Geschichten:Altes Blut - Richtungsentscheidungen: Unterschied zwischen den Versionen
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Yenadar, Leodora und Esmer erhoben sich und ließen eine sichtlich erboste Rondriga zurück. So schnell würde sie nicht aufgeben, so viel war sicher. | Yenadar, Leodora und Esmer erhoben sich und ließen eine sichtlich erboste Rondriga zurück. So schnell würde sie nicht aufgeben, so viel war sicher. | ||
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Version vom 31. Juli 2014, 21:46 Uhr
Gut Zweifelsfelden, Freiherrlich Zweifelfels, Baronie Zweiflingen, Mitte Efferd 1037 BF:
Rondriga ritt gemächlich durch das Dorf Zweifelsfelden, der zweitgrößten Ortschaft der Baronie. Untertänig grüßten die Bauern, wussten sie doch wer da gerade an ihnen vorbei ritt – es war die Schwester des Barons von Zweiflingen und sie war nicht allein. Mit ihr ritten ihre beiden Leibgardistinnen Isira von Quastenstein und Firngard von Sandelbruch. Beide Frauen waren Rondriga treue Begleiterinnen. Firngard kannte sie schon von klein auf. Die wuchtige Ritterin um die 50 mit dem blonden Kurzhaarschnitt begleitete die Zweifelfelserin bereits seit Rondrigas Knappentagen bei Erlan von Zankenblatt und Isira war eine Spielgefährtin aus den unbeschwerten Tagen auf Burg Zweifelfels. Die knapp 30jährige Frau mit langen dunkelbraunen Haaren und einer ungewöhnlich kratzigen Stimme war, was keiner vermutete, eine Abgängerin der Akademie der Magischen Rüstung zu Gareth. Sicherheit war Rondrigas höchstes Gebot, besonders in diesen Zeiten. Das waren die Momente in denen sie bereute, dass die Ausbildung am Schwert bei ihrem Knappenvater eher zu kurz kam...
Die drei Reiterinnen überquerten am Ortsausgang eine steinerne Brücke die sich erhaben über die Zweifel spannte. Am anderen Ende erreichten sie Gut Zweifelsfelden, eines der familieneigenen Domänen der Familie Zweifelfels. Das Gut war äußerst wehrhaft und mit einer drei Schritt hohen Mauer umgeben. Im Inneren war das Wiehern und Schnauben von Pferden allgegenwärtig, denn das Gut beherbergte das Gestüt der Familie.
Im Innenhof angekommen, wurden Rondriga und ihre Begleiterinnen sogleich von der Verwalterin des Gutes Raulgard von Storchenhain begrüßt. Rondriga erwiderte knapp die Begrüßung, stieg ab und wies ihre Begleiterinnen an, draußen zu warten. Sie selbst eilte schnellen Schrittes ins Hauptgebäude des Gutes. Ihr Weg führte sie in einen rustikal eingerichteten Raum in dessen Mitte ein großer Tisch aus Eichenholz stand, an dem drei Personen saßen und offenkundig auf sie warteten.
„Oh, es sind schon alle versammelt, welch Freude. Den Göttern zum Gruße meine lieben Anverwandten.“ Rondriga blickte in die Runde. Vor ihr saßen die Geschwister Yendar und Leodora von Zweifelfels, beide in den 50ern und hochdekorierte Hauptleute a.D der kaiserlichen Armee, sowie Leodoras Tochter Esmer, Junkerin in Leihenbutt.
„Rondra zum Gruße“, grummelten die Angesprochenen im Chor.
„Was verschafft uns die Ehre dieses Treffens? Und sag nicht du möchtest mit uns über Pferdezucht palavern.“ Leodora wirkte ungeduldig.
„Hübsche Idee, aber nein“, Rondriga setzte ein falsches Lächeln auf, „es geht um etwas viel bedeutenderes. Wie ihr wisst erreichten uns kürzlich Hilfegesuche von Raulbrin und der Falkensteiner Gemahlin von Allerich. Es gibt in Rallerspfort Gruppierungen die Raulbrin stürzen wollen...“
„..und da Debrek mit Raulbrins Schwester verheiratet ist, werden wir ihn natürlich unterstützen“, beendete Leodora den Satz. „Dafür hättest du uns nicht kommen lassen brauchen mein Kind.“
Rondriga ging über diese offensichtliche Respektlosigkeit ungerührt hinweg und fuhr unbeirrt fort. „So einfach ist die Sachlage nicht, verehrte Leodora. Denn wie es scheint, haben die Aufrührer mit dem Haus Hirschfurten, oder zumindest Teile von denen, namentlich Junkobald und Ungolf, potentielle Verbündete. Was deine Anwesenheit hier rechtfertigt.“ Rondriga schaute gönnerhaft zu Esmer. „Debrek ist zu allem entschlossen seinem Schwager zu helfen, ihr kennt sein Ehrgefühle“, Rondriga rollte dabei mit den Augen, „Aber wir dürfen das Große und Ganze nicht außer Acht lassen. Zwischen uns und Rallerspfort liegt immer noch Leihenbutt und auch dort haben wir Interessen.“ Rondriga blickte wieder zu Esmer. „Erleuchte uns, wie ist dort die politische Lage zur Zeit?“
„Nun, weite Teile der Baronie wurden in den letzten Götterläufen befriedet. Auch wir haben es nach verlustreichen Kämpfen geschafft, die Raubritterbanden in die Wulfshöhen zu treiben. Einzig das Kastell Wulfshö an der Grenze zu Bärenau wird noch von Stipen von Staniz-Stippwitz gehalten. Es ist nur so “, Esmer stockte, „es hat sich als schwieriger herausgestellt die Menschen wieder auf den Wege der 12-Götter zu bringen. Die Zeit unter der Schreckensherrschaft Simionas hat unverkennbar ihre Spuren hinterlassen und es gibt einfach zu wenig Geweihte die...“
„Danke“, Rondriga erhob gelangweilt ihre Hand, „was viel wichtiger ist, auf wen kann Junkobald zählen?“
„Auf die Familie Wegfeld, die sind durch das Hirschfurten zu Junkern aufgestiegen. Sommerberg ist zu schwach, dort regieren die Praioten. Der Zornesorden kocht sein eigenes Süppchen, mehr sind da nicht..“
„Was hat das nun alles mit Rallerspfort zu tun?“ warf Yendar ein, der sich bis jetzt alles wortlos angehört hatte.
„Alles – und nichts!“ Rondriga lachte. „Wir müssen Raulbrin beistehen – keine Frage – aber gleichzeitig müssen wir auch sicherstellen, dass es Junkobald nicht gelingt seine Macht zu festigen, darum sollte es uns auch gehen, also, ich brauche Vorschläge – ihr seit schließlich die Militaristen! Wie können unsere Interessen gewahrt bleiben?“
„Wir haben noch ein Problem“, warf Esmer ein, was Rondriga mit Zornesfalten quittierte. „Zerbelhufen, die gehören zu den Aufrühren, allerdings pflegen wir schon seit vielen Generationen gute Kontakte zu ihnen. Mein Knappe...“
„Vergiss Zerbelhufen“ zischte Rondriga genervt, „die sind für uns verloren.“
„Aber...“, Esmer wollte noch etwas einwerfen, kam aber nicht mehr dazu.
„Wir werden Firnhold eine neue Gemahlin suchen und dein Knappe? Tja, den hat Brinian dieser Tölpel als Bote zu seinem Vater geschickt. Ich fasse es nicht! Unser einziges Druckmittel...“
„Du sprichst von meinem Sohn!“ warf Yendar unaufgeregt ein.
„Er mag dein Sohn sein, aber in dieser Situation hat er versagt, das musst du zugeben.“
„Er hat in der Tat unglücklich gehandelt“, stellte Yendar nüchtern fest.
„Dann sind wir uns ja einig, Zerbelhufen sind für uns passé – und dein Sohn ist ein Tölpel“, fasste Rondriga das Gesagte zusammen, ohne sich dabei beim letzten Halbsatz ein Lächeln verkneifen zu können.
„Leomar und Alrik-Herdan haben für Ende Travia zur Heerschau der Nordwaldsteiner Grenzwächter auf das Seligenfeld geladen. Sie wollen dort Kampfübungen abhalten und die Nordwaldsteiner Verbände auf den kommenden Haffax-Feldzug vorbereiten. Ich werde mit den Zweiflinger Grenzwächtern ebenfalls teilnehmen.“ Yendar sah aufmerksam zu Rondriga herüber.
`Interessant, wusste Leomar etwa auch schon Bescheid?´, fragte sich Rondriga. Denn der Plan den sie verfolgte, der natürlich weit größer war als die Machtkämpfe in Rallerspfort, sah Leomar nicht vor. Den wollte sie da heraushalten, er war zu unberechenbar. Aber sei es drum, um Leomar würde sie sich zu gegebener Zeit kümmern und seine Truppenstärke konnte sie später gut nutzen, auch wenn sie jetzt kontraproduktiv war. „Sehr gut, so hätten wir schon mal eine größere Truppenansammlung nördlich von Leihenbutt“, Rondriga lächelte, allerdings nur äußerlich.
„Du ziehst nicht ernsthaft in Erwägung gegen Junkobald vorzugehen, Kindchen! Meine Tochter“, Leodora, der nun langsam dämmerte worauf Rondriga wirklich hinaus wollte, deutete erregt auf Esmer, „hat erst vor einem Götterlauf ihre Position in Leihenbutt gefestigt, das werden wir sicher nicht aufs Spiel setzen!“
„Zumal Junkobald eh die meiste Zeit bei seinem Onkel in Randerburg auf dem Schoss sitzt. Sein von ihm eingesetzter Verwalter behelligt uns nicht weiter“, warf Esmer ein, „schlafende Hunde sollten wir nicht wecken.“
„Ihr denkt so engstirnig“, fuhr Rondriga die beiden Frauen an, „ihr...“
„Nur die Ruhe“, unterbrach Yendar die Baroness von Zweiflingen, „das gilt für euch alle! Rondriga, angenommen wir würden deinen Vorschlag in Betracht ziehen, was an sich schon tollkühn ist, wer soll uns dabei unterstützen? Tannwirk? Das wird nicht ausreichen.“
„Streitzig!“ warf Rondriga emotionslos in die Runde
„Bist du von allen Sinnen?“, polterte Leodora los, „nach all dem was die uns angetan haben? Badest du in Uslenrieder Rotbier seitdem du in Hirschpforten residierst?“
„Wir müssen die alte Feindschaft überwinden! Zumindest für eine gewissen Zeit. Ich sage euch, ein Geheimbund mit dem Haus Streitzig, das wird uns mehr Einfluss einbringen und wird Hirschfurten aus Waldstein fegen.“
„Nein, Rondriga, du irrst! Dafür ist schon zu viel Wasser die Raller runtergeflossen“, Yendar schüttelte mit dem Kopf, „Die Zeit ist dafür noch nicht reif.“
Yenadar, Leodora und Esmer erhoben sich und ließen eine sichtlich erboste Rondriga zurück. So schnell würde sie nicht aufgeben, so viel war sicher.