Geschichten:Praiosgefällige Anarchie - Eslamsrodener Belagerung: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 10. September 2014, 19:50 Uhr
12. Hesinde 1036 BF, Tiefenquell, Baronie Eslamsroden
Gerbald saß im Wachraum des Zwillingstorturms, welcher die steinerne Brücke über die Eslamsquell bewachte. Vor ein paar Tagen war er mit seinem Aufgebot angekommen und hatte den Dorfältesten von den neuen Begebenheiten in Kenntnis gesetzt. Dieser hatte es, was blieb ihm angesichts der schwer gerüsteten Kämpen auch anderes übrig, schweigend hingenommen und die notwendigen Einquartierungen vorgenommen. Insgeheim hoffte er nicht zu Unrecht darauf, von der Blockade zu profitieren zu können, mussten die anwesenden Soldaten doch versorgt werden. Auch würden einige Händler, die nicht nach Eslamsroden herein durften, einen Teil ihres Handel bereits in Tiefenquell erledigen.
Die Reichslandstraße nach Wehrheim war in einem besseren Zustand als in Richtung Westen gewesen, daher waren sie zügig und ohne Verluste vorangekommen. Der Umstand, dass Tiefenquell nur wenige hundert Schritt von Eslamsroden entfernt lag und bereits hier die Handelswege von Westen kommend zusammenliefen, kam Gerbalds Absicht entgegen. Die dichte Schneedecke machte es den Handelswagen schon jetzt schwer voranzukommen. Seine Reiter hatte Gerbald in einem Gehöft im Norden und südlich der Brücke postiert, um Reisende abzufangen, die wider jeder Vernunft den Weg durch das offene Gelände versuchten.
Seit ihrer Ankunft hatten seine Soldaten an der Errichtung einer Feldbefestigung in Richtung der Reichsstadt gearbeitet, zunächst provisorisch mit in den Boden getriebenen Holzpfählen, dann mit dem langsamen Ausheben von Wall und Graben. Diese Arbeit gestaltete sich ob des gefrorenen Bodens mühsam, dennoch wuchs der Wall von Tag zu Tag von der Reichslandstraße ausgehend an beiden Seiten.
Ardo war nur wenige Tage vor dem Hexenhainer von Süden her vor Eslamsroden eingetroffen. Es hatte ihn einige Überredungsarbeit gekostet, den Kressenburger Prätor dazu zu bewegen, ihn zur rebellischen Reichsstadt zu begleiten. Das hatte nicht daran gelegen, dass der Prätor nicht auch erzürnt über die Aufstände gewesen wäre, als vielmehr an der Unlust des Praioten, bei Schnee und Kälte sein Kloster zu verlassen und stattdessen in einer zugigen Bauernkate zu nächtigen. Auch hatte Ardo versucht den Baron von Quastenbroich zu überzeugen sich ihm anzuschließen, doch hatte sich sein zögerlicher Nachbar nicht dazu durchringen können, ohne Weisung der Greifin zu handeln.
So hatte der Kressenburger einige wertvolle Tage vertan. Wenigstens waren in der Wartezeit seine Vasallen vollzählig zu ihm gestoßen, so dass er mit der geplanten Truppenstärke, einem Halbbanner Landwehr und der kampfbereiten Kressenburger Lanze vor die Stadtmauern hatte ziehen können. Bei seiner Ankunft hatte man wie erwartet die Stadttore geschlossen. Selbst ein Aufruf von Prätor Badilak hatte die Wachen nicht dazu bewegen können ihnen den Weg zur besetzten Baronsburg freizugeben. Ardo und seine Mannen waren dadurch gezwungen gewesen sich vorerst in den umliegenden Gehöften einzuquartieren. Kurzentschlossen hatte er den größten Hof im Südosten der Stadt, auf halber Höhe zwischen dem Ost- und dem Südtor zu seinem Hauptquartier ernannt und hatte von hier aus um die Stadt patroullieren lassen, bis sein Bundesbruder mit der Verstärkung aus Hexenhain eingetroffen war.
Inzwischen konnte Ardo sich ganz auf die Überwachung der von kaum zweihundert Schritt Mauer getrennten Tore im Süden und Osten konzentrieren. Nach Gerbalds Vorbild ließ er von seiner Landwehr Wall und Graben parallel zur Stadtmauer ausheben, während die Ritter jeden Handelswagen nach Eslamsroden abfingen, durchsuchten und hernach um die Stadt herumführten. Bei einem Händler aus dem Süden hatte man sogar wieder eine der Eslamsgrunder Hetzschriften entdeckt. Seine Besitz ward sofort sichergestellt und er selbst dem Prätor zur eingehenderen Befragung überstellt worden.
Selbiges tat Gerbald in Tiefenquell. Bisher hatten die Wachen drei Wagen aus Eslamsroden abgewiesen und wieder in die Stadt zurückgeschickt. Aus Westen waren es derer fünf gewesen. Zwei gaben als Ziel Eslamsroden an und wurden zur Umkehr aufgefordert. Die drei anderen hatte andere Ziele und wurden auf einer Ausweichroute südlich um die Stadt herum gelenkt, wo sie von Ardos Rittern begleitet wurden.
Eine militärische Reaktion aus Eslamsroden war bisher ausgeblieben. Gerbald vermutete, dass der Gegenüber keine oder nur wenige Informationen über die Stärke und Absicht ihrer Truppen hatte. Auch schätzte er, dass die Stadtoberen sich auf die Dicke ihre Stadtmauern verlassen würden. Dass sie auf Unterstützung von Außen hofften, wusste Gerbald als ihm an diesem Morgen ein Gefangener vorgeführt wurde, der ein Bündel Depeschen bei sich trug. Er hatte sich in der Nacht von der Stadtmauer abgeseilt und versucht Tiefenquell über die Felder zu umgehen. Die Reiter hatten seine Spur aufgenommen und ihn vollkommen erschöpft in einer Kate aufgegriffen. Die Schrieftstücke waren sowohl an den Meister der Mark als auch an den Reichskanzler gerichtet. Die Siegel hatte Gerbald nicht gebrochen, konnte er sich doch sehr gut ausmalen, was in den Depeschen stand. Hierüber würde er mit Ardo beraten müssen, wenn man sich an diesem Abend zum zweiten Kriegsrat traf.
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