Geschichten:Natzungen im Frühjahr - 1. Efferdstunde: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 28. Februar 2014, 17:09 Uhr
Baronie Natzungen, 13. Tsa 1030 BF
Hesine hatte ihren Tee auf und machte sich wieder daran, ihre Runde erneut zu beginnen. Gelangweilt ging sie auf den Wehrgang hinaus. Langsam schoben sich Wolken vor den Mond. Inständig hoffte sie darauf, dass es bis zum bald folgenden Schichtwechsel keinen Regen geben würde.
Hauptmann Jost fluchte leise. Immer noch hatte sich der Wurfhaken nicht an der Mauerkrone gefangen. Langsam wurde er mit seinen Männern ungeduldig. Doch just als er selbst Hand anlegen wollte, gelang es den Haken weit über die Mauer zu werfen. Mehrmaliges Ziehen bestätigte Jost, dass der Haken sich verkantet hatte. „Also los!“ sprach er zu seinen Männern.
Rüde parierte er das Pferd zum Stehen. Er hatte sein Ziel erreicht – fast erreicht. Er band das Pferd an einen Baum des Waldes vor ihm und folgte in der Dunkelheit einem kleinen Pfad. Wenn man ihm hier einen Hinterhalt stellen würde, dann wären seine Pläne abrupt beendet, doch Leomar hoffte, dass dies nicht der Fall sein würde.
Langsamen Schrittes ging Hesine ihren Mauerabschnitt entlang. Wie in jeder Nacht war nichts Ungewöhnliches geschehen. Der Grützer würde eh nicht bei dieser Kälte einen erneuten Zug auf Natzungen wagen. Davon war sie überzeugt.
„Dort vorne ist jemand!“ „Gesehen!“ Hauptmann Jost wurde ungeduldig. „Ruhe! In die Schatten! Los!“
„Keinen Schritt weiter!“ Vier Gestalten hatten Leomar umstellt, als er die Lichtung betrat. Sie senkten ihre Waffen, als sie ihn erkannten. „Ist der Gerstunger!“ sprach der Bewaffnete zu seiner Rechten und so konnte Leomar sehen, wie sich aus dem Schatten weitere Personen lösten. Leomar konnte Egilmar von Blumenau, den Familienpatriarchen, erkennen. „Ihr hattet mir einen Vorschlag unterbreiten lassen, Gerstungen! Also, hier bin ich! Und nun sprecht!“
Hesine war froh, dass ihre Schicht bald beendet war und dachte schon daran, sich endlich richtig aufzuwärmen. Plötzlich bemerkte sie eine Bewegung im Schatten. Was war das?
Torben hatte zur Zufriedenheit Hauptmanns Jost sofort geschaltet, als die Soldatin der Männer und Frauen gewahr geworden war. Schnell und zielsicher sprang Torben vor.
Hesine war geschockt. Ohne dass sie Alarm geben konnte, sprang aus dem Schatten eine Gestalt hervor. Hesine bemerkte etwas aufblitzen. Sie versuchte sich gegen den Angreifer zur Wehr zu setzen und rang mit ihm, während dieser ihr die Hand über den Mund hielt. Schnell riss sie sich los und wollte um Hilfe rufen. Doch brachte sie nur ein Röcheln hervor.
Torben hatte präzise mit seinem Dolch getroffen. Den zusammensackenden Körper der Soldatin stieß er über die Brüstung der Mauer und wirkte zufrieden mit seinem Werk. „Idiot!“ zischte Hauptmann Jost. „Da unten ist sie doch viel zu auffällig.“ Doch Torben ließ sich in seiner Selbstsicherheit nicht unterkriegen. „Bis die gefunden wurde, haben wir längst die Kontrolle inne.“ Der Hauptmann war sich da nicht so sicher, aber jetzt gab es Wichtigeres zu tun.
Nachtwächter Brin schritt weiter frohen Mutes durch die Gässchen Unternatzung und sang mit rauer Stimme: „Hört Ihr Leut und lasst Euch sagen, es hat die Travienstunde geschlagen.“
◅ | 1. Rondrastunde |
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1. Traviastunde | ▻ |