Geschichten:Sommer auf Rosskuppe - Mechthilds Hunger: Unterschied zwischen den Versionen
VerschiebeBot (D | B) K (Textersetzung - „Autor=(.*)\[\[Benutzer:(.*)\|(.*)\]\]“ durch „Autor=$1{{Briefspieler|Benutzer:$2|$3}}“) |
(Vorlage „Briefspielindex“ bearbeitet.) |
||
Zeile 48: | Zeile 48: | ||
|Reihe=Sommer auf Rosskuppe | |Reihe=Sommer auf Rosskuppe | ||
|Teil=5 | |Teil=5 | ||
|Datum=17.11.1033 | |Datum=17.11.1033 | ||
|Zeit= | |Zeit= | ||
Zeile 55: | Zeile 53: | ||
|Copy= | |Copy= | ||
|Logo=Wappen_Markgraeflicher_Marstall.svg | |Logo=Wappen_Markgraeflicher_Marstall.svg | ||
|Alternativreihen= | |||
|Postille= | |Postille= | ||
|Ausgabe= | |Ausgabe= | ||
|Artikel= | |||
|Dichtung= | |Dichtung= | ||
|Barde= | |Barde= | ||
|Anderswo= | |Anderswo= | ||
| | |Zusammenfassung= | ||
|cat1= | |cat1= | ||
|cat2= | |cat2= |
Version vom 11. September 2014, 19:46 Uhr
Markgräflicher Marstall in der Baronie Hexenhain
Mitte Ingerimm 1033 BF
Dramatis Personae
- Ardo von Keilholtz ä.H., Baron von Kressenburg
- Urion von Reiffenberg, Rittmeister der Mark
- Mechthild von Kieselholm, Knappin des Barons von Kressenburg
- Bewohner und Gäste des Marstalls
Urion nahm Renzi beim Arm und lies den Gästen den Vortritt. Die große Tür zur Halle wurde von Innen geöffnet. So traten sie in den Raum, in dem eine lange Tischreihe zu einer Hufeisenform aufgestellt war. Auf den Tischen standen Teller und Becher aus Zinn und Körbe voll duftendem Brot sowie einige große Kannen, in denen ardo das Dunkle Ferdoker vermutete.
An den Tischen zur Türe hin stand erkleckliche Anzahl von Menschen, von denen ein Teil mit den Uniformen der Grenzreiter bekleidet waren. Als Führer der Truppe konnte Ardo einen jungen Leutnant erkennen, dessen Gesicht eine Portion übertriebener Selbstsicherheit ausstrahlte. Zu Ardos Freude erblickte er auch zwei Vertreter des Volkes der Angroschim, einen Zwerg mit russigen Händen und kräftigen Oberarmen sowie eine Angroscha, die das Wappen der Baronie Hexenhain auf dem Waffenrock trug. Beide begrüßte der Kressenburger mit einigen Worten auf Rogolan.
Die Anwesenden verneigten sich tief und die Frauen vollführten einen mehr oder minder gelungenen Hofknicks. Ardo musste im Angesicht von so viel Höfischkeit schmunzeln, aber er merkte, dass Urions dieses Prozedere schon allein deshalb vollführen lies, damit sich das Gesinde bei höherem Besuch anständig zu benehmen wusste.
Urion übernahm die Führung und bat Ardo an die Tafel und auf dem Ehrenplatz auf einer kleinen Empore Platz zu nehmen. Die Stühle hier waren breiter als die des Gesindes und mit einem kleinen Kissen annehmlich nach dem ganzen Tag im Sattel.
Von der Seite traten zwei junge Mägde heran und hielten Ardo und Mechthild je eine Wasserschüssel, Seife und ein Handtuch hin. Nachdem sich die beiden die Hände gereinigt hatten und sich dem Staub der Straße aus den Gesichtern gewaschen hatten nahmen alle ihren Platz an der Tafel ein.
Sofort kamen einige Mägde und gossen großzügig das dunkle Bier in die Krüge. Dann folgte das Essen. In großen Schüsseln trugen vier Knechte eine reichhaltige Rübensuppe auf.
Als alle Schalen gefüllt waren erhob sich Rondrian und es wurde still in der Halle. „Herrin Travia, dir und deinem himmlischen Geschwistern sei Dank für dieses Mahl. Wir danken Euch für eure Gnade und freuen uns, dass ihr die Wege des Barons von Kressenburg zu uns gelenkt und ihn und seine Getreuen sicher begleitet habt.“
Wie aus einer Kehle erklang das Gewohnte: „So sei es.“
Urion nickte seinen Leuten zu und diese begannen nicht gerade leise sich über die Suppe herzumachen. Er schmunzelte und wandte sich Ardo zu: “Nun Ardo, iss dich nicht satt daran, denn es gibt noch zwei Gänge. Zum einen hat der Koch eine Hirschpastete mit Wildkräutern und Rahmschwammerl vorbereitet und danach folgt ein kräftiger Schweinsbrat`n mit Greifenfurter Klößen in Rübensirup.“
Er hob seinen Bierkrug und prostete Ardo zu. „Zum Wohle, fühle dich wie zu Hause, und streife mal alle Sorgen und Pflichten für einen Moment ab.“
„Das will ich gerne tun. Zum Wohl!“ Nachdem er Urions Geste erwidert hatte, ließ Ardo sich kein zweites Mal bitten. Die kräftige Suppe war ganz nach seinem Geschmack und auch das Ferdoker Dunkle sagte ihm sehr zu. Da er die speziellen Eigenheiten zwergischen Bieres zur Genüge kannte trank der Kressenburger nur in Maßen.
Mechthild hielt sich beim Bier ebenfalls sehr zurück, war sie doch gewarnt und wollte ihrem Schwertvater keine Schande machen. Nichts desto trotz konnte man erkennen, dass es ihr schmeckte. Mit dem gesunden Heißhunger einer heranwachsenden Knappin waren bald nicht nur die Rübensuppe, sondern auch Hirschpastete und Schweinsbraten bis auf den letzten Pilz und den letzten Klecks Sirup in ihrem Mund verschwunden. Daheim in Kressenburg, wo sich ihr Schwertvater bei den Ausgaben für das Essen zumeist nach den sparsamen Vorgaben seines Vogtes, ihres Großonkels, richtete, hatte sie zumeist immer Hunger, wenn sie auch nie hungern musste. Als sie endlich wieder von ihrem Teller aufsah, erkannte sie einige belustigte Blicke der Grenzreiter, die zu ihr hinüber schauten. Sofort war ihr sommersprossiges Gesicht wieder hochrot angelaufen. Beschämt senkte sie den Kopf, während sie mit einem halben Ohr nach den Gesprächen der hohen Herrschaften lauschte, die sich mit Abschluss des Essens langsam ernsthafteren, und für die Knappin interessanteren weil spannenderen, Themen näherten.
Urion beobachete seine Gäste genau, sie schienen das Essen zu genießen. Als Mechthild ihren Teller geleert hatte, sprach er sie an: „Nun junge Dame, ich hoffe es hat Euch gemundet, aber seid nicht so scheu, wenn ihr noch hungrig seid, dann gebt den Mägden ein Zeichen und ihr bekommt einen Nachschlag. In unseren Hallen geht keiner hungrig ins Bett und aus Euch soll ja eine stattliche Ritterin werden.“ Leise fügte er hinzu: „Und macht Euch nichts aus dem Gerede der Grenzreiter, die sind auch erst ein paar Tage hier und noch recht grün hinter den Ohren.“
„Vielen Dank Euer Hochgeboren, Herr Urion. Ich dachte es wäre vielleicht unschicklich und ich wollte Euch nicht die Haare vom Kopf fressen, wie mein Großonkel Phexian zu sagen pflegt.“ Noch immer stand Mechthild die Verlegenheit ins Gesicht geschrieben und sie warf ihrem Schwertvater unsichere Blicke zu, was der zu dem Angebot des Reiffenbergers denken mochte.
Ardo hatte die Sorge seiner Knappin wohl erkannt und vermochte seine Belustigung nicht zu verbergen. In vielen Dingen war sie voller Ernst und Tatendrang bei der Sache, vor allem was die ritterlichen Tugenden und die Ausbildung anging. Manchmal klangen Dinge aus ihrem Mund sehr altklug. Aber oft kam eben auch noch zum Vorschein, dass sie fast noch ein Kind war.
„Iss du ruhig, wenn du magst. Wir sind hier zu Gast, da habe ich nicht zu entscheiden. Außerdem ist es eine Auszeichnung für die Dame des Hauses, wenn du ihre Gaben zu schätzen weißt. Über das rechte Maß unterhalten wir uns zu Hause wieder mit Phexian.“ Den letzten Satz begleitete er mit einem schelmischen Zwinkern, dass sie mit einer gezogenen Schnute quittierte. Aber sie ließ sich nicht länger bitten, drehte sich nach einer der Mägde um und fragte leise und mit roten Ohren nach einer weiteren Portion des Schweinebratens.