Geschichten:Testament des Salix von Zolipantessa: Unterschied zwischen den Versionen
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|Zusammenfassung=Ratsherr Salix von Zolipantessa hinterlässt ein überraschend selbstanklägerisches Testament. | |||
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Aktuelle Version vom 28. September 2014, 14:04 Uhr
Die Götter mögen mir verzeihen, denn ich glaube an die Zwölf Götter, die stürmische Frau Rondra und den gestrengen Herrn Praios!
Doch wenn ich mir selbst nur Richter war auf dieser Welt, so werde ich doch vor höhere treten, wenn Uthars Schwelle hinter mir wird liegen.
Entschuldigung werde ich nicht finden – Ent-Schuldigen kann mich nichts und niemand – doch Rechtfertigung sei dem Ritter und Ehrenmann unverwehrt:
Jeder will doch gerne ganz sein, das er ist, und unsere Existenz ist es nun einmal, glücklich zu scheinen. Weil wir es nicht sein können auf unsere Weise, sollen wir es darum gar nicht sein? Wenn wir die Freude aus ihrem reinen Quell nicht mehr unmittelbar schöpfen dürfen, sollen wir uns auch nicht mit einem künstlichen Genuß hintergehen, nicht von eben der Hand, die uns beraubte, eine schwache Entschädigung empfangen dürfen? Was soll jener also tun, der einmal gefehlt, nie wieder zurückkehren darf? Im belibt nichts, denn die Kristallkugel ist verloren, wenn sie den Fängen des Adlers einmal entglitten.
Wenn aber alles vor mir und hinter mir versinkt – die Vergangenheit im traurigen Einerlei wie ein Reich der Versteinerung hinter mir liegt – wenn die Zukunft mir nichts bietet – wenn ich meines Daseins ganzen Kreis im schmalen Raume der Gegenwart beschlossen sehe – wer verargt es mir, daß ich dieses magere Geschenk der Zeit – den Augenblick – gierig und unersättlich wie einen Freund, den ich zum letzten Male sehe, in meine Arme schließe?
Freunde bleiben jenem nur, wenn sie von seiner Art sind – gleich und gleich gesellt sich gern und noch nimmer haben sich Gegensätze angezogen. Freunde lehren und beschützen, und sie lassen den Verlassenen weniger verlassen zurück.
Das Leben ist jener gerade Korridor, von dem Abzweige nur für die Irrtümer vorgesehen sind, dessen Beginn und Ende aber mit schwarzen Vorhängen verdeckt sind; hinter diesen weht kein Lüftchen, es ist dort kein Laut, und kein Licht scheint etwa durch Ritzen. Wir kommen von dem einen Vorhang und wissen doch nicht, was dahinter lag, und wir gehen unweigerlich zu jenem anderen Vorhang, hinter den zu blicken uns zeit unseres Lebens nicht vergönnt ist. Viele haben behauptet, dahinter sehen zu können, doch wer auch immer den Vorhang durchschritt – und durchreiten werden wir ihn alle –, hat hernach nicht zurückberichtet.
So auch ich. Ich berichte nichts als diese dürren Zeilen, die verstehen wird, wer verstehen kann. Ich verstehe nichts mehr als nur das eine: Mein Korridor ist an sein Ende gelangt.
Mögen die meinen mir verzeihen, mögen meine Feinde meinen Entschluß honorieren und mögen meine Freunde mich in der guten Erinnerung behalten, die ich beuwßt geschaffen habe aus dem Kern meines verdorrten Herzens. Mögen meine Gefährten der Vision aber meinen Entschluß nachtun oder für immer verdammt sein!
Mein Erbe, alles bewegliche und unbewegliche Gut, das ich in meinem derischen Dasein angehäuft habe, soll meinem Sohn zukommen, wie es Gesetz und gute Sitte ist. Ich küsse meine Gattin, der ich so viel Kummer bereite, und meinen Sohn und empfehle mich der Gnade der Unsterblichen.
Mögen die Götter mit mir sein!Salix von Zolipantessa m.p.