Geschichten:Aidaloê - Teil 17: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 6. Januar 2015, 13:46 Uhr

[ Vor Maarblick, Brn. Syrrenholt]

... die Verzweiflung Jubel Platz machte. Donnernd prallte der Jubel an das Ohr des Ritters und er sah den Grund der Hoffnung: Es war ein ganzes Banner kaiserlicher Soldaten, die gezielt mit Bolzensalven aus ihren Armbrüsten die Gegner dezimierten.

Ein Söldner nach dem anderen fiel oder floh, als sich auch plötzlich die Wölfe zerstreuten. Wie in blinder Panik ließen sie von ihren Opfern ab, flohen irgendwo hin, kopflos, verwirrt, nur noch Tiere. Die Kaiserlichen rückten vor, drangen nun im Nahkampf auf die verbliebenen Söldner an. Todbringende Äxte und kräftige Hämmer droschen zielgerichtet auf die Gegner ein, hieben sie zu Boden, brachen ihnen Schädel, Glieder, Schultern – Ailgrimm vermeinte das Krachen der Knochen noch auf diese Entfernung zu hören. Er formierte die Schützen und die Hellebardiere, rief sie zu sich, rannte dann zu Fuß im Kontingent auf die flüchtenden Söldner zu, einen Kampfschrei auf den Lippen. In göttergerechter Wut fuhr er mit seinem Schwert wie Rondras Orkan unter die Gegner, mähte sie nieder.

Die Hellebardiere und die Schützen, selbst nur noch mit ihren Seitenwaffen bewaffnet, taten es ihm gleich, steckten Hiebe ein, manche fielen, doch der gerechte Zorn verlieh ihnen Kraft. Es war ein grausames Gemetzel und geschlachte, Blut spritzte, Fleisch zerfiel, Knochen barsten – doch dann, mit einemmal, herrschte eine trügerische Stille wie auf Befehl, nurmehr durchbrochen vom wimmernden Stöhnen der Überlebenden beider Seiten.

Ailgrimm sah sich um. Seine Schulter schmerzte und er blutete. Oder war es das Blut seiner Gegner? Er wusste es nicht. Es war jedenfalls warm und lief an seinem Wams herunter. Er sammelte die Schützen und die Hellebardiere um sich, wie der grobschlächtige kaiserliche Hauptmann seine Männer um sich sammelte.

Der Offizier hatte mit seinem harschen Blick registriert, wer der Anführer der Landwehr war. Er trat zu Ailgrimm.

„Hauptmann Ellian Sandrad von Ambelmund vom 5ten Banner des 3ten Kaiserlich-Nordmärkischen Garderegimentes“, blaffte er. Er war groß, sehr groß und beeindruckend. Selbst Ailgrimm musste zu ihm aufsehen, mehr denn zwei Schritt ragte der kräftige, breitschultrige Hauptmann in die Höhe, das kantige Haupt nur bedeckt durch einen festsitzenden Lederhelm. Ailgrimm entgegnete wie anerzogen.

„Ritter Ailgrimm von Fuchsstein, Hauptmann der Ferinsteiner Landwehr, Schützen und Hellebardiere.“ Er hob die rechte Hand zum Herzen, der rondrianische Schwertgruß. „Ich danke Euch für Eure Hilfe, Ihr kamt gerade zur rechten Zeit.“

Der Hauptmann winkte knapp ab und sein dunkelblondes zotteliges Haar wehte im Wind. „Wir verfolgten diese Paktiererbande schon seit Tagen. Sie verheerten Syrrenholt und die angrenzenden Baronien – jetzt aber haben wir sie niedergemacht.“

Ailgrimm starrte den Hauptmann an. „Paktierer?! Ihr meint...?!“

Hauptmann von Ambelmund nickte. Doch sparte er sich jedes Wort zu diesem Thema. „Ich werde Euren Namen in meinem Bericht erwähnen. Und auch die Tapferkeit der....“

Maarblicker“, ergänzte Ailgrimm.

Hauptmann von Ambelmund fuhr fort: „.. ich habe Befehl südwärts zu ziehen, sollen den Baron von Syrrenholt unterstützen.“

Ailgrimm verstand – die Armbruster würden nicht lange hier bleiben. Der Ritter ließ seinen Blick über das Ferinsteiner Land schweifen. Die verträumten Weiden, die in lichten Hainen zusammen standen, wirkten in ihrer Friedfertigkeit angesichts des Massakers vor Maarblick wie blanker Hohn. Und auch die sanft gewellten Felder und Wege wollten mit ihrer Arglosigkeit nicht so wirklich zu dem blutüberströmten Hügel passen, von dem das Blut in kleinen Rinnsalen wie in einem Flussdelta hinabrann.

Der Wind trieb die Wolken über den Köpfen der Kämpfer zusammen, wie eine Herde flauschiger Schafe, und ließ die Wipfel der Weiden und der Erlen sich hin und her wiegen, wie zu seiner lieblichen Melodie.

Der Ritter seufzte. „Hättet Ihr vielleicht noch die zeit, mit uns den Göttern gefällig, das Schlachtfeld zu räumen? Wir wollen die Getöteten ordentlich begraben und den Segen Borons herab bitten, auf dass sich niemand unheiligerweise erheben könne.“

Und so geschah es denn auch. In stiller Zusammenarbeit fesselten sie die Gefangenen, räumten die Leichen zusammen und säuberten in mühsamer Arbeit den Schlachtplatz. Die Sonne war schon zur Hälfte hinter dem Horizont verschwunden, als endlich Ruhe und Frieden herrschte vor den Mauern Maarblicks. Keiner sprach ein Wort, bis auf bisweilen gegebene Befehle und als sich die blutrote – welch unheilvolles Omen – Sonne anschickte, gänzlich zu verschwinden, erklärte der Hauptmann, er und seine Männer würden gleich noch aufbrechen.

Das Angebot, in Maarblick zu ruhen, bis der Morgen dämmerte, lehnte der energische Offizier ab – denn er musste sich so schnell wie möglich in Syrrenholt einfinden. Und so trennten sich die Kriegsmänner, wünschten sich noch Kors und Rondras Segen.



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Kapitel 18

Teil 18
Autor: Nils M.