Geschichten:...heldenhaft gefallen: Unterschied zwischen den Versionen

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|Titel=...heldenhaft gefallen
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|Reihe=Die dunkle Seite
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|Teil=7
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|Vor=Die dunkle Seite - Über die Toten nur Gutes
|Zurück=Die dunkle Seite - Zum Wohle des Reiches ...
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Version vom 18. Dezember 2016, 18:27 Uhr

Oberst Wallbrord von Löwenhaupt-Berg hatte sich mit den ihn begleitenden Teilen seines Stabes eine provisorische Deckung hinter der Wand eines zerstörten Lagerhauses im Hafenviertel Mendenas gesucht, um das weitere Vorrücken seiner Truppen zu erörtern. Schließlich wandte er sich an seinen Sohn, der ihn als Hauptmann und Befehliger eines Banners auf diesen Feldzug begleitet hatte. Er blickte ihn kurz mit einer Mischung aus Stolz und Kummer an. 'Der Junge hat sich wirklich gemacht', ging es Wallbrord durch den Kopf, 'das macht alles nur noch schwerer, verdammt!'
"Ugdalf, siehst du die große Kaianlage dort hinten? Du wirst mit deinem Banner und einer Kompanie Armbruster versuchen, die Anlage zu erobern und zu sichern, damit wir dann halbwegs ungefährdet durch das gegenüberliegende Stadttor ins Zentrum der Stadt vorstoßen können. Soweit verstanden?"
Ugdalf von Löwenhaupt-Hauberach nickte kurz, warf aber ein: "Angesichts der Anzahl der Verteidiger und ihrer guten Deckung dürfte das eine sehr verlustreiche Sache werden und viele Leben kosten. Ich plädiere stattdessen dafür, dass-"
"Einwand zur Kenntnis genommen." erwiderte sein Vater unwirsch. So tapfer und fähig sein Sohn als Offizier auch sein mochte: die nötige Härte, auch unter schwierigen Umständen zu führen und bei Bedarf unpopuläre Entscheidungen zu treffen, ging ihm einfach ab, Daran würde sich wohl nie etwas ändern. Und darum war er als Erbe des Baronsreifs auch ungeeignet, so sehr Wallbrord diese Erkenntnis auch schmerzte. Nach einer kurzen Denkpause fuhr er immer noch ungehalten fort: "Dass das kein Spaziergang wird, ist mir auch klar, mein Junge. Aber um weiter ins Stadtzentrum vorstoßen zu können, müssen zuvor die feindlichen Stellungen in unserem Rücken eingenommen werden. Ja, das ist keine einfache Aufgabe und ja, dabei wird es auch auf unserer Seite nicht unerhebliche Verluste geben. Aber die sollten sich nach meiner Einschätzung jedoch in einem annehmbaren Rahmen bewegen. Sonst noch was?"
"Nein Vater." antwortete Ugdalf mit steinerner Miene. Er wusste aus vielen ähnlich gelagerten Gesprächen in der Vergangenheit, wie wenig Sinn es machte, mit ihm diskutieren zu wollen. Und dann auch noch diese schulmeisterliche Art, zumal Wallbrord doch genau wusste, wie sehr er es hasste - noch dazu vor Dritten - als 'mein Junge' tituliert zu werden! Manche von Ugdalfs Soldaten hatten sogar schon heimlich begonnen, ihn, wenn sie unter sich zu sein glaubten, nicht mehr als Hauptmann sondern als 'unser Junge' zu betiteln. Auch der Umstand, dass Wallbrord seine Soldaten eher als Garadanspielsteine, denn als Menschen aus Fleisch und Blut betrachtete, hatte schon zu weit mehr als einem Streit zwischen Vater und Sohn, der eine solch´ zynische Denkweise seit seiner Zeit in Wehrheim einfach nur widerlich fand, geführt. Vielleicht sollte er, wenn alles vorbei war, noch einmal versuchen, eine offene Aussprache mit seinem Vater anzustreben, dachte sich Ugdalf, auch wenn er sich davon nicht wirklich viel versprach.
"Gut, wir haben auch nicht die Zeit, um hier alles - am besten noch bei Tee und Gebäck - auszudiskutieren", erwiderte Wallbrord mit einem Anflug von Spott in der Stimme, was seinen Sohn erneut zu treffen schien. "Hauptfrau Streitberger, ihr werdet-"

Ptok.

Wallbrords Körper bäumte sich kurz auf und der Oberst - wie auch die Umstehenden - blickten erstaunt auf den Pfeil, der im Unterleib des Barons steckte und dessen Wappenrock rasch rot färbte. Geistesgegenwärtig fing Ugdalf den zur Seite kippenden Körper seines Vaters auf und legte ihn behutsam auf den Boden. "Sofort die Gegend absuchen und sichern, bevor wir weiter aus dem Hinterhalt beschossen werden! Und schafft einen Heiler herbei!" schrie er, bevor er sich wieder seinem Vater zuwandte. Aller Groll, den er ihm gegenüber noch vor wenigen Augenblicken gehegt hatte, war nun verflogen und schien unendlich weit weg.
"Vater, halte aus, ein Heiler ist unterwegs."
"Nett, dass Du das sagst, aber wenn er nicht gerade ein Magier ist, der sich in den nächsten Augenblicken hierher teleportiert, wird er wohl zu spät kommen, mein Junge. Bauchwunden sind eine ziemlich hässliche Sache und deren Blutungen nur schwer zu stoppen. Habe ich alles schon mehr als einmal mit ansehen dürfen. Die Siegesfeier werdet ihr wohl ohne mich begehen müssen." erwiderte Wallbrord mit sarkastischem Unterton.
"Aber wir müssen doch-" erwiderte Ugdalf mit hörbarer Verzweiflung in der Stimme.
"Ich muss bald gar nichts mehr," schnitt der Oberst seinem Sohn das Wort ab, wobei seine Stimme deutlich leiser und schwächer wurde, "aber Du solltest noch einen Moment zuhören, bevor ich diese Welt verlasse. Nimm´ das Familienschwert und gib´- *hust*
"Ich werde gut darauf achtgeben. Ich verspreche es, Vater. Auch als Dein Nachfolger auf dem Baronsstuhl werde ich alles daransetzen, Dir Ehre zu machen.", sprach Ugdalf mit belegter Stimme.
Mit entsetztem Blick wandte sich der Sterbende ein letztes Mal an seinen Sohn. "Nein, *hust* Du verstehst nicht! Schwert und Lehen sollen-" ein weiterer, noch schlimmerer Hustenanfall unterbrach die Worte des Obristen, die mittlerweile kaum mehr als ein Flüstern waren. "Du sollst-" mit einem letzten Aufbäumen endete die Rede des Barons und sein Körper sackte zusammen.

Wallbrord von Löwenhaupt-Berg jüngeren Hauses hatte die Reise über das Nirgendmeer angetreten.