Geschichten:Ein Traum wird wahr - Teil 9: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 28. Februar 2014, 17:35 Uhr
Ein deutlich vernehmbares Klopfen an der Tür, kündigte an, dass die anderen beiden Teilnehmer des Abendmahls endlich eintreffen würden. Malina von Niederriet, die Hauptfrau des Landvogtes, hatte A'urel die Tür geöffnet und ihn lächelnd eingelassen. Ihr Gesicht wirkte rosig, und es war fast unglaublich, doch sie war tatsächlich dem Anlass entsprechender gekleidet. Ihre frauliche Figur wurde nun durch das oben eng anliegende Kleid, dass im Rockteil weit schwingend geschnitten war, betont. Der Ausschnitt war nicht klein, doch das helle Unterkleid verhinderte den allzu freizügigen Blick auf ihr Dekollete. Das grüne Kleid war an den Säumen mit feinen Stickereien von Weinranken versehen worden. Malinas Wahl der Kleidung war ein Anblick, den selbst Aldron von Firunslicht wohl eher selten gehabt haben dürfte. Sie wusste, dass sie natürlich mit den fast durchscheinenden Kleidern der nebachotischen Frauen nicht mithalten konnte, doch es war nicht ihre Art sich jedermann halbnackt zu zeigen. Was hatte man auch davon ständig alles sehen zu können. Wo blieb da der Reiz des Unbekannten?
Auf den fragend Blick A'urels, der ihr erneut seine Hand hinstreckte, nickte sie fast unmerklich und reichte ihm die Ihre. Etwas aufgeregt ging sie in Richtung der Herren. Unsicher versuchte sie die Stimmung einzuschätzen. Über was hatten sie sich die ganze Zeit unterhalten, derweil sie und A'urel ausgiebig in ihrer Stube ihr Wiedersehen genossen hatten?
Die beiden Herren waren inzwischen wieder in den Saal umgesiedelt aber offenkundig bester Laune. Man verstand sich ausgezeichnet: Außer Ra'oul und Aldron waren noch Reto von Binsböckel und einige Flaschen anwesend, die weniger voll als leer waren. Der alte Rittmeister der Rommilyser erspähte das Paar als erster und winkt die beiden heran, während er der Höflichkeit halber sich erhob. Für sein Alter bot Reto einen durchaus noch stattlichen Anblick, der von dem gepflegten, langen Silberhaar noch unterstrichen wurde. "Wundervoll, so setzt euch doch. Seine Hochgeboren hat darauf bestanden, erst auftragen zu lassen, wenn alle Gäste anwesend sind. Bis dahin mussten wir uns mit Wein behelfen…", scherzte er, offenbar gut aufgelegt. Ra'oul fand den Ausspruch wohl ebenfalls amüsant oder war aus anderem Grund gut aufgelegt, aber dass sogar der grimme Herr des Arvepasses ohne Tadel seinem Edlen diesen Ausspruch durchgehen ließ, machte Malina stutzig.
Aldron blieb indes zumindest ernst.
Die Gute Stimmung der Herren, vor allem die seines Bruders steckten auch A'urel an, der bei Eintreten noch ein recht finsteres Gesicht gemacht hatte. Ein aufmerksamer Beobachter hätte eventuell vermutet, dass seine Blicke dem Vogt des Arvepasses gegolten haben, doch die leicht angetrunkenen Herren schenkten dem keine weitere Bedeutung bei. Im Gegenteil, Ra'oul achtete zunächst nicht auf A'urel sondern begrüßte Malina, indem er auf sie zutrat, sie mit einem strahlenden Lächeln ansah und meinte. "A'urel, wälch edle Dama huast Du da in diesän grauen Shékas (Mauern) gefundän?" Damit gab er Malina den nebachotischen Willkommenskuss auf ihre beiden Wangen und führte sie zu ihrem Platz, bevor er sich selbst zu seinem gesellte. Das Gesicht der Hauptfrau bekam noch etwas mehr Farbe, und sie bemühte sich nicht in Ra'ouls fragende Augen zu sehen. Sie fühlte sich ohne Rüstung ohnehin nicht ganz wohl in ihrer Haut. Die Aufmerksamkeit A'urels Bruder schien ihr förmlich Unbehagen zu bereiten, hatte sie sein Verhalten in Brendiltal doch noch lange nicht vergessen. Insbesondere die Blicke und sein Tonfall in jener Nacht waren ihr im Gedächtnis geblieben.
A'urel war über das spontane Verhalten seines Bruders etwas überrascht und mußte sich daher beeilen, mit Malina Schritt zu halten. "Wie isch sähe, habt ihr euch gut untärhalten?" Fragte er fast ein wenig spöttisch. "Wuas wir von euch sichär auch sagen kennten, odär?" Gab Ra'oul herausfordernd und doppeldeutig seine Antwort.
Statt also Ra'oul ihre Aufmerksamkeit zu schenken, lächelte Malina von Niederriet Aldron und auch Reto von Binsböckel an. Sie durften ruhig an ihrer Miene ablesen, dass alles in Ordnung war zwischen A'urel und ihr.
Mit knappem Zeichen bedeutete nun der Hausherr, dass man bereit sie zu speisen. Und nachdem alle einen Sitzplatz und einen weingefüllten Becher hatten, waren auch schon Knechte und Mägde heran, die dampfende Schüsseln mit Pilzsuppe servierten.
Sowohl die weit gereisten Nebachoten, als auch die Hauptfrau lobten die gereichte Speise. Es schien allen zu munden der eingekehrten Ruhe nach zu urteilen. Auf die Suppe folgte dann noch ein nicht minder schmackhafter Braten vom Steinbock mit einem süßherben Kompott aus Beeren, Trollbirnen und geröstetem Brot.
Nachdem auch der letzte Bissen verzehrt und mit einem guten Wein hinunter gespült worden war, schien die Zeit gekommen wo man sich wieder locker unterhalten konnte. Zur Verdauung bot der Gastgeber nochmals einen Brannt an, der gerne angenommen wurde. Dazu wurde eine Platte mit Nüssen und Käsestücken gereicht, die wohl gedacht war, den Abend zu begleiten.
Die Hauptfrau verspürte nicht den Drang sich mit Vergorenem zu berauschen. Der Wein schien ihr gut zu bekommen, doch sein Glück sollte man nie überstrapazieren. Wie sie nur zu genau wusste, würde der morgen grauen, und je mehr sie in sich aufnahm, desto schlimmer würde das Erwachen werden. Zumindest war es in den vergangenen Tagen so gewesen. Da war die Aussage der Köchin, dass das nach ein paar Wochen vergehen würde tröstlich, aber beim Anblick gewisser Speisen oder vor allem gewisser Gerüche war ihr schon häufiger derart blitzartig speiübel geworden, dass sie auf Experimente verzichten wollte. Aldron von Firunslicht würde ihr das sicher nachsehen. Darum lächelte sie beherzt in die Runde während die Männer anstießen und nippte in kleinen Schlucken an ihrem Wein.
Das Gebaren der werdenden Mutter war gelöster als noch zu Beginn des Mahles und auch A'urel schaute nicht mehr so finster drein, im Gegenteil, er prostete Aldron und auch Reto ordentlich zu bevor er den Brannt in einem Zug hinunterkippte. Irritiert hätte er ihn fast wieder ausgespuckt. A'urel verdrehte seine Augen, hielt sich die Kehle und hustete heftig. Mit der Schärfe hatte er nicht gerechnet. Eilig schüttete er sich etwas Wasser in einen Becher und kippte diesen ebenfalls in sich hinein. Als er dies noch mal wiederholte, schien es ihm endlich wieder besser zu gehen. Etwas unglücklich lächelte er und schaute in die Runde. Das Lachen der anderen ignorierte er dabei.
"Viellaicht suolltän wir nochmals von vornä beginnen." Wand sich Ra'oul an Malina. "Ein Beshir'a Danal entschuldigt sich nicht, doch wirden wir äs tun, wirdä ich Dich jetzt für damals, als ich euch im Zelt maines Vaters iberraschte tun. Ich bin Ra'oul." Der ältere Bruder schien es aufrichtig zu meinen, als er Malina zuprostete.
Stahlblaue Augen schauten ihn misstrauisch an. Sie war von seiner Äußerung überrascht worden, da sie dachte er würde bezüglich des Trollzackers den A'urel sichtlich schlecht vertrug etwas sagen. Jetzt wusste sie nicht recht was sie darauf entgegnen sollte. Was war denn das nun wieder für eine komische Sache. Ein Beshir a Danal würde sich nicht entschuldigen. So ein Blödsinn. Andererseits, sie würde bald ein Teil dieser Familie werden, da war es unklug sich derart störrisch zu geben, selbst wenn sie sein Verhalten nie vergessen oder entschuldigen würde. Eigentlich stand ihr noch eine Forderung zu, so wie er sie beschuldigt hatte seinen Bruder nur aus Eigennutz zu verführen. Sie merkte, dass sie besser aufhören sollte an diese Sache zu denken, denn in ihr kochte die alte Wut hoch, und sie merkte deutlich, wie Blut in ihre Wangen schoß. In einem Seufzer entlud sie ihre Anspannung- er sollte ruhig sehen und hören, dass es ihr nicht leicht fiel dieses Zugeständnis zu machen. Mit einem verhaltenen Lächeln hob sie nun ihrerseits den Kelch. "Malina…"
Nickend stieß Ra'oul mit der Hauptfrau an.
"Wuas ist das fir ein Gesöff?" Fragte A'urel derweilen Aldron. "Ich hattä das Gefiehl, fir einen Augenblick nichts zu sähen." Aldron griff nach der Flasche und präsentierte das recht schmucklose Gefäß. "Das ist Trollzacker, jedenfalls nennt man den örtlichen Schnaps aus Trollbirnen in den Niederungen so. Der hier wurde von Garrald, dem Ai'Than meiner trollbergischen Garde selbst gebrannt. Ich bekomme zwar auch aus Heerelagen als Abgabe einige Flaschen im Jahr, aber dieser ist besser." In Aldrons Rede schwang eindeutig Stolz mit über diese Errungenschaft und sogleich hob er die Flasche knapp an und sah fragend zu Au'rel hinüber. Sich vor den anderen keine Blöße geben wollend nahm dieser das Angebot an. Kurz räuspert er sich und wappnete sich. Doch diesmal war er entsprechend vorgewarnt und leerte seinen Becher ohne besondere Zwischenfälle. Dennoch beschlich den jungen Nebachoten das Gefühl, dass das niemals sein Favorit unter den Getränken werden würde. Insgeheim fragte er sich, was wohl das "besser" bedeuten mochte, das der Hausherr dem Schnaps als Prädikat verliehen hatte, sprach es jedoch nicht aus.
Unauffällig legte die Hauptfrau eine Hand auf seinen Arm. Leise wisperte sie ihm ins Ohr: "Trink davon besser nicht zuviel, sonst muss ich dich später noch schultern…" Schalkhaft grinste sie ihn dabei an.
A'urel musste kurz 'hicksen', nickte Malina aber süffisant zu. "Wänn das ain Angebot ist, trinkä ich gleich noch ainen."
An alle gerichtet meinte sie dann. "Vielleicht sollten wir morgen einen kleinen Rundgang oder einen Ausritt machen, damit die Gäste einen Eindruck erhalten was die Verteidigung des Passes angeht? Weibel Sayid wäre sicher froh auch zeigen zu dürfen was er vergangene Woche trainiert hat."
"Gibt äs denn hier viel zu säen?" Fragte der jüngere Nebachote erstaunt.
"Eine gutä Idee." Warf dagegen der ältere der Brüder ein. "Vielleicht kommän wir dabei auch ain wenig ins Flachland? Main Brudär mainte, Du kenntest sehr gut raiten." Die letzten Worte richtete Ra'oul direkt an Malina. "Ich wirdä das gerne sähen." Überraschte Blicke schossen sogleich von Malina zuerst zu A'urel, der nur unwissend die Schultern hob, und dann wieder zu Ra'oul, der ihr doch gerade erst eine Entschuldigung angeboten hatte. War das wieder eine von diesen merkwürdigen Doppeldeutigkeiten, oder ging es hier tatsächlich um ihr reiterisches Können? Bei diesen Nebachoten konnte man sich da nie ganz sicher sein.
Der Baronett tauschte einen wissenden Blick mit Aldron aus. "Abär vielleicht willst Du ihr sagen um wuas äs hier gähdt, bevor sie mich noch fir verrickt erklärt, zumal wir ihrä Zustimmung benätigen." Ra'oul grinste bei diesenr Worten breit und nahm einen Schluck aus seinem Pokal, währen A'urel mit einem fragenden Blick fast lauernd nachfrage. "Wuas soll das Ganzä?"
"Mir scheint in unserer Abwesenheit wurden Dinge besprochen, die auch mich betreffen Hochgeboren Aldron? Vielleicht würdet ihr mich in Kenntnis setzen um was genau es dabei geht, die Worte Ra'uls haben mich neugierig gemacht. Wozu genau benötigt ihr meine Zustimmung?" Ihre Körperhaltung war nicht mehr so locker wie zuvor. Auch ihre Hand lag nicht mehr entspannt in A'urels Rechter. Die Hauptfrau trat wieder zutage und sie schien Haltung anzunehmen. Eine der Mägde bat sie um einen Tee, da sie das Gefühl hatte bei klarem Verstand sein zu müssen, und zuviel des Weines wäre da sicher wenig hilfreich.
"Der Baronet und meine Person haben einige Überlegung angestellt. Raul zeigt sich besorgt um die Zukunft der Mark am Darpatmund und in der Tat gibt es einigen Anlass zur Sorge. Bestimmte Spannungen können nicht verneint werden und wir sind übereingekommen, dass es an der Zeit ist, Zeichen für die Stärke und die Einheit Perricums zu setzen." Die Hauptfrau nickte zustimmend. Sicher es galt den Nachbarn zu zeigen, dass hier ein geeintes Land war, und nicht eines, dass man im Handstreich einnehmen könnte, da es im Innern so gärte, dass die Verteidigung im Ernstfall kaum ein müdes Lächeln wert wäre. Aldron machte eine Pause nach den ersten Sätzen, wohl auch, um das bisher gesagte sacken zu lassen. Dann schließlich setzte er, nun in einer von ihm eher gewohnten knapp-militärischen Art fort: "Geplant ist ein Bund aus Kämpfern, die treu die Idee eines geeinten Perricum unterstützen. Kern der bewaffneten Schlagkraft ist eine Gruppe Berittener, die von ihrem Quartier Bahr ai Danal aus schnell eingreifen können." Malinas Blicke galten nun Ra'oul. Schien er wohl derjenige zu sein, der diese neue Einheit leiten würde Der Nebachote lächelte sie wissend an, während A'urel noch immer nichts verstand und Aldron weiter fortfuhr. "Die Ausbildung der Leute als schlagkräftige Einheit wird Rittmeister von Binsböckel koordinieren. Für das Kommando im Feld habe ich dem Baronet euch vorgeschlagen." So sprach der Landvogt, als sei nichts dabei, und sah dabei Malina an, die mit ihrem Blick gerade erst wieder zu ihm zurückkehrte, und nun ziemlich verständnislos dreinblickte.
"Mir?" Schnell rekapitulierte sie die genannten Fakten im Geiste. Eine Einheit aus Kämpfern und Berittenen. Die Reiter sollte sie befehligen. Der Sitz wäre Bahr ai Danal. Um ihre Überraschung zu verbergen wollte sie zunächst soviel wie möglich erfahren. "Und wer würde die Reiter stellen? Ich gehe davon aus, dass auch hier ein Zeichen der Einheit Perricums gesetzt werden soll." Wie oft schon hatte sie den Untergang der alten Einheit betrauert. Und nun sollte eine neue Reiterelite aus dem Boden gestampft werden. Nebachotische Leichtigkeit und raulsche Genauigkeit vereint? Und das unter ihr? Ihr Kopf begann zu schwirren. Wenn sie nur an Leute wie Sayid dachte, wurde ihr die Brust zu eng, und sie hätte am Liebsten freiheraus mit der Aussage, dass sie für so eine Aufgabe nicht die Richtige wäre, den ganzen Planungen ein Ende bereitet. Andererseits war es ein Traum, den sie hegte, solange sie denken konnte. Sie fühlte sich geradezu in zwei Hälften zerrissen. Und das Kind das sie unter ihrem Herzen trug? A'urel stand derweilen mit offenem Mund zwischen den Herrschaften und blickte sie abwechselnd und immer wieder zu Malina zurück staunend an.Das würde ja bedeuten, dass Malina näher zu ihm kommen würde. Langsam Begriff er und seine Verblüffung wich offener Freude. "Oh Malina, waißt Du was das heißt?" Fragte er sie glücklich.
Ra'oul lächelte bei den Reaktionen des jungen Paares. "Auf Dich, Shara a Korim! Willkommän in Bahr ai Danal."