Geschichten:Fluss der Erkenntnis – Auf der Jagd: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 19. März 2016, 11:25 Uhr

Forst unweit des Schlosses Gerbaldsaue, Kaiserlich Gerbaldsmark, Travia 1039 BF:

Es war ein sonniger Herbsttag. Reichsvogt Mulziber von Tannengrund hatte zur firungefälligen Jagd geladen. Edorian war einigermaßen überrascht als er die Einladung bekam. Warum ausgerechnet er? Sein letztes Zusammentreffen mit dem Reichsvogt war bei der Männerrunde auf Gut Praiosborn vor einigen Monden. Dort hatte Mulziber so seltsame Andeutungen gemacht. Wusste er über das Geheimnis von ihm und Leomar bezüglich des Todes von Kronvogt Derril Bescheid? Dann waren da auch noch die Trenck-Dossiers; aus dem Arbeitszimmer verschwunden während Mulziber in Neerbusch weilte. Er gehörte für Edorian zum engeren Kreis der Verdächtigen – wie auch Leomars Gemahlin, die Edorian von tiefsten Herzen hasste. Machten Ardare und Mulziber gar gemeinsame Sache? Edorian hatte Iserion und Linnert auf den Reichsvogt angesetzt, doch die Durchsuchung seines Gemachs und seines Gepäcks hatte nichts ergeben. Wäre auch zu schön gewesen, aber warum sollte er so brisante Dokumente mit nach Praiosborn nehmen. Das wäre zu tollkühn gewesen. Am Hofe der gerbaldsmärker Burggrafen hatte Edorian seine Base Linai beauftragt Nachforschungen anzustellen. Doch auch sie blieben ohne Ergebnis. Sie hatte allerdings von einer ledernen Mappe berichtet, die der Reichsvogt ständig bei sich trug.

Nun war Edorian selbst in der Höhle des Löwen. Dem nicht genug, hatte der Reichsvogt ausgerechnet ihn auch noch als Begleitung für die Jagd erwählt. So fand er sich also in einem Wäldchen unweit von Gerbaldsaue wieder, mit einem Mann den er aufs schärfste verdächtigte brisante Information nicht zuletzt über ihn selber zu haben. Mit von der Partie waren Kastellanin Rovenna von Rossenrück und der Hausritter Deromir Leuwart von Rossreut. Welch illustre Gruppe, dachte sich Edorian im Stillen.

So durchstreifte die Gruppe das Jagdrevier. Rovenna und Deromir hatten sich etwas abgesondert, scheinbar hatten sie eine Fährte gefunden. Nun waren es also nur noch Mulziber und Edorian. Mit Speer, Armbrust und Bogen bewegten sie sich vorsichtig durch das Unterholz. Mulziber wies Edorian an stehen zu belieben. Er selber ging vorsichtig einige Schritte weiter.

Das Knacken eines Astes schreckte einen Eber auf, der jedoch nicht etwa die Flucht antrat, sondern wie im Rausch auf Mulziber zu preschte. Dieser blieb völlig starr vor Schreck stehen und sah den Keiler mit weit aufgerissenen Augen an. Geistesgegenwärtig spannte Edorian seinen Bogen und zielte – doch nicht etwa auf den Eber, sondern auf den Reichsvogt. Tausend Gedanken gingen dem Waldsteiner durch den Kopf. `Ich kann hier und jetzt alles beenden´. Pfeilschnell sauste das tödliche Geschoss seinem Ziel entgegen und traf. Stille.