Geschichten:Turm auf Dame - Abgründe öffnen sich: Unterschied zwischen den Versionen
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|Zusammenfassung=Rätseln über die Motive der jungen nandusgeweihten, die Burg Angareth zum Einsturz brachte | |||
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Aktuelle Version vom 28. Oktober 2014, 13:48 Uhr
Burg Angareth am Arvepass, in den Gemächern des Landvogts
22. Travia 1036 BF, abends
"Eslamsroden war bei Greifenfurt, Eslamsgrund bei Almada und Eslamsbrück bei Warunk, richtig?" Die Frage aus dem Mund ihres Gemahls traf Leodane etwas unvorbereitet. Bis eben hatten beide Eheleute schweigend am Tisch gesessen und nur das Knacken des Feuers im Kamin und das Pfeifen des Windes um die Burgmauern hatte die Stille unterbrochen. Leodane hatte ihre Aufmerksamkeit einem Steinkopf gewidmet, den die Falkensteinerin bei ihrem Tod in der Gürteltasche trug. Bislang hatte sie nicht klar feststellen können, ob es sich bei dem Wesen um einen Troll oder einen Menschen handeln sollte. Vielleicht war es auch ein Zwerg... sie hatte eigentlich nur Orks und Goblins bislang ausgeschlossen. Gerade war sie dabei, eine Skizze von dem Stück anzufertigen. Aldron hatte sie darum gebeten. Jetzt aber ließ sie den Kohlestift sinken und sah zu ihm herüber. Ihr Gatte hatte seine Lektüre unterbrochen und das Tagebuch der Geweihten sinken lassen. Vor ihm lagen außerdem diverse Blätter, auf denen er die letzte Stunde immer wieder Worte oder Buchstaben gekritzelt und wieder durchgestrichen hatte.
"Soweit ich weiß ... es mag aber vielleicht noch andere Orte geben, die so heißen. Unter allen Eslamiden zusammen sind ja so einige gegründet worden. Warum fragst du?" Aldron hob einmal kurz das Tagebuch. "Mein Bruder hätte seine helle Freude daran. Das meiste ist verschlüsselt. Aber wie es ausseiht, war sie Ende Efferd noch in Eslamsgrund." Er betonte dabei die letzte Silbe deutlich, um den Ort von den anderen zu scheiden. "Sie muss sich ziemlich beeilt haben, um rechtzeitig zu dem Treffen mit dir zu kommen, oder?" Leodane rechnete kurz nach. Aldron hatte die Geweihte nach ihrer Anfrage zum Tag der Treue einbestellt, um sich mit ihr über ihre Absichten zu unterhalten. Jetzt nickte er. "Ja. Keine Zeit für Umwege oder langes Warten auf irgendwelche Kontaktleute, das wohl. Das paßt nicht recht ins Bild. Oder sie hat sich in Perricum selbst mit ihnen getroffen."
Seine Stimme klang verbittert, stellte Leodane fest. Sie ahnte, dass er sich Vorwürfe machte, dass er die Falkensteinerin auf die Burg gelassen hatte. Ohne den Rat der Altgräfin hätte er den Besuch vermutlich rundheraus untersagt. Die beiden waren sich von Beginn an nicht grün gewesen. Die ganze Reise von Perricum bis Angareth über hatte Aldron sich auf das notwendigste an Aussagen beschränkt und auch keinen Hehl aus seinem Mißtrauen gemacht. Dabei war die in allerlei Wissen bewanderte Geweihte eine recht angenehme Gesprächspartnerin, fand Leodane. Sie hatte sich recht lange mit ihr über Sterndeuterei und Horoskope unterhalten während der Reise.
"Es gibt doch keine stichhaltigen Beweise dafür, dass sie wirklich mit Haffax oder wem-auch-immer unter einer Decke steckte. Wenn sie das so geplant hatte, warum wurde sie dann erschlagen? und warum überhaupt sollte eine Nandusgeweihte mit Dämonenknechten gemeinsame Sache machen?", versuchte sie ihren Mann zu beruhigen. Dabei lehnte sie sich zu ihm hinüber und legte eine Hand auf seinen Unterarm. Er jedoch schüttelte unwilig den Kopf. "Wir wissen nicht genau, dass sie eine Geweihte war. Wir wissen, dass Nanduriane von Falkenstein eine Geweihte ist oder war und dass diese Frau sich so genannt hat." Leodane lächelte. "Meinst du nicht, dass ihr Lehrmeister ihre handschrift kennt?" Mit einem knappen Nicken deutete sie auf den Tisch. Dort lag der brief, den sie versandfertig und an den Prätor des Nandustempels in Dornensee adressiert bei sich trug. Aldron griff nach dem Stück Papier, überflog es noch einmal kurz und las dann laut daraus vor: "... habe ich trotz aller Widrigkeiten unter Angareth genau das gefunden, was vermutet wurde ..." Er sah auf. "Daraus lese ich vor allem, dass Roban Nando Elmenbarth eingeweiht ist und wir es nicht mit einer Einzelperson zu tun haben sondern mit einem Verschwörerring. Unbescholten ist seine Hochwürden ja nicht, das wohl!"
"Aldron, das ist doch Humbug. Warum sollten Eslamsgrunder Nandusgeweihte mit Haffax zusammenarbeiten. Keines der Dokumente und nichts, was wir wissen spricht unzweifelhaft dafür." Langsam neigte sich ihre Geduld dem Ende zu. Es kam selten vor, dass sie beide Streit hatten, aber mit dem Alter wurde Aldron immer verbohrter. Jetzt räusperte er sich nach einer kurzen Pause und lenkte dann ein. "Vielleicht nicht Haffax. Aber da ist noch etwas verborgen ... irgendetwas fehlt noch im Bild. Denn warum ..." Ein Klopfen unterbrach seine Überlegungen. Rasch schob er die Blätter zusammen, legte das Buch auf die Sitzfläche des Stuhls neben sich und rief dann "Herein!"
Ein trat daraufhin Garrald, der Ai'Than von Aldrons persönlicher Garde. Mit einem formlosem Nicken grüßte er den Burgherrn. "Aldron, Goddineren reddich sun com Vorbereitfache Totfuren. Dabeis comvells? Inelde skiewollet..." Ein knappes Nicken des Angesprochenen folgte darauf. "Danke. Ja, wir kommen gleich. Sag Bescheid." Diskussion und Nachforschungen würden warten müssen. Jetzt galt es, den Toten die letzte Ehre zu erweisen. Auch wenn sich Aldron bei Nanduriane nicht recht sicher war, ob das gerechtfertigt sei. Dem armen Wicht, der gerade Wache auf dem Turm gehabt hatte, als das Unglück geschah, wollte er aber auf keinem Fall verwehren, neben seinem Scheiterhaufen zu stehen - ein weiterer Soldat, den der Arvepass unter seinem Kommando gefordert hatte.
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