Geschichten:Schimpf und Schande - Teil 13: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 22. August 2014, 23:05 Uhr

Familienrat im Haus Hirschfurten

Dramatis personae:


Burg Randersburg, ksl. Randersburg, Ende Firun 1033:


„Und dann kam einfach dieser königliche Bote nach Trollhammer und überbrachte mir die Nachricht, dass ich mit Leihenbutt entlehnt sei, weil ich meine Lehnspflichten vernachlässigt hätte. Gezeichnet durch Horbald von Schroeckh im Namen ihrer königlichen Majestät. Das ist schon ein starkes Stück, findet Ihr nicht, Onkel?“ Nimmgalf hatte sich etwas in Rage geredet.

Nachdem sich die Wetterlage etwas gebessert hatte, war Nimmgalf von Hirschfurten, der jüngst entlehnte Baron, schnurstracks zu seinem Onkel Ungolf nach ksl. Randersburg gereist, um mit seinem ihm die Sachlage zu seiner Entlehnung zu erörtern, und die Möglichkeiten zu prüfen, die sich jetzt noch ergäben. Zu seiner Überraschung war er dort auch auf Junkobald von Hirschfurten getroffen, den intriganten Sohn seiner Tante Hynthia, die bereits vor einigen Jahren gestorben war. Der eitle Schnösel saß nun ebenfalls im Kaminzimmer und hörte sich zu Nimmgalfs Missfallen die Schilderungen mit leicht amüsierten Gesichtszügen an.

Ungolf entgegnete: „In der Tat, Neffe! Damit hätte man kaum rechnen können. Wenn es nur um die Vernachlässigung ginge, wären andere viel eher an der Reihe gewesen ihr Lehen zu verlieren.“

„Wirklich, Vetter!“ meldete sich Junkobald zu Wort. „Da habt Ihr Euch ganz schön aufs Kreuz legen lassen!“

„Wer hat Euch denn nach der Meinung gefragt?“ konterte Nimmgalf wütend. „Ich dulde auf Wunsch meines Onkels, dass Ihr uns hier mit Eurer Anwesenheit beglückt. Doch spart Euch die geistreichen Kommentare, verstanden?“

Junkobald grummelte etwas wie „Schon gut“, und trank noch einen Schluck aus dem Weinglas.

Nimmgalf wandte sich wieder an Ungolf. „Ich denke nicht, dass diese Entscheidung von der Königin selbst kam, und von Schroeckh auf ihren Befehl hin gehandelt hat. Immerhin habe ich Leihenbutt von Simionas Schreckensherrschaft befreit.“

„Ja schon, doch vergiss nicht, dass durch deine langen Abwesenheiten damals diese Persona non grata überhaupt erst die Möglichkeit erhalten hatte so mächtig zu werden, um dir die Macht über Leihenbutt zu entreißen.“

Nimmgalf glaubte seinen Ohren kaum zu trauen: „Ihr, Onkel, habt mich doch damals mit Simiona erst bekannt gemacht! (siehe: Intrigenspielchen) Es wäre ja alles ganz anders gekommen, wenn ich mit einer Garetierin den Bund eingegangen wäre, wie es ursprünglich vorgesehen war.“

„Hätte, wäre, könnte… das steht doch jetzt gar nicht zur Debatte. Es geht darum, dass feine Herr Staatsrat meiner Meinung nach gehörig seine Kompetenzen überschritten hat. Für mich sieht das eindeutig nach später Rache aus“, stellte Ungolf fest.

„Oh, diese miese kleine Made! Ich hätte ihm damals bei Puleth gleich den Kopf runterschlagen sollen! (siehe: Die Schlacht um Puleth – Teil 26) Wegen Reichsverrat und Kollaboration mit dem Feind. Dann wäre mir viel Ärger erspart geblieben.“

„Dafür hättest Du dann ganz anderen Ärger bekommen, Neffe. Vergiss nicht, dass der von Schroeckh von ganz oben her gestützt wird. Wie sonst hätte so eine Witzfigur den Posten des Staatsrates bekommen können?“

Nimmgalf schüttelte den Kopf: „Um so schwerer wiegt nun wieder der Verlust Praiodans von Luring! Unter seiner Ägide hätte es solch schandhaftes Gemauschel und Intrigieren in der Staatskanzlei nicht gegeben.

„Ha! Wenn Ihr wüsstet!“ lachte Junkobald laut auf und fing sich dafür einen weiteren finsteren Blick Nimmgalfs ein.

Ungolf ergriff wieder das Wort: „Also halten wir mal fest: den Verlust Leihenbutts können wir nicht einfach hinnehmen. Die Entlehnung geschah höchstwahrscheinlich ohne Rohajas direkten Befehl und lässt einen Alleingang von Schroeckhs vermuten. Aber so ganz will ich daran noch nicht glauben. Jemand muss ihn darauf hingestossen haben, denn so viel Perfidität – eigenmächtig Entlehnungen auszusprechen in der Hoffnung, dass diese von Rohaja letztlich akzeptiert werden um nicht das Gesicht zu verlieren - ist ihm nur schwerlich zuzutrauen. Er muss demnach noch Zuarbeiter haben, denen daran gelegen ist unser Haus zu schwächen!“

Nimmgalf kratzte sich am Kopf. „Hm, so habe ich das noch nicht betrachtet. Könntet Ihr Euch vorstellen, wer da in Frage käme?“

„Oh, das wird ne lange Liste…“ warf Junkobald grinsend ein.

„Jetzt reicht’s aber, Vetter. Noch ein schändliches Wort und ich werde Euch persönlich hinauswerfen“, entgegnete Nimmgalf sichtlich genervt.

Ungolf griff den Faden wieder auf: „Man muss sich doch nur die Frage stellen, wer am meisten von der Sache profitieren würde, wenn das Haus Hirschfurten nicht mehr in Waldstein mitbestimmt. Na, irgendeine Idee?“

Nimmgalf überlegte nur kurz: „Die Streitzigs? Aber das kann ich mir nicht vorstellen. Wulf ist seit Jahren ein guter Freund und ist auch Seite an Seite mit mir gegen Simiona gezogen, um das Land für MICH wiederzugewinnen. Da wird er mir doch jetzt nicht in den Rücken fallen.“

„Das Fräulein Allechandriel wird es jedenfalls nicht gewesen sein. Die wurde doch schon seit über einem Götterlauf nicht mehr in der Grafschaft gesehen – so viel übrigens zum Thema Vernachlässigung von Lehnspflichten. Ihr Vertreter im Grafschaftsrat hingegen ist ein von Streitzig, seit der Hampelmann von einem Zweifelfelser abgesetzt wurde, der angeblich nur ein Zuträger deiner Verflossenen war. Nun braucht man nur noch zwei und zwei zusammenzuzählen und voila!“

„Ihr versteht von solchen Dingen mehr als ich, Onkel. Könntet Ihr Euch nicht mal umhören? Vielleicht gelingt es Euch Beweise für ein Komplott zu finden, was mir letztlich helfen könnte mein Lehen zurückzubekommen.“

Ungolf musste schmunzeln. „Ich werde mal sehen was ich machen kann. Jedenfalls werden die Hirschfurtens nicht kampflos aufgeben. Sei es auf dem Feld – was ja eher Dein Part wäre, Nimmgalf - oder in der Politik, was eher in mein Metier fiele.“ Dabei warf er Junkobald einen vielsagenden Blick zu, den dieser schmunzelnd erwiderte.

„Gut, dann wäre das jetzt fürs erste geklärt. Gute Nacht zusammen.“ Damit verließ Nimmgalf das Zimmer. Junkobald blickte ihm nach und sagte dann: „Nein, Vetter, Politik ist wirklich nicht Euer Ding. Das sollten lieber andere für Euch erledigen, nicht wahr, Onkel?“ Ungolf nickte.


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