Geschichten:Der Ritt in den Reichsgau Teil 3: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. Februar 2014, 17:34 Uhr

Teil III

„Herr.“

Der Gallsteiner richtete sich aus seiner knienden Haltung auf. Mit zärtlicher Geste strich er noch einmal über den kalten Marmor, in dem ein Meister seines Faches ein Gesicht und einen Körper nachgeformt hatte, um die Zeit zu würdigen, da dieser Körper einst das Herz des Barons umfangen hatte. Nun war dieser Körper nicht mehr und das Herz des Barons war kalt wie dieser Stein, auf dem seine Hand lag.

„Was wollt Ihr hier?“

„Mit Euch reden, Herr. Wir machen uns Sorgen. Alle reden von Eurem Zug nach Tobrien und wir fragen uns, ob dies unbedingt nötig sei. Ihr könntet Eure Männer und Frauen schicken, wenn Ihr dem Sturmbanner nicht vertraut.“

„Vertrauen? Ich vertraue niemanden, nicht einmal mir selbst. Beinahe hätte ich einen Freund getötet, nur weil er diese Freundschaft nicht kampflos hatte enden lassen wollen. Was bin ich geworden? Was?“ Wieder strich er über den kalten Stein, verharrte seine Hand an den so bleichen Wangen, die er einst liebkost hatte, als sie noch rot und warm gewesen waren.

“Ihr seid ein Mann, den man achtet und fürchtet. Niemand will Euch ohne weiteres zum Feind.“

„Ich bin mein eigener Feind. Ich will die Achtung der anderen nicht, denn sie sind mir egal. Feinde sind dazu da, um überwunden zu werden. Der Starke muss siegen. Bin ich dies nicht mehr, dann ist die Zeit für andere gekommen. Ich will nach Tobrien um zu sehen. Um zu verstehen. Es ist ein Bußgang. Der Herr Firun gibt es so vor. Teste dich selbst, wenn du glaubst schwach geworden zu sein.“

„Man braucht Euch hier.“

Alena ist versorgt. Uta ist allein stark genug. Hier auf Mor´Tres achtet mein Vogt auf alles und wenn er es nicht genau nimmt, dann seid Ihr noch hier. Nein, mein Weg ist vorgezeichnet. Ich werde gehen, um zu sehen. Ich werde siegen, oder untergehen. Kein Wort mehr davon!“

„Und was ist mit dem Pfalzgrafen?“

„Was ist schon damit? Ein Hund, der nicht versteht zu beißen, kann lernen es zu tun. Man muss ihm rechtzeitig beibringen, wer der Herr ist. Wie ich Eslam kenne, wird er schon auf seinem Ross sitzen um diesen garetischen Adelsmann in den Boden zu stampfen. Vielleicht kann Simold ihn aufhalten, vielleicht auch nicht. Der Dunkelsfarner wird schweigen, wie so oft. Ich kann warten. Unsere Zeit kommt. Sollten die Beweise die Wahrheit sein, dann wird der Graf zu den Schwachen zählen, denn er hat versagt. Niemand bekommt eine zweite Chance. Er hätte uns gleich beim ersten Mal töten sollen. Sorgt dafür, dass Nachricht entsandt wird nach Leihenbutt.“

„Wohin?“

„Leihenbutt. Nimmgalf von Hirschfurten ist ein Mann, der sich unter den Seinen wenigstens so nennen kann und darf. Wir packen ihn an der Ehre. Er soll sagen, ob die Pulethaner wieder einmal die Drecksarbeit für die Pfortenritter machen sollen. Ob diese sich wieder hinter den bunten Turnierbanden verstecken wollen, um zuzusehen. Wir werden genau beobachten, ob Ehre nicht nur ein hohles Wort für diese Männer ist. Wir lassen sie wissen, dass die Pulethaner keinen Grafentitel achten, wenn der Mann dahinter nicht würdig ist diesen zu tragen. Wir strafen Bauern, wie auch Adel, wenn dieser sich gegen das Gesetz des Herrn Praios stellt. Mögen die Pfortenritter entscheiden, auf welcher Seite sie stehen. Schweigen sie, so sind sie schwach und die Schwachen werden vergehen! Dies ist Gesetz!“ Zorn funkelte in den Augen des Gallsteiners.

„Meine Freunde werden handeln und egal was sie machen, sie werden meine Unterstützung bekommen. Wir sind Pulethaner! Wir stehen auf der rechten Seite!“

Die schwarze Dame neigte ihr Haupt. Eben war sie noch voller Sorge gewesen, hatte geglaubt ihr Herr sei müde des Lebens geworden, doch nun verstand sie. Der Baron wollte seine Kraft messen. Würde er heimkehren aus Tobrien, so würde seine Hand noch härter werden.

Gleichzeitig spürte sie die Leere in ihrem Innersten sich ausbreiten. Würde ihr Herr noch Mensch sein, wenn er wieder kam, oder wäre er dann endgültig zum kalten Jäger geworden? Der Weg des Herrn Firun kannte keine Gefühle wie Mitleid, oder gar Liebe ...

Lebe, solange du noch stark genug bist.

Stark aber war ihr Herr. Er würde wiederkommen; und sie würde warten.


Die Antwort aus Leihenbutt

An Yendor Falkwin von Limpurg, den Baron zu Gallstein


Euer Hochgeboren,

Auch mir sind die Ereignisse der letzten Wochen und Monate bezüglich der Angelegenheit in Breitenhof und ihrer Folgen nicht verborgen geblieben. Seid versichert, dass sich die Gesamtheit der Pfortenritter genauso in ihrer Ehre verletzt fühlt, wie die der Pulethaner. Eurer Aufforderung, den Dingen direkt vor Ort auf den Grund zu gehen, werde ich nur, zumindest in diesem einen speziellen Falle, allzu gerne nachkommen, denn es liegt in meinem zufürdersten Interesse, dass diese Angelegenheit rasch und lückenlos aufgeklärt, und der oder die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

Daher werde ich mich, samt meines Gefolges von zehn bewaffneten und berittenen Leihenbutter Soldaten zu der von euch genannten Zeit zur Kaiserpfalz Reichsgau begeben, und dort den Pfalzgrafen von Wetterfels zur Rede zu stellen. Unsere Zusammenarbeit wird sich selbstverständlich nur und ausschließlich auf die Aufdeckung der Hintergründe dieser Schandtat beziehen, danach möge ein jeder seiner Wege ziehen. Während unserer Zusammenarbeit mögen die Dinge, die unsere Beziehungen in der Vergangenheit belastet haben, ruhen, um die Objektivität der Ermittlungen nicht zu gefährden oder einzuschränken. So Euch dieses zusagt, sehen wir uns zum vorgeschlagenen Termin in Reichsgau.

Hiermit verbleibe ich


Nimmgalf von Hirschfurten, Baron zu Leihenbutt