Geschichten:Tsas Tränen - Pläne zu Nadriansfurt: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 28. Februar 2014, 17:16 Uhr
Burg Sturmwacht, Nadriansfurt, Ende Travia 1030 BF
Die Erntefeuer in Nadriansfurt waren mit großem Dank an die gütige Herrin der Felder erloschen. Kaum eine Ernte der letzten Jahre war so gut ausgefallen wie dieses Jahr, die Kornkammern Rabensbrück waren bis zum Dachgiebel gefüllt und die guten Überschüsse hatten der Schatulle der Schallenberger einen wahren Dukatenregen eingebracht. Schon meldeten sich die ersten Bürger der kleinen Stadt Nadriansfurt mit zahlreichen Wünschen an den jungen Ritter Felan von Schallenberg, aber deutlich hatte er dem Stadtmeister zu verstehen gegeben, dass die vergangenen mühevollen Jahre noch lange nicht überstanden waren. Man müsse die junge, neue Landwehr weiter ausrüsten, um der drohenden Gefahr im Osten gewappnet zu sein. Wen Felan dabei genau meinte, ließ er offen, aber es war allgemein bekannt, dass er den Traviaregenten nicht weit traute. Und insgeheim hoffte er darauf, dass sich die Grafenfehde bald zu Gunsten seiner Partei entscheiden könnte. Das geheime Treffen zwischen dem Grafen des Reichsforst und Graf Luidor enthielt ebenfalls eine militärische Option. Jedenfalls hatte Luidor von Hartsteen in seinem Brief im Rondramond eine klare Andeutung in diese Richtung gemacht.
Ein Pochen an seiner Tür riss Felan aus seinen Gedanken. Ein Diener öffnete die Tür und kündigte einen unerwarteten Besuch an: Bodebert von Windischgrütz wollte das Familienoberhaupt der Familie Schallenberg sprechen.
»Der Windischgrützer? Was will er denn...«, murmelte der Schallenberger. »Nun lasst den guten Herrn nicht warten und lasst ihn eintreten.« Felan genoß es sichtlich einmal in der Situation zu sein eine Audienz gewähren zu können und nicht nur gewährt zu bekommen.
Der Diener entfernte sich. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er mit dem Gast zurückkehrte. Bodebert von Windischgrütz, ein wohlbeleibter Mann in den Fünfzigern, schritt auf Felan zu und reichte ihm die Hand. »Die Zwölfe zum Gruß! Entschuldigt meinen unerwarteten Besuch, aber nicht jeder Mann oder Ork in Hartsteen muss davon wissen«. Ein breites, sympathsiches Lächeln flog über sein Gesicht.
Felan hob amüsiert eine Augenbraue als er sich aus seinem Stuhl erhoben hatte um den Gast ebenso mit der Hand zu begrüßen. »Die Zwölfe ebenso zum Gruße. Ich gestehe nun macht ihr mich umso neugieriger, ob des Grundes, weswegen ihr mich in meinem Heim aufsucht.« Er schien noch etwas hinzufügen zu wollen, aber unterließ es dann und sah dem Windischgrützer nur lächelnd an, während er ihm einen Platz und von eigener Hand zu Trinken anbot.
Mit einem freundlichen Nicken nahm der Natzunger Baron den ihm angebotenen Kelch mit Wein an und tat einen großen Schluck. Felan sah kleine Schweißperlchen auf der Stirn seines Gegenübers, offensichtlich war er im scharfen Ritt auf Burg Sturmwacht angekommen.
»Ein guter Tropfen, Schallenberg!«, lobte Bodebert den Wein. »Wahrlich, ich wünschte man würde mir häufiger so etwas anbieten.«
Felan nahm das Dank mit einem freundlichen Nicken entgegen und prostete Bodebert zu bevor er selbst trank. Von draußen drang der Lärm exerzierender Soldaten herein und man hörte einen Weibel über unfähiges Bauernpack fluchen. Felan wandte jedoch nicht seinen Blick vom Windischgrützer und musste etwas Ungeduld unterdrücken da ihm sein Gast auf seine Frage noch nicht geantwortet hatte. Und so wartete er still ab, bis dieser gewillt schien zu sprechen.
Doch dieser schien alles andere als gewillt zu sein, sofort zum Punkt zu kommen. Genüsslich lehnte sich Bodebert auf seinem Stuhl zurück und schaute sich in Felans Schreibstube um. Der wuchtige Schreibtisch quoll fast über von unbearbeiteten Eingängen und Briefen, und ließ so den Eindruck erwecken, als ob der Junker von Sturmwacht ein vielgefragter Mann sei, dessen Zeit nur knapp bemessen war. Und je länger Bodebert sich über offensichtliche Nebensächlichkeiten, wie dem Wohlergehen der trauten Familie oder der heurigen Ernte, desto mehr verfinsterte sich die Miene Felans, dessen Antworten auf die Bemerkungen des Gastes sichtlich einsilbiger wurden.
Schließlich schien der Baron von Natzungen aber doch langsam zu dem Punkt zu kommen, wegen dem er den Weg nach Nadriansfurt auf sich genommen hatte. »Ich sehe, Eure Truppen stehen in vollster Kraft. Darauf könnt Ihr zurecht stolz sein! Denn Disziplin und Drill ist die Grundlage eines fähigen Streiters. Und so wie die Zeichen stehen, scheint genau dies in diesen Zeiten benötigt zu werden...« Bodebert tat einen weiteren Schluck aus seinem Kelch und verzog die Stirn, als er feststellte, dass er den Grund bereits erreicht hatte.
Der Rabensbrücker Ritter verzog das Gesicht kaum merklich. Er hasste es, wenn man ein Gespräch mit überflüssigen Allgemeinplätzen und Andeutungen füllte, anstatt direkt zum Kern einer Sache vorzustoßen und sie offenzulegen. Doch war dies wohl manchmal vonnöten um sich nicht allzuleicht in die Karten sehen zu lassen und so musste er sich darauf einlassen. »Nun, wie ihr es anmerktet diese Zeiten sind unsicher. Raubritter und selbsternannte Herren und damen allenthalben. Man wäre töricht sich nicht entsprechend zu schützen, sowie alles was einem zum Schutz anempfohlen ist«, gab er zurück, zugleich gelangweilt als auch darauf gespannt zu erfahren was Bodebert wahrhaft von ihm wollte. War er im Auftrage Luidors hier...oder auf eigene Faust? Das war auch eine Frage die Felan zu ergründen dachte.
»Recht habt Ihr! Denn das ist es doch, weswegen die Götter uns in unseren Stand gesetzt haben, oder? Dass wir, die Starken und von hoher Geburt, das Volk des Landes und der Städte beschützen! Mir aber scheint es, als vergäßen die vielen Eifrigen unseres Standes diese Aufgabe und schauten nur auf ihr eigenes Wohl und Ansehen. Und während das Volk draußen gegen die Widrigkeiten ankämpft, ungeschützt und alleine der Gnade der Zwölfe ausgeliefert, behagt es den Reichen und Emporkömmlingen in ihren Palästen sehr wohl!« Bodebert begann sich in Rage zu reden. Sein Kopf begann sich zu röten, auch wenn dafür durchaus der Wein eine Mitverantwortung zu tragen hatte.
Diese Rede des Windischgrützer war. .. interessant. Fast könnte man ihn für einen dieser daimokratischen Brandredner halten, die die bestehende Ordnung vernichten wollten, hätte er nicht mit Absicht einige des blauen Blutes davon ausgeschlossen. »Ihr wisst sehr wohl, dass meine Meinung sich von eurer da wenig unterscheidet, scheint mir. Doch die Frage ist dann wohl: was gedenkt IHR nun zu unternehmen? Ebenso solltet ihr wissen, dass ich ein fester Parteigänger Ludiors bin, doch wo ihr so offen sprachet werde ich es auch tun, und sage euch dass ich keineswegs zufrieden damit bin wie die Sache in Hartsteen von ihm schleifen gelassen wird. Auch wenn so einiges eben denen schuldhaft angelastet werden muss, die ihr soeben als selbstverliebt und pflichtvergessen nanntet, doch scheint mir auch, dass unsere Seite nicht so entschlossen vorgeht, wie es für Hartsteen und seine Bewohner notwendig wäre.« Mit diesen Worten versucht der Schallenberger den Windischgrützer aus der Deckung zu locken und erwartete dessen Replik mit unter dem Kinn zusammengefalteten Händen.
»Und ich gebe Euch Recht, Schallenberg! Das Lavieren der Politik... nein, das ist nichts für Hartsteen! Auch wenn ich ich unserem Grafen Luidor voll vertraue. Denn er selber hat diesen Umstand von uns allen am schmerzlichsten im Auge. Ich habe ihn selber gefragt, ob er nicht zu zauderhaft handeln würde. Ihr hättet ihn sehen sollen, wie seine Zornesader auf der Stirn schwoll. Derart enragiert habe ich ihn noch nie gesehen! Und als er dann ruhiger wurde, hat er mir seinen Plan unterbreitet. Deswegen bin ich hier, weil er mich ausdrücklich an Euch verwies.«
Erneut hob Felan die linke Augenbraue, als der Windischgrützer nun endlich zum Punkt zu kommen schien, auf den er es die ganze Zeit abgesehen hatte. »Nun denn, es wäre doch sehr unfreundlich mich als euren Gastgeber noch allzulange auf die lange Folter zu spannen«, machte sich des Schallenbergers Ungeduld Raum, in dem allerdings auch Vorsicht mitschwang, als der Hinweis darauf kam, dass man ihm scheinbar eine besondere Aufgabe in den neuen Plänen zugewiesen hatte.
Bodebert lehnte sich ein wenig nach vorne und senkte die Stimme. »Ihr wisst selbst, dass wir in Hartsteen eine Situation haben, die mit den Mitteln der Fehdeparteien alleine nicht zu entscheiden ist. Geismar verfügt über genügend Geld und Söldner, aber er kann keine offene Auseinandersetzung wagen, weil er sich seiner Vasallen nicht sicher sein kann. Luidor dagegen hält weite Teile des östlichen Hartsteens, und heimlich sympathisieren die alten Ritterfamilie mit ihm, auch die neutralen. Aber auch er kann nicht offen gegen Feidewald ziehen, weil dazu die Truppen nicht ausreichen. Was Luidor braucht, sind Truppen von Verbündeten, aber die Alten Häuser wollen sich nicht offen in die Fehde einbinden lassen. Jedenfalls war das der Stand bis zum Anfang des Jahres, bevor diese... Witzfigur, dieser Schneckerich, diese aufgeblasene Puppe die Geschicke des Königreichs übernommen hat. Seitdem ist etwas in Bewegung geraten. Die Adligen der Alten Häuser wollen nicht direkt gegen die Krone aufbegehren, aber sie wollen wieder Land und an Einfluss gewinnen. Graf Luidor war bei Graf Danos und beide haben ein geheimes Abkommen geschmiedet, dass jeder Verbündete auf die militärische Kraft des anderen zurückgreifen kann, sofern es kein direktes Vorgehen gegen Geismar ist. Das heißt, Luidor kann auf die gesamte Ritterschaft des Reichsforstes zurückgreifen, um sich eine bessere Stellung zu verschaffen und die Verbündeten in die Fehde hineinzuzwingen. Das ist gewagt, ja. Aber gegen die geballte Macht der Reichsforster Ritterschaft und der loyalen Ritter Hartsteen, gibt es kaum eine Kraft, die ihr gewachsen wäre.«
Bodebert hielt kurz inne, schaute in seinen noch immer nicht wieder gefüllten Kelch und schüttelte verstimmt den Kopf. Dann fuhr er fort.
»Wenn wir auch gegen Geismar nicht direkt angehen können, so können wir ihn aber doch vor den Augen der Krone enttarnen. Die feige Ratte können wir in Feidewald mit runtergelassenen Hosen erwischen, und ihr den Einfluss auf Hartsteen nehmen. Wie gesagt, der Osten Hartsteens wendet sich von Geismar ab, der Westen versinkt durch Geismars Eslamsgrunder in Chaos, so dass er von dort auf keinerlei Hilfe hoffen kann. Es geht nun darum, wer den Norden zurück ins Spiel holen kann. Wer den Norden befriedet, der hat die Chance auf den Sieg. Denn dort lagert das Potential, dass für Luidor den Ausschlag geben kann.«
Felan wartete noch immer auf den Punkt, weswegen Bodebert nun eigentlich zu ihm gekommen war. Er wurde aus den Ausführungen nicht schlau, sie enthielten keinerlei neue Information für ihn und ein wenig wurde er darüber ärgerlich. Doch er sah, dass Bodebert noch nicht zum Ende gekommen war.
»Es sind seit längerer Zeit wieder neuere Gerüchte aus dem Norden hervorgedrungen. Offenbar sieht es alles andere als gut dort aus. Der Reichsgau liegt in Trümmern und weite Teile des Landes werden aus Appelhof beherrscht. Seitdem die schwarzen Horden eingedrungen sind, hat es keine sichere Nachricht aus Appelhof gegeben. Aber nun scheinen sich die Zeichen zu verdichten, dass sich dort ein Machthaber eingenistet hat, der droht den Norden von Hutt zu destabilisieren. Es gab mehrere Berichte über massive Übergriffe auf die Ernte unserer Verbündeten in Nordhutt, und keiner der Angreifer schien unter der Waage und dem Rad zu kommen. Ein Fremder also, der kein Teil der Fehde ist, und somit die Möglichkeit den Bündnisfall mit dem Reichsforst auszurufen. Und wenn Luidor erstmal überhaupt die Reichsforster Ritter unter seiner Fahne versammeln kann, und einen großen Erfolg einfährt, dann wird die Zurückhaltung der Alten Häuser zurückgehen. Dann können die vereinten Ritter aus Hartsteen und dem Reichsforst den Kaufmann aus dem Feidewald jagen...«
Felan verzog nachdenklich das Gesicht. »Und wer sagt euch, dass die Reichsforster mehr tun werden als nötig? Schließlich haben sie hier weder zu gewinnen sondern höchstens zu verlieren, wenn sie über die Noten des vertrags hinaus agieren. Und die alten Häuser ...« Er winkte ab. »Machen wir uns nichts vor: viele von denen muss man schon herausprügeln, wenn es darum geht ihre Pflicht zu tun und nur wenn es ihnen direkt an den Kragen geht werden sie rege. Ich will euch nichts schlechtes einreden und kaum wer dürfte glücklicher darüber sein, dass wir in die Offensive gehen als ich. Aber überzeugt, dass es funktioniert bin ich nicht. Und ich gebe zu: ich mag den gedanken nicht auf Reichsforster Hilfe angewiesen zu sein, wenn es um innerhartsteenische Angelegenheiten geht. Aber das mag Graf Luidors Entscheidung bleiben und ich werde nicht an ihr rütteln. Nur ... was habt ihr dabei mir für eine Rolle zugedacht?«
»Es geht darum, den Verbündeten aus seinem Haus zu locken. Es ist doch gerade die ängstliche Vorsicht, die die Alten Familien in den letzten Jahrzehnten so sehr in die Defensive gedrängt hat. Und geschwächt hat. Natürlich müssen wir die Reichsforster Ritter noch entsprechend einstimmen, sie für uns gewinnen. Und natürlich liegt darin ein Risiko. Aber Schallenberg, welche Alternative bleibt denn? Ich sehe in Euch mich selber vor zwanzig Jahren, als die Familie Hartsteen noch in Trümmern lag und die Grafen von Hartsteen einen Bock nach dem nächsten schossen. Wie häufig habe ich Sighart von Hartsteen aufgefordert, die treuen Ritter zu sammeln und gegen die Familie Quintian-Quandt zu stellen. Damals war die Lage noch erbärmlicher als heute. Es war übrigens Euer Vater, Rainbrand von Schallenberg, der mich immer wieder in meinem Zorn zügelte und sagte, die Zeit für die Fehde sei noch nicht gekommen. Aber heute ist es anders. Wir können unsere Rechte wieder durchsetzen, die wahren Hartsteener Ritter sind wieder erstarkt! Wenn Ihr den Fels den hang hinabwerft, dann wird sich eine Lawine bilden, die stärker ist, als alles bisher bekannte. Aber Ihr müsst aufpassen, dass Ihr den Fels nicht an die falsche Stelle werft. Denn dann geschieht nichts. Sobald die Reichsforster Ritter auf Hartsteener Boden unter dem Madakelch reiten, muss die Bewegung nach Feidewald gehen und unter sich begraben. Es ist ein gewagtes Unternehmen, vielleicht die letzte Chance des wahren Grafengeschlechts auf ihren gerechten Platz. Aber wenn noch weiter gezögert wird, oder wir aus Kurzsichtigkeit zu schwach sind, dann ist dies das Ende unseres Kampfes. Dann wird der Kaufmann über den Ritter siegen!« Bodebert lehnte sich zurück, sein Kopf war hochgerötet und seine Augen blitzten vor Entschlossenheit.
Felan hatte die Rede einerseits belustigt aber auch frohen Herzens vernommen. Endlich würde losgeschlagen und würde auf rondragefälligem Wege eine Entscheidung erzwungen werden! Und so antwortete er begeistert und dem Elan der Jugend. »Windischgrütz, seid versichert ihr könnt auf mich zählen in allem was getan werden muss. Es freut meine Seele, endlich mit offenem Visier reden und kämpfen zu dürfen. Mich hat die Herumsitzerei elend gemacht und nichts mehr freut mich, als den Willen meines Vaters an seiner Statt heute für Hartsteen ausführen zu dürfen. Denn dies ist der Befehl zum Aufbruch den ich schon lange habe hören wollen und wenn ich an der Spitze meiner Mannen ausreite wird nicht weniger als der Sieg für Hartsteens Sache der Lohn für das Vertrauen sein, dass man in mich setzt.«
Felan war bei seinen Worten aufgesprungen und hatte Bodeberts Hände gepackt und schüttelte sie wie zur Bekräftigung seiner Worte, die einem Schwur gleichkamen. Gleich ließ er sie jedoch wieder los und riß eine Karte von seinem Schreibtisch, die die Grafschaft zeigte und ein Pergament mit der Auflistung sämtlicher verfügbaren Truppen unter seinem Befehl, samt Versorgung und Troß und legte sie vor Bodebert ausgebreitet hin. »Ich habe mich auf diese Stunde wie keine zweite vorbereitet. Nennt Ort, Monat und Tag und es wird der sein, von dem man später sagen soll, dass an diesem Tag das Ende von Geismars Ursurpation eingeläutet wurde!«
»Luidor plant den Zug für die ersten Frühjahrsmonde. Es braucht ja noch Vorbereitungen, die Reichsforster müssen mobilisiert werden. Was aber von größter Wichtigkeit ist, und deswegen, Schallenberg, bin ich hier, wir wissen faktisch nichts hierüber.«
Bodeberts Finger zeigte auf die Stelle der Karte, wo die nördlichen Ausläufer des Feidewaldgebirges lagen und ein zierlicher Schriftzug den Namen 'Appelhofe' verhieß.
»Wenn die Meldungen stimmen, dann müssen wir uns auf einen harten Kampf einstellen, bevor wir gegen Geismar ziehen können. Es heißt, die Stadt sei von einem Schwarzmagier aus der Warunkei besetzt, der über mehrere Banner schwere Söldner verfügt. Das sind aber nur Gerüchte, und darauf können wir uns nicht verlassen. Graf Luidor schickt mich, um mit Euch einen Erkundungstrupp aus vertrauten Leuten zu bilden. Denn niemand, versteht Ihr, NIEMAND, darf auch nur die geringste Ahnung von Luidors Plänen bekommen, bevor die Entente aufbricht. Deswegen muss oberflächlich alles so weiterlaufen wie bisher, auch wenn wir die Vorbereitungen vorantreiben müssen.«
Schallenberg nickte nur knapp. »Ich verstehe. Ich stehe zur sofortigen Verfügung.« Er überlegte kurz. »Ich denke ich habe da genau die richtigen Leute für dererlei Erkundigungen an der Hand, die ausgezeichnet dafür geeignet wären. Ihr könnt persönlich mit ihnen spechen, wenn euch das beliebt. Ich halte sie in stetiger Bereitschaft, denn sie haben schon bei ähnlichen Aufträgen für mich gehandelt und sind verschiedenenartig ausgebildet.« Er grinste füchsisch. »Derweil wird es kein Problem darstellen die Fassade aufrecht zu erhalten, auf dass der Krämer nichts von unseren weitergehenden Vorbereitungen mitbekommt. Das lasst nur meine Sorge sein.«
»Es dürfen nicht zu viele sein. Ein Trupp von mehr als vier Reitern fällt bereits auf. Und Luidor bat mich zudem, sich bei der Familie Allingen umzusehen und diese mit einzubeziehen. Auch sie sind Verbündete und treue Vasallen des Grafens. Er wünscht, dass Junker Peridan von Allingen von Anfang an beteiligt ist.«
Das wiederum schien Felan weniger zu gefallen, sah er doch seine Rolle in dem Unternehmen durch die Mitwisserschaft des Junkers zumindest geschmählert. Dennoch nickte er wenn auch unwillig zu den Worten um sie zu bestätigen. »Wie ihr meint. Auch wenn es mir lieber wäre nur so wenige als möglich würden vorab alles wissen. Zumindest sollte aber klargestellt sein, wer dem Grafen Luidor im welchen Belang direkt unterstellt ist, um Kompetenzfragen nicht aufkommen zu lassen und um eine straffe Ordnung der Organistion auf wenigen Häuptern zu gewährleisten.«
Bodebert nickte. »Deswegen ist es Luidors ausdrücklicher Wunsch, dass die drei Oberhäupter seiner Hauptverbündeten gemeinsam die Aufklärung machen. Und es gibt niemanden, dem Luidor mehr traut. Es wird neben uns dreien nur noch ein wald- und ortskundiger Läufer mitreisen, für den ich meine Hand ins Feuer legen würde. Bei allem Respekt vor Euren Leuten, Schallenberg, ich zweifle nicht im mindestens an ihrer Loyalität. Aber diese Erkundung ist von grundlegender Bedeutung für das Gelingen der gesamten Unternehmung.«
»Ihr wollt sagen der Graf will uns vier, seine höchsten Verbündeten direkt alleine dorthinschicken?« Nun konnte Felan etwas Verblüffung nicht unterdrücken, während er über Bodeberts Fülligkeit den Blick schweifen ließ. »Bei allem gefälligen Respekt, aber scheint das nicht etwas...fahrlässig? Angenommen unser Spähtrupp wird entdeckt enthauptet sich der Graf gleich seiner wertvollsten Verbündeten, sollte man uns festhalten. Abgesehen davon, dass in der Zeit, die gewiss nciht kurz sein wird, Arbeit liegen bleibt, die nur durch unsere Hände gehen kann, gerade wo so wichtiges im Hintergrunde ansteht. Zumindest ihr könnt doch kaum erlauben, dass ihr länger als nötig euch von diesen dreisten Buben in Natzungen abwendet. Das scheint mir allzu riskant, um noch als Mut durchzugehen.«
»Der Graf ist sich des Risikos voll bewusst. Aber nur so kann er hundert prozentig sichergehen, dass kein Unbeteiligter auch nur eine leiseste Ahnung der Unternehmung bekommt.« Der Baron zu Natzungen konnte ein breites Lächeln nicht unterdrücken: »Schallenberg, Ihr habt doch darauf gebrannt, dass es vorangeht. Nun, ich habe keinen Zweifel daran, dass Ihr ein fähiger Aufklärer seid!«
»Das sollt ihr auch zukünftig nicht anzweifeln«, drohte Felan spielerisch mit dem Finger drohend, während er Bodebert anlächelte. »Nun wenn es so sein soll ... an mir soll es nicht scheitern!«