Geschichten:Heerzug wider die Finsternis - Teil 23e: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 28. Februar 2014, 17:08 Uhr
Dramatis Personae:
- Adran Bredenhag von Aarenstein - Großmeister der Zornesritter
- Aisha saba Melin - Wächterin der Leibritter des Großmeisters
- Devos de Arragondestra - Leibritter des Großmeisters
- Alfred Beradje von Schwertwacht - Zornesritter
- Unswin - Novize im Zornesorden
- Kearny Fenwasian – Knappe des Großmeisters
- Simiona di Silastide-Marvinko - Balestra-Meisterschützin
- Bartholomäus Sinistron - Dämonologe und Alchimist
- Claudio di Conserrano - Geweihter des Namenlosen
- Marek Tannhauser - Anführer der Schwarzpfeil-Söldner
Burg Leihenbutt, 13. Rondra 1032 BF, kurz nach Sonnenuntergang
"ZUSAMMENBLEIBEN!" Befahl Alfred Beradje von Schwertwacht den Zornesrittern, die sich um das Banner des Großmeisters gesammelt hatten. Aus dem Augenwinkel konnte der Ordensritter erkennen, dass es einen der beiden Magier der Pfeile des Lichts durch zwei Bolzentreffer erwischt hatte, und er nun von unzähligen Ratten förmlich zerrissen wurde. Serafin Feuerblitz, einen der verbliebenen Ordensmagier, konnte er nirgends sehen und hoffte, dass dies kein schlechtes Zeichen war, als mit einem infernalischen Schrei der Sharbazz zwischen ihnen landete und den Zorn über seine Wunde laut hinaus brüllte. Das Gebrüll war so laut, dass sich die Zornesritter, die dem Dämon am nächsten standen, vor Schmerzen in die Knie brachen und die Ohren zuhielten.
"Bei den Göttern." Entfuhr es Unswin. Doch er zögerte nur für einen kurzen Augenblick. Sogleich eilte er auf das Wesen zu, stach nach dessen Bein und wurde mit enormer Gewalt zur Seite geschleudert, als sein Hieb geblockt und sein Schwert ihm aus der Hand geschlagen wurde. Ein Rückhandhieb katapultierte ihn mehrere Meter durch die Luft.
Alfred überwand schnellen Schrittes die Distanz zu seinem Novizen, „Gebt mir etwas Deckung“, rief er noch seinen Ordensgeschwistern zu. Eine der monströsen Ratten wollte gerade über Unswin herfallen, als Alfred diese Höllenkreatur mit einem einzigen, wohl geführten Schlag vom Leben zum Tode beförderte. Er reichte die Linke zu Unswin und wich mit diesem zurück in die Formation der Zornesritter.
'...und er sprach: Fürchtet Euch nicht, denn Rondra ist mit uns. Mit diesen Worten trat Hlûthar, Graf der Nordmarken an der Spitze der Garether den Dämonen entgegen..."
Diese Worte des Heiligen gingen Adran Bredenhag von Aarenstein durch den Kopf, als er sah, wie der Dämon wütete. Der Großmeister wusste, was er zu tun hatte, und er war sich sicher, Rondra und Hluthar waren mit ihm. "Herrin Rondra, heiliger Hlûthar, führt meine Klinge, nährt meinen Mut und gebt mir Kraft." Damit trat er dem Dämon entgegen, seinen Zweihänder Zorn in den Händen, dessen Klinge seit dem Greifenzug schwarz gefärbt war. Adran suchte die Flamme, die in seinem Herzen brannte und entfachte sie zu seinem heiligen Zorn. Dem Zorn, den er sich im Namen Rondras gänzlich überließ. Aisha saba Melin, die Wächterin der Leibritter des Großmeisters, wollte sich schon zwischen dem Wesen und ihrem Meister stellen, als sie Adrans Blick und seiner Ausstrahlung gewahr wurde. Eine Selbstsicherheit ging von ihm aus, die sie sie zurückweichen und heftig atmen ließ. "Bei Rondra", entfuhr es ihr. Dann fing sie sich wieder und befahl die übrigen Leibritter zu sich. "Schützt den Rücken seiner Exzellenz!"
"Im Namen der Herrin Rondra und des heiligen Hlûthar, befehle ich Dir, Unhold! Weiche! Fahre zurück in Deine Sphären, bevor ich Dich dorthin zurücksenden muss!" Der Großmeister des Zornesordens hatte nicht sehr laut gesprochen und dennoch schallte seine Stimme über das Schlachtfeld, so dass der Dämon sich ihm zu wand. Kein Lachen, keine Verhöhnung des Wesens war zu hören, nur ein wutentbrannter Schrei, dass ein direkter Feind seines Herren es wagte ihn zu fordern. Dämonisches Kreischen und zorniges Brüllen stießen aufeinander, als beide Kämpfer aufeinander prallten. Der Sharbazz griff sogleich mit beiden Klingen zugleich an, um Adran vor sich her zu treiben, doch der Großmeister wich nicht zurück. Kein Zoll Boden gab er Preis, sondern parierte Schlag um Schlag. Dabei achtete er darauf die Klingen des Dämon nur soweit abzulenken, dass sie ihn um weniger Finger verfehlten und er Kraft sparen konnte. Die Schläge des Dämons wurden immer brutalter und weniger gezielt, so als versuchte er durch schiere Kraft den Kampf zu einem Ende zu bringen. Der Großmeister dagegen überließ sich ganz seinem Gefühl, dass ihm die lodernde Flamme in seinem Herzen vermittelte und es schien fast so, als würde er schon spüren, wo der nächste Schlag erfolgen würde, noch bevor der Dämon ihn geführt hatte.
Alfred und Aischa gelang es während dieses Kampfes, die immer schneller angreifenden Ratten aufzuhalten und seiner Exzellenz Raum zu geben. Die Zornesritter bluteten aus vielen kleinen und mittleren Wunden, welche die Plage des Namenlosen gerissen hatten und ihre Ordensröcke wurden rot gefärbt. Die Ratten indes hatten einen hohen Blutzoll zu tragen, welcher jedoch im Anbetracht der Massen, die nachfolgeten unbedeutend erschien, denn für jede getötete folgten derer drei neu Ratten.
"Verdammt! Was tut der da?" Marek wollte seinen Mannen bereits den Befehl zum Rückzug geben, als er sah, dass der Großmeister durchaus die Möglichkeit hatte den Dämon zu besiegen. "Verdammt, der Kerl schafft es wirklich. Zurück ihr Hunde! Lasst das Ding in Ruhe und kümmert euch darum den übrigen Zornesrittern möglichst viel Deckung zu geben!" Mittlerweile blutete der Großmeister aus einer Wunde an der rechten Seite. Aber auch bei dem Dämon stiegen jetzt aus mehreren Wunden dunkle Rauchfahnen gen Himmel.
Der Sharbazz vollführte eine Drehung und schwang sein erstes Schwert auf Kopfhöhe, um den Großmeister zu entleiben und gleichzeitig das zweite Schwert auf Höhe dessen Knies. Der Großmeister duckte sich unter dem ersten Hieb und blockte mit seiner eigenen Klinge den zweiten Hieb des Sharbazz. Gleichzeitig drehte er die eigene Klinge und brachte sie in Schwungbahn des Arms des Unholds, worauf ein Schwert nebst halben, dämonischen Unterarm davonflog.
Der Dämon kreischte vor Schmerz und Wut und wich zurück, um sich den Armstumpf zu halten, aus dem schwarzes Blut tropfte, was zur Folge hatte, dass es dort wo es auf dem Boden aufkam verschmorende Erde hinterließ. Aber Adran ließ nicht nach und ging nun seinerseits zum Angriff über. Schlag um Schlag zielte er nun auf den noch verbliebenen Arm des Sharbazz. Der Dämon merkte dies wiederum und schützte diesen besonders. Allerdings war der Unhold es nicht gewohnt mir nur einer Klinge zu kämpfen und so gelang es dem Großmeister seine Taktik zu ändern und zielte jetzt genau dorthin, wo bei Menschen das Herz gewesen wäre. Er durchbrach die Deckung des Unholds und fuhr tief in dessen Seite. Voller Unglaube starrte der Dämon auf die dampfende Wunde in seiner Brust und verging mit einem zerberstendem Knall, der eine Druckwelle auslöste, die alles im Umkreis von zehn Schritt von den Füßen riss.
Adran stand zu nah, um der Druckwelle irgendwie entgehen zu können und schlug leicht benommen hart auf dem Boden auf. Noch während er darum kämpfte wie klar im Kopf zu werden, bemerkte er endlich die Schmerzen, die ihm der Sharbazz zugefügt hatte und er spürte wie Hände nach ihm griffen und ihn nach oben ziehen wollten.
Derweil hatten Bartholomäus und Simiona das Schauspiel von den Zinnen aus mitverfolgt. Der Magier zog ein verärgertes Gesicht und fluchte. „Isch muss sagen, isch bin etwas enttäuscht, Bartholomäus“, stichelte Simiona. „Isch `ätte gedacht, deine Dämonen würden etwas me’r Schaden ausrischten.“ Der Magier knurrte etwas kaum verständliches. „Nun denn, gegen diesen unfreundlischen Zeitgenossen dort unten `ilft wohl nur ein wenig von meiner Spezialtinktur.“ Damit löste sie vorsichtig einen Balestrabolzen, den sie an einem mit Schlaufen versehenen Lederarmband an ihrem linken Arm befestigt hatte, hielt ihn dann hoch und drehte ihn, um ihn noch einmal zu begutachten. „Was ist das, Simiona?“ fragte Claudio überrascht. „Das mein Lieber, ist die rischtige Antwort auf die Unverschämt’eiten dieser Zornesritter. Dieser Bolzen `at neben seiner Kettenbrescherspitze eine kleine `ohlkammer eingebaut, in welscher sich reines Rattenpilzextrakt befindet. Und das ist, wie unser Freund Bartholomäus in me`reren Versuchen bereits erfolgreisch feststellen konnte, selbst in geringen Mengen schon absolut tödlisch für jeden Diener der verfluchten Zwölfe. Wenn sie se‘en, wie ihr ach so vielumjubelter Recke und Dämonenbezwinger dursch diesen kleinen Freund `ier qualvoll zu Tode kommt, werden sie es bereuen jemals ihre dreckigen Füße auf mein Land gesetzt zu `aben.“ Claudio und Bartholomäus sahen sich an und grinsten gehässig. Simiona spannte den Spezialbolzen in ihre Balestra, legte an und gab Bartholomäus ein Zeichen, den Fortifex-Schild für einen Moment aufzuheben. Als dieser mit „Bereit!“ bestätigte, schoss Simiona. Das tödliche Geschoss raste auf den Großmeister zu.
"ACHTUNG!" brüllte jemand. Adran kannte die Stimme, doch er konnte sie zunächst nicht zuordnen. Endlich klärte sich der Blick des Großmeisters wieder und er sah, wie Devos de Arragondestra sich schützend vor ihn stellte und dann auf einmal von irgendetwas hart in der Brust getroffen und gegen Adran geschleudert wurde. Ein horasischer Fluch von den Zinnen war zu vernehmen.
"DEVOS!" Brüllte Aisha und eilte herbei. Derweilen waren auch die verbliebenen zwei Leibritter des Großmeisters heran und schützten die kleine Gruppe mit ihren Schilden.
"Devos!" keuchte nun auch Adran als er sah, was ihn getroffen hatte. Der Ritter lebte noch, doch in seiner Brust steckte ein Geschoß, welches wohl ursprünglich ihm gegolten hatte. Devos stöhnte gequält auf. Adran wollte versuchen ihm zu helfen, doch dann bemerkte er, wie sich seine Haut mit rötlichen Pusteln überzogen hatte, die rasch anschwollen. „Bei allen Göttern, was ist das?“ erschrak Adran entsetzt. Devos schrie auf und griff sich an die Wunde. Er versuchte den Bolzen herauszuziehen, doch dieser war gesplittert und brach, so dass ein Teil in der Wunde stecken blieb. Jetzt schrie der Ritter gequält auf, so als ob ihn jemand mit glühenden Eisen traktieren würde. Die roten Pocken schwollen immer stärker an, einige brachen sogar auf und ließen eine eklige Flüssigkeit herauslaufen. Der Mann windete sich in Krämpfen und Agonie. „Töte…mich!“ flehte er verzweifelt, nur um im nächsten Moment wieder laut aufzuschreien. Nein, das konnte nicht sein, durchfuhr es den Großmeister. Er hatte davon schon gelesen und es stockte ihm der Atem. Rattenpilze.
„Bei allen Göttern Devos!“ flüsterte er. Doch dann straffte sein Körper sich und er legte die Hand auf die Stirn des sich vor niederhöllischem Schmerz windenden Ritters. Adran schloß seine Augen und betete zu Herrin. Er wand diese Liturgie der heilenden Kräfte nicht oft an, doch in diesem Fall sah er ein, wie dringlich Hilfe von Nöten war. „Herrin Peraine, im Namen Deiner Schwester Rondra bitte ich dich…“ Dann hielt er inne, als Devos seine Hand packte und diese verkrampft festhielt.
„Nicht!“ Presste der tödlich verwundete Ritter hervor, „gönnt mir Ruhe, entweiht nicht…“ Dann wurde Devos erneut vom eigenen Schmerzensschrei unterbrochen und Adran erkannte den flehenden Blick in des Almadaners Augen. Ohne den Blick von Devos Augen zu nehmen, zog Adran seinen Dolch und setzte ihn auf die Brust des Freundes.
„Danke, Eure Exzellenz.“ Flüsterte Devos leise, während Adran zustieß. Mit einem Blutschwall aus dem Mund, verebbte Devos Schmerzensschrei. Die Augen des Toten sahen jetzt friedlich aus und Aisha kam es fast so vor, als würde Devos lächeln. Der Großmeister schloss seinem Kampfgefährten die Augen, bevor er seinen Rittern, ohne vom Leichnam aufzusehen, den Befehl zum Rückzug gab. Er wollte sich den toten Leib Devos auf die Schulter stemmen, doch hinderte ihn seine Wunde daran. Unswin, der neben dem Großmeister stand, nahm ihm diese Arbeit ab und wuchtete Devos – nachdem Kearny Fenwasian, der Knappe seiner Exzellenz, den Leib des Ritters in seinen Umhang eingewickelt hatte - auf seinen Rücken. Alfred und die übrigen Zornesrittern schützten Unswin dabei sodass er sich frei bewegen konnte. Devos de Arragondestra, bereits seit dem Ferkinafeldzug beim garetischen Adel bekannt, sollte nicht hier zurückbleiben und den Feinden in die Hände fallen.
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