Sie saßen zu viert zusammen, tranken ein paar Torbelsteiner Brände und aßen das traditionelle Oxenhirn, während sie die Pläne des Hauses besprachen. Giseldas Agenda war dabei sehr klar und einfach gewesen, und das obwohl sie sich selbst nicht aktiv daran beteiligte: Das Haus Ochs brauchte Nachwuchs. In der Rückschau fiel Leobrecht das nebachotische Sprichwort ein: "Sei vorsichtig, was Du Dir wünscht!"

Jetzt also waren sie fast alle wieder beisammen, es fehlten lediglich seine ältesten Kinder Wolfaran, der sich als Kanzleirat für Eich- und Wägewesen in der Reichsverwaltung einen Namen machte, und Leonora, die zur Knappenausbildung beim Koscher Baron Erlan von Sindelsaum in der Ferne weilte. Weit weg von Haffax und den garetischen Intrigen, sozusagen der Trumpf in der Hinterhand, denn zwischen seinem Neffen Anaxios, der auf die fünfzig Götterläufe zuging, und seiner dritten Tochter Alecha mit noch nicht einmal fünf Jahren klaffte im Haus Ochs ansonsten eine komplette Generationslücke.

Dieses Problem dürfte das nächste Oberhaupt des Hauses wohl nicht haben. Leobrecht überlegte, wer dies wohl werden würde. Bisher hatte er immer an seinen Sohn Wolfaran gedacht, aber da es nun definitv einen Erben auf Ox gab - eigentlich sogar zwei - dürfte mit dessen Ritterschlag auch das leidige Magierproblem erledigt sein. Und das gedacht Leobrecht noch zu erleben, wenn Tsa ihm gnädig sein würde.

Leobrechts Gesicht klärte sich auf und er schaute lächelnd auf die jammernde Kinderschar. Es überraschte ihn immer, in welchen Momenten, unter welchen Umständen der Götter Eingaben kamen. Frau Tsa - das war es!

Der Reichvogt erhob sich und klopfte so lange mit dem Schwertknauf auf den Tisch, bis dass er alle Aufmerksamkeit hatte: "Liebe Familie, ich weiß nun, wie wir zum Brautgeld von unserer Königin und meines Markgrafen beitragen werden. Das Haus Ochs spendet dem Jagdschloss eine Tsa-Kapelle." Er schaute in die erstaunten Gesichter seiner Familie. Anaxios' gewohnt scharfer Verstand konnte dem Gedanken als erster folgen und er nickte zustimmend, wenig später gefolgt von Iralda, die zwar genauso klug war, aber mit weniger politischer Erfahrung.

"Damit können wir erstens die Schuld des Hauses Ochs gegenüber der jungen Göttin abtragen, zweitens der Göttin Segen für das Kaiserpaar erbitten und stehen drittens dem Hause Hartsteen mit seinem Salon in nichts nach!", Leobrechts nächste Worte aber trieben Zornesfalten in der beiden Gesichter, "Das wird nicht billig werden, ganz im Gegenteil. Und da wir das zum großen Teil aus der Familientruhe hier auf Ox finanzieren, musst Du, mein lieber Neffe," er nickte Anaxios zu, "auf Deine Ideen mit Büchermarkt und Hesindeschule für ein paar Jahre warten. Nach dem Konkordat scheint mir das eh momentan eher hinderlich für unsere guten Beziehungen."