Geschichten:Im Sturm - Natzunger Einladung: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. Februar 2014, 17:14 Uhr

Festung Feidewald, großer Saal im Anschluss an den Lehensschwur


Mehrere der anwesenden Adligen beglückwünschten Tanira wortreich zu ihrer Entscheidung, Natzungen auf die gerechte Seite der Natterndorner Fehde zu führen. Nicht recht in der Lage die Glückwünsche aufmerksam entgegen zunehmen, ließ Tanira dies über sich ergehen.

Gerade als der Graf die Anwesenden zu einem mittäglichen Gelage einladen wollte, räusperte sich die junge Baronin kurz und bat um Gehör.

„Euer Hochwohlgeboren, Graf Geismar, und Ihr, edle Damen und Herren der Grafschaft, ich möchte Euch um Entschuldigung bitten, aber es ist nötig, dass ich mich schnellstmöglich auf den Heimweg begebe, um mein Lehen nun gegen den eingebildeten, doch unrechtmäßigen "Baron" von Windischgrütz zu verteidigen. Doch möchte ich Euch im gleichen Atemzug einladen.

Natzungen wird sich am letzten Praiostag des Mondes Travia 1030 nach dem Fall Bosparans die Ehre geben, Euch zu bewirten, auf dass Ihr der Vereinigung der Häuser Natzungen und Schwingenfels durch einen Rondrabund zwischen seiner Wohlgeboren Hadrumir von Schwingenfels und meiner selbst beiwohnen könnt.“ Mit den letzten Worten wendete sie den Blick Hadrumir zu und streckte ihm die Hand mit einem leichten Lächeln entgegen.

Hadrumir zog Tanira heran. Er wirkte einen Moment unschlüssig, doch dann beugte er sich herab und küsste sie. Am anderen Ende des Raumes bemerkte er Ludorand, welcher erbleicht war. Hadrumir und Tanira verließen den Saal Seite an Seite, während es im Saal sehr ruhig geworden war.


Gemach Hadrumirs auf Feidewald, kurze Zeit später


Ludorand betrat das Zimmer Hadrumirs sichtlich angespannt. „Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“ fragte er gereizt.

„Nun, bald Baron Hadrumir Lechmar von Schwingenfels-Natzungen!“ gab Hadrumir zurück.

„Was bezweckst du damit? Willst du verdammter Idiot Graf Geismar noch mehr reizen?“

Hadrumir schaute ihn verachtend an. Er ging auf ihn zu und packte ihn am Kragen. Mit brachialer Gewalt stieß er ihn gegen die Wand. Leise sprach er: „Hör mir mal gut zu, du feiste Orkfresse! Unsere Familie hat eine achthundertjährige Tradition. Begründet von Lechmar von den Schwingenfelsen. Zu Ruhm geführt durch Hagen von Schwingenfels, von Hagrobald von Schwingenfels zum ersten Rittergeschlecht der Grafschaft gemacht. Glaubst du wirklich, ich schaue zu, wie du unfähiger Hurenbock diese Tradition in den Dreck schmeißt, nur um diesem Hundesohn Geismar zu gefallen?“

Ludorand versuchte sich aus der Umklammerung zu befreien, doch Hadrumir ließ nicht locker. Ludorand schnaubte verächtlich. „Und du glaubst, in dem du diese Natzunger Hure besteigst, würdest…“

Hadrumir ließ ihn nicht weiter kommen: „Redest du noch einmal in solch einem Ton von Tanira, steche ich dich auf der Stelle nieder.“ - „Du bist doch wahnsinnig!“ - „Wir werden ja sehen, was geschieht. Und jetzt raus mit dir, ehe ich mich noch vergesse.“ Mit diesen Worten schmiss Hadrumir seinen Vetter aus dem Zimmer.

„Pass bloß auf, lieber Vetter! Wegen mir besteig doch deine kleine Hure. Während du damit zu tun hast, wirst du vielleicht alles verlieren“, sprach er zu sich und ging zum Arbeitszimmer des Grafen.


Festung Feidewald, Arbeitszimmer des Grafen


Ludorand betrat zerknirscht das Zimmer. Anselm und Werdomar waren bereits anwesend, der Graf ließ noch auf sich warten. Plötzlich stürmte er herein, um ohne Vorwarnung auf Anselm loszugehen: „Davon habt Ihr gewusst! Versucht erst gar nicht, es zu leugnen!“

Anselm hob beschwichtigend die Hände. „Ich weiss doch nicht, was die zwei besprochen haben.“

„Ausgerechnet dieser Schwingenfelser! Von allen Gefolgsleuten ausgerechnet dieser Kerl!“

Anselm fragte vorsichtig: „Was ist so schlimm daran? Hat er Euch enttäuscht? Ich gebe ja zu, dass er, was die Auslegung von Befehlen betrifft, etwas eigensinnig ist…“

„Etwas eigensinnig!“ schnaubte Geismar. „Wenn diese Stute schon so heiß auf einen Hengst ist, dann hätte es jemand sein müssen, der ihr klar macht, was sie zu tun hat.“ Er wandte sich an Ludorand. „Wart Ihr bei Eurem Vetter?“ Ludorand nickte stumm. „Und, was denkt Ihr?“

„Wie meinen, Euer Hochwohlgeboren?“ Geismar verdrehte die Augen. „Denkt Ihr, dass er weiß, dass er dieser Stute klar machen muss, was sie zu tun und zu lassen hat?“

Ludorand schluckte. „Wenn ich ehrlich bin, dann denke ich, dass dies nicht der Fall sein wird.“

Geismar schmiss einen Krug Wein gegen die Wand und wandte sich wutschnaubend an Anselm: „Da habt Ihr es! Diese kleine Stute ist viel zu eigensinnig. Mir wäre es lieber, jemand würde ihr diese Flausen aus dem Kopf treiben!“

Anselm warf Ludorand einen abschätzigen Blick zu. „Was Euer Zeugmeister jedoch nicht bedenkt, ist die Tatsache, dass die beiden in nächster Zeit genug zu tun haben werden."

„Richtig!“ warf Ludorand ein. „Er wird genug Zeit damit verbringen die Kleine durch die Federn zu jagen. Da werden sie Euch nicht weiter nerven.“

Geismars Miene erhellte sich ein wenig. „Das will ich hoffen!“

’Dies hatte ich zwar nicht gemeint, aber wegen mir, glaubt das doch’, dachte sich Anselm.

Der Graf wandte sich an Werdomar: „Besteht irgendwie die Möglichkeit, dass Wir nicht auf diese Hochzeit müssen.“

„Ihr wollt nicht dorthin?“ fragte Ludorand.

„Nein, ich werde mir dieses Possenspiel nicht antun! Und ich denke, ich weiss auch schon warum. Hiermit gebe ich Euch den Befehl noch vor dem Winter eine Offensive vorzubereiten. Da kann ich mich unmöglich mit der Hochzeit zweier Vasallen beschäftigen“, lächelte der Graf zufrieden.